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Branche kompakt | Äthiopien | Landwirtschaft

Äthiopiens Landwirtschaft will mehr produzieren

Mit ihrem Fokus auf niedrige Preise ist Äthiopiens Landwirtschaft für deutsche Zulieferer ein schwieriger Markt. Kaufkraft haben kommerziell arbeitende Farmen und Lohnunternehmen.

Von Ulrich Binkert | Addis Abeba

  • Markttrends

    Dürre, Konflikte, hohe Düngerpreise – Äthiopiens landwirtschaftliche Betriebe erleben schweren Zeiten. Mehr Bewässerung und Unterstützung etwa in der Logistik sollen Impulse geben.

    Äthiopiens Landwirtschaft dürfte in den nächsten ein oder zwei Jahren mit etwa 2 Prozent deutlich langsamer wachsen als der Rest der Wirtschaft. Erst dann könnten vorteilhafteres Wetter und ein Abflauen interner Konflikte wieder bessere Bedingungen schaffen. Gleichzeitig machen der Landwirtschaft die globalen Preissteigerungen für Dünger und Treibstoff zu schaffen. Das Welternährungsprogramm schätzte im Juni 2022, dass die inländische Getreideproduktion dadurch um ein Fünftel sinken wird. 

    Viel Land liegt gerade brach

    Durch eine Dürre im Süden und Südosten sowie bewaffnete Auseinandersetzungen vorwiegend im Norden liegt gegenwärtig geschätzt mehr als ein Zehntel der landwirtschaftlich genutzten Fläche brach. So wurden in der Region Amhara wegen des Konflikts 2021 rund 300.000 Hektar nicht bearbeitet, während es hierzu aus dem benachbarten Konfliktherd Tigray nicht einmal gesicherte Informationen gibt.

    Andererseits prognostiziert das US-Landwirtschaftsministerium für die nächste Saison steigende Erträge bei Weizen und dem wichtigsten Nahrungs- und Futtermittel Mais. In den bedeutenden Anbaugebieten regnete es genug, es gibt besseres Saatgut und die Regierung bewässert mehr Land – Faktoren, die den ganzen Sektor anschieben. Bei Obst und Gemüse soll eine bessere Logistik den Erfolg bei Blumen wiederholen, bei denen Äthiopien in Afrika inzwischen nach Kenia der zweitgrößte Exporteur ist.

    Von Ulrich Binkert | Addis Abeba

  • Struktur der Landwirtschaft

    Äthiopiens Landwirtschaft produziert immer noch meist für den Eigenbedarf, kommerzielle Betriebe sind aber auch nicht immer produktiver. Sehr effizient arbeitet der Blumensektor.

    Von Äthiopiens Agrarflächen sind über 90 Prozent der Subsistenzlandwirtschaft zuzuordnen, mit Betriebsflächen von meist unter 1 Hektar (ha): Nur gut 1 Million von insgesamt 16 Millionen ha bewirtschafteter Fläche entfallen nach der Definition des Statistikamtes auf „profitorientierte“ Betriebe. Die von der Regierung angestrebte „Kommerzialisierung“ des Sektors kommt weiter nur schleppend voran.

    Subsistenzlandwirtschaft dominiert

    Einzelne Erzeugnisse wachsen auch in Intensivkulturen, wie Blumenstecklinge. Der Blumensektor ist in Afrika nach Kenia der zweitgrößte Exporteur und von niederländischen Firmen dominiert. Er bewirtschaftet nach Angaben des zuständigen Verbands 1.700 ha, davon 1.500 ha in Gewächshäusern.

