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Wirtschaftsumfeld | Algerien | Investitionsklima

Regierung arbeitet an der Verbesserung des Investitionsklimas

Algerien möchte mehr ausländische Investitionen anziehen. Neue Investitionsgesetze und die Abschaffung des Joint Venture-Zwangs sind wichtige Signale.

Von Friedrich Henle | Berlin

Große Projekte, beispielsweise im Infrastrukturbau oder im Öl- und Gassektor, haben in Algerien zu zahlreichen Beteiligungen ausländischer Firmen geführt. Als Pluspunkte werden eine gute Infrastruktur und günstige - da subventionierte - Preise für Strom und Gas gesehen. Die Regierung hat mit den Finanzgesetzen im Jahr 2020 den Joint Venture-Zwang in nicht strategischen Sektoren wieder aufgehoben und damit einen wichtigen Kritikpunkt ausländischer Investoren aufgegriffen.

Nachholbedarf an ausländischen Direktinvestitionen

Ein gutes Drittel des ausländischen Investitionsbestands (FDI) in Algerien stammen von Unternehmen aus der EU (Wert 2020: circa 12 Milliarden Euro). Im wichtigen Öl- und Gassektor gilt die italienische Eni als größte Investorin. Insbesondere chinesische und türkische Investitionen haben in Algerien zuletzt stark zugenommen.

Die algerische Regierung begrüßt öffentlich ausländische Direktinvestitionen. Ein im Regionalvergleich schwierigeres Geschäftsklima und ein sich änderndes regulatorisches Umfeld waren für Unternehmen bisher aber häufig ein Hindernis für ein größeres Engagement im Land. Die Bedeutung von FDI für die nationale Volkswirtschaft ist im Ergebnis geringer als in anderen Ländern der Region: Ende 2022 machten die FDI laut Statistiken der UNCTAD in Algerien einen Anteil von 17,4 Prozent des BIP aus, in Marokko von 45,8 Prozent und in Tunesien von 84,7 Prozent.

Seit Amtsantritt des Präsidenten Abdelmadjid Tebboune im Jahr 2019 sind aber Schritte unternommen worden, um das Land für ausländische Unternehmen attraktiver zu gestalten. Dazu zählen die Abschaffung des Joint Venture-Zwangs in nicht strategischen Sektoren, eine für ausländische Unternehmen attraktivere Gesetzgebung im Öl- und Gassektor sowie ein neues Investitionsgesetz im Jahr 2022 mit neuen Förderregimen.

Algerien verfolgt weiterhin eine Politik der Importsubstitution, um die Entwicklung der lokalen Industrie zu fördern. Das führt bisweilen zu regulatorischer Unsicherheit, Versorgungsengpässen, höheren Preisen und einer begrenzten Auswahl an Konsumgütern.

Als Investitionsstandort hat Algerien für deutsche Unternehmen noch nicht die Bedeutung erlangt, die beispielsweise die diversifizierteren Volkswirtschaften Tunesien, Ägypten oder Marokko aufweisen. Dennoch sind etliche deutsche Unternehmen in verschiedenen Branchen vor Ort aktiv, teilweise schon seit vielen Jahren. Die Deutsche Bundesbank gibt an, dass Ende 2021 insgesamt 27 deutsche Unternehmen in Algerien investiert hatten. Diese Unternehmen erzielten einen Jahresumsatz von zusammen 751 Millionen Euro und beschäftigen etwa 5.000 Angestellte.

Auswahl großer deutscher Investoren in Algerien (Stand: Oktober 2023)

Unternehmen

Branche

Anzahl Mitarbeitende

HenkelKonsumgüter

520

LindeChemie

400

KnaufBaustoffe

350

SiemensAutomatisierung, Energietechnik

300

LiebherrBaumaschinen

120

Quelle: AHK Algerien, Oktober 2023

Investitionsförderung: Vorteile für Großprojekte und Vorhaben in Strukturförderregionen

Der algerische Staat gewährt Investitionsprojekten finanzielle Unterstützung, in erster Linie durch Steuererleichterungen oder Rabatte auf die Sozialversicherungsabgaben. Das im Juli 2022 veröffentlichte, neue Investitionsgesetz hat die Förderinstrumente neu strukturiert und förderfähige Investitionen in drei Anwendungsfälle eingeteilt:

  • Sektorförderung: Bergbau, Landwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie, Pharma, Petrochemie, Tourismus, erneuerbare Energien, IKT
  • Regionalförderung: Regionen "Hauts Plateaux" (Regierungsbezirke südlich der Mittelmeerregion) und "Grand Sud" (algerisches Sahara-Gebiet) sowie weitere Gebiete, die durch Verordnung als förderfähig festgelegt sind
  • Strukturförderung: Großprojekte mit mindestens 500 neuen Arbeitsplätzen und einer Investitionssumme von umgerechnet mindestens 68 Millionen Euro

Unternehmen profitieren unter anderem von der Befreiung von Einfuhrzöllen und der Mehrwertsteuer auf Investitionsgüter, die in der Aufbauphase des Vorhabens notwendig sind - je nach Anwendungsfall über drei oder fünf Jahre. Hinzu kommen die Befreiung von der Grundsteuer über einen Zeitraum von zehn Jahren. In der Betriebsphase sind Investoren von der Körperschaftssteuer und der Gewerbesteuer befreit - je nach Anwendungsfall und Projekt über drei bis zehn Jahre. Vorhaben, die in die Kategorien Regionalförderung oder Strukturförderung fallen, profitieren automatisch von längeren Förderzeiträumen.

Ansprechpartner für Investoren ist die im Jahr 2022 neu gegründete Investitionsförderagentur AAPI (Agence Algérienne de Promotion de l’Investissement). Sie bietet Beratung an, begleitet Investoren bei Behördengängen und überprüft die projektspezifischen Voraussetzungen für die Investitionsförderung. Für den Markteintritt in Algerien steht deutschen Unternehmen auch die Deutsch-Algerische Industrie- und Handelskammer (AHK Algerien) zur Seite.

Zusätzlich zu den beschriebenen finanziellen beziehungsweise steuerlichen Anreizen offerieren staatliche Fonds Finanzierungsmittel in Form von Krediten, Beteiligungen oder Garantien, so beispielsweise der Fonds National d' Investissement für kleine und mittlere Unternehmen oder der Algerian Startup Fund für Neugründungen.

Internationale Geberinstitutionen spielen für die Finanzierung von Projekten in Algerien dagegen bisher keine Rolle. Gleichwohl hat das Land erfolgreich eine Mitgliedschaft in der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) beantragt. Mit deren Finanzierungsangeboten sollen der Privatsektor gestärkt und Arbeitsplätze geschaffen werden.

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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