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Branche kompakt | Bauwirtschaft | Schweiz

Zulieferprodukte: Zement, Beton und Holz

Die Schweiz kann ihren Zement mit eigenen Rohstoffen erzeugen. Die Branche strebt klimaneutrale Zementproduktion an. Cemsuisse fordert die Einführung von CBAM  

Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

Zement und Beton

Die Schweiz verfügt über genügend einheimische Rohstoffe für die Zementherstellung, um den heimischen Bedarf weitestgehend zu decken. Zu diesen Rohmaterialien zählen vor allem Kalkstein, Ton oder Mergel. Im Lande gibt es große Vorkommen an diesen nicht metallischen Rohstoffen, besonders im Jura, der Region zwischen Genf und Basel.

Im Jahr 2023 wurden laut schweizerischem Zementverband Cemsuisse insgesamt 4,2 Millionen Tonnen Zement in der Schweiz verbraucht, was Pro-Kopf 2023 rund 480 Kilogramm entsprach. Die Schweizer Zementindustrie lieferte im vergangenen Jahr rund 3,7 Millionen Tonnen Zement. Nur 15,6 Prozent des in der Schweiz verbrauchten Zements wurde aus dem Ausland importiert. In den Zementlieferungen spiegelten sich 2023 die Herausforderungen der heimischen Bauindustrie wider. Dazu zählten Unsicherheiten bei der Energieversorgung, die Inflation und die schwierige Planung von Bauprojekten. Laut Zementverband zeigte sich im 4. Quartal jedoch ein leichter Aufwärtstrend der Lieferungen gegenüber den vorherigen Quartalen. 

Gegenwärtig stellen in der Schweiz sechs Fabriken mit rund 720 Beschäftigten Zement her:

  • Cornaux Juracime
  • Eclépens Holcim
  • Péry Ciments Vigier
  • Siggenthal Holcim
  • Untervaz-Holcim
  • Wildegg Jura-Cement Fabrigen

Dekarbonisierung der Zementindustrie ist im Gange

Am meisten nachgefragt werden aus Schweizer Zementwerken laut Fachverband zunehmend klimareduzierte Zemente wie der sogenannte CEM II/B-Zement. Er macht rund 63 Prozent der inländischen Produktion aus und ist in der Herstellung aufgrund seines geringeren Klinkeranteils weniger CO2-intensiv als die Sorten CEM I und CEM II/A. Nach Angaben von Cemsuisse haben die klimaschädlicheren Portland-Zementsorten nur noch einen Marktanteil von rund 4,1 Prozent.

Auf dem Weg zur klimaneutralen Schweiz und zur Erreichung des sogenannten Netto-Null-Ziels spielt die Dekarbonisierung der Zementindustrie eine große Rolle. Um in Zukunft CO2-neutralen Zement herstellen zu können, spielen Technologien wie Carbon Capture and Storage (CCS) und Carbon Capture and Utilization (CCU) eine wesentliche Rolle. Um diese Technologien einsetzen zu können und entsprechende Investitionen vornehmen zu können, fordert der Verband klare Rahmenbedingungen seitens der Regierung.

Schweiz verliert ohne CBAM an Wettbewerbsfähigkeit 

So müssten laut Cemsuisse zum Beispiel beim CO2-Grenzausgleichsmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Zementindustrie wettbewerbsfähig bleibt und nicht durch Konkurrenz aus Ländern mit weniger strengen Standards beim Klima- und Umweltschutz aus dem Markt gedrängt wird. "Ohne einen Schweizer CBAM beziehungsweise ohne andere Maßnahmen mit vergleichbarer Wirkung, droht eine Abwanderung der Zementindustrie beziehungsweise der Klinkerproduktion ins Ausland," konstatieren die Autoren einer Studie zur Zukunft der Zementindustrie der schweizerischen Unternehmensberatung Polynomics. 

Holz

In der Schweiz sind Hochhäuser aus Holz mittlerweile Realität. Seit 2015 erlauben neue Brandschutzvorschriften den Einsatz von Holz als Baustoff in größeren Gebäuden. Mit dem Pionierprojekt "Suurstoffi 22" wurde 2018 erstmals ein 36 Meter hohes Haus in Holzbauweise fertiggestellt. Seither sind weitere Projekte in Planung. Das wohl berühmteste ist das spektakuläre Rocket-Hochhaus in Winterthur, das mit 100 Metern das derzeit weltweit höchste in Planung befindliche Wohngebäude aus Holz ist. 

Vor allem aus Gründen der Nachhaltigkeit, so der Branchenverband Holzbau Schweiz, setzen private Bauherren, Gemeinden sowie Baugenossenschaften, Immobilienentwickler und Großfirmen vermehrt auf den nachwachsenden Baustoff Holz. Inzwischen entstehen Wohnsiedlungen, Bürokomplexe und Firmensitze aus Holzkonstruktionen. 

Holzbau setzt auf Digitalisierung 

Auch im Holzbau sind Spezialisten aus den Bereichen Digitalisierung und Robotik gefragt. Die Digitalisierung ist in der Branche stark verbreitet, das Building Information Modelling hat sich weitgehend durchgesetzt. Die neuen Technologien ermöglichen eine Verbesserung der Qualität der Planungs- und Führungsprozesse sowie eine Verringerung von Kosten durch Fehler und Leerlaufzeiten. BIM ermöglicht den Unternehmen, traditionelle 2D-Zeichnungen in detailreiche 3D-Pläne zu übertragen.

Im Holzbau setzen immer mehr Unternehmen Roboter ein, um die Effizienz der Produktion zu erhöhen und Produktionskosten zu senken. Auch Datenbrillen sind nach Angaben von Holzbauexperten vielversprechend: Durch die HoloLens-Technologie können vollständige 3D-Daten ohne Informationsverlust sichtbar gemacht werden.

Stand: Mai 2024

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