    Eckdaten zur Landwirtschaft in Äthiopien

    Indikator


    Wert

    Einwohner (Mio., 2022)

    114

    Fläche (qkm)

    1.104.300

    Landwirtschaftlich genutzte Fläche (1.000 ha) *)

    15.997

      Getreide

    10.864

        Teff (Zwerghirse)

    2.936

        Mais

    2.621

        Hirse (Sorghum)

    1.786

        Weizen

    2.006

      Hülsenfrüchte

    1.734

        Faberbohnen

    505

        Sojabohnen

    109

      Ölsaaten

    1.053

        Sesam

    650

      Gemüse

    253

        Paprika (red pepper)

    174

      Hackfrüchte

    309

      Obst

    173

        Bananen

    99

      Khat

    340

      Kaffee

    976

      Tee

    7

      Hopfen

    33

      Zuckerrohr

    83

      Baumwolle

    173

    *) Hauptsaison (Meher) von Juni bis September, Abweichungen durch Rundungen, alle Betriebsgrößen („small scale“ sowie „large and medium scale commercial farms“)Quelle: Central Statistical Agency, Agricultural Sample Survey 2020/21 (12.9.20-11.9.21), Large and Medium Scale Commercial Farms Sample Survey; CIA, The World Factbook

    Die kommerzielle Landwirtschaft setzt laut Statistikamt pro Hektar deutlich mehr Dünger und Pestizide ein als die Kleinbauern. Kleinbetriebe nutzten in der Nebensaison (Belg) auf 38 Prozent ihrer Flächen Kunstdünger und auf 11 Prozent Pestizide. Die kommerziellen Betriebe applizierten in der Hauptsaison (Meher) allein auf 82 Prozent ihrer Flächen den meistgenutzten Dünger (NPS) und auf 65 Prozent Pestizide.

    Kommerzielle Betriebe sind nicht per se produktiver

    Gleichwohl sind die Hektarerträge der kommerziellen Betriebe insgesamt kaum höher als bei den Kleinbauern, bei Mais, Hirse und Teff waren sie zuletzt sogar etwas niedriger. Eine sogar größere Produktivität von Kleinbauern konstatiert ein Vertreter der staatlichen Agricultural Transformation Agency (ATA) zum Bespiel bei den Sojalieferungen an den chinesisch-äthiopischen Großverarbeiter Richland im neuen Agroindustriepark Bure.

    Kommerzielle Landwirtschaft nach den wichtigsten Kulturen 1)

    Kultur

    Fläche (1.000 ha)

    Flächenanteil (%) 2)

    Ertrag (t/ha)

    Ertrag (t/ha): Abweichung gegenüber den restlichen Flächen (%)

    Fläche gesamt

    1.046

    6,5

    -

    -

      Weizen

    109

    5,4

    3,32

    9

      Hirse (Sorghum)

    107

    6,0

    2,58

    -4

      Mais

    95

    3,6

    3,90

    -7

      Teff (Zwerghirse)

    8

    0,3

    1,51

    -20

      Sojabohnen

    25

    22,9

    2,50

    0

      Sesam

    280

    43,1

    0,83

    18

      Baumwolle

    173

    100,0

    1,96

    -

      Kaffee

    119

    12,2

    0,74

    8

      Zuckerrohr

    53

    63,9

    123,80

    176

      Tee

    7

    100,0

    10,85

    -

    1) 2020/21 (12.9.20-11.9.21), Hauptsaison (Meher) von Juni bis September; 2) Anteil an der gesamten landwirtschaftlich genutzten FlächeQuelle: Central Statistical Agency, Agricultural Sample Survey 2020/21 (12.9.20-11.9.21), Large and Medium Scale Commercial Farms Sample Survey; Berechnungen von Germany Trade & Invest

    Allerdings gibt es stark abweichende Angaben, was zur „kommerziellen Landwirtschaft“ zählt. Ein großer Lieferant von Pflanzenschutzmitteln in Addis Abeba rechnet ihr nur 360.000 ha zu. Die laut Statistikamt „kommerziell“ bewirtschaftete Fläche wiederum entspricht in etwa den 970.000 ha, die das Landwirtschaftsministerium aktuell als von „Investoren“ bewirtschaftet angibt. Diese Fläche war ein Fünftel größer als in der Saison 2017/18 und entfiel hauptsächlich auf Sesam, Baumwolle, Weizen, Hirse und Mais.

