Bakus Bevölkerung ist laut UNO in den letzten fünf Jahren um 6,1 Prozent auf etwa 2,5 Millionen angewachsen. Der demografische Anstieg hat auch das Verkehrsaufkommen erhöht. Der zunehmende Individualverkehr verschlechtert die Lebensqualität durch Staus, Luftverschmutzung und Lärm. Ende 2023 waren 43 Prozent der landesweiten Pkw (646.482 Fahrzeuge) in Baku registriert.
Urbanisierung und Verkehr in Baku – Masterplan für mehr Lebensqualität
Im Rahmen des Masterplans 2024, einem strategischen Instrument für die Stadtentwicklung Bakus, verabschiedete die Regierung Ende 2024/Anfang 2025 Programme zur Sanierung und Erweiterung des Straßen- und U-Bahn-Netzes. Zudem setzt sie den Ausbau des Bahnverkehrs, die Modernisierung des Busverkehrs und den Bau von Radwegen fort.
Bakus Mobilitätsprogramm: Kurze Wege für alle
Das Mobilitätsprogramm folgt einem klaren Grundsatz: Alle Bewohner der aserbaidschanischen Hauptstadt sollen für die einfache Strecke vom Wohnort zum Arbeitsplatz, zur Lehreinrichtung und zu anderen zentralen Anlaufstellen mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchschnittlich nicht mehr als 15 bis 20 Minuten benötigen.
Städtisches Straßennetz wird um 300 Kilometer erweitert
Das Straßennetz in Baku soll bis 2040 um 300 Kilometer auf 2.668 Kilometer erweitert werden. Geplant sind unter anderem die Erweiterung von Ringstraßen und die Fertigstellung einer neuen Straßenverbindung zwischen Baku und der Stadt Sumqayıt.
Das im Januar 2025 verabschiedete Programm umfasst rund 30 Projekte bis 2030, darunter die Modernisierung und den Bau von Straßenabschnitten, die Siedlungen an Fernverkehrsstraßen anbinden und verbinden.
Neue regionale Bahnkorridore für den stadtnahen Verkehr
Das Eisenbahnnetz auf der ins Kaspische Meer ragenden Halbinsel Abşeron soll bis 2040 von 195 auf 339 Kilometer erweitert werden mit einer Verdoppelung der Bahnhöfe von 26 auf 54.
Geplant sind ein Bahnkorridor von Binəqədi über Mehdiabad und Fatmayı nach Pirşağ zur direkten Anbindung des Nordens der Halbinsel mit dem Bakuer Stadtzentrum, die Erneuerung der Trasse von Bakıxanov nach Zirə im Osten Abşerons mit acht Bahnhöfen sowie eine neue Bahnlinie vom Zentrum zum Internationalen Flughafen.
U-Bahn-Konzept sieht Verdopplung der Streckenlänge vor
Die Pläne zur Erweiterung des U-Bahn-Netzes bis 2040 basieren auf einem aktualisierten Ausbauplan der staatlichen Gesellschaft Bakı metropoliteni (Baku Metropolitan). Bis zum Zieljahr 2040 plant das Unternehmen, 46 Stationen zu bedienen, im Vergleich zu 27 im Jahr 2023. Das Streckennetz soll um 32,7 Kilometer auf eine Gesamtlänge von 73,4 Kilometern erweitert werden.
Fehlende Finanzen, mangelndes Management, unklare Prioritäten beim Netzausbau sowie schwierige hydrologische und geologische Bedingungen führten dazu, dass nach dem Jahr 2000 nur acht neue Metrostationen in Betrieb genommen wurden. Doch nun gibt es Hoffnung auf eine Belebung der Investitionen.
EIB unterstützt U-Bahn-Ausbau
Das Ministerium für digitale Entwicklung und Transport Aserbaidschans und die Europäische Investitionsbank vereinbarten Ende 2024 ein Memorandum über die Zusammenarbeit zur Entwicklung und Bewertung eines Projekts zur Modernisierung, Erneuerung und Erweiterung des Metronetzes. Dieses Projekt ist Teil der Global-Gateway-Initiative der EU und umfasst den Bau von neun Stationen sowie Investitionen in das bestehende Netz.
10 neue Stationen bis 2030 geplant
Auf der aktuellen Prioritätenliste von Baku Metropolitan steht die Fertigstellung von insgesamt zehn Stationen bis 2030. Davon entfallen sechs Haltestellen auf die violette Linie (Linie 3; Stadtzentrum und Umland) und vier auf die grüne Ringlinie (Linie 2; südliche Trasse zwischen Xətai (Khatai) und Həzi Aslanov (Hasi Aslanov). Das Management schätzt den Investitionsbedarf für den bis 2030 geplanten Ausbau und die Modernisierung auf 2,5 Milliarden US-Dollar (US$). Im Investitionsplan für 2025 sind davon rund 290 Millionen US$ vorgesehen.
Eckdaten zum Ausbauplan der Metro in Baku | 2023 | 2024 | 2030 *) | 2040 *) |
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Stationen (Anzahl) | 27 | 27 | 37 | 46 |
Fahrgastaufkommen (in Mio./Jahr) | 219 | 230 | 308 | 499 |
Fahrgastaufkommen (in 1.000/Tag) | 601 | 627 | 900 | 1.400 |
* Prognose.Quelle: Statistikkomitee 2025; "Masterplan der Stadt Baku 2040" 2025; Baku Metropoliten 2025
Renaissance der Straßenbahn gilt als wahrscheinlich
In letzter Zeit mehren sich die Meldungen über eine Wiederbelebung der Straßenbahn in Baku. Zwischen 1980 und 2000 gab es sieben Linien mit einer Gesamtlänge von 70 Kilometern. Anfang 2004 fuhr die letzte Bahn von der Metro-Station Xətai zum Montin-Basar. Erste offizielle Pläne aus dem Jahr 2013 für ein neues Tramnetz blieben jedoch unverwirklicht.
Streckennetz soll rund 55 km bis 2040 erreichen
Im nationalen Programm für die Sicherheit des Straßenverkehrs in Aserbaidschan wird das Tramprojekt als schnelle Lösung für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) hervorgehoben. Es soll zur Entlastung des Nahverkehrs und zu erheblichen Kostenersparnissen im Vergleich zu früheren Metro-Ausbauplänen beitragen. Laut dem Masterplan für Baku soll das Straßenbahnnetz bis 2040 eine Länge von bis zu 54,6 Kilometern und bis zu 78 Haltestellen umfassen.
Rentabilitätsprüfung der geplanten Strecken geplant
Anfang 2025 hat das Ministerium für digitale Entwicklung und Transport mögliche Tramlinien spezifiziert. Genannt wurden Trassen von der Siedlung Mehdiabad in Richtung Azadlıq prospekti (Azadliq Avenue), vom Stadtbezirk Binəqədi bis zur U-Bahn-Station 28. Mai sowie vom Resort Sea Breeze am Kaspischen Meer in Richtung Stadtzentrum. Diese potenziellen Straßenbahnlinien sollen in den kommenden zwei Jahren eingehend auf ihre Wirtschaftlichkeit untersucht werden.
Grünes Licht für mehr Radwege
Bis zum Jahr 2040 soll das Fahrradnetz eine Gesamtlänge von 285 Kilometern erreichen. Nach Angaben der Agentur für Landtransport (Azərbaycan Yerüstü Nəqliyyat Agentliyi; AYNA) belief sich die Gesamtstrecke der Radwege im zentralen Teil der Hauptstadt Ende 2024 auf etwa 20 Kilometer. Zwischen 2025 und 2030 sollen 100 Kilometer hinzu kommen.
Von Uwe Strohbach
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