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Branche kompakt | Bulgarien | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Markttrends

Bulgarien ist für Pharmaunternehmen ein vielversprechender Absatzmarkt. Zunehmend nutzt die Branche den Standort auch für klinische Studien.

Von Dominik Vorhölter | Sofia

Bulgarien wird zunehmend zu einem Standort für klinische Studien. Der Gesetzgeber hat 2024 die Fristen für Zulassungen von klinischen Studien erheblich verkürzt. Unternehmen, die Medikamente testen, erhalten innerhalb von 35 Tagen eine Zulassung, verspricht die bulgarische Arzneimittelbehörde (BDA). Damit zählt Bulgarien im europäischen Vergleich zu den Ländern, die besonders schnell Zulassungen für klinische Studien erteilen. Dies scheint zu wirken:

"Wir haben die meisten Zentren für klinische Studien in Bulgarien im Vergleich zu anderen Ländern. Die klinischen Studien werden auch zu einem bedeutenden Teil der Investitionen, die innovative Unternehmen in Bulgarien tätigen", bestätigt Nikolay Hadjidontchev vom Branchenverband der bulgarischen Pharmaindustrie BGPharmA. 

Innovative Pharmaunternehmen zieht es nach Bulgarien

Jährlich fließen rund 100 Millionen Euro an Investitionen in klinische Studien von internationalen Pharmaunternehmen nach Bulgarien, berichtet IQVIA, ein Beratungsunternehmen im Bereich Pharmaindustrie. Entsprechend attraktiv ist es für Pharmaunternehmen, medizinische Auftragsforschung (CRO; Contract Research Organization) an bulgarische Forschungsinstitute zu vergeben.

Geschäftsanbahnung in Bulgarien

Entdecken Sie den bulgarischen Pharmamarkt. Im Rahmen des Markterschließungsprogramms für KMU findet vom 23. bis 26. Juni 2025 eine Reise nach Sofia zur Geschäftsanbahnung statt. Mehr Informationen zum Markterschließungsprogramm finden Sie auf unserem Export-Guide.

Bulgarien zieht Auftragsstudien an

Damit steht Bulgarien europaweit an 5. Stelle auf der globalen Rangliste der beliebtesten Standorte für klinische Studien. Interessant ist dabei auch, dass Bulgarien in Südosteuropa als innovatives Land mit einer lebhaften Start-up-Szene gilt. Unternehmen finden ideale Voraussetzungen, um marktreife Forschungsprojekte aus dem Labor zu holen und auf den Markt zu bringen. Eine Übersicht über die allgemeinen Standortfaktoren bietet unsere Publikation Wirtschaftsstandort Bulgarien.

Merck gehört zu den großen weltweit agierenden Pharmaunternehmen, die auch in Bulgarien aktiv sind. Das Unternehmen arbeitet eng mit bulgarischen Ärzten und Stakeholdern zusammen. "Wir streben danach, den bulgarischen Patienten innovative Behandlungen zu ermöglichen", sagt Nevena Vidacovic von Merck Bulgaria. Das Unternehmen forscht weltweit und auch in Bulgarien zu innovativen Medikamenten gegen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2.

Bei den meisten Studien handelt es sich um Medikamente gegen Krebs sowie gegen Haut- und Lungenkrankheiten, wie aus der Datenbank für klinische Studien der EU hervorgeht. Die Tendenz ist steigend. "Es gibt sehr viele klinische Studien in der Krebsforschung, weil wir sehr viele Patienten in diesem Gebiet haben", erklärt Hadjidontchev.

Der Zugang zu Krebsmedikamenten ist im Land schwierig. Da die Arzneimittel teuer sind, übernimmt die öffentliche Krankenversicherung nicht jede Behandlung. Nicht jeder kann sie sich leisten. Darum zählt die Sterberate in Bulgarien mit 268 Krebstoten pro 100.000 Personen zu den höchsten im EU-Vergleich. Klinische Studien ermöglichen hier erst vielen Menschen eine Chance auf die richtige Therapie. Eine Übersicht über europaweit laufende und geplante klinische Studien stellt die EU auf einer Karte bereit. 

