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Branchenanalyse | Schweiz | Bauwirtschaft

Hohe Kosten dämpfen die Baulaune

Die Bauinvestitionen werden auch 2024 nur schwach zulegen. Nachhaltiges, energieeffizientes Bauen und Digitalisierung setzen neue Akzente und bieten Chancen. 

Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

Ausblick der Bauwirtschaft in der Schweiz

Bewertung:

  • Rückgang im Wohnungsbau setzt sich aufgrund hoher Baukosten weiter fort.
  • Investitionsklima im Schweizer Baugewerbe bleibt auch 2024 gedämpft.
  • Tiefbau setzt positive Impulse durch Bahn- und Nationalstraßenausbau.
  • Nachhaltige Baukonzepte und Digitalisierung am Bau sind zunehmend gefragt.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Mai 2024

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Die Bautätigkeit im Hochbau hat sich 2024 auf hohem Niveau abgekühlt. Verantwortlich dafür ist der weiterhin schleppende Wohnungsbau. 

    Nach Einschätzung des schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV) bleibt das Investitionsklima im Bau auch 2024 weiterhin gedämpft. Die Branchenexperten gehen nicht davon aus, dass die Bautätigkeit nennenswert in Fahrt kommen wird. Laut den Prognosen der SBV zur Baukonjunktur wird der Hochbau 2024 insgesamt um 2,5 Prozent zurückgehen. Der schweizerische Bauindex prognostiziert für 2024 einen Umsatz von 23,2 Milliarden Franken, 1,1 Prozent weniger als im Vorjahr. 

    Öffentliche Bauvorhaben können Verluste im Hochbau nicht ausgleichen

    Ein Rückgang der Bautätigkeit wird vor allem im Wohnungsbau und im Wirtschaftsbau erwartet. Im Gegensatz dazu dürfte der öffentliche Hochbau mit einem voraussichtlichen Plus von 1 Prozent zwar wachsen. Die Verluste der anderen Sparten kann er jedoch nicht kompensieren. Sowohl im Hoch- als auch Tiefbau wurden bereits 2023 Projekte zurückgestellt oder neu und kleiner dimensioniert. Bauanträge gingen landesweit zurück. Dies wird sich auch 2024 nicht wesentlich ändern. Laut Baumeisterverband gab es 2023 nur im Tessin und in der Ostschweiz eine Zunahme an Bauanträgen im Vergleich zum Vorjahr. 

    Die Baukosten bleiben auf hohem Niveau. Der Verband hat errechnet, dass die durchschnittlichen Erstellungskosten für eine Wohnung 2024 rund ein Viertel höher sind als noch vor fünf Jahren. Deshalb rücken gewerbliche und private Bauherren immer häufiger von Neubauprojekten ab. 

    Die Schweiz braucht mehr Wohnungen

    Laut Bundesamt für Wohnungswesen müssten 5.000 bis 10.000 Wohnungen im Jahr neu gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Leerstehende Wohnungen werden allmählich "aufgebraucht" – wie die Schweizer sagen – ohne, dass neue entstehen.

    Die Zahl der bewilligten Neubauwohnungen ist seit 2013 rückläufig. Im Jahr 2023 wurden mit rund 35.000 Wohneinheiten so wenige Wohnungen gebaut wie seit 20 Jahren nicht mehr. "Der Rückgang im Wohnungsbau wird sich auch 2024 weiter fortsetzen und frühestens 2025 zum Stillstand kommen", lautet die Einschätzung des Ökonomen und Immobilienexperten Fabian Walter von der Schweizer UBS Bank, gegenüber der Neue Züricher Zeitung.  

    Grund für die Zurückhaltung der Bauherren und Investoren sind die nach wie vor hohen Baukosten. Der Baupreisindex des Bundesamtes für Statistik (BfS) ist alleine in den vergangenen drei Jahren um rund 15 Prozent gestiegen. An der Zinsfront gibt es inzwischen leichte Entspannung. Die überraschende Leitzinssenkung von 1,75 auf 1,5 Prozent der Nationalbank vom März 2024 dürfte dem Bau- und Immobilienmarkt Entlastung bringen.

    Viel Bürokratie und langsame Genehmigungsprozesse 

    Sorgen bereiten den Bauherren auch die teuren und langsamen Baubewilligungsprozesse in der Schweiz. Hinzu kommt die Flut an Einsprüchen gegen Bauvorhaben aus der Bevölkerung. Diese sogenannten "Einsprachen" bremsen Projekte aus, führen zu immer schärferen Auflagen und verlängern so die Genehmigungsdauer. 

    Baugesuche würden besonders häufig im Zuge von Volksabstimmungen ausgebremst, beklagt der SBV. Ein weiteres Hemmnis sind die in der Schweiz sehr rigiden Verordnungen beim Lärmschutz. Hier fordert Ursina Kubli, Leiterin Immobilienresearch der Züricher Kantonalbank ZKB, dass die Politik Hürden abbaut.