    Damit allerdings lassen die Investoren weiterhin jeden zweiten Hektar brachliegen. Sie bekamen nach den aktuellen Daten insgesamt 2,024 Millionen ha vom Staat übertragen, dem in Äthiopien immer noch alles Land gehört. Grund ist laut Branchenexperten vielfach Korruption: Investoren, Firmen und Privatpersonen aus Äthiopien und auch aus Saudi-Arabien, Indien und anderen Ländern sicherten sich billiges Geld und verschwänden damit oder legten es in anderen Branchen an. Zudem fehle ihnen häufig Fachwissen. Das Agrarministerium nennt als Hauptgründe für die fehlende Nutzung den Mangel an bewässerter Fläche sowie, namentlich im Süden, Landkonflikte mit umherziehenden Viehzüchtern.

    Größte landwirtschaftliche Unternehmen in Äthiopien

    Unternehmen

    Erzeugnisse

    Saudi Star Agricultural Development

    Baumwolle, Reis

    Melikamuna Betesebu

    Sesam, Baumwolle

    Fikray Gebremedihn

    Baumwolle

    Abidelana Betesebu

    Weizen

    Aliwero Ber Agricultural Development

    Mais

    Belayneh Kinde

    Kaffee

    Quelle: Landwirtschaftsministerium

    Von Ulrich Binkert | Addis Abeba

  • Marktchancen

    Bisher liefert Deutschland im Wesentlichen nur Pflanzenschutzmittel und einige Feldhäcksler an Äthiopiens Landwirtschaft. Chancen bietet die Erschließung von Tieflandgebieten.

    Für Lieferanten aus Deutschland ist Äthiopiens Landwirtschaft bisher kaum ein Markt, wie die geringen deutschen Exporte von Landtechnik und Agrarchemikalien nahelegen. Nennenswerte Lieferungen erzielt Deutschland nur bei Pestiziden und Feldhäcklsern. Anbieter klagen wie in der gesamten Wirtschaft über Devisenmangel bei ihren Kunden. Landtechnik beschafft die Branche zudem teils erratisch. Traktoren zum Beispiel importierte Äthiopien 2012 massiv (aus China), 2018 praktisch gar nicht und 2021 immerhin wieder für gut 40 Millionen US$.

    Äthiopiens Importe von Agrarchemikalien (Millionen US$)

    Produkt (HS-Zolltarifposition)/Lieferland

    2018

    2019

    2020

    2021

    Dünger  (3101) *)

    417,6

    504,1

    507,4

    590,9

      Marokko

    209,4

    304,9

    286,3

    361,8

      Ägypten

    69,6

    34,8

    95,9

    105,3

      Deutschland

    0,5

    0,1

    2,2

    0,3

    Insektizide (3808.91)

    46,7

    53,1

    53,0

    63,7

    Fungizide (3808.92)

    4,9

    10,3

    16,1

    41,5

    Herbizide (3808.93)

    10,1

    22,1

    33,3

    57,6

    Lieferländer für Pestizide (3808.91-93)

      China

    7,4

    10,6

    21,7

    22,6

      Indien

    13,1

    15,1

    26,7

    21,0

      Frankreich

    5,6

    8,9

    12,0

    20,0

      Deutschland

    2,5

    3,7

    10,0

    15,8

    *) inklusive (wenig) organischem Dünger (HS 3101)Quelle: International Trade Centre

    Äthiopiens Importe von Landtechnik (Millionen US$)

    Produkt (HS-Zolltarifposition)/Lieferland

    2018

    2019

    2020

    2021

    Bodenbearbeitungsmaschinen (8432)

    4,6

    5,6

    7,3

    13,5

      Feldhäcksler

    2,6

    11,6

    38,4

    3,6

        Deutschland

    1,8

    6,2

    14,7

    1,3

    Lieferländer für Bodenbearbeitungsmaschinen

      Italien

    1,6

    1,3

    2,2

    2,7

      Indien

    0,2

    0,9

    0,3

    5,8

      Deutschland

    0,3

    1,7

    0,0

    0,7

      Erntemaschinen (8433)

