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Förderung von Kupfer, Graphit und Vanadium wird ausgebaut
In Australien sind zahlreiche Projekte für den Abbau von Kupfer und Graphit geplant. Für die Batterieherstellung werden auch die reichhaltigen Vanadium-Vorkommen erschlossen.
02.06.2022
Von Heiko Stumpf | Sydney
Der australische Kupferbergbau plant elf neue Projekte mit einem Investitionsvolumen von über 4 Milliarden US-Dollar (US$). Nur noch auf das endgültige grüne Licht wartet zum Beispiel das Jervois Projekt von KGL Resources im Northern Territory, welches pro Jahr rund 30.000 Tonnen Kupfer produzieren soll. Das Vorhaben sieht dabei einen Abbau sowohl über als auch unter Tage vor. Auch das Tagebauprojekt Kalkaroo von Havilah Resources in South Australia ist weit fortgeschritten. Geplant ist eine Förderleistung von ebenfalls 30.000 Tonnen pro Jahr.
Das im Produktionsvolumen größte Neuvorhaben verfolgt Caravel Minerals mit der gleichnamigen Caravel-Kupfermine in Western Australia. Der Tagebau soll in der letzten Ausbaustufe bis zu 55.000 Tonnen Kupfer pro Jahr produzieren. Eine Investitionsentscheidung ist aber erst 2024 geplant.
Oz Minerals will klimaneutrales Kupfer fördern
Eine hohe Aktivität entfaltet das Unternehmen Oz Minerals. Schon im 2. Halbjahr 2022 soll die Investitionsentscheidung für das knapp 827 Millionen US$ teure West Musgrave Projekt fallen. Die oberirdische Abbaustätte soll neben 32.000 Tonnen Kupfer auch 26.000 Tonnen Nickel im Jahr fördern.
Bis 2026 fließen zudem rund 977 Millionen US$ in den Ausbau der unterirdischen Carrapateena-Mine im Bundesstaat South Australia. Die jährliche Förderleistung steigt dadurch von 60.000 Tonnen auf bis zu 140.000 Tonnen an. Für die rund 300 Kilometer entfernte Prominent Hill-Mine entsteht bis 2024 außerdem noch ein neuer Förderschacht. Durch das 450 Millionen US$ teure Vorhaben wird die Lebenszeit der Mine bis 2036 verlängert.
Ein Leitthema bei Oz Minerals ist die Nachhaltigkeit des Bergbaus. Bereits bis 2030 will das Unternehmen in Bezug auf seine direkten Emissionen klimaneutral sein. Neben dem Einsatz erneuerbarer Energie soll dazu auch die Elektrifizierung der Minenflotte beitragen. Bereits 2022 beginnen erste Tests mit batterieelektrischen Lkw.
BHP und Rio Tinto explorieren noch
Der Bergbauriese BHP musste seine ehrgeizigen Pläne für den Ausbau der Olympic Dam-Mine in South Australia (geplant waren Ausgaben von 2,4 Milliarden US$) hingegen aufgeben. Stattdessen konzentriert sich der Konzern auf die Exploration der in der unmittelbaren Nachbarschaft entdeckten Oak Dam-Lagerstätte.
Auch Rio Tinto ist für das geplante Winu Projekt weiterhin mit Probebohrungen beschäftigt. Die Entdeckung der Lagerstätte in der aussichtsreichen Paterson Region (Western Australia) hatte in der Branche ein großes Echo ausgelöst und nährt Hoffnungen auf eine neue Großmine für Kupfer. Dadurch kamen auch mehrere benachbarte Explorationsprojekte in Gang.
Durch die zahlreichen Projekte erwartet das australische Bergbauministerium eine steigende Minenproduktion von Kupfer in Downunder. Im laufenden Finanzjahr 2021/2022 (Juli bis Juni) sollen 797.000 Tonnen erreicht werden. Bis 2026/2027 wird ein Anstieg auf 979.000 Tonnen prognostiziert. Gleichzeitig zieht auch die weltweite Kupfernachfrage deutlich an. Die Analysten von Wood Mackenzie erwarten beispielsweise bis 2030 einen Anstieg um 85 Prozent.
Australien steigt in die Graphitförderung ein
Zu den Pionieren beim Abbau von Graphit in Australien gehört das Unternehmen Renascor Resources. Bereits 2024 soll mit dem Siviour Projekt in South Australia die erste Abbaustätte des Landes in Betrieb gehen. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich dabei um das zweitgrößte Graphit-Vorkommen der Welt.
Das in der Siviour-Mine geförderte Graphitkonzentrat soll in Port Adelaide zu gereinigtem, sphärischen Graphit weiterverarbeitet werden. Dieses Material wird für die Anode in Lithium-Ionen Batterien benötigt. Die geplante Anlage mit einer jährlichen Kapazität von 28.000 Tonnen ist von strategischer Bedeutung. Denn bislang wird Anodengraphit fast ausschließlich in China hergestellt. Renascor eröffnet damit eine der weltweit ersten Möglichkeiten, das wichtige Batteriematerial außerhalb der Volksrepublik zu beschaffen.
Den gleichen Ansatz verfolgt das Unternehmen Ecograf. In Kwinana bei Perth sollen ab Mitte 2023 zunächst rund 5.000 Tonnen Anodengraphit pro Jahr produzieren werden, später sogar bis zu 20.000 Tonnen. Zudem arbeitet Ecograf am Bau einer weiteren Anlage in Europa (ebenfalls 20.000 Tonnen pro Jahr), welche auch über Kapazitäten für das Batterierecycling verfügen soll. Für die Versorgung mit Graphitkonzentrat entwickelt Ecograf eigens die Epanko-Mine in Tansania.
"Unser Projekt hat auch enge Verbindungen zu Deutschland“, sagt Geschäftsführer Andrew Spinks im Gespräch mit GTAI. „Entlang der Wertschöpfungskette arbeiten wir mit einer Reihe von deutschen Unternehmen zusammen und mögliche Kunden prüfen den Einsatz unseres umweltfreundlichen Anodenmaterials, das ohne giftige Fluorwasserstoffsäure produziert wird. Ein Abnahmevertrag mit ThyssenKrupp ist bereits unterzeichnet und die Kfw Ipex-Bank unterstützt uns mit einem 60-Millionen-US$-Fremdfinanzierungsinstrument für unser Bergbauprojekt in Tansania“, so Spinks.
Auch Vanadium-Vorkommen wecken Interesse
Der Abbau von Batterierohstoffen konzentriert sich nicht nur auf Materialien für Lithium-Ionen-Batterien. Mehrere Unternehmen planen die Förderung von Vanadium, welches für Redox-Flow-Batterien benötigt wird. Diese Art von Batterien eignet sich insbesondere für die stationäre Energiespeicherung, beispielsweise in netzgebundenen Großbatterien.
Zu den Vorreitern zählt das Unternehmen Australian Vanadium mit einem gleichnamigen Minenprojekt in Western Australia. Dort sollen ab 2024 pro Jahr rund 11.000 Tonnen Vanadiumoxid produziert werden. In der Stadt Geraldton entsteht eine angeschlossene Fertigung von Vanadium-Batterieelektrolyten. Ein Teil der Produktion könnte an den deutschen Batteriehersteller SCHMID Group gelierfert werden, ein Vorvertrag wurde bereits unterzeichnet. Einen Bezug zu Deutschland gibt es auch bei dem Mount Peake Projekt von TNG. Die SMS-Gruppe soll dort Anlagentechnik liefern.