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Interview | Argentinien | Öl und Gas

"Argentinien ist zentraler Teil unserer Unternehmensstrategie"

Wintershall Dea gehört zu den wichtigsten Playern im Energiesektor des Landes. Der Argentinien-Chef erklärt, was den Konzern erfolgreich macht und gibt Tipps für den Markteinstieg.

Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

Wintershall Dea gehört zu den fünf größten Erdgasproduzenten Argentiniens. Das Kasseler Unternehmen ist seit 45 Jahren in dem Land tätig und sieht sich vor Ort fest verwurzelt. Im Interview mit Germany Trade & Invest (GTAI) spricht Argentinien-Geschäftsführer Manfred Böckmann über die Tätigkeit von Wintershall Dea in dem südamerikanischen Land und dessen Potenzial im Bereich Öl und Gas. Zudem gibt er Tipps für ein erfolgreiches Engagement in einem herausfordernden Umfeld.

Manfred Böckmann, Geschäftsführer von Wintershall Dea Argentinien Manfred Böckmann, Geschäftsführer von Wintershall Dea Argentinien | © Wintershall Dea / Pablo Dobdero

Herr Böckmann, was macht Argentinien für Wintershall Dea interessant?

Argentinien verfügt im Energiesektor über ein enormes Potenzial, unter anderem in Bezug auf die vorhandenen Gasressourcen. Argentinien ist daher ein zentraler Teil unserer globalen Unternehmensstrategie und aktuell das zweitgrößte Geschäft, gemessen an der Produktion.

Welche Bedeutung hat Wintershall Dea für die Energieversorgung Argentiniens?

Das von uns in Feuerland geförderte Gas ist für den argentinischen Energiebedarf von entscheidender Bedeutung: Dort werden heute rund 19 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag gefördert. Das entspricht etwa 15 Prozent des durchschnittlichen argentinischen Erdgasbedarfs. Darüber hinaus arbeiten wir derzeit gemeinsam mit unseren Partnern an einem der aktuell wichtigsten Energieprojekte Argentiniens, dem Gasentwicklungsprojekt Fénix vor der Küste Feuerlands. Mit einer geplanten Spitzenproduktion von 10 Millionen Kubikmetern Gas pro Tag soll Fénix ab Anfang 2025 mehr als 15 Jahre lang zur Energiesicherheit des Landes beitragen.

Welche weiteren Pläne verfolgen Sie?

Neben der Sicherung der nationalen Energieversorgung hat Argentinien das Potenzial, eine wichtigere Rolle als Energielieferant für Südamerika und darüber hinaus zu spielen. Erste Schritte sind bereits getan: Ende August 2023 erhielten wir die Genehmigung, pro Tag rund 1,5 Millionen Kubikmeter Gas nach Chile zu exportieren. In Zukunft möchten wir unsere Erfahrung aus unseren europäischen Projekten zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) in die Bewertung des CCS-Potenzials in Argentinien einbringen. Kürzlich unterzeichneten Wintershall Dea, Argentiniens staatliches Energieunternehmen YPF und der US-Konzern Dow eine Absichtserklärung, um in diesem Sektor der Energietransformation gemeinsam die Möglichkeiten zu prüfen.

Welches sind die größten Herausforderungen am Standort Argentinien? Und wie gehen Sie damit um?

Obwohl wir schon viele makroökonomische Zyklen des Landes miterlebt haben, stellt die momentane wirtschaftliche Situation eine klare Herausforderung für uns dar. Diese liegen zuvorderst im stark eingeschränkten Zugang zu Devisen und in den staatlichen Marktinterventionen. Stabilität und verlässliche Rahmenbedingungen sind jedoch entscheidend für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung des Geschäfts und für die Planung und Umsetzung von Investitionsprojekten – gerade wenn es, wie im Energiesektor, um langfristige Engagements geht. Hinzu kommt, dass die lokalen Investitionsvorhaben eines international agierenden Unternehmens wie Wintershall Dea mit Vorhaben in anderen Regionen und Ländern konkurrieren.

Welche Tipps würden Sie einem deutschen Unternehmen geben, das sich für Argentinien interessiert?

Aufbau von Netzwerken und lokalen Partnerschaften: Es ist wichtig, starke Netzwerke und Partnerschaften mit lokalen Unternehmen, Behörden, Gemeinschaften und Verbänden aufzubauen. Diese Beziehungen können nicht nur dabei helfen, sich besser in den lokalen Markt zu integrieren, sondern bieten auch wertvolle Einblicke in die lokalen Geschäftspraktiken und kulturellen Normen.

Mein zweiter Tipp lautet Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung: Wir sehen die Integration nachhaltiger Praktiken, insbesondere auch im Bereich der Energietransformation, nicht nur als soziale Verpflichtung, sondern auch als Möglichkeit, unser Geschäft langfristig zu stärken.

Ein Geschäftsvorhaben in Argentinien sollte zudem auf Geduld und Ausdauer bauen. Geschäftsprozesse und Entscheidungen können in diesem Markt mehr Zeit in Anspruch und unvorhergesehene Wege nehmen. Eine längerfristige Perspektive ermöglicht es, nachhaltige Beziehungen aufzubauen und dauerhafte Erfolge zu erzielen.

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