    Vom Baugesuch bis zur Baubewilligung vergehen in der Schweiz im Landesdurchschnitt 140 Tage. Am längsten dauern die Verfahren mit 500 Tagen im Kanton Genf, rund 200 Tage im Kanton Zürich und 330 Tage in der Stadt Zürich. Die Zeiten haben sich seit 2010 mehr als verdoppelt, berichtet Kubli. 

    Wohnungsmieten unerschwinglich

    Bezahlbare Mietwohnungen sind in der Schweiz auch für mittlere Einkommen inzwischen knapp. Einfamilienhäuser sind kaum noch erschwinglich. Angebots- und Bestandsmieten sind alleine 2023 um 4 beziehungsweise 3 Prozent gestiegen. Hinzu kommt eine für Schweizer Verhältnisse relativ hohe Zuwanderung. Im Jahr 2023 waren es rund 100.000 Personen, die auf den Wohnungsmarkt drängten. Zudem werden die Mieten bei Neubauwohnungen und Mieterwechseln teurer.  

    Ausbaugewerbe rückläufig, Wirtschaftsbau schwächelt

    Nach einem dynamischen Wachstum 2023 werden Unternehmen des Ausbaugewerbes ihre Bruttoanlageinvestitionen 2024 deutlich herunterfahren. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts KOF vom März 2024. Es herrscht große Unsicherheit in der Branche. Nicht einmal jedes zweite Unternehmen war sicher, ob es seine geplanten Investitionen umsetzen wird. Im gesamten Bauhauptgewerbe stagnieren die Bruttoanlageinvestitionen auch 2024. 

    Impulse dürften 2024 vom Infrastrukturbau kommen. Verstärkte Bautätigkeit ist im Bereich des Bildungs- und Gesundheitswesens zu beobachten. Der Baumeisterverband erwartet, dass bei der Sanierung von Gebäuden zunehmend auf Nachhaltigkeit gesetzt wird, was zu höheren Bauausgaben führen wird. 

    Nachfrage nach Büroraum sinkt

    Die Beschäftigung dürfte 2024 in der Schweiz um knapp 0,5 Prozent wachsen, also weniger stark als in den Vorjahren. Dies dürfte eine leicht geringere Nachfrage nach Büroraum nach sich ziehen. Im Bereich Wirtschaftsbau rechnet der Verband mit einem Rückgang von 1,9 Prozent. 

    Angebotsmieten für Büroflächen dürften 2024 stagnieren, nachdem sie in den vergangenen Jahren rückläufig waren. Nach Angaben des Immobiliendienstleisters Jones Lang Lasalle JLL hat sich das Angebot an verfügbaren Büroflächen in den fünf größten Büromärkten der Schweiz – Zürich, Genf, Bern, Basel und Lausanne - 2023 marginal von 4,5 auf 4,6 Prozent erhöht. 

    Öffentlicher Bau mit ungewisser Entwicklung

    Die Baugesuche für öffentliche Hochbauten haben 2023 im Schnitt rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Daher könnte es laut SBV in dieser Sparte 2024 mehr Aufträge geben. Aufgrund der angespannten Haushaltslage beim Bund sowie in verschiedenen Kantonen und Gemeinden ist es jedoch ungewiss, ob und in welchem Umfang die öffentliche Hand neue Bauaufträge vergeben wird. Die Wachstumserwartungen liegen bei einem Plus von 1 Prozent.

    Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

  • Hochbau: Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    In der Schweiz wird nachhaltiges Bauen und Sanieren immer gefragter. Der ökologische Fußabdruck spielt eine wichtige Rolle. 

    Der Gebäudebestand in der Schweiz ist überaltert und sanierungsbedürftig. Experten gehen davon aus, dass er für fast die Hälfte des Energieverbrauchs in der Schweiz sowie für ein Viertel der CO2-​Emissionen verantwortlich ist. Moderne Gebäude verbrauchen heute bis zu siebenmal weniger Energie als ein Gebäude aus den 80er-​Jahren. Um die ambitionierten Klimaziele bis 2050 zu erfüllen, müssen die Schweizer bei den Sanierungen Tempo machen. Die aktuelle Quote von 1 Prozent reicht laut Baumeisterverbandes (SBV) nicht aus. Es brauche mindestens eine Verdreifachung der energetischen Gebäudesanierungen.

    Ökologisches Bauen mit innovativen Technologien

    Nachhaltiges Bauen ist in der Schweizer inzwischen in den Fokus gerückt. Dabei werden innovative Technologien und neue Materialien entwickelt und eingesetzt. Beim klimaneutralen Bauen spielen insbesondere energieeffiziente Baustoffe, der Einsatz erneuerbarer Energien und Nachhaltigkeit in allen Phasen des Bauprozesses eine Rolle.

