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Wirtschaftsumfeld | Vietnam | Stadtentwicklung

Hanoi will smarter und moderner werden

Vietnams Hauptstadt Hanoi steht im Schatten von Ho-Chi-Minh-Stadt mit ihrer imposanten Skyline. Großprojekte sollen Hanoi zu mehr Glanz verhelfen.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Die Stadt Hanoi leidet heute wie viele asiatische Metropolen unter Wohnungsnot bei stark steigenden Grundstücks- und Mietpreisen, Umweltverschmutzung und Verkehrschaos. Sie hat sich anders entwickelt, als die Autoren des letzten Generalplans für Hanoi von 2011 vorgesehen hatten: Satellitenstädte sollten das übervölkerte Zentrum entlasten. Aber die Rechnung ging nicht auf. Die Gebiete vor den Toren der Stadt sind schlecht per Straße und öffentlichem Verkehr angebunden, weisen kaum Schulen und Krankenhäuser auf und haben sich daher als wenig attraktiv erwiesen. Das Zentrum zog weiter Einwohner an, weil weder Ministerien noch Universitäten ausgesiedelt wurden und Höhenbeschränkungen für viele neue Bauten nicht durchgesetzt wurden. Die Stadt wuchs auf über 8 Millionen Einwohner an, gegenüber einer Zielgröße 7,3 Millionen. 

Ein neuer Plan soll einiges gerade biegen. Er ist Ende 2023 veröffentlicht, aber noch nicht offiziell verabschiedet worden. 

Roter Fluss als neue Entwicklungsachse

Der neue Generalplan von Hanoi bis 2045 setzt in der Ausrichtung der Stadt neue Akzente. Die Stadt soll sich dem Roten Fluss zuwenden, der das Stadtzentrum im Norden und Osten begrenzt. Derzeit dient das Schwemmland in Stadtnähe jenseits der Deichstraßen vor allem als Anbaufläche auch für Bananen (weshalb ein Teil als Bananeninsel bekannt ist) und für die Verladung von Baustoffen. Künftig soll das Land an beiden Ufern "harmonisch" urbanisiert werden. Auch zum Hochwasserschutz sollen die Ufer westlich der Thăng-Long-Brücke als Auenlandschaft erhalten werden und südlich der Thanh-Trì-Brücke als Ackerflächen.

Das Großvorhaben Starlake, das seit dem Projektstart 2006 nur langsam vorangekommen ist, soll weiter die Innenstadt entlasten. Viele Ministerien und staatliche Stellen sollen aus dem Zentrum in dieses Neubaugebiet westlich vom Hồ Tây, dem größten See der Stadt, umsiedeln. Hier steht seit Ende 2022 ein Forschungszentrum von Samsung. Seitdem sind auch Hotels sowie Büro- und Wohngebäude im Bau.

Metroausbau kommt kaum voran

Die Entwicklung von Satellitenstädten wird hintangestellt. Näher am Zentrum liegende Bereiche sollen erst weiter entwickelt werden, mit mehr sozialer Infrastruktur und einem dichten Metronetz von 10 Linien bis 2035. Das Ziel gilt als unmöglich. Mit großer Verzögerung konnten 2023 und 2024 zwei erste Linien (2A und 3) in Betrieb gehen. Als nächstes sollen weitere Teile der Linien 2 und 3 ausgeschrieben werden.

Etliche Metroprojekte sind in verschiedenen Studienphasen, aber der Schlüssel ist die Finanzierung. Investoren für den Metroausbau könnten im Gegenzug Grundstücke im Umfeld der Metrostationen übertragen bekommen. Die Regierung hofft damit auch auf die Sanierung maroder Wohngebäude aus den 1960er und 1970er Jahren, die sich auf diesen Grundstücken befinden.

Die Metrolinie 5 soll künftig ins Innovations- und Forschungszentrum Hòa Lạc führen, das knapp 40 Kilometer westlich der Stadt weiter wachsen soll. Dies ist die einzige Satellitenstadt, die sich in den letzten Jahren stark entwickelt hat. Hier öffnete 2023 ein Nationales Innovationszentrum und die vietnamesische Softwarefirma FPT hat hier einen großen Campus errichtet. Trotz Steuervergünstigungen lassen sich bisher nicht viele ausländische Tech-Firmen vor die Tore der Stadt locken, da sie fürchten, dass für den entlegenen Standort schwer Mitarbeiter zu gewinnen sind. 

Neue Leuchtturmprojekte

Eine weitere Entwicklungsachse führt über den Roten Fluss in den Norden Richtung internationaler Flughafen Nội Bài. Hier ist eine Art Flughafenstadt angedacht, die Stadtprojekte umfassen soll, die teilweise schon sehr lange geplant sind. 

