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Wirtschaftsumfeld | Malaysia | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Der Fachkräftemangel in Malaysia erfordert kreativere Herangehensweisen von Seiten der Arbeitgebenden. Viele Unternehmen nehmen professionelle Unterstützung in Anspruch.

Von Werner Kemper | Kuala Lumpur

Die Antwort auf die Frage "Wie erreiche ich potenzielle Bewerber und Bewerberinnen?" hat sich auch in Malaysia verändert. Zeitungsannoncen sind zwar in vielen Fällen noch üblich. Immer gebräuchlicher werden jedoch Inserate im Internet, auch auf Plattformen internationaler Anbieter.

In Malaysia häufig genutzte Internetportale für Stellenanzeigen sind:

Um Führungsfunktionen und Fachkräftestellen zu besetzen, greifen immer mehr Unternehmen auf Personalberatungen oder Vermittlungsagenturen zurück. Diese übernehmen die Suche nach passenden Bewerber:innen und unterstützen oft bei der Vorauswahl. Unternehmen sollten dafür klar definieren, was sie von den Interessierten erwarten und welche Qualifikationen diese benötigen. 

Anfang 2024 waren beim malaysischen Arbeitsamt 1.156 Personalberatungen und Vermittlungsagenturen registriert. Davon befanden sich allein 751 im Klang-Valley. Die große Anzahl der Anbieter lässt erahnen, dass das Geschäft lukrativ ist. 

Typischerweise erhalten die sogenannten "Headhunter" im Erfolgsfall zwischen 15 und 30 Prozent des jährlichen Bruttogehalts der vermittelten Person als Honorar vom Auftraggeber. Renommierte Agenturen verlangen ein Drittel der Provision bereits bei der Beauftragung durch das suchende Unternehmen. Das zweite Drittel muss bei Vorstellung geeigneter Kandidat:innen gezahlt werden und das letzte Drittel erhalten sie, wenn es zur Beschäftigung kommt.

Die deutsche Auslandshandelskammer (AHK) in Malaysia bietet ebenfalls Hilfestellung bei der Personalsuche an.

Wenig Streiks und gute Sprachkenntnisse

Gewerkschaften spielen aus Sicht ausländischer Arbeitgeber eine untergeordnete Rolle. Im Allgemeinen versuchen Personalverwaltung und Belegschaft, Konfrontationen zu vermeiden. Auch staatliche Kontrollen und Verhandlungsvollmachten wirken Arbeitskämpfen entgegen. Streiks sind daher selten.

Die weit verbreiteten englischen Sprachkenntnisse sind für ausländische Unternehmen von großem Vorteil. In den letzten Jahren haben sie durch die politisch motivierte Förderung der malaysischen Sprache in den Schulen allerdings abgenommen. Die multiethnischen Bevölkerung wird zumeist mehrsprachig erzogen. Über 50 Prozent sprechen in ihren Familien Bahasa Malaysia, 23 Prozent chinesische Sprachen und 7 Prozent Tamil oder Hindi. 

Betriebe müssen Aus- und Weiterbildung selbst organisieren

Eine große Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft ist die adäquate Aus- und Weiterbildung junger Menschen, zumal die Regierung anvisiert, Malaysia in den Kreis der Hocheinkommensländer zu führen. Die Bildungseinrichtungen, insbesondere Universitäten, bereiten ihre Absolventen oft nicht adäquat auf das Berufsleben vor beziehungsweise deren Qualifizierung entspricht nicht den gesuchten Fachrichtungen. Die Unternehmen gehen daher notgedrungen dazu über, ihre Beschäftigten in Eigenregie auszubilden. Ausländische Firmen kooperieren mit Einrichtungen wie dem German-Malaysian Institute (GMI) oder dem Penang Skills Development Centre, die sich der beruflichen Bildung im technischen Bereich widmen. Zusätzlich schicken internationale Unternehmen qualifizierte Mitarbeitende zur Weiterbildung in die Mutterhäuser im Ausland. 

Derzeit sind in Malayisa etwa ein Dutzend öffentliche Institutionen mit Berufsausbildung (Technical and Vocational Education and Training, TVET) befasst, die ab 2024 in einem nationalen Rat (National TVET Council) zusammengeschlossen werden. Um das Zusammenwirken von schulischer und praktischer Ausbildung zu verbessern, wurde zusätzlich zu den lokalen Berufsbildungssystemen auf Initiative der Deutsch-Malaysischen Industrie- und Handelskammer (Auslandshandelskammer, AHK) ein duales Berufsausbildungssystem nach deutschem Vorbild eingeführt. 

Die AHK koordiniert seit Juni 2014 Ausbildungsgänge für Industrie- und Speditionskaufleute, Mechatroniker, Feinwerkmechaniker und Elektroniker in Automatisierungstechnik sowie die Weiterbildung zu Industrie-4.0-Spezialisten. Auch die weltweit erste vollwertige Meisterausbildung für Mechatronik nach deutschem Standard im Ausland gehört dazu. 18 malaysische und 2 deutsche Meisterschüler sollen im Dezember 2024 sowie 2025 ihre Weiterbildung zum Industriemeister Fachrichtung Mechatronik abschließen. Seit dem Beginn des "German Dual Vocational Training" (GDVT)-Programms im Jahr 2014 bis April 2024 gab es 329 Absolventen (inklusive Industriemeister) in 13 Ausbildungsbetrieben.

Mangelnde Loyalität bereitet Unternehmen Kopfzerbrechen

Ein weiteres Problem auf dem Arbeitsmarkt ist die nicht sehr ausgeprägte Loyalität von Mitarbeitenden gegenüber dem Arbeitgeber. Eine kürzliche Umfrage hat ergeben, dass 94 Prozent der Arbeitgebenden sich Sorgen darum machen, wie sie ihre Mitarbeitenden halten können. Oftmals reicht schon ein geringfügig höherer Lohn, um diese zu einem Arbeitsplatzwechsel zu motivieren. Arbeitnehmende verlassen also nicht nur das Land, um zum Beispiel in Singapur deutlich mehr zu verdienen. Sie wechseln auch innerhalb Malaysias recht häufig den Job, wenn sie sich davon ein etwas höheres Gehalt versprechen.

Viele Unternehmen versuchen dem mit Lohnerhöhungen oder zusätzlichen Sachzuwendungen entgegenzuwirken. Vor allem jüngere Arbeitnehmende erwarten außerdem Zugang zu guten Schulungen, um sich weiter qualifizieren und für höhere Aufgaben empfehlen zu können. Auch die Möglichkeit des hybriden Arbeitens und mehr Freizeit (Work-Life-Balance) spielen eine immer größer werdende Rolle für die Arbeitszufriedenheit.

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