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Branche kompakt | Indien | Kfz-Industrie

E-Mobility

Die Anzahl an Elektrofahrzeugen in Indien nimmt zu. Die Zulassungszahlen wachsen in einigen Fahrzeugklassen deutlich stärker als in anderen.

Von Florian Wenke | Mumbai

Indien hat sich vorgenommen, bis 2070 klimaneutral zu werden. Ein Baustein auf dem Weg dorthin ist die Mitgliedschaft in der "EV30@30-Initiative". Die teilnehmenden Nationen streben bis zum Jahr 2030 einen Elektrofahrzeuganteil bei Neuzulassungen von 30 Prozent an. 

Es gibt jedoch noch andere Regierungsziele, nach denen der Anteil der elektrischen Fahrzeuge bis 2030 für Pkw auf 30 Prozent, für Lkw und Busse auf 70 Prozent und für Zwei- sowie Dreiräder auf 80 Prozent steigen soll. Nicht für alle Fahrzeugkategorien wird dieses Ziel einfach zu erreichen sein. Der Anteil von Elektrofahrzeugen aller Kategorien an den gesamten Neuzulassungen lag 2023 bei 6,4 Prozent. In der Gruppe der Pkw lag der entsprechende Anteil lediglich bei 1,7 Prozent.

E-Mobilität ist besonders in Städten von Bedeutung

Während Elektromobilität im ländlichen Raum und in kleineren Städten noch eine untergeordnete Rolle spielt, gewinnt sie in urbanen Zentren an Bedeutung. Zunehmend beschleunigen Elektrobusse die Verkehrswende. Zudem sind häufiger elektrisch angetriebene Rikschas anzutreffen, die den Transport von Personen und Gütern auf der "Letzten Meile" elektrifizieren. Elektrische Roller (E-Scooter) sorgen zudem dafür, dass Elektromobilität auch beim Einstieg in den Individualverkehr oder als Mobilitätslösung für die Kurzstrecke Verbreitung findet. 

Die Zulassungszahlen in allen E-Fahrzeugkategorien legten 2023 um 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Während die Zunahme für Pkw 119 Prozent betrug, lag sie für Zweiräder bei 36 Prozent. 

Bei elektrischen Pkw, Rollern und auch Bussen haben heimische Hersteller eine starke Marktstellung. Ihnen ist es gelungen, robuste Modelle zu entwickeln, welche die Kunden ansprechen und im preissensiblen indischen Markt bestehen. Bei den Busproduzenten oder auch den Zweiradherstellern handelt es sich zum Teil sogar um Unternehmen, die erst wenige Jahre alt sind. 

Prognosen für die zukünftige Marktdurchdringung sind mit Vorsicht zu genießen, auch weil unklar ist, welche Förderung zukünftig erfolgen wird. Oft genannt wird ein Marktanteil von Elektrofahrzeugen im Umfang von 40 Prozent im Jahr 2030, bei einem Verkauf von 10 Millionen E-Fahrzeugen. 

Prognostizierte Marktdurchdringung von elektrischen Fahrzeugen in Indien in Prozent
Fahrzeugart

Marktdurchdringung 2025

Marktdurchdringung 2030

Zweiräder

26

75

Dreirädrige Kfz*)

48

90

Kommerziell genutzte Pkw

2

15

Busse

8

37

* umfasst Autorikschas.Quelle: KPMG 2023

Zugleich soll die Wertschöpfung im Bereich E-Mobilität 2030 bei 100 Milliarden US-Dollar (ohne Batterien) liegen. Dies kann sich jedoch deutlich ändern, denn Indien hat in der Region Kaschmir Lithiumreserven im Umfang von 5,9 Millionen Tonnen entdeckt. Erste Auktionen zur kommerziellen Nutzung fanden Ende 2023 statt. Ein Teil der Rohstoffe dürfte sicherlich den Weg in eine heimische Batterieproduktion finden.      

Neue Förderung für Elektromobilität steht aus

Im März 2024 läuft die 2. Phase des Programms "Faster Adoption and Manufacturing of Electric Vehicles" (FAME II) aus. Dabei handelt es sich um eine breit angelegte Förderung der Zentralregierung für E-Fahrzeuge. Zuschüsse zum Kaufpreis machten die Elektrofahrzeuge für Kunden erschwinglicher vom Bus bis zum Roller. Bis Anfang Februar 2024 wurde dadurch der Kauf von mehr als 1,3 Millionen Fahrzeugen unterstützt 88 Prozent davon sind elektrische Zweiräder.

Derzeit gibt es lediglich Spekulationen, wie die weitere Förderung in Form von FAME III gestaltet werden kann, welchen Umfang und welche Laufzeit die neue Subvention haben wird. Von einem Fokus auf Elektrobusse bis hin zu einer an lokale Mindestwertschöpfung gebundene Förderung kursieren zahlreiche Prognosen. Anders als von vielen Beobachtern erwartet wurden im Rahmen der Vorstellung des Zwischenhaushaltes am 1. Februar 2024 keine weiteren Details bekannt. Eher allgemein sprach die indische Finanzministerin zu diesem Anlass nur von einem Ausbau der Ladeinfrastruktur und staatliche Garantien beim Kauf von Bussen.    

Auch zahlreiche Regionen fördern die Elektromobilität. Subventionen gibt es sowohl für Verbraucher als auch für Hersteller. Zusätzlich zu diesen staatlichen Unterstützungen kommen verstärkte Bemühungen von Stadtverwaltungen, die Busflotten zu elektrifizieren. Auch dies unterstützen Zentralregierung sowie manche Bundesstaaten und bisweilen sogar internationale Geber. 

Mehr Ladestation sind notwendig

Ein Hindernis auf dem Weg zur Elektrifizierung des Verkehrs ist die unzureichende Ladeinfrastruktur. Die Denkfabrik OMI Foundation beziffert die Anzahl der öffentlichen Ladestationen für Ende Dezember 2023 auf 10.185 Stück. Mit 3.075 Einheiten soll es die meisten Stationen in Maharashtra geben, gefolgt von New Delhi mit 1.886 Ladesäulen. 

Um die Elektrifizierungsziele zu erreichen, sind deutlich mehr Lademöglichkeiten notwendig. Laut Regierungsangaben benötigen allein die neun bevölkerungsreichsten Städte des Landes bis 2030 gut 18.000 öffentliche Stromladesäulen. Der Industrieverband Confederation of Indian Industry geht sogar davon aus, dass bis 2030 indienweit 1,32 Millionen Ladesäulen benötigt werden. Um das Ziel zu erreichen, müssten jährlich durchschnittlich 400.000 Ladesäulen errichten werden.   

(Stand: Februar 2024)

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