Wieder aufgenommen wird hier die ursprünglich 2017 geplante North Hanoi Smart City der Firmen Sumitomo aus Japan und BRG Group aus Vietnam. Auf 272 Hektar sollen hier die erste CO2-neutrale Wohnsiedlung und ein Finanztower, das künftig höchste Gebäude des Landes mit 108 Stockwerken, entstehen. Noch hat der Bau nicht begonnen, aber die Fortführung des Projekts war 2023 auf einer Reise von Premierminister Phạm Minh Chính nach Japan bilateral vereinbart worden. 

Bewegung ist zuletzt auch in das Großprojekt Global Gate gekommen. In einer Art Tauschgeschäft sollte die Firma Vingroup hier ein modernes Messegelände bauen und dafür das alte Messegelände in der Stadt für ein Wohnungsbauprojekt erhalten. Dem Vernehmen nach hat die Firma zuletzt für das alte Messegelände eine Baugenehmigung erhalten, allerdings nicht für Wohnungen, da das Gebiet bereits zu dicht bevölkert ist. 

Für die Wohnungen und Villen, die jetzt neben dem neuen Messegelände entstehen sollen, hat im September 2024 der Verkauf begonnen. Das Konzept für die neuen Messehallen war vor vielen Jahren durch das Architektenbüro gmp und die Ingenieursfirma Inros Lackner aus Deutschland entworfen worden. Beide Firmen sind aber nicht mehr an dem Vorhaben beteiligt.

Flughafen soll deutlich erweitert werden

Eine neue Brücke (Tứ Liên) vom Gelände über den Roten Fluss ins Stadtzentrum soll als Hängebrücke einen spektakulären neuen Blickfang bilden. Sie ist eine von neun geplanten neuen Brücken, die die Hinwendung der Stadt zum Fluss befördern sollen. 

Andere Brücken liegen an den Ringstraßen. Ringstraße 4 ist im Bau, während eine weiter gefasste Ringstraße 5 ab 2030 hinzukommen soll. Etwa 40 Kilometer südlich von Hanoi soll ab 2040 zwischen den Ringstraßen ein zweiter Flughafen für 50 Millionen Passagiere gebaut werden. Zunächst wird der Flughafen Nội Bài erweitert. Der Ausbau von Terminal 2 von 10 auf 15 Millionen Passagiere soll im Februar 2026 abgeschlossen sein. Bis 2030 sollen zwei Terminals für bis zu 30 Millionen Passagieren hinzukommen und die Kapazität des Flughafens auf 60 Millionen Passagiere anheben.

Großprojekte sollen Entwicklung in Hanoi antreibenAuswahl großer Vorhaben
Vorhaben 

Investitionssumme (in Mio. US$)

ProjektstandAnmerkungen
Metroausbau, 10 Linien bis 2035

37.100

Planung: 2024 bis 2030 - 96,8 km (Linien 2, 3, 5); 2031 bis 2035 - 301 km (Linien 1, 4, 6, 7, 8)Verschiedene Finanzierungsquellen inklusive Kredite der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
  darunter Linie 3 (Segment 3.2: Hanoi-Bahnhof bis Hoàng Mai, 8,7 km)1.750Planung; Fertigstellung 2029Finanzierung durch bilaterale Kredite angedacht durch Banken ADB, AFD, KfW 
  Linie 2 (Nam Thăng Long bis Trần Hưng Đạo, 11,5 km)1.640Planung; Fertigstellung bis 2031Finanzierung durch bilaterale Kredite geplant
North Hanoi Smart City (Finanztower, Wohnungen, Einkaufszentrum, 270 ha)4.200Bau könnte noch 2024 beginnenEntwickler: BRG Group (Vietnam), Sumitomo Group (Japan)
Ringstraße 4 (113,5 km)3.562Baustart Juni 2023; Fertigstellung 2027Länge 113,5 km, Finanzierung durch Staatbudget
Starlake (Neue Ministerien, Wohnungen, Einkaufszentren, 186,3 ha)

1.440

Teilprojekte werden gebautEntwickler: THT Development (Südkorea)
Vinhomes Global Gate (Messegelände, Wohnungen, Villen, Einkaufszentren, 265 ha)

1.410

Baustart September 2024 Entwickler: Vinhomes (Vietnam)
Neuer Flughafen (Standort geplant in Bezirken Phú Xuyên und Ứng Hòa)

k. A.

Baustart 2040 geplant, Fertigstellung 20502. internationaler Flughafen von Hanoi für 50 Millionen Passagiere im Jahr
Tứ- Liên-Brücke (11,5 km)838Baustart soll 2025 erfolgen Als Private Public Partnership (PPP) geplant
Trần-Hưng-Đạo- Brücke (5,6 km)671Baustart soll 2025 erfolgen Finanzierung durch Staatsbudget geplant
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

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