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Branche kompakt | Indien | Kfz-Industrie

E-Mobility

Die Anzahl der Elektrofahrzeuge in Indien nimmt zu. In einigen Kategorien wandeln sich E-Fahrzeuge vom Nischenthema zum Mainstream.

Von Florian Wenke | Mumbai

Ein Baustein auf dem Weg zu Indiens Klimaneutralität ist die Mitgliedschaft in der "EV30@30-Initiative". Die teilnehmenden Nationen streben bis zum Jahr 2030 einen Elektrofahrzeuganteil bei Neuzulassungen von 30 Prozent an. 

Es gibt jedoch noch andere Regierungsziele, nach denen der Anteil der elektrischen Fahrzeuge bis 2030 für Pkw auf 30 Prozent, für Lkw und Busse auf 70 Prozent und für Zwei- sowie Dreiräder auf 80 Prozent steigen soll. Nicht für alle Fahrzeugkategorien wird dieses Ziel einfach zu erreichen sein. Im Jahr 2024 lag der Anteil von Elektrofahrzeugen aller Kategorien an den gesamten Neuzulassungen bei 7,4 Prozent. Für Pkw betrug er lediglich 2 Prozent.

Marktdurchdringung von elektrischen Fahrzeugen in Indien In Prozent
Fahrzeugart

Marktdurchdringung 2023/2024

Marktdurchdringung 2026/2027

Marktdurchdringung 2029/2030

E-Pkw

2

8

20

E-Zweiräder

5

14

32

Finanzjahr vom 1. April bis 31. März; Prognose für 2026/2027 und 2029/2030Quelle: CareEdge 2024; Jefferies 2024

E-Mobilität ist besonders in Städten von Bedeutung

Städte sind Zentren der Verkehrswende. Dazu gehört auch die Elektrifizierung des Nahverkehrs. So hat etwa die Maharashtra State Road Transport Corporation den Kauf von 5.000 Elektrobussen bis 2029 angekündigt. Hinzu kommen elektrische Dreiräder, die den Transport von Personen und Gütern übernehmen und insbesondere für kürzere Strecken im Einsatz sind. Für die Einstiegsmobilität sind elektrische Zweiräder preislich mittlerweile konkurrenzfähig zu herkömmlichen Krafträdern und damit eine Alternative für indische Konsumenten. Für Pkw ist die Ladeinfrastruktur in Städten deutlich besser ausgebaut als im ländlichen Raum. 

Die Zulassungszahlen in allen E-Fahrzeugkategorien legten 2024 um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Während die Zunahme für Pkw 23 Prozent betrug, lag sie für Zweiräder bei 34 Prozent. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das ein moderates Wachstum, was allerdings auch an auslaufenden Förderprogrammen lag. 

Bei elektrischen Pkw, Rollern und Bussen haben heimische Hersteller eine starke Marktstellung. Ihnen ist es gelungen, robuste Modelle zu entwickeln, welche die Kunden ansprechen und im preissensiblen indischen Markt bestehen. Bei den Busproduzenten und auch den Zweiradherstellern handelt es sich zum Teil sogar um Unternehmen, die erst wenige Jahre alt sind.

Batterieproduktion wird zulegen

Die Ratingagentur CareEdge geht davon aus, dass die Importabhängigkeit für fertige Lithium-Ionen-Batterien bis 2027 von derzeit fast 100 Prozent auf 20 Prozent sinken wird. Das ist beachtlich, denn der Bedarf wird bis dahin von 15 Gigawattstunden auf 54 Gigawattstunden wachsen, darunter 34 Gigawattstunden für Elektrofahrzeuge. Der Grund liegt im laufenden Aufbau lokaler Produktionskapazitäten. Im Jahr 2021 hatte die Regierung Subventionen für Batterien im Umfang von 2,1 Milliarden US-Dollar (US$) zur Verfügung gestellt. Die Mittel fließen in Batteriefabriken von Ola Electric, Reliance New Energies und Rajesh Exports. Während Ola die Produktion bereits aufgenommen hat, möchte Reliance im 2. Halbjahr 2025 damit beginnen. Weitere Hersteller werden folgen.

