Branchen | Westbalkan | Start-ups
Technologieparks sollen Innovationen auf dem Westbalkan fördern
Die sechs Westbalkanländer wollen mit Technologieparks Start-ups unterstützen. Im Fokus steht die Entwicklung von IKT-Lösungen. Deutsche Organisationen sind mit von der Partie.
21.03.2025
Von Hans-Jürgen Wittmann | Belgrad
- Landesweite Technologieparks unterstützen Entwickler in Serbien
- Nordmazedonien legt Schwerpunkt auf IKT-Förderung
- Durana Tech-Park soll Schlüsselkompetenzen in Albanien vereinigen
- Kosovo legt Fokus auf Informationstechnologien
- Technologieparks in Montenegro dienen als Inkubator
- Bosnien und Herzegowina entwickelt weitere Technologieparks
Die Westbalkanländer möchten nicht mehr nur als reiner Absatz- und Beschaffungsmarkt betrachtet werden. Immer stärker rücken die lokale Entwicklung technologischer Lösungen sowie Forschung und Entwicklung (F&E) in den Fokus der Wirtschaftspolitik. Bevorzugtes Instrument zur Realisierung dieser Vorhaben sind Technologieparks. Die Schwerpunkte dieser Einrichtungen liegen vor allem auf der Förderung lokaler Start-ups sowie wachsender kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU).
Von den angebotenen staatlichen Vergünstigungen und Finanzierungsangeboten können auch ausländische Firmen profitieren. Dazu müssen sie sich dort ansiedeln und die finanziellen Konditionen - abhängig vom Produkt - individuell vereinbaren.
Landesweite Technologieparks unterstützen Entwickler in Serbien
Der wichtigste Akteur bei der Entwicklung von Start-ups in der Region ist Serbien. Im ganzen Land fördern Wissenschafts- und Technologieparks (NTP) junge Unternehmen in ihrer Entwicklung. Ein wichtiger Absatzmarkt der angesiedelten Firmen ist Deutschland. Rund die Hälfte der teilnehmenden Start-ups an einer Studie des NTP Belgrad gab an, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz ihre wichtigsten Expansionsmärkte seien.
Der NTP in Belgrad unterstützt seit seiner Gründung 2015 rund 240 angesiedelte Start-ups und wachsende KMU bei der Entwicklung ihrer Produkte. Der Fokus liegt auf Lösungen in den Bereichen IKT, Biomedizin, Robotik, Energieeffizienz und Umweltschutz. Daneben wirbt der Park um in- und ausländische Partner und Investoren und knüpft Kontakte zu wissenschaftlichen Einrichtungen wie der Universität Belgrad. Mit HDT D&P, einer Tochtergesellschaft von HDT Elektronik, ist auch eine deutsche Firma im NTP Belgrad angesiedelt.
In Novi Sad unterstützt der NTP die Entwicklung innovativer Jungunternehmen. Dort hat sich unter anderem der Autozulieferer ZF angesiedelt. Der NTP in Niš konzentriert sich auf die Förderung von Start-ups im Süden des Landes. In Čačak fördert der lokale NTP Innovationen von Start-ups und Technologieunternehmen. Dort hat sich der Autozulieferer PWO angesiedelt, der im Jahr 2024 für 90 Millionen Euro ein neues Produktionswerk in der westserbischen Stadt eröffnet hat.
Bis Oktober 2025 ist in Kruševac ein Industrie- und Technologiepark im Bau. Dieser fördert als Gründerzentrum das Wachstum innovativer Unternehmen in der Region.
Nordmazedonien legt Schwerpunkt auf IKT-Förderung
Nordmazedonien konzentriert sich vor allem auf die Unterstützung junger Unternehmen in den Bereichen IT, Softwareentwicklung und Telekommunikation. Der SEEU Tech Park in Tetovo fördert als Inkubator Start-ups in ihrem Wachstum. Eines der 15 dort angesiedelten Unternehmen ist der Berliner Softwareentwickler Escriba.
Die Förderung von technologischen Jungunternehmern hat sich auch der Youth Entrepreneurial Service (YES) Business Incubator in Skopje auf die Fahnen geschrieben.
Durana Tech-Park soll Schlüsselkompetenzen in Albanien vereinigen
Albanien will seine große Abhängigkeit vom Tourismus verringern und seine Wirtschaft diversifizieren. Im Zentrum der albanischen Innovationsförderung steht der Technologie- und Wissenschaftspark Durana. Gelegen zwischen den Städten Durres und Tirana soll der im Entstehen begriffene Technologiepark zur Drehscheibe für Innovationen werden. Die Schwerpunkte liegen auf Softwaredesign und -entwicklung, Cloud-Computing, Cybersicherheit, Big-Data-Analyse sowie Robotik-Lösungen.
Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) realisiert in Albanien aktuell ein IT-Nearshoring-Projekt. Dessen Ziel ist es, Albanien als Nearshoring-Standort für IKT und Global Business Services zu positionieren, B2B-Matchmaking, Weiterbildungsmaßnahmen und die Entwicklung des IT-Ökosystems zu stärken.
Kosovo legt Fokus auf Informationstechnologien
Kosovo hat eine sehr junge und IT-affine Bevölkerung mit einem Altersdurchschnitt von unter 35 Jahren. Entsprechend konzentriert sich das Land auf Informationstechnologien. Der 2023 gegründete Tech-Park in Pristina fungiert als Integrator für Start-ups und junge innovative IT-Firmen.
Der ehemalige Bundeswehrstandort in Prizren wurde in einen Innovation and Training Park (ITP) umgewidmet. Aktuell haben sich bereits 53 Firmen, darunter viele Start-Ups, dort angesiedelt. Der Schwerpunkt liegt auf Lösungen in den Bereichen, IT, Automatisierung, Kreativindustrie und Umwelttechnologie sowie zukünftig auch Gesundheit. Das Projekt wird von der GIZ in der Entwicklung unterstützt.
Technologieparks in Montenegro dienen als Inkubator
Auch Montenegro will seine Wirtschaft diversifizieren. Aktuell erwirtschaftet das Adrialand jeden vierten Euro mit Gästen aus dem In- und Ausland. Montenegro will mit dem Science and Technology Park (STP) in Podgorica die Start-ups in Hightech-Branchen fördern. Die Crnogorski Telekom (Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom) fungiert als strategischer Partner des Parks.
Der Wissenschafts- und Technologiepark ICT Cortex in der Hauptstadt unterstützt Start-ups und wachsende Jungunternehmen dabei, Investitionen anzuziehen sowie innovative Ideen und Projekte zu entwickeln.
Bosnien und Herzegowina entwickelt weitere Technologieparks
Bosnien und Herzegowina ist bei Wissenschafts- und Technologieparks der Nachzügler in der Region. Aktuell wird eine erste Einrichtung in Banja Luka entwickelt. Ziel ist es, günstige Bedingungen für innovative Unternehmen zu schaffen und ausländische Investitionen anzuziehen. Die Einrichtung erhielt einen Zuschuss von 600.000 Euro von der Entwicklungsbank des Europarats (CEB). Ein weiteres Darlehen von 12 Millionen Euro ist im Gespräch.
Der Technologiepark Intera in Mostar unterstützt die Entwicklung technologischer Innovationen, darunter auch CNC-Fräs-Lösungen. Der Wissenschafts- und Technologiepark BIT Centar in Tuzla fördert das Wachstum von KMU im IT-Sektor. Ein weiterer Technologiepark soll in Ilidža nahe Sarajewo entstehen und als Inkubator die Entwicklung von Start-ups fördern.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Naučno-tehnološki park (NTP) | Netz von Wissenschafts- und Technologieparks in Belgrad, Novi Sad, Niš und Čačak, Serbien |
SEEU Tech Park | Start-up-Inkubator in Tetovo, Nordmazedonien |
Youth Entrepreneurial Service (YES) | Business-Inkubator in Skopje, Nordmazedonien |
Technologie- und Wissenschaftspark Durana | Geplanter Technologiepark bei Tirana, Albanien; Projektträger: Albanian Investment Corporation (AIC) |
Tech-Park | Integrator für Startups und junge innovative IT-Firmen in Pristina, Kosovo |
Innovation and Training Park (ITP) | Einrichtung zur Förderung von Innovation und Ausbildung in Prizren, Kosovo |
Science and Technology Park (STP) | Start-up-Inkubator in Podgorica, Montenegro |
Wissenschafts- und Technologiepark ICT Cortex | Start-up-Inkubator in Podgorica, Montenegro |
Wissenschafts- und Technologiepark | Startup-Inkubator in Banja Luka, Bosnien und Herzegowina |
Technologiepark Intera | Technologiepark in Mostar, Bosnien und Herzegowina |
BIT Centar | Wissenschafts- und Technologiepark in Tuzla, Bosnien und Herzegowina |