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Wirtschaftsausblick | Vietnam

Vietnams Wirtschaft wird weiter wachsen

Das Plus wird sich 2025 bei etwas über 6 Prozent einpendeln. Mögliche US-Handelssanktionen könnten in Vietnam starke Auswirkungen haben.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Wirtschaftsentwicklung: Solides Wachstum mit etwas weniger Dynamik 

Die Konjunkturaussichten in Vietnam für das Jahr 2025 sind laut Experten positiv. Der Internationale Währungsfonds beziffert das Wirtschaftswachstum für 2024 mit 6,1 Prozent und prognostiziert für 2025 ein gleichbleibendes Wachstum. Nach jüngsten Daten schätzt Germany Trade and Invest (GTAI) das Wirtschaftswachstum im noch laufenden Jahr eher auf 7 Prozent und sagt einen Rückgang im Jahr 2025 auf ein Niveau von 6 bis 6,5 Prozent voraus. Auch das starke Exportwachstum dürfte nach der kräftigen Erholung im Jahr 2024 etwas abflauen. 

 

Die ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment; FDI) steuern im Jahr 2024 auf ein Rekordniveau von 23 Milliarden US-Dollar (US$) zu. Durch FDI-Zuflüsse wird die Produktion und Beschäftigung in der Industrie weiter angetrieben. Damit wird sich der Konsum 2025 weiterhin erholen und zum Wachstum beitragen. Um den Privatverbrauch zu stützen, hat die Regierung Anfang Dezember 2024 die Absenkung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte von 10 auf 8 Prozent auf die meisten Produkte bis Mitte 2025 verlängert.  

Die Inflation geht nur langsam zurück und wird sich voraussichtlich für das Gesamtjahr 2024 bei etwas unter 4 Prozent einpendeln. Impulse kommen vom Auslandstourismus, der sich 2024 mit 17 Millionen bis 18 Millionen Reisenden fast vollständig von vergangenen Schocks erholt hat. 

Der Staat versucht, die Kreditvergabe an die Privatwirtschaft anzutreiben. Die Zentralbank hat die Obergrenzen für Banken heraufgesetzt. Damit hat die Kreditvergabe an die Privatwirtschaft im 4. Quartal 2024 einen deutlichen Schub erhalten.

Die Regierung macht zum Jahresende 2024 hin starken Druck, um staatliche Investitionsprojekte zu beschleunigen. Bis November 2024 waren erst 74 Prozent der Mittel für das Jahr abgeflossen. Großprojekte wie der Nord-Süd-Autobahnausbau oder der neue Flughafen von Ho-Chi-Minh-Stadt laufen auf Hochtouren.

Hintergrundinformationen zu diesen und weiteren Wirtschaftsdaten bietet unsere Reihe Wirtschaftsdaten kompakt.

Top-Thema: Regierung will Reformen für zweistelliges Wirtschaftswachstum umsetzen

Seit der neue Generalsekretär To Lam im August 2024 an die Staatsspitze vorgerückt ist, kommt Bewegung in die Wirtschaftspolitik. Mit Reformen will die Regierung das Wachstum ab 2026 auf ein zweistelliges Niveau heben. Die Reform soll bürokratische Hindernisse für die Wirtschaft ausräumen und Geld sparen, das dann etwa für die geplante Hochgeschwindigkeitszugstrecke eingesetzt werden kann. In den kommenden Monaten werden etliche Ministerien zusammengeführt. Ob diese Reformen ausreichen, um das Wachstum entsprechend zu heben, ist ungewiss.

Beobachter befürchten, dass während der Umsetzungsphase Genehmigungen eher noch länger dauern dürften als bisher schon. Eine schnellere Genehmigungspraxis würde auch deutschen Unternehmen helfen. Parallel zu den Reformen hat die Nationalversammlung ein neues Elektrizitätsgesetz verabschiedet. Damit sollen geplante Energieprojekte, die seit Jahren stocken, umgesetzt werden können.

Erneute Trump-Präsidentschaft könnte positive und negative Folgen haben 

Das kommende Jahr ist mit besonders hoher Unsicherheit behaftet. Vietnam hat, zusammen mit Mexiko, am meisten von den Handelssanktionen in der ersten Präsidentschaftsperiode von Donald Trump profitiert. Beide Länder haben in den letzten fünf Jahren jeweils 1,8 Prozentpunkte an Anteilen an den US-amerikanischen Importen gewonnen, wohingegen China 7,8 Prozentpunkte verloren hat. Zahlreiche Produktionsstätte, vor allem für Elektronik und Möbel, wurden in Vietnam aufgebaut, um Strafzöllen gegen chinesische Einfuhren zu entgehen. 

Eine Möglichkeit ist, dass dies erneut passiert. Andererseits kann Vietnam auch selbst ins Visier der US-Administration und von Strafzöllen geraten. Das asiatische Land steht 2024 auf der Liste der Länder, mit denen die USA ein Handelsdefizit haben, an dritter Stelle nach China und Mexiko. Auch wenn keine Sanktionen direkt gegen Vietnam ergriffen werden, würden Handelssanktionen gegen China voraussichtlich durch ein geringeres Wachstum in China die chinesische Nachfrage nach vietnamesischen Produkten senken.

Deutsches Perspektive: Maschinennachfrage hinkt Aufschwung hinterher

Die Exportsektoren haben sich zwar vor allem in der 2. Jahreshälfte 2024 kräftig erholt. Aber die Inputpreise sind gestiegen und die Margen sind geringer als zuvor. Entsprechend eng ist der finanzielle Spielraum für Investitionen vieler Industrieunternehmen in Vietnam. Durch die erwartbaren US-Sanktionen könnte der Konkurrenzdruck für deutsche Ausrüstungslieferanten durch chinesische Anbieter steigen, die dann mit niedrigen Preisen und guten Zahlungskonditionen auf den vietnamesischen und auf andere südostasiatische Märkte drängen werden.

Einen Überblick über die Standortbedingungen bietet unser Wirtschaftsstandort. In der GTAI-Reihe Arbeitsmarkt finden Sie alle Informationen zur generellen Verfügbarkeit von Arbeitskräften, Lohnkosten und Arbeitsrecht. Alle Informationen zu Vietnam finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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