    4,4

    16,6

    49,2

    7,4

      Deutschland

    1,9

    7,2

    16,7

    1,5

      Polen

    0,1

    5,9

    16,6

    0,4

    Milchwirtschaftliche Maschinen (8434)

    6,8

    5,1

    5,7

    2,7

      China

    2,2

    0,7

    3,6

    0,2

      Deutschland

    0,0

    0,0

    0,0

    0,2

    Andere Land-/Forstmaschinen (8436)

    2,6

    7,4

    5,7

    9,5

      China

    0,6

    0,8

    2,2

    4,5

      Deutschland

    0,1

    0,9

    0,1

    0,9

    Schlepper außer Einachsschlepper (8701.91-.95) *)

    6,8

    16,6

    24,6

    43,4

      China

    0,7

    0,7

    3,7

    22,5

      Vereinigtes Königreich

    1,1

    6,7

    11,0

    10,3

      Deutschland

    0,0

    0,4

    0,9

    0,0

    *) Daten der Partnerländer (mirror data), da äthiopische Daten besonders unplausibelQuelle: International Trade Centre

    Erschließung von Tiefland schafft Bedarf

    Lieferchancen könnten sich durch eine Mechanisierung bisher wenig genutzter Tieflandgebiete ergeben. Mit deren verstärkten Bewässerung versucht Äthiopiens Regierung gegen die Nahrungsmittelknappheit im Land anzugehen, seit 2021 gibt es dafür ein Ministry of Irrigation & Lowlands. Bisher wird eher Obst und Gemüse bewässert, auf den neuen großen Flächen sollen nun auch Grundnahrungsmittel wie Weizen wachsen. Die bewässerte Fläche stieg zuletzt auf 800.000 ha – oder 5 Prozent der Agrarfläche -, möglich seien aber 5,3 Millionen ha, zitierte die Presse Ende 2021 einen Wasserexperten der Universität Hawassa.

    So plante die Regierung für das Fiskaljahr 2020/21 neun Projekte zur Bewässerung von 125.000 ha für insgesamt rund 400 Millionen US$. Im Jahr 2021 etwa begannen der Bau des angeblich 200 Millionen US$ teuren Anger-Damms durch Oromia Water Works Construction und des knapp 130 Millionen US$ teuren Ajima-Chacha-Damms durch China Civil Engineering. 

    Zucker-Privatisierung mit Chancen

    Beim Zuckerrohranbau sieht die äthiopische Beratungsfirma Agripol „große Absatzmöglichkeiten“ bei Technik und anderen Inputgütern. Voraussetzung ist allerdings, dass die laufende Privatisierung großer Teile der bisher staatlichen Branche in Gang kommt. Maschinen bereiten den Informationen zufolge bereits weitgehend den Boden vor und bringen Dünger und wohl auch Pflanzenschutzmittel aus. Das Pflanzen erfolge aber manuell, ebenso weitgehend die Bewässerung. Für die Ernte werde das Zuckerrohr bisher von Hand geschnitten und dann von Maschinen verladen und zur Raffinerie gebracht.

    Großes Potenzial bescheinigen Beobachter dem Anbau von Obst und Gemüse, wofür Äthiopiens viele Klimastufen gute Bedingungen bieten. Wegen fehlender Kühlmöglichkeiten und anderer struktureller Probleme muss Äthiopien aber zum Beispiel Fruchtsaftkonzentrat importieren. Der zuständige Verband arbeitet jetzt mit niederländischen Partnern am Ausbau der Kühllogistik.

    Agrarchemikalien mit Potenzial

    Die Importe von chemischen Pflanzenschutzmitteln – die nationale Produktion ist vernachlässigbar – erreichten laut International Trade Centre (ITC) 2020 rund 100 Millionen US$ und 2021 gut 160 Millionen US$. Die Daten von Äthiopiens Handelspartnern weichen ab, bewegen sich aber grob in derselben Größenordnung. Die Agrarorganisation der Vereinten Nationen FAO wies für vergangene Jahre teils deutlich höhere Werte aus.