Niedrige Kosten gelten als Standortvorteile

Bulgarien gelte auch als vielversprechender Standort, weil für Unternehmen die Kosten für die Vergütung von Personal sowie für Betriebskosten günstiger sind als vergleichsweise in Westeuropa. Außerdem bietet das Land gewisse steuerliche Vorteile. Bulgarien verfügt zudem über eine moderne medizinische Infrastruktur und mit 22,7 Ärzten pro 100.000 Einwohner eine im EU-Vergleich überdurchschnittlich hohe Dichte an Fachpersonal. Außerdem sei das Vertrauen in Ärzte sehr hoch, was Abbruchquoten niedrig halte, sagt Nikolay Hadjidontchev von BGPharmA

519 Mio. Euro

beträgt der erwartete Umsatz des bulgarischen Pharmamarktes für 2025. (Quelle: Statista Market Insight) 

Internationale Pharmaindustrie profitiert vom Markt

Die alternde Bevölkerung Bulgariens lässt steigende Absätze erwarten. Die Pharmabranche rechnet mittelfristig mit einer Steigerung des Umsatzes zwischen 8 und 10 Prozent. Deutsche Pharmaprodukte haben mit 21 Prozent den größten Anteil am gesamten bulgarischen Arzneimittelimport. Im Jahr 2024 lieferte die deutsche Pharmaindustrie Produkte im Wert von 448 Millionen Euro. Damit wuchsen die deutschen Pharmaexporte gegenüber 2023 um 3,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt berichtet. 

Das Pharmasegment in Bulgarien erzielte 2024 einen Einzelhandelsumsatz von rund 3 Milliarden Euro. Der Krankenhausbereich übertraf dabei die Apothekensparte im Wachstum. Teurere Therapien trieben den Markt an, mit einem Wachstum von fast 25 Prozent. Laut dem Marktberatungsunternehmen IQVIA wuchs das Segment der verschreibungspflichtigen Arzneimittel im Jahr 2024 wertmäßig um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erreichte einen Wert von 335 Millionen Euro.

"Der bulgarische Markt wird von innovativen Produkten mit Patentschutz angetrieben. Bulgarien muss einen Mechanismus finden, der den Zugang zu Innovationen und die Versorgung von Patienten mit sozialen Krankheiten wie Diabetes oder chronischen Erkrankungen gewährleistet, damit sie besseren Zugang zu innovativen Therapien haben", sagt Nikolay Hadjidontchev vom Verband der bulgarischen Pharmaunternehmen BGPharmA.

Umsätze mit Nahrungsergänzungsmitteln steigen

Vielversprechend ist für Apotheken auch der OTC-Markt (Over-the-Counter-Markt), der fast so gut entwickelt ist wie in Deutschland. Die Ausgaben für Consumer Health pro Kopf in Bulgarien betragen 104 Euro, in Deutschland 112 Euro. Für Apotheken wird dabei der Onlineverkauf zunehmend wichtiger.

Die Bulgaren konsumieren zunehmend Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel. Hersteller dieser Produkte verzeichnen einen steigenden Absatz. Der Sektor der Selbstmedikation und der Nahrungsergänzungsmittel wuchs innerhalb der vergangenen fünf Jahre um 17,5 Prozent auf fast 422 Millionen Euro. Besonders nachgefragt sind dabei probiotische Nahrungsergänzungsmittel. Letztere machen etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes der Pharmaunternehmen aus.

Unternehmen investieren in Produktion und VertriebAusgewählte Investitionsprojekte in Millionen Euro
Akteur/ProjektInvestitionssummeProjektstandAnmerkungen
Angelini Pharma

500

in UmsetzungProduktionsstätte für Medikamente gegen Epilepsie
Huvepharma

140

in PlanungProduktionsstätte für Impfstoffe
Biopharma Laboratories

100

in PlanungModernisierung des Betriebs
Vedra International

21

in PlanungProduktionsstätte für Nahrungsergänzungsmittel
Sopharma Trading

k.A.

in PlanungDigitalisierung der firmeneigenen Apotheken
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen, 2025

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