Dubai investiert Milliarden in ein nachhaltiges Abwassersystem

Die Dubai Municipality hat das ehrgeizige Projekt "Dubai Strategic Sewerage Tunnels" (DSST) gestartet. Das 22 Milliarden US-Dollar (US$) teure Vorhaben soll bis 2033 in mehreren Phasen umgesetzt werden. Ausschreibungen für internationale und lokale Unternehmen werden voraussichtlich im laufenden Jahr 2024 bekannt gegeben.

Klimawandel und Städtebau bringen Kanalisation an ihre Grenzen

Die Abwasserinfrastruktur Dubais kommt insbesondere bei Starkniederschlägen an ihr Limit. Ein markantes Beispiel dafür waren die extremen Regenfälle im April 2024, die zu Überschwemmungen und erheblichen Beeinträchtigungen führten. Wochenlang waren U-Bahnhöfe geschlossen und Straßen gesperrt. Diese Ereignisse zeigten die Notwendigkeit einer robusteren und effizienteren Entwässerungslösung. Es wurde deutlich, dass das Abwassernetz im Emirat Dubai der rasanten Stadtentwicklung hinterherhinkte. 

In der Wirtschaftsmetropole wird ein System zur Abwasserentsorgung verwendet, das mechanische Pumpen einsetzt, um das Abwasser von den Gebäuden zu den Kläranlagen zu transportieren. Das gesamte Netz umfasst derzeit mehr als 3.000 Kilometer und 57 Regenwasserpumpstationen, 110 Unterstationen sowie 13 Hauptpumpstationen. Die beiden wichtigsten Abwasserbehandlungsanlagen in Warsan und Jebel Ali haben zusammen eine Tageskapazität von etwa 1 Million Kubikmetern.

Das DSST-Projekt soll die Entwässerungskapazität verachtfachen. Damit wird die Stadt besser auf klimawandelbedingte Ereignisse vorbereitet, betont Majid Al Zaabi von der Dubai Municipality. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Reduzierung des Risikos von Wasseransammlungen und damit verbundenen Umwelt- und Infrastrukturschäden, erläutert Al Zaabi weiter. 

Gravitationssystem gilt als nachhaltige Alternative

Das DSST-Projekt will das bestehende Abwassersystem von einem Pumpensystem auf ein Gravitationssystem umstellen. Die aktuellen Pumpstationen werden weitestgehend stillgelegt und neue Rohrleitungen gebaut. Diese nutzen die Schwerkraft, um das Abwasser zu den Kläranlagen zu befördern.

Ein Gravitationssystem bietet mehrere Vorteile: Es senkt die Betriebskosten, da weniger Energie für den Transport des Abwassers benötigt wird und reduziert die Abhängigkeit von mechanischen Pumpen, die wartungsintensiv und anfällig für Ausfälle sind. Zudem ist ein solches System langfristig stabiler und zuverlässiger. Es ist auch umweltschonend, da der Energieverbrauch und die CO₂-Emissionen gesenkt werden.

Projektumfang und Details

Das DSST-Projekt ist in vier separate Pakete unterteilt, die jeweils unterschiedliche Abschnitte und Aufgaben umfassen. Diese Pakete werden als öffentlich-private Partnerschaften (PPP) ausgeschrieben. Die Konzessionsperioden liegen zwischen 25 und 35 Jahren.

Die ersten drei Pakete J1, J2 und W werden unter dem Modell "Design-Build-Finance-Operate-Maintain" (DBFOM) betrieben. Das Konsortium übernimmt dabei die Verantwortung für Design, Bau, Finanzierung, Betrieb und Wartung über den gesamten Lebenszyklus des Projekts.

Das vierte Paket J3 wird unter dem Modell "Design-Build-Finance" (DBF) betrieben. Hier endet die Verantwortung des Konsortiums nach der Fertigstellung. Der Betrieb und die Wartung gehen anschließend auf die Dubai Municipality über. Somit übernimmt die öffentliche Hand die langfristige Verantwortung für den Betrieb und die Wartung.

Technische und finanzielle Beratung

Die Dubai Municipality berief die in Abu Dhabi ansässige Tribe Infrastructure Group zum Haupt- und Finanzberater, die britische Firma Ashurst zum Rechtsberater und die US-amerikanische Firma Parsons zum technischen Berater für das DSST-Projekt.

Zeitplan und Perspektiven

Die Ausschreibungen für die verschiedenen Pakete werden im Abstand von sechs bis zwölf Monaten veröffentlicht. Interessierte Konsortien aus Sponsoren, EPC-Auftragnehmern (Engineering, Procurement, Construction) und Betriebs- und Wartungsauftragnehmern (O&M) müssen sich für die Teilnahme an den Ausschreibungen qualifizieren.

Chancen für deutsche Unternehmen

Für deutsche Unternehmen ergeben sich vielversprechende Möglichkeiten: Firmen aus dem Ingenieur- und Bauwesen mit Erfahrung in großangelegten Infrastrukturprojekten können eine Schlüsselrolle beim Bau und der Modernisierung des Entwässerungsnetzes spielen. Firmen mit innovativen Wassermanagement-Technologien erhalten die Chance, ihre Lösungen zur Sammlung und Aufbereitung von Abwasser einzubringen. Experten für nachhaltige Infrastrukturentwicklung sind gefragt, um sicherzustellen, dass das Projekt internationalen Umweltstandards entspricht.

Die starke Konkurrenz erfordert jedoch attraktive und wettbewerbsfähige Angebote. Deutsche Unternehmen sollten sich mit den rechtlichen und regulatorischen Anforderungen in Dubai vertraut machen und sich an lokale Arbeitsbedingungen und Umweltvorschriften anpassen. 

Notwendig sind darüber hinaus ausreichende finanzielle Ressourcen beziehungsweise geeignete Partner zur Finanzierung. Für die Pakete, die Betrieb und Wartung umfassen, müssen Unternehmen zudem ausreichende Ressourcen und eine langfristige strategische Planung sicherstellen.