    Deutlich niedrigere Zahlen nennt hingegen ein führender Anbieter in Addis Abeba: Er beziffert den Pflanzenschutz-Markt mit derzeit rund 35 Millionen US$, nach einer Spitze von 52 Millionen US$ in der Saison 2017/18. Rund 30 Prozent dieser Ausgaben wird den Angaben zufolge für die Behandlung von Weizen und Gerste eingesetzt, jeweils ein Sechstel für Mais und Gemüse und knapp ein Zehntel für Blumen. Das Potenzial des Marktes sei aber doppelt so hoch wie schon zu Spitzenzeiten.

    Marktführerin ist den Branchenangaben zufolge die zu ChemChina gehörende Syngenta Group. Chinesische Anbieter sollen auch insgesamt den Markt bestimmen, sie litten allerdings mehr als die Konkurrenz unter den globalen Lieferproblemen: Wegen fehlender Schiffscontainer müssten sie wie die anderen Firmen mehr Ware einfliegen, was ihren Haupt-Wettbewerbsvorteil, die niedrigen Preise, schmälere. Die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Düngerimporte dürften angesichts der globalen Preissteigerungen ein noch größeres Loch in Äthiopiens Handelsbilanz reißen.

    Lohnunternehmen als wichtige Technikkunden

    Als wichtigste Kunden von Landtechnik in Äthiopien gelten Lohnunternehmen, die für Bauern im Hochland Böden bearbeiten und ernten. Die Firma Lersha etwa offeriert ein Portal für die Vermittlung solcher „Commercial Service Providers“ und erbringt selbst solche Dienste. Die nächstwichtige Kundengruppe sind laut Lersha die Farmer Unions als Zusammenschlüsse der primären Genossenschaften, in denen sich wiederum üblicherweise einige hundert Kleinbauern gruppieren. Die dritte wichtige Kundengruppe seien die großen Commercial Farms, die ihren Maschinenpark außer für die eigenen Flächen auch für die von umliegenden Kleinfarmen einsetzten.

    Die größeren privaten Lohnunternehmen führen laut Landwirtschaftsministerium beispielsweise zehn Traktoren und zwanzig Feldhäcksler. Sie arbeiten zu Spitzenzeiten Tag und Nacht und sind den Angaben zufolge besser gemanagt als Farmers Unions, die nicht immer nachhaltig mit ihrem – meist kleineren - Maschinenpark umgingen.

    Nachfrage nach Technik und anderen Einsatzgütern schaffen Programme ausländischer Geber wie USAID und GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) oder auch Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) wie SNV aus den Niederlanden. Die GIZ war und ist mit mehreren Branchenprogrammen im Land aktiv, so zur Mechanisierung von Kleinbauern. Als „erfolgreichstes Programm“ überhaupt bezeichnet ein langjähriger Beobachter die Initiative für „Agricultural Commercialization Clusters“, die 2019 maßgeblich die Niederlande finanzierten. Wenig effektiv sind diesen Aussagen zufolge hingegen die Aktivitäten der Bill-Gates-Stiftung.

    Das Landwirtschaftsministerium hat oder plant nach eigenen Angaben keine Beschaffungsprogramme für Technik. Man helfe den Nutzern lediglich bei Beschaffungen. Auch die dem Ministerium unterstellte ATA spiele bei der Mechanisierung keine Rolle. ATA sollte nach einer Meldung von 2019 um die 200 Landtechnik-Verkaufsstellen einrichten, was laut Beobachtern aber kaum geschah.

    Von Ulrich Binkert | Addis Abeba

  • Lokale Zulieferer und Wettbewerb

    Inländische Konkurrenz müssen deutsche Lieferanten von Landtechnik oder Chemikalien nicht fürchten. Ein großes Projekt zur Düngerherstellung ist seit Jahren geplant.