    An der ETH Zürich laufen zum Beispiel Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, Holz als Baumaterial zu stärken und dessen Belastbarkeit für den Einsatz in der Gebäudestruktur zu erhöhen. Das sogenannte Ingenieurholz soll häufiger verbaut werden. Es wird erforscht, wie Holzhäuser auch als Kohlenstoffspeicher dienen können. 

    Implenia baut das weltweit größte Holz-Hochhaus

    Der Schweizer Immobilien- und Baudienstleister Implenia plant auf einem ehemaligen Industriegelände, dem Lokstadt-Areal in Winterthur, den Bau des weltweit höchsten Holzwohngebäudes. Dieses Hochhaus soll ohne den sonst üblichen, stabilisierenden Kern aus Beton konstruiert werden. Beim Bau soll zudem eine innovative Holzkonstruktion eingesetzt werden, in der die Fassaden mit Terracotta umhüllt werden. Die Konstruktion wurde gemeinsam von Implenia, der ETH Zürich und dem Bauingenieurbüro Walt Galmarini speziell für Hochhäuser entwickelt.  

    Neue Zement- und Bitumen basierte Materialien

    Auch im Bereich Zement wird geforscht. Nach Angaben von EMPA, der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, verursacht die Zementproduktion zur Betonherstellung in der Schweiz mit 6 Prozent die höchste aller CO2-​Emissionen. Im Jahr 2050 könnten es laut Empa bereits 20 Prozent der nationalen Emissionen sein. Wenn nichts geschieht, werden es 2050 rund 20 Prozent sein, warnt Empa.

    Das Forschungsziel der Empa ist es, "neue Zement- und Bitumen basierte Materialien zu entwickeln, weniger schädliches Klimagas zu erzeugen und CO2 aus der Atmosphäre zu bannen". Dabei rückt auch der Einsatz von Lehm als Baustoff zunehmend in den Fokus. Lehm und auch Stroh sind natürliche Baustoffe mit hervorragenden Dämm- und Wärmespeichereigenschaften.

    Förderung für energetische Gebäudesanierung

    Das Bundesamt für Energie fördert die energetische Gebäudesanierung mit seinem Gebäudeprogramm. Das Programm unterstützt alle energetisch wirksamen baulichen Maßnahmen. Gefördert werden zum Beispiel die Wärmedämmung der Gebäudehülle, der Ersatz fossiler oder elektrischer Heizungen durch moderne Heizsysteme auf Basis erneuerbarer Energien oder der Anschluss an ein Wärmenetz. 

    Die Grundlage für das Gebäudeprogramm ist das CO2-Gesetz. Laut Bundesamt für Umwelt wird die CO2-Abgabe auf alle fossilen Brennstoffe erhoben. Seit 2022 beträgt sie 120 Franken pro Tonne CO2. Das Gebäudeprogramm wird aus dieser CO2-Abgabe finanziert sowie aus Fördergeldern der Kantone und läuft unbefristet. Über die Internetseite des Gebäudeprogramms können sich Hausbesitzer über das jeweilige kantonale Förderprogramm für Erneuerbare Energie und Energieeffizienz informieren. 

    Projektförderung für nachhaltiges Wohnen

    Die Bundesämter für Raumentwicklung (ARE) und für Wohnungswesen (BWO) haben das Förderprogramm Nachhaltige Entwicklung aufgelegt, mit dem der Bund innovative Projekte unterstützt, die nachhaltiges Wohnen fördern. Dabei liegt der Fokus auf den Nachhaltigkeitszielen, den Sustainable Development Goals (SDGs,) der von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 verabschiedeten Agenda 2030. Das Förderprogramm dient als Starthilfe für realisierungsreife Vorhaben "mit direkter positiver Wirkung auf die nachhaltige Entwicklung". Jedes Jahr wird ein Projektaufruf gestartet – Projektanträge können von Mai bis September bei den genannten Ämtern eingereicht werden.  

    Am Förderprogramm Nachhaltige Entwicklung ist auch das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) inhaltlich und finanziell beteiligt.

    Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

  • Hochbau: Marktchancen

    Nachhaltiges Bauen, künstliche Intelligenz, Kreislaufwirtschaft: Innovative Unternehmen im Bausektor haben gute Geschäftschancen.

    In der Schweiz wird noch überwiegend konventionell gebaut, doch die Nachfrage nach umweltfreundlichen Bauweisen und -materialien nimmt deutlich zu. Unternehmen, die Know-how im Bereich zukunftsorientierte Baukonzepte haben, bieten sich zunehmend neue Geschäftschancen. 

    Auch die ohnehin hohen Ansprüche an den Komfort und die