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US-Markt für Fenster und Türen weiter im Aufwind

Der lebhafte Hochbau sorgt für eine stetig steigende Nachfrage nach Fenstern und Türen. Die Importe fallen relativ gering aus. Chancen für deutsche Anbieter bestehen in Nischen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Die US-Nachfrage nach Fenstern und Türen entwickelt sich positiv. Auch künftig dürfte das Wachstum anhalten. Darin sind sich die führenden Marktforschungsunternehmen einig. Über die Marktgröße gibt es jedoch teils stark voneinander abweichende Angaben, was im Fall der Vereinigten Staaten aber mehr Regel ist als Ausnahme.

Grand View Research beziffert das Marktvolumen 2023 auf knapp 28 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2030 erwarten die Analysten einen Wert von 35 Milliarden US$. Das entspräche einem jährlichen Zuwachs von nominal 3,4 Prozent. Die Konkurrenz von Aritzon kommt für Nordamerika (einschließlich Kanada) für 2023 auf einen Wert von 64 Milliarden US$. Bis 2029 sagt sie ein Volumen von 85 Milliarden US$ voraus. Damit ergäbe sich ein Plus von 4,5 Prozent per annum.

Marktvolumen bei 140 Millionen Einheiten

Laut Freedonia belief sich der mengenmäßige Absatz an Türen und Fenstern in den USA 2023 auf rund 140 Millionen Einheiten. Bis 2029 soll er auf 154 Millionen Stück zulegen, ein jährliches Plus von 1,7 Prozent. Wertmäßig betrachtet dürfte das Wachstum damit bei nominal rund 4 Prozent pro Jahr liegen.

Immerhin liegen die drei Marktanalysten damit bezüglich der Zuwachsraten relativ nahe beieinander. Die Aussichten kann man guten Gewissens als vorsichtig bezeichnen, denn in der Hauptabnehmerbranche – dem Hochbau – stehen die Zeichen in vielen Sparten auf Expansion. Der Wert der neu gestarteten Bauprojekte soll laut dem Dodge Construction Forecast 2025 um 8,6 Prozent steigen. Für den Wohnungsbau liegt die Prognose sogar bei einem Plus von 11,5 Prozent. Er ist laut Grand View Research für über die Hälfte des Umsatzes bei Türen und Fenstern verantwortlich.

Der US-Wohnungsbau fragt verhältnismäßig preiswerte Fenster und Türen nach. Themen wie Energieeffizienz, Sicherheit oder Unwetterschutz spielen eine untergeordnete Rolle. Rund 90 Prozent aller Neubauten sind Einfamilienhäuser, die aus Pressholzplatten zusammengeschustert wurden und denkbar schlecht wärmeisoliert sind. Da ändern auch modernste Fenster und Türen wenig.

Gewerblicher Hochbau als Qualitätskunde

Anders sieht die Lage im gewerblichen Hochbau aus. Hier setzen die Investoren zunehmend auf Energieeffizienz. In den Sparten Gesundheit, Einzelhandel sowie Hotels erwartet der Dodge Forecast für 2025 einen zweistelligen (wertmäßigen) Zuwachs bei den Projektstarts. Selbst für die Bürosparte sind die Aussichten positiv. Unternehmen und Behörden reduzieren zunehmend die Möglichkeit zum Homeoffice.

Innerhalb des Hochbaus hat sich der Fabrikbau zur zweitgrößten Sparte entwickelt. Seine Bauleistungen haben sich zwischen 2020 und 2024 nahezu vervierfacht, berichtet das nationale Statistikamt. Riesige Konjunkturprogramme fördern die Reindustrialisierung der USA. Der verarbeitende Sektor ist insbesondere für ausländische Hersteller ein lukrativer Kunde. Fragt er doch oft hochwertige Türen und Fenster mit Spezialfunktionen nach, die nicht immer im Inland produziert werden. 

Insgesamt bleibt das Importvolumen aber relativ klein. Die Einfuhren von Fenstern und Türen (ohne Schlösser und Beschläge) summierten sich 2023 auf 3,5 Milliarden US$, so die U.S. International Trade Commission. Für die ersten elf Monate 2024 verzeichnete die Behörde einen Anstieg der Branchenlieferungen von knapp 3 Prozent. 

Deutsche Lieferungen 2024 im Minus

Etwa 40 Prozent der Fenster- und Türenimporte kamen 2024 aus Kanada und Mexiko. Daneben spielten Kolumbien und China eine wichtige Rolle als Zulieferer. Deutsche Anbieter tätigen nur in Nischen Geschäfte. Die Lieferungen "made in Germany" gaben zwischen Januar und November 2024 um nahezu ein Fünftel nach. Damit bewegen sie sich wieder auf dem Niveau von 2022.

US-Firmen dominieren den Markt. Dank eines hohen Spezialisierungsgrads können dabei auch Mittelständler gegenüber größeren Wettbewerbern bestehen. Die Anbieter werden in vier Gruppen eingeteilt:

  • Nischenhersteller: Firmen wie Overhead oder Cloplay Building, die nur Garagentüren produzieren.
  • Produzenten, die ausschließlich Fenster und Türen herstellen wie Jeld Wen, Masonite, Andersen, Ply Gem oder PGT Innovations.
  • Breiter aufgestellte Hersteller, die weitere Bauelemente anbieten; dazu gehören Deceuninck, Cornerstone oder Building Brands.
  • Mischkonzerne wie Formosa Plastics, Sierra Pacific oder CRH, in deren Produktsortiment sich auch Türen und Fenster befinden.

Bei der Umrüstung bestehender Wohngebäude mit neuen Fenstern und Türen greift das seit 1976 laufende Weatherization Assistance Program des Energieministeriums. Laut der Behörde profitieren davon jährlich rund 35.000 Haushalte. Hinzu kommen Programme wie die Advanced Building Construction Initiative (ABC) von 2019. Weitere Zuschüsse können Projektbetreiber aus dem Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA) sowie dem Inflation Reduction Act (IRA) erhalten. Unter der neuen Trump-Administration könnten einige der Initiativen ausgesetzt werden.

Keine einheitlichen Normen

Eine landesweite Baunorm für Türen und Fenster existiert nicht. Jeder Bundesstaat stellt für den Bausektor eigene Regelwerke auf, die stark voneinander abweichen können. US-Branchenverbände wie die Fenestration & Glazing Industry Alliance oder die Window and Door Manufacturers Association verabschieden eigene Standards, zum Teil in Zusammenarbeit mit dem American National Standards Institute.

Bei staatlichen oder öffentlich geförderten Projekten gelten auf nationaler Ebene Mindestquoten für lokale Wertschöpfungsanteile. Die Regelungen sehen jedoch Ausnahmen vor, wenn es nicht ausreichend einheimische Zulieferer gibt. Hinzu kommen die entsprechenden Domestic-content-Anforderungen der Bundesstaaten und Kommunen, sodass sich ein schwer zu durchschauendes Geflecht an Bestimmungen ergibt.

Kontaktadressen
Institution/FirmaAnmerkung
Weatherization Assistance Programmstaatliches Programm zur Umrüstung von Fenstern und Türen
Advanced Building Construction Initiative staatliches Programm für energieeffizientes Bauen
American National Standards Instituteprivates Institut zur Koordinierung freiwilliger Standards
Fenestration & Glazing Industry AllianceBranchenverband der Fensterhersteller; ging aus der American Architectural Manufacturers Association hervor
Window and Door Manufacturers AssociationBranchenverband der Tür- und Fensterproduzenten

 

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