    Moderne Landtechnik beschafft Äthiopien mangels inländischer Produktion im Ausland. Im Land selbst montiert Adama Agricultural Machinery laut Landwirtschaftsministerium jährlich 200 bis 300 Traktoren der polnischen Marke Ursus, wobei andere Quellen aktuell von einer Einstellung der Produktion sprechen. Die Firma ist Teil der staatlichen Ethio Engineering Group, die bis 2020 Metals & Engineering Corporation (MetEC) hieß, und war 1984 als Nazareth Tractor Assembly Plant gegründet worden. Adama produziert außerdem Wasserpumpen und laut Webseite auch Pflüge oder Kreiseleggen, laut Ministerium vorwiegend aus chinesischen Teilen.

    Das Unternehmen Kegna Trading, das sich als „Äthiopiens größter Lieferant von Landtechnik“ bezeichnet, montiert in der Stadt Shashamene Traktoren sowie Feldhäcklser und andere Landmaschinen von John Deere. Das Agrarministerium spricht von jährlich 200 bis 300 hergestellten Treckern.

    Düngerprojekt mit unklarem Stand

    Pflanzenschutzmittel kommen meist aus dem Ausland. Ob das kleine Staatsunternehmen Adami Tulu weiterhin als „einziger äthiopischer Hersteller“ Pestizide produziert, ist unklar. Auch seinen Kunstdünger muss Äthiopien importieren. Die marokkanische Firma OCP, die davon viel liefert, arbeitet in Äthiopien seit Jahren an einer Fabrik zur Herstellung von Harnstoff und anderem Dünger. Der Stand des Milliardenprojektes ist aber unklar, auch wenn es im Agrarministerium heißt, das Werk in Dire Dawa stehe bereits. 

    Von Ulrich Binkert | Addis Abeba

  • Rahmenbedingungen

    Maschinen und andere Inputgüter für die Landwirtschaft kommen meist zollfrei ins Land. Die Schwierigkeiten liegen woanders.

    Importe zollfrei

    Äthiopien erhebt keine Einfuhrzölle auf Landtechnik, Dünger und Pestizide. Dies weist die Webseite der äthiopischen Zollbehörde aus und wird auch von Landwirtschaftsministerium und Branchenvertretern bestätigt. Im Ministerium ist allerdings die Rede von einer teils abweichenden Behandlung je nach Landgröße. Zudem sei auf in Äthiopien hergestellte Gerätschaften keine Mehrwertsteuer zu bezahlen. Mit Blick auf Importe bezeichnen es Anbieter als großes Problem, dass der Zoll immer wieder erratisch sein Vorgehen ändere.

    Wichtiger Vertriebskanal ist die Ethiopian Agricultural Businesses Corporation. Die Staatsfirma hat das Monopol auf die Einfuhr von Dünger. Sie importiert auch Pestizide sowie Landtechnik und andere Inputgüter der Landwirtschaft und besitzt laut Webseite landesweit 24 „Mechanisierungszentren“. Zu den Vertretern von Landtechnik gehören Kaleb (Claas, Lemken) und Wereta (CNH).

    Viel Technik ungenutzt

    Rund die Hälfte der Landtechnik in Äthiopien steht ungenutzt oder kaputt herum, schätzt ein langjähriger Beobachter. Zu den Gründen gehörten der Mangel an Know-how und Ersatzteilen und der Fokus auf einen niedrigen Preis, wodurch unpassende Maschinen beschafft würden. Die akademische Ausbildung für die Branche sei verfehlt. Das „einzig funktionierende Trainingszentrum“ für die Ausbildung etwa von Managern oder Traktorfahrern sei das der Firma Kaleb.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.


    Von Ulrich Binkert | Addis Abeba

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest (GTAI)

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Delegation der Deutschen Wirtschaft in Kenia

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen, zuständig auch für Äthiopien

    Ministry of Agriculture

    Landwirtschaftsministerium

    Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

    GIZ, mit Programmen in Äthiopiens Landwirtschaft

    Ethiopia Agrofood

    Branchenmesse; nächster Termin 8. bis 10.6.23

    SNV Netherlands Development Organisation

    mit Aktivitäten in Äthiopien

    Addis Abeba

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