Branchenbericht Bosnien-Herzegowina IKT, übergreifend
Nachfrage nach Software aus Bosnien und Herzegowina steigt
Die IT-Branche in Bosnien und Herzegowina wächst und schafft Perspektiven für junge Talente. Trotz einiger Herausforderungen gibt es noch viel Potenzial.
08.03.2023
Von Martin Gaber | Belgrad
Die Informationstechnologie-Branche (IT) in Bosnien und Herzegowina wächst dynamisch. Die Einkünfte der Unternehmen legen jährlich um bis zu 25 Prozent zu und die Zahl der Beschäftigten klettert in Richtung 8.500, so die Berechnungen des Branchenverbands BIT Alliance aus Sarajevo. „Vor einigen Jahren war das noch rund die Hälfte. Aber die Branche wächst schnell. Jedes Jahr kommen 600 bis 800 neue Beschäftigte hinzu,“ sagt Damir Maglajlić, Geschäftsführer des Verbands. Die Zuwächse dürften ungefähr den Abgängern der relevanten Hochschulen entsprechen.
Mit den steigenden Beschäftigtenzahlen wachsen auch die Umsätze der Unternehmen. Diese dürften bei rund 500 Millionen Euro pro Jahr liegen. Das starke Wachstum setzt auch Impulse für andere Branchen im Land. Bislang ist Bosnien und Herzegowinas Wirtschaftsstruktur eher durch traditionelle Industrien wie die Metallverarbeitung geprägt. Aber auch in diesen Bereichen nimmt der Bedarf nach Automatisierung und Digitalisierung zu.
Potenzial noch nicht ausgeschöpft
Das Potenzial der Branche dürfte bei Weitem noch nicht ausgereizt sein. Alleine die Umsätze könnten dreimal so hoch sein, so die Hochrechnungen von BIT Alliance. Noch erhalten Unternehmen, Beschäftigte und Studenten aber kaum strukturierte Unterstützung. „Wir versuchen, die Regierung zu mehr Hilfe für den Sektor zu bewegen. Wir haben derzeit Wachstum trotz fehlender staatlicher Unterstützung. Anreize könnten das Wachstum verdoppeln," sagt Damir Maglajlić. Derzeit gibt es nur punktuelle und regionale Maßnahmen. So können zumindest Jugendliche im Kanton Sarajevo in Studiengängen mit IT-Bezug kostenlos studieren. Außerdem gab es in der Vergangenheit von der kantonalen Regierung in Sarajevo punktuelle Anreize für IT-Unternehmen.
Bildungssektor hinkt Bedarf hinterher
Auch der Bildungssektor hat Reformen dringend notwendig, um mit der dynamischen Branche Schritt halten zu können. Experten schätzen, dass rund 6.000 IT-Experten in Bosnien und Herzegowina fehlen. Erste Ansätze gibt es: So arbeitet BIT Alliance mit den Schulen an einem Curriculum für die IT-Ausbildung an Gymnasien, später soll es auch Kurse für Grundschulen geben. Aber auch die Hardware bedarf einiger Investitionen. Die Ausstattung ist veraltet und nicht in ausreichender Menge verfügbar. „Eine Studie zeigt, dass rund 20 Kinder auf einen PC kommen,“ sagt Damir Maglajlić. An den Hochschulen gibt es ebenfalls noch Aufholbedarf. So verfügt Sarajevo noch über keine eigene IT-Fakultät. IT ist nur Bestandteil anderer Studiengänge.
Das Interesse am Programmieren im Land wächst allerdings zunehmend. Schon Kinder können Kompetenzen im digitalen Bereich aufbauen und so an das Programmieren herangeführt werden. Dafür gibt es in den Sommerferien eigene Kurse der Programmierschule Coder DoJo.
Unternehmen wollen Zielmärkte diversifizieren
Rund 60 bis 70 Prozent arbeiten laut Branchenverband für Kunden in den Vereinigten Staaten. Insgesamt werden über 70 Prozent aller IT-Dienstleistungen exportiert, so Zahlen der bosnisch-herzegowinischen Außenhandelskammer. Zumeist kommen Geschäftsbeziehungen über persönliche Kontakte zustande. „Die Unternehmen hatten gar keine eigenen Vertriebsabteilungen, es lief alles über persönliche Beziehungen,“ sagt Damir Maglajlić. Nicht selten spielt dabei die große bosnisch-herzegowinische Diaspora in den USA eine entscheidende Rolle. Ein Paper der Washington University zum Thema Integration geht davon aus, dass über 300.000 Menschen mit bosnisch-herzegowinischen Wurzeln in den USA leben.
Mittlerweile versuchen die Unternehmen aber zunehmend, ihre Absatzmärkte zu diversifizieren. So hat sich beispielsweise das Unternehmen ministry of programming (mop) auf den schwedischen Markt konzentriert. Mop unterstützt mit seinen Lösungen Start-Ups in Schweden und ist nach eigenen Angaben in den ersten vier Jahren seit der Gründung im Jahr 2015 um 800 Prozent gewachsen. Die Financial Times hat das Unternehmen im Jahr 2020 zu den schnellst wachsenden in Europa gezählt.
Platz | Unternehmen | Umsatz |
1 | Huawei Technologies | 24 |
2 | Prointer ITSS | 23 |
3 | BS telecom solutions | 17 |
4 | NSoft | 13 |
5 | Symphony | 12 |
6 | Oracle BH | 10 |
7 | Comtrade | 8 |
8 | AtlantBH | 6 |
9 | COMBIS | 6 |
10 | INFOBIP | 6 |
Fokus liegt auf Softwareentwicklung
Die Unternehmen sind vor allem auf Softwareentwicklung fokussiert. Sie bieten entweder eigene Produkte an oder entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für die Kunden, zu denen auch zahlreiche internationale Konzerne zählen. Die Softwareentwickler sind in bekannten Bereichen wie Cyber Security, Banking oder Data Mining, aber auch in Nischen unterwegs.
So haben die Softwareentwickler mop und auch das Unternehmen Mistral ihre Schwerpunkte in den Bereichen FinTech und HealthTech. Mistral wurde bereits 2010 gegründet und zählt mittlerweile über 300 Beschäftigte. Zu den Kunden gehören mehrere Fortune 500 Unternehmen. Fortune 500 ist eine Liste der gleichnamigen Zeitschrift, die die umsatzstärksten Unternehmen der Vereinigten Staaten ausweist.
Attraktive Löhne sollen Brain-Drain bremsen
Die Löhne im IT-Sektor sind attraktiver als in anderen Bereichen und liegen deutlich über den Durchschnittsgehältern im Land. Der Durchschnittslohn im IT-Bereich liegt laut BIT Alliance bei ungefähr 1.200 Euro, allerdings ohne Engineering. Dort sind die Löhne nochmals deutlich höher. Das Durchschnittsgehalt in Bosnien und Herzegowina liegt bei rund 1.100 Konvertiblen Mark netto und damit rund 560 Euro. Die Jobs mit Perspektive und vergleichsweise hohen Gehälter im IT-Sektor könnten auch dem Brain-Drain entgegenwirken. Seit Jahren verlassen viele junge Leute Bosnien und Herzegowina, was eine der größten Herausforderungen für das Land ist. Gleichzeitig ist die IT-Industrie in Bosnien und Herzegowina als Lieferant für ausländische Unternehmen immer noch relativ günstig und die jungen Leute zudem sprachbegabt. Davon könnten alle Seiten profitieren.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina (AHK) | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
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