Über weitere Schulden finanzierte Konjunkturpakete sollen die Wirtschaft ans Laufen bringen. (Stand: 2. Dezember 2021)
Die für den August 2022 angesetzten Präsidentschaftswahlen werfen ihre Schatten voraus. Die gegenwärtige Regierung unter Präsident Uhuru Kenyatta ist bemüht, die lahmende Wirtschaft wieder ans Laufen zu bringen. Im Rahmen der "Post Covid-19 Economic Recovery Strategy 2020-2022 (ERS)" will die Regierung 929,5 Milliarden Kenia-Schillinge (etwa 7 Milliarden Euro) für die Wiederbelebung der heimischen Wirtschaft bereitstellen.
Das Land hat bereits 2021 einen weiteren Eurobond ausgegeben, der ihm 1 Milliarde US-Dollar (US$) in die Kassen spülte. Und im Februar 2021 hat der Internationale Währungsfonds (IWF) Kenia einen Kredit über 2,4 Milliarden US$ gewährt. Weitere Gelder wird der Staat noch beschaffen müssen. Es ist unter anderem davon auszugehen, dass Infrastrukturprojekte angestoßen werden.
Ratingagenturen stufen Kenia aufgrund hoher Staatsverschuldung herunter
Ein großes Problem bleibt indes die Verschuldung des kenianischen Staatshaushalts. Bereits vor Pandemiebeginn lag sie bei mehr als 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Inzwischen dürfte die 70-Prozent-Marke erreicht worden sein. Verschiedene Ratingagenturen haben das Kreditausfallrisiko für Kenia inzwischen als höher eingestuft.
Dies erschwert zusätzlich die Aufnahme von Krediten auf dem kommerziellen Kapitalmarkt. Für den Mitte 2021 ausgegebenen Eurobond musste Kenia einen Zinssatz von 6,3 Prozent anbieten. Die Geber halten den Fiskus dazu an, seine Steuereinnahmen zu erhöhen. So wurden Steuererleichterungen aus dem Jahr 2020 Anfang 2021 wieder rückgängig gemacht. Auch berichten Unternehmen von zunehmend rigiden Methoden der Kenya Revenue Authority (KRA) beim Eintreiben der Steuern.
EU hilft mit günstigen Krediten für Klein- und Mittelständler
Angesichts der hohen Staatsverschuldung ist der Spielraum für Finanzspritzen für Unternehmen gering. Gleichwohl helfen die EU und die ihr zugehörige Europäische Investitionsbank (EIB). Beide Organisationen zusammen, firmierend unter dem Namen "Team Europe", stellen Mittel in Höhe von 120 Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesem Geld soll Unternehmen geholfen werden, die durch die Pandemie in finanzielle Not geraten sind, speziell im Agrarsektor. Die zinsgünstigen Kredite werden über die kenianische Partnerbank Equity Bank ausgezahlt.
Für in Kenia angesiedelte deutsche Unternehmen ist es schwer, an kenianische Fördermittel zu kommen. Mitunter empfiehlt es sich, Kontakt zu ausländischen Entwicklungsbanken aufzunehmen, wie der zur Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gehörenden Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Die DEG konzentriert sich auf die Förderung des Privatsektors und bietet mit dem Programm "AfricaConnect COVID-19 Response" Unterstützung, speziell für in Afrika aktive europäische Unternehmen, an. Dazu zählen auch Darlehensfinanzierungen.
Bei pandemiebedingten Finanzierungsschwierigkeiten im Rahmen von Handelsgeschäften, zum Beispiel Exporten von Deutschland nach Kenia, berät die AHK Ostafrika mit ihrem "Kompetenzzentrum für deutsche Exportfinanzierung". Die Bundesregierung unterstützt deutsche Exporte über Euler Hermes mit einem Fünf-Punkte Maßnahmenpaket. Zudem können Deckungsanträge in Bezug auf politische und wirtschaftliche Risiken der Handelsgeschäfte zur Prüfung vorgelegt werden.
Kenias ImpfplanEnde 2021 ist nur ein kleiner Teil der über 55 Millionen Kenianer geimpft und viele auch nur einmal; die Impfquote liegt bei unter zehn Prozent. Die Regierung hofft, dass bis zum Jahresende die 10-Millionen-Marke erreicht wird und Mitte 2022 etwa 27,2 Millionen Kenianer geimpft sein werden. Immerhin kommen nun regelmäßige Impfstofflieferungen verschiedener Fabrikate. Weitere Lieferungen von AstraZeneca, Johnson & Johnson, Pfizer/BioNTech und Moderna sind angekündigt worden. |
Von Carsten Ehlers
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Nairobi