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E-Mobility

Tschechien erlebte 2024 einen unerwarteten Aufschwung beim Verkauf von Elektroautos. Doch der Trend könnte schon 2025 wieder vorbei sein, weil das Förderprogramm ausgelaufen ist.

Von Gerit Schulze | Prag

Noch 2023 gehörte Tschechien zu Europas Schlusslichtern beim Verkauf von Elektroautos. Ein Förderprogramm der Regierung sorgte 2024 für eine Trendumkehr. Der Absatz von batteriebetriebenen Fahrzeugen wuchs gegenüber dem Vorjahr um fast zwei Drittel auf knapp 11.000 Pkw. Bei leichten Nutzfahrzeugen stiegen die Neuzulassungen um 76 Prozent auf 622 Einheiten.

Grund war ein Förderprogramm, das die Regierung im März 2024 startete. Mit EU-Mitteln aus dem Nationalen Wiederaufbauplan bekamen Unternehmen bei der Anschaffung eines Elektroautos bis zu 12.000 Euro Zuschuss. Außerdem wurde der Bau von Ladesäulen subventioniert. Der mit 80 Millionen Euro ausgestattete Projekttopf war schon Ende Oktober 2024 ausgeschöpft. Bis dahin wurden rund 5.900 Förderanträge für den Kauf eines elektrischen Firmenwagens gestellt. Das entspricht der Hälfte des Gesamtmarktes für 2024.

Kaum Kaufanreize für Käufer von Elektroautos

Die Regierung plant vorerst nicht, das Programm zu verlängern. Daher dürfte der Markt für Elektrofahrzeuge 2025 langsamer wachsen oder gar schrumpfen. Von Privatkunden sind angesichts fehlender Kaufanreize keine Impulse zu erwarten. Die wenigen Vorteile - wie die gebührenfreie Nutzung der Autobahnen oder kostenloses Parken im Stadtzentrum von Prag - stehen auf dem Prüfstand.

Rückenwind für die Technologie gibt es jedoch auf der Anbieterseite. Škoda verkauft mit dem Kompakt-SUV Elroq seit diesem Jahr erstmals ein vollelektrisches Auto, das ähnlich viel kostet wie das Verbrennerpendant. Ab 2026 bringt der einheimische Hersteller mit dem Crossover-SUV Epiq ein noch günstigeres Batteriemodell auf den Markt, das rund 25.000 Euro kosten und eine Reichweite von 400 Kilometern haben soll.

Der Standort Mladá Boleslav entwickelt sich für die Volkswagen-Gruppe immer mehr zu einem Schwerpunkt der Elektromobilität. Dort wurden 2024 rund 227.000 Traktionsbatterien für die Elektroautos des Konzerns hergestellt. Außerdem knapp 54.000 Batterien für Plug-in-Hybride.

Nur ein Zehntel der Fahrzeugproduktion mit Batterieantrieb

Trotz dieser guten Zahlen sank die Produktion von Elektroautos und Pkw mit Plug-in-Hybridantrieb in Tschechien 2024 um 16 Prozent. Die rund 150.000 Fahrzeuge bedeuteten einen Anteil von lediglich zehn Prozent an der Gesamtproduktion. Zwei Drittel davon produzierte Škoda Auto, ein Drittel Hyundai. 

Auf dem Neuwagenmarkt bleibt der Anteil der Elektromobilität trotz der hohen Zuwachsraten 2024 niedrig. Die knapp 11.000 neu zugelassenen Pkw mit Batterieantrieb entsprachen einem Marktanteil von unter fünf Prozent, womit Tschechien zu den Schlusslichtern in Europa zählt. Der EU-Durchschnitt lag 2024 bei 14 Prozent.