Um die Wertschöpfungskette zu verbreitern, sind derzeit Gespräche über mögliche Investitionsanreize für die Fertigung von Batteriekomponenten wie beispielsweise Elektroden im Gange. Das wäre ein Schritt, um sich aus der Importabhängigkeit von China zu lösen. Allerdings ist nicht klar, ob die Regierung dafür Geld bereitstellen wird. Unklar ist ebenfalls, wie es mit einer möglichen Lithiumförderung weitergeht. Die kommerzielle Nutzung der Lithiumreserven im Umfang von 5,9 Millionen Tonnen in der Region Kaschmir liegt noch in der Ferne. Mehrere Auktionen zur kommerziellen Nutzung fanden bisher keine Bieter. Experten machen dafür auch mangelnde Details zu den vorhandenen Reserven verantwortlich. Sie verweisen zudem darauf, dass das Vorkommen lithiumhaltige Tonerde umfasst, was die Förderung komplex macht. 

Neue Förderung für Elektromobilität, aber nicht für Pkw

Im Herbst 2024 veröffentlichte die Regierung die Nachfolgeregelung für das zuvor ausgelaufene erfolgreiche Programm "Faster Adoption and Manufacturing of Electric Vehicles" (FAME II). Mit "Prime Minister Electric Drive Revolution in Innovative Vehicle Enhancement" (PM E-DRIVE) geht nun eine neue Förderung an den Start. Der Förderzeitraum geht vom 1. Oktober 2024 bis zum 31. März 2026. Die Subvention im Umfang von insgesamt 1,3 Milliarden US$ hilft vorwiegend Käufern bei der Anschaffung von Elektrofahrzeugen, lässt jedoch Pkw außen vor. Im Zentrum stehen stattdessen Busse und Zweiräder. Deren Anschaffung wird mit 507 beziehungsweise 205 Millionen US$ subventioniert. Ein geringerer Teil der Förderung soll Käufern von elektrischen Dreirädern und Lkw zugute kommen

Neue Richtlinien sorgen für mehr Ladestationen

Im Jahr 2024 wurden neue Richtlinien für den Bau und Betrieb von Ladesäulen veröffentlicht, die für einen besseren Ausbau der Ladeinfrastruktur sorgen sollen. Darin ist unter anderem das Ziel ausgegeben, bis 2030 in Städten pro Quadratkilometer jeweils mindestens eine öffentliche Ladesäule bereitzustellen. Zudem legt die Regelung fest, dass Ladesäulen nach den Regelungen des Bureau of Indian Standards zertifiziert sein müssen. 

Bisher ist die unzureichende Ladeinfrastruktur ein Hindernis für eine größere Elektrifizierung der Fahrzeugflotte. Das Ministry of Heavy Industries gibt die Anzahl der öffentlichen Ladestationen für Ende Dezember 2024 mit 25.202 Stück an. Mit 5.765 Einheiten gibt es die meisten Stationen in Karnataka, gefolgt von Maharashtra (3.728) sowie Uttar Pradesh und New Delhi (je circa 2.000 Ladesäulen). 

Um einen Anteil von 30 Prozent Elektrofahrzeuge an den Neuzulassungen bis 2030 zu erreichen, müssen 1,8 Milliarden US$ in die Ladeinfrastruktur investiert werden, so der Verband Federation of Indian Chambers of Commerce & Industry (FICCI). Für die Investitionen empfiehlt FICCI einen Fokus auf die 40 größten Städte des Landes und die sie verbindenden Schnellstraßen. Als Zielgröße für die bis 2030 indienweit benötigten Ladesäulen gilt überwiegend die vom Industrieverband Confederation of Indian Industry genannte Zahl von 1,32 Millionen Einheiten.

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