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Branchen | Australien | Elektromobilität

Ladenetz für E-Autos wird stark ausgebaut

Immer mehr Elektroautos sind auf dem fünften Kontinent unterwegs. Die Ladeinfrastruktur muss schnell ausgebaut werden. Insbesondere Schnellladestationen stehen im Fokus.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Australien hat im Bereich der Ladeinfrastruktur für Elektroautos einen gewaltigen Ausbaubedarf. Nach Auskunft der Federal Chamber of Automotive gibt es 2023 landesweit rund 2.500 öffentlich zugängliche Ladestandorte (Stand: Mitte 2023). Diese stellen ungefähr 5.000 individuelle Ladepunkte zur Verfügung. Da diesem Angebot eine Flotte von rund 130.000 Stromern gegenüber steht (batterieelektrisch und Plug-in-Hybrid), kommen rechnerisch so etwa 26 Elektrofahrzeuge auf einen öffentlichen Ladepunkt.

Der Mangel an Lademöglichkeiten ist in Down Under damit sogar noch etwas größer als in Deutschland. Nach dem Ladenetz-Ranking 2023 des Verbands der Automobilindustrie (VDA) weist die Bundesrepublik einen Wert von durchschnittlich 23 Elektro-Pkw pro öffentlich zugänglichen Ladepunkt auf.

"Im Jahr 2030 könnten auf australischen Straßen mehr als 3 Millionen Elektrofahrzeuge unterwegs sein."

Behyad Jafari, CEO des Electric Vehicle Council

Die Absatzzahlen von Elektroautos steigen rasant an, im 1. Halbjahr 2023 gab es ein Plus von 269 Prozent auf 46.624 Einheiten (im Vergleich zur Vorjahresperiode). Durch die geplante Einführung von verbindlichen CO2-Flottengrenzwerten dürfte die Marktdynamik in den kommenden Jahren weiter zunehmen. "Um mit der steigenden Anzahl von elektrisch betriebenen Fahrzeugen mitzuhalten, muss sich die Ausbaugeschwindigkeit bei der Ladeinfrastruktur vervielfachen", so Behyad Jafari, CEO des Electric Vehicle Council. Allein um das bestehende Verhältnis zwischen Elektrofahrzeugen und öffentlichen Lademöglichkeiten aufrechtzuerhalten, müssten bis 2030 über 100.000 zusätzliche Ladepunkte entstehen.

Ladenetzbetreiber kündigen Ausbaupläne an

Der größte australische Anbieter, Chargefox, betreibt bereits ein Netz mit über 1.400 Ladepunkten. Bis 2025 soll dies auf rund 5.000 Lademöglichkeiten, inklusive 2.000 Schnelllader, anwachsen. Bereits auf den Bau von Schnellladestationen spezialisiert ist Evie Networks. Dazu wählt das Unternehmen öffentlich zugängliche Standorte wie Einkaufszentren oder die Parkplätze von Fast-Food-Ketten. Die Ladesäulen werden zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgt. Zu Jahresende 2022 waren bereits 200 Ladestandorte von Evie Networks in Betrieb, bis Ende 2023 sollen weitere 200 hinzukommen.

Auch die Tankstellenbetreiber machen sich fit für das Zeitalter der Elektromobilität. BP Pulse will in Australien 600 Schnellladepunkte errichten (Stand Mitte 2023: 84). Der Konkurrent Ampol plant bis Ende 2024 insgesamt 300 Schnellladepunkte. Neben dem eigenen Tankstellennetz mit rund 700 Standorten nimmt das Unternehmen auch Einkaufszentren ins Visier.

Neu in den Markt für Ladeinfrastruktur drängen die Betreiber von Stromverteilnetzen. Ein Beispiel ist das Unternehmen Ausgrid, das weite Teile des Großraums Sydney sowie der Region Central-Coast versorgt. Bis 2029 will Ausgrid in seinem Einzugsgebiet bis zu 30.000 neue Ladestationen schaffen. Dabei soll der Umstand genutzt werden, dass das Verteilnetz außerhalb von Innenstadtlagen meist oberirdisch verläuft. Die Straßen in australischen Vororten sind deshalb durch Strommasten gesäumt, an denen speziell gefertigte Ladestationen montiert werden können. Dazu gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen EVX.

Zusammen mit JOLT Energy verfolgt Ausgrid auch noch einen weiteren Ansatz. Dabei werden am Straßenrand stehende Umspannstationen in Schnellladestandorte verwandelt. In die gleiche Richtung stößt eine Allianz zwischen JOLT Energy und Netzbetreiber Endeavour Energy, der für den Südwesten des Großraums Sydney zuständig ist. Bis 2025 sollen rund 1.000 Schnellladesäulen entstehen.

Staat fördert Ausbau des Schnellladenetzes

Die Anstrengungen von staatlicher Seite konzentrieren sich insbesondere auf den Aufbau eines flächendeckenden Schnellladenetzes entlang von Fernstraßen. In den ländlichen Regionen Australiens liegen "benachbarte" Ortschaften häufig über 100 Kilometer voneinander entfernt. Mit 558 Standorten ist das Schnellladenetz im Vergleich zur Landesgröße noch sehr dünn gesät.

Die nationale Regierung in Canberra fördert die Ladeinfrastruktur im Rahmen des mit umgerechnet rund 350 Millionen US-Dollar (US$) dotierten Driving the Nation Program. Die Maßnahmen umfassen den Aufbau eines "National EV Backbone" in Kooperation mit Automobilclub NRMA. Entlang wichtiger Highways sollen im Abstand von 150 Kilometern mindestens 117 Schnellladestandorte entstehen, welche mit mindestens vier 300 Kilowatt Ladepunkten ausgestattet sind.

Initiativen gibt es auch durch die Bundesstaaten. New South Wales will im Rahmen des Fast Charging Master Plan rund 1.000 neue Schnellladestationen errichten. Dazu werden in mehreren Runden Fördergelder von umgerechnet rund 104 Millionen US$ vergeben. Queensland betreibt den Ausbau des Electric Super Highway, der sich bis 2024 über mehr als 5.000 Kilometer erstrecken soll. Das Electric Fast Charging Network in Western Australia soll bis 2024 sogar eine Länge von 7.000 Kilometern erreichen.

Großes Absatzpotential für Heimladestationen

Einen großen Markt bietet Australien für Heimladestationen. Frei stehende Einfamilienhäuser machen rund 70 Prozent des Wohnungsbestandes aus und können mit entsprechenden Anlagen ausgestattet werden. Geschäftschancen bieten sich dabei für Kombinationen mit Solarstrom. Im Jahr 2022 hatten bereits rund 3,3 Millionen Haushalte eine eigene Solaranlage. Dies entspricht ungefähr 37 Prozent aller freistehenden Wohngebäude. Anteilsmäßig ist Australien damit Weltspitze.

Als erster Bundesstaat setzte South Australia Ende 2022 Regeln für bidirektionales Laden in Kraft. Private Haushalte können ihr Elektroauto damit als Stromspeicher nutzen und ins Netz einspeisen.

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