Zollbericht Vereinigtes Königreich Internationale Handelsabkommen
Handelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und Kanada
Die Parteien wollen sich vom Roll-Over-Abkommen lösen und ein neues, eigenständiges und modernes Abkommen aushandeln. Die Verhandlungen hierzu wurden bereits aufgenommen.
25.01.2023
Von Dr. Melanie Hoffmann, Susanne Scholl | Bonn
Seit dem 1. Januar 2021 müssen die Briten über eigene Handelsabkommen verfügen, wenn sie weiterhin von einem begünstigten Handel profitieren wollen. Dies gilt auch für den Handel mit Kanada. Seit dem 1. April 2021 greifen beide Parteien auf das Roll-Over-Agreement (Anschlussabkommen) zurück. Das Anschlussabkommen sieht bereits vor, Verhandlungen zu einem neuen tiefgründigen Freihandelsabkommen aufzunehmen.
Verhandlungen über ein neues Abkommen aufgenommen
Die Verhandlungen haben am 24. März 2022 begonnen und sollten bis April 2025 abgeschlossen sein. Nun stoppt das Vereinigte Königreich die Handelsgespräche mit Kanada im Streit um hormonbehandeltes Rindfleisch.
Aufbauend auf dem Roll-Over-Abkommen sollte das neue Handelsabkommen auch weitere Themen, wie zum Beispiel Digitalisierung, Innovationen und Umwelt beinhalten und entsprechend regeln. Die konkreten Verhandlungsziele des Vereinigten Königreiches werden im "UK's Strategic Approach" zusammengefasst und erläutert. Kanadas Ziele werden dagegen in "Canada's Objectives for Negotiations for a Canada-United Kingdom Free Trade Agreement" zusammengefasst.
Anschlussabkommen seit April 2021 in Kraft
Am 21. November 2020 haben sich der britische Premier Boris Johnson und der kanadische Premierminister Justin Trudeau darauf verständigt, das vorläufig angewendete Umfassende Wirtschafts- und Handelsabkommen zwischen der EU und Kanada (CETA) über den 31. Dezember 2020 hinaus fortzuführen. Aufgrund einiger Verzögerungen ist das Abkommen zwischen dem VK und Kanada nicht wie geplant zum 1. Januar 2021, sondern erst am 1. April 2021 in Kraft getreten.
Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Roll-Over-Abkommen. Das bedeutet, dass das bestehende Abkommen der Europäischen Union (EU) und Kanada (vorläufige Anwendung) übernommen und in ein bilaterales Abkommen zwischen dem VK und Kanada umgewandelt wurde.
Das Anschlussabkommen (Agreement on Trade Continuity / TCA) regelt dabei in erster Linie die Übernahme von CETA zwischen der EU und Kanada durch das Vereinigte Königreich und Kanada. Gemäß Art. IV des Anschlussabkommens übernehmen die Parteien die Regelungen des CETA-Abkommens, sollen aber auch spätestens am 1. April 2022 mit den Verhandlungen zu einem neuen tiefgründigen Freihandelsabkommen beginnen.
Kanada ist CPTPP-Mitglied
Parallel verhandeln die Briten eine Mitgliedschaft in der transpazifischen Partnerschaft (Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership/CPTPP), um von weiteren Handelsbeziehungen sowie besseren Marktzugängen zu profitieren.
Die Verhandlungen zwischen dem VK und Kanada über ein neues und modernes Freihandelsabkommen zeigen den Plan der Briten, neue und tiefgründige Handelsbeziehungen, unter anderem mit den Mitgliedern der CPTPP, aufzubauen.
Quellen/Weiterführende Informationen:
- Pressemitteilung über die Aufnahme der Verhandlungen über ein neues und modernes Abkommen, 24. März 2022
- Informationen, Dokumente und Verhandlungsziele aus Sicht der Briten
- Informationen, Dokumente und Verhandlungsziele aus Sicht der Kanadier
- Text des Anschlussabkommens