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Äthiopiens Telekomsektor investiert und öffnet sich weiter

Äthiopiens neuer Telekomanbieter Safaricom will Milliarden investieren. Die Regierung forciert die Vergabe einer dritten Lizenz und die Teilprivatisierung des Ex-Monopolisten.

Von Ulrich Binkert | Bonn

In Äthiopien kündigte das private Unternehmen Safaricom Telecommunications Ethiopia (Safaricom Ethiopia) an, in den nächsten fünf Jahren 2 Milliarden US-Dollar (US$) investieren zu wollen. Bei einer Pressekonferenz zum Marktstart im Oktober war von rund 300 Millionen US$ in jedem der nächsten drei Jahre die Rede. Binnen zehn Jahren will die Firma sogar insgesamt 10 Milliarden US$ investieren. Bis dato hatte Safaricom Ethiopia nach eigenen Angaben bereits 300 Millionen US$ ausgegeben, nebst 850 Millionen US$ für die Lizenz.

Beim Aufbau seines Netzes arbeitet Safaricom mit Ethio Telecom zusammen, dem bisherigen Staatsmonopolisten. Haupteigner von Safaricom Ethiopia ist das kenianische Unternehmen Safaricom mit einem Anteil von 55,7 Prozent. Die Masten werde man selbst errichten, bei den Leitungen aber Infrastruktur von Ethio Telecom nutzen. Allein 8.000 Funkmasten sollen aufgestellt werden. Bereits im September hatte Safaricom den Bau seines dritten Rechenzentrums in Äthiopien angekündigt. Es gehört leistungsmäßig der zweithöchsten Stufe an (Tier III) und entsteht in einem IT-Park der staatlichen Industrial Parks Development Corporation in Addis Abeba. Das Unternehmen investiert in dem Park laut Presse 60 Millionen US$. Addis Abeba soll unter 100 Städten weltweit nach Beijing der zweitbeste Ort für die Ansiedlung von Rechenzentren sein, meldete die Presse Anfang November mit Verweis auf den einschlägigen fDi-Benchmark.

Auch Netzausrüster aus Europa liefern

Nokia wird Safaricoms Kernnetz ausrüsten und zudem die Hauptstadt Addis Abeba abdecken. Den Rest des Landes deckt der chinesische Konkurrent Huawei ab, hieß es in der Presse im März 2022. Knapp 11 Prozent der Anteile von Safaricom Ethiopia gehören CDC, einer Finanzgruppe im Besitz des britischen Staates, der bei der Ausrüstung von Netzwerken für die 5-Generation (5G) der Netzwerktechnologie einen strikten Kurs gegen Huawei fährt. Die Auswahl von Huawei als Techniklieferant sei mit den Anteilseignern und der äthiopischen Regierung abgestimmt.

Safaricom Ethiopia gehört - indirekt über Safaricom sowie Südafrikas Vodacom – zu einem knappen Fünftel der britischen Vodafone, weiterer Eigner ist Sumitomo aus Japan (27,2 Prozent). Mittel sollen auch von der Weltbank kommen, die über ihre Finanzierungstochter IFC einen Anteil von 15,5 Prozent zu erwerben plant.

Durch die Einführung von mobilen Bezahldiensten könnte Safaricom Ethiopia schneller in die Gewinnzone kommen als ursprünglich geplant. Solche Dienste wachsen in Äthiopien schnell. Die Behörden vergaben erst 2021 die erste Lizenz dafür – für Telebirr von Ethio Telecom. Im Juli 2022 folgte eine weitere Vergabe an die private Firma Kacha. Safaricom führte seinen Bezahldienst M-Pesa in Kenia schon 2007 ein und hat als Pionier der Branche viel Erfahrung. Anlässlich des Safaricom-Starts in Äthiopien Anfang Oktober verkündete die Regierung auch die Vergabe einer Lizenz für mobile Bezahldienste an Safaricom. Das Unternehmen stellt dies in einer aktuellen Präsentation allerdings noch unter Vorbehalt.

Investitionspläne des Ex-Monopolisten unklar

Wenig konkrete Angaben gibt es zu den Investitionsplänen von Ethio Telecom. Der langjährige Monopolist startete im Juni 2022 seinen neuen Dreijahresplan LEAD. Dieser geht von einem langsameren Wachstum als bisher aus. Der Anbieter will demnach sein Netzwerk stärken, mehr Festbreitband anbieten sowie seine 3G-, 4G- und auch 5G-Dienste ausbauen. Anfang November gab Ethio Telecom bekannt, in der Stadt Adama versuchsweise 5G-Dienste zu starten. In Addis Abeba wurde die Technologie nach Angaben des Unternehmens bereits in den Monaten zuvor ausgerollt.

Unterdessen unternehmen die Behörden einen neuen Anlauf zur weiteren Öffnung des Sektors. Firmen können bis 20. Dezember 2022 ihr Interesse am Erwerb eines Anteils von Ethio Telecom bekunden. Das Finanzministerium will 40 Prozent des Unternehmens privatisieren und nennt in einer Information vom 16. November Deloitte als Transaktionsberater. Die Regierung hatte Firmen bereits 2021 zur Abgabe von Angeboten eingeladen, den Prozess aber im März 2022 gestoppt.

Ausschreibung für neue Lizenz soll im Januar kommen

Gleichzeitig wollen die Behörden die Vergabe einer dritten Telekomlizenz forcieren. Die Ethiopian Communications Authority (ECA) gab bekannt, interessierte Parteien hierzu zu befragen (stakeholder consultation). Es handelt sich hierbei um die zweite zusätzliche Full-Service-Lizenz, neben der des bisherigen Staatsunternehmens Ethio Telecom. Safaricom hatte die erste Lizenz erhalten. Gegenüber Reuters kündigte der ECA-Chef eine Ausschreibung für Mitte oder Ende Januar 2023 an. Auch die Vergabe dieser weiteren Lizenz steht schon länger auf der Agenda der Behörden, nachdem dieser Prozess Ende 2021 vorläufig gestoppt worden war.

Äthiopien war bisher eines der letzten großen Länder mit einem staatlichen Telekom-Monopol. Mit seinen geschätzt rund 120 Millionen Einwohnern ist das Land attraktiv für Investoren und Technikanbieter der Branche. Die Regierung will mit der Vergabe einer weiteren Lizenz sowie mit der Teilprivatisierung von Ethio Telecom neben frischem Geld vor allem mehr Wettbewerb und ein besseres Angebot in den Sektor bringen. Die Vereinbarung eines Waffenstillstands Anfang November zwischen der Zentralregierung und der Tigray People's Liberation Front (TPLF) im Norden Äthiopiens könnte diese Pläne positiv beeinflussen.

Geringe Abdeckung macht Markt attraktiv

Mobilfunk ist in Äthiopien noch relativ wenig verbreitet. Im Juni 2022 berichtete Ethio Telecom von lediglich 28 Millionen Smartphones im Land. Der Ex-Monopolist hatte demnach 73,5 Millionen Kunden - doppelt so viele wie vier Jahre zuvor. Davon nutzten 25,6 Millionen mobile und 0,5 Millionen feste Breitbandverbindungen. Die Konzerneinnahmen sollen im aktuellen Finanzjahr umgerechnet 1,4 Milliarden US$ erreichen. Der neue Konkurrent Safaricom hatte Mitte November bereits die Marke von 1 Million Kunden übertroffen.

Kontakte

Organisation

Funktion

Delegation of German Industry and Commerce for Eastern Africa

Zuständige regionale Auslandshandelskammer (AHK)

Ethiopian Communications Authority (ECA) Regulierungsbehörde

Information and Communication Technology Association-Ethiopia’s (ICT ET)

Verband privater Branchenanbieter

Ethio Telecom

Staatliches Telekommunikationsunternehmen

Safaricom Ethiopia

Privates Telekommunikationsunternehmen

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