Zulassung von neuen Elektrofahrzeugen in der Tschechischen Republik *)

Kategorie

2021

2022

2023

2024

Pkw

2.646

3.892

6.640

10.933

Anteil an den Gesamtzulassungen (in %)

1,28

2,03

3,00

4,72

leichte Nutzfahrzeuge

172

134

353

622

Anteil an den Gesamtzulassungen (in %)

0,87

0,79

1,55

2,86

Lkw

2

4

10

27

Anteil an den Gesamtzulassungen (in %)

0,02

0,04

0,10

0,29

Busse

2

40

6

59

Anteil an den Gesamtzulassungen (in %)

0,20

3,29

0,56

4,43

* Reine Elektrofahrzeuge, ohne Hybridmodelle.Quelle: Verband der Autoimporteure (SDA) 2025

 

Tesla dominiert den Neuwagenmarkt

Deutsche Automarken spielten bislang beim Verkauf von Elektroautos in Tschechien nur in der zweiten Liga. Rund ein Drittel aller Batteriefahrzeuge entfiel 2024 auf Tesla. Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz lagen auf den Plätzen 4 bis 6. Starke Zuwächse verzeichnet der chinesische Hersteller MG. Für 2025 ist aufgrund der neuen Modelle davon auszugehen, dass Škoda in diesem Segment wieder Marktanteile gewinnt. Außerdem zeigen die Zulassungszahlen für die ersten beiden Monate 2025, dass Tesla auch in Tschechien massiv an Popularität verloren hat.

Meistverkaufte Elektrofahrzeuge in Tschechien nach Hersteller *)
Marke

Neuzulassungen 2024

Tesla

3.716

Škoda

1.644

Volvo

971

Volkswagen

682

BMW

578

Mercedes-Benz

522

Hyundai

496

MG

428

Kia

275

Toyota

186

* Reine Elektrofahrzeuge, ohne Hybridmodelle.Quelle: Verband der Autoimporteure (SDA) 2025

Zu wenig ultraschnelle Ladepunkte

Die starken Vorbehalte gegenüber der neuen Antriebstechnologie rühren in Tschechien auch daher, dass die Ladeinfrastruktur nicht flächendeckend vorhanden ist. Zwar gibt es in den Großstädten und entlang der wichtigen Autobahnen genügend Ladesäulen. Häufig haben diese aber nur eine Leistung von maximal 50 Kilowatt. Ultraschnelllader von 150 Kilowatt und mehr sind noch selten.

Ende 2024 gab es laut tschechischem Industrieministerium 2.835 Ladestationen mit über 5.000 Ladepunkten. Auf sie kommen zurzeit rund 31.000 zugelassene Batterieautos und 21.000 Plug-in-Hybride. Weniger als 300 Standorte boten die Möglichkeit des Ultraschnellladens an.

Für die Betreiber von Ladesäulen ist das Geschäft herausfordernd. Sie investieren zwar kräftig in den Ausbau des Netzes, doch die Nutzung bleibt unter den Erwartungen. Laut einem Bericht der Tageszeitung E15 erreichte der Prager Stromversorger PRE (gehört zu EnBW) in den ersten drei Quartalen 2024 nur eine Auslastung der installierten Leistung von drei Prozent, beim Wettbewerber ČEZ waren es zwei Prozent.

ČEZ will die Zahl seiner Ladepunkte 2025 von derzeit rund 820 auf über 1.000 erhöhen. Der Schwerpunkt soll auf Ultraschnellladern liegen. Auch PRE will dieses Jahr die Ladeleistung bestehender Standorte erhöhen. Der Mineralölkonzern Orlen Unipetrol plant den Ausbau seiner Standorte von bislang 100 Ladestationen auf 1.800 im Jahr 2030. E.on kündigte für 2025 eine erste Ladestation für Elektrotrucks an. Zurzeit sind in Tschechien weniger als 30 Batterie-Lkw mit einer Gesamtmasse von mehr als zwölf Tonnen registriert.

Brennstoffzelle spielt keine Rolle

Noch langsamer als Batterieautos setzen sich in Tschechien Wasserstoffautos durch. Laut Zulassungsregister waren Ende September 2024 im Land nur 28 Pkw mit Brennstoffzelle registriert. Das Ziel der Regierung von 200 Fahrzeugen bis 2025 dürfte damit kaum zu erreichen sein. Immerhin gibt es bereits sechs Wasserstofftankstellen im Großraum Prag, im nordböhmischen Litvínov und in Ostrava. Bis 2030 sollen es 40 sein. Die Preise für den Treibstoff sind dort aber noch sehr hoch. Mit Hilfe von EU-Fördermitteln versucht Prag, den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu beschleunigen.

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