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Aserbaidschans wandelnder Gesundheitsmarkt bietet Lieferchancen

Aserbaidschan hebt seine Krankenpflichtversicherung auf eine neue Stufe. Dabei setzt die Kaukasusrepublik auf ausländische Ausrüstungen und Beratungskompetenz.

Von Uwe Strohbach | Baku

Das Gesundheitswesen Aserbaidschans fokussiert sich auf die Weiterentwicklung der öffentlichen Krankenpflichtversicherung. Es sind noch zahlreiche institutionelle, organisatorische und finanzielle Anpassungen sowie erhebliche Investitionen in die medizinische Infrastruktur erforderlich.

Krankenpflichtversicherung kurbelt Medizintechnikimporte an

Der aserbaidschanische öffentliche Gesundheitsmarkt wandelt sich von einer klammen steuerfinanzierten und schlecht verwalteten staatlichen Struktur zu einem marktgerechten Krankenpflichtversicherungssystem.

Neue Sanierungs- und Bauprojekte für medizinische Einrichtungen dürften die Importe von Medizin- und Labortechnik beleben. Eine inländische Produktion ist kaum vorhanden. Branchenkenner erwarten zudem eine steigende Nachfrage nach Beratungsleistungen und Digitalisierungslösungen im Gesundheitssektor.

Neue Krankenpflichtversicherung nutzte 2024 rund die Hälfte Bevölkerung

Seit April 2021 gibt es eine flächendeckende Krankenpflichtversicherung. Sie verbessert den Zugang zu ärztlichen Leistungen, dämmt hohe private Zahlungen ein und fördert den Wettbewerb zwischen öffentlichen und privaten Akteuren. 2024 nutzte rund die Hälfte der Bevölkerung die Dienstleistungen des Versicherungssystems.

Anfang 2025 waren etwa 180 private medizinische Einrichtungen Vertragspartner der Krankenpflichtversicherung. 2024 überwiesen staatliche medizinische Einrichtungen mehr als 300.000 öffentlich versicherte Patienten an private Kliniken. Der Versicherungsfonds zahlte für die erbrachten Dienste, hauptsächlich chirurgische Leistungen, etwa 160 Millionen US-Dollar (US$).

Geschäftschancen im aserbaidschanischen Gesundheitswesen

Die Vereinigung der Verwaltung regionaler medizinischer territorialer Einheiten (TABIB) ist der Hauptansprechpartner für Unternehmen im öffentlichen Gesundheitswesen Aserbaidschans. Sie verwaltet den Großteil der öffentlichen medizinischen Einrichtungen. 

Hochspezialisierte Facharztzentren unterstehen direkt dem Gesundheitsministerium, darunter Institute für Chirurgie, Kardiologie, Pädiatrie, Traumatologie, Orthopädie, Lungenkrankheiten, Geburtshilfe, Gynäkologie sowie Hämatologie und Bluttransfusion.

Die aserbaidschanische KrankenpflichtversicherungEckdaten 2024/2025
Krankenpflichtversicherung 2025 
Budgetierte Ausgaben des Fonds der Krankenpflichtversicherung (in Mio. US$)

1.730,4

Mittelzufluss in den Fonds der Krankenpflichtversicherung aus dem Staatshaushalt (in Mio. US$) 

829,6

Spektrum der kostenlos gewährten Dienste im Rahmen der Versicherung (Anzahl der verschiedenen Leistungen Anfang 2025)

3.315

TABIB-Eckdaten Ende 2024

 

gemanagte medizinische Wirtschaftssubjekte*)

91 (mit insgesamt 2.701 medizinischen Einrichtungen)

gewährte Dienstleistungen (in Mio. Einheiten)

82,4 (stationär: 11,2) 

gewährte Laborleistungen (in Mio. Einheiten)

33,3 (stationär: 5,2)

durchgeführte Operationen und operative Eingriffe (in 1.000)

375,5 (stationär: 345,2)

Beschäftigte in den Einrichtungen 

93.100 (darunter 16.700 Ärzte)

* Vereinigung der Verwaltung regionaler medizinischer territorialer Einheiten.Quelle: TABIB 2025; Finanzministerium 2025

TABIBs Investitionsschwerpunkte 

TABIB entwickelte eine Strategie für 2025 bis 2027, um das neue Krankenversicherungssystem zu stärken. Das Land setzt bei Investitionsprojekten auf öffentlich-private Partnerschaften.

Zu den Investitionsschwerpunkten zählen:

  • Modernisierung und Neubau medizinischer Einrichtungen, einschließlich modularer Krankenhäuser,
  • Neue Intensivtherapieabteilungen in Krankenhäusern,
  • Zusätzliche Regionalzentren für Früh- und Neugeborene,
  • Ausbau der medizinischen Primärversorgung nach dem Hausarztprinzip in den Regionen,
  • Umsetzung eines Masterplans für die primäre Gesundheitsversorgung in der Region Karabach (Projekte in 8 Städten und 81 Dörfern),
  • Fortsetzung des Digitalisierungsprogramms im Gesundheitswesen und
  • Qualitativer und quantitativer Ausbau der Ausbildung medizinischer Fachkräfte.

Öffentliche Krankenpflichtversicherung - ein langer Weg zu Effizienz 

Die Investitionen der Vereinigung TABIB zielen darauf ab, quantitative Engpässe und qualitative Mängel in der öffentlichen Gesundheitsfürsorge zu beseitigen.

Das kostenfreie medizinische Dienstleistungsspektrum umfasst derzeit 3.315 Leistungen, vorwiegend im stationären Sektor. Die Regierung plant, die Kostenübernahme für Behandlungen in der Primärversorgung auszuweiten und den Versicherungskatalog in den nächsten fünf Jahren von 115 auf 150 Leistungen zu erweitern.

Von den 91 Wirtschaftssubjekten der Vereinigung TABIB sind derzeit nur 25 selbsttragend. Durch effektive Managementsysteme, mehr Ausrüstungsinvestitionen und digitale Anwendungen soll diese Zahl in den kommenden Jahren deutlich steigen.

Das aserbaidschanische GesundheitswesenEckdaten für 2023

Indikator

Wert 

Einwohnerzahl (31.12.2023, in Mio.)

10,2

  Anteil der 0- bis 19-Jährigen (in %)

28,7

  Anteil der 20- bis 39-Jährigen (in %)

31,2

  Anteil der 40- bis 59-Jährigen (in %)

25,2

  Anteil der über 59-Jährigen (in %)

14,9

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (in Jahren)

76,0 

  Frauen

78,4

  Männer

73,5

Anzahl der Krankenhäuser (öffentlicher Sektor) 

338

  Anzahl der Betten

38.200

  Betten pro 10.000 Einwohner 

37,5

Anzahl der Ambulanzen und Polikliniken 

1.656

Anzahl privaten Ambulanzen 

1.280

  Darunter stationäre Einrichtungen 

110

Anzahl der Ärzte

33.645

  Ärzte pro 10.000 Einwohner

33,0

Anteil der öffentlichen Gesundheitsausgaben am BIP 

1,4

Quelle: Staatliches Statistikkomitee 2025; Forschungszentrum für nachhaltige Entwicklung 2025

Große Unterschiede in der Gesundheitsversorgung

Die Gesundheitsinfrastruktur außerhalb der Hauptstadt Baku ist schwach entwickelt und zu etwa 80 Prozent modernisierungsbedürftig. Um die Unterschiede in der medizinischen Versorgung zwischen Baku und anderen Regionen zu verringern, plant die Regierung in den unterversorgten Regionen den Bau neuer Ambulanzen, Polikliniken und Krankenhäuser sowie die verstärkte Anwerbung von Ärzten.

Zwei Drittel der Ärzte des Landes arbeiten in der Hauptstadt, wo die Ärzteversorgung mit 97 Ärzten pro 10.000 Einwohner viermal höher ist als in anderen Regionen. Ähnlich ist die Situation bei den Krankenhäusern.

Der Gesundheitsversorgungsindex der globalen Datenbank Numbeo bestätigt die schwierige Lage im Land. Aserbaidschan belegt im Ranking 2025 mit 48,3 von 100 Punkten Platz 91 von 97 Ländern.

Die geringen öffentlichen Ausgaben für das Gesundheitswesen spiegeln sich in diesem Ergebnis wider. Seit Jahren machen sie weniger als 5 Prozent des Staatshaushalts aus. Für 2025 sind 4,8 Prozent geplant; ursprünglich waren 5,6 Prozent angedacht.

Kontaktadressen
Bezeichnung Anmerkung 
Germany Trade & Invest AserbaidschanAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
AHK AserbaidschanAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
AZPROMOExport-/Investitionsförderung; One-Stop-Shop für ausländische Investoren (untersteht dem Ministerium für Wirtschaft)
GesundheitsministeriumZentrale Behörde für die Gesundheitswirtschaft (Durchführung von Ausschreibungen)
Staatliche Agentur für die KrankenpflichtversicherungZentrale Institution für die Umsetzung und den Ausbau des Krankenpflichtversicherungssystems  mit  11 regionalen Filialen  
TƏBİB (TABIB)Vereinigung der Verwaltung regionaler medizinischer Einheiten; TABIB hat die Aufgabe, medizinische Einrichtungen zu verwalten, die im Rahmen der obligatorischen Krankenversicherung tätig sind, und die Qualität der medizinischen Dienstleistungen zu überwachen
Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und ReformenVorbereitung  und Begleitung von Strategien, Programmen und Reformen für das Gesundheitswesen; Sicherung, Kontrolle und Regulierung der Gesundheitsfürsorge
ÖTMAVerband privater medizinischer Einrichtungen
MedinexFachmesse für Gesundheitswirtschaft nächster Termin: 30. Oktober bis 1. November 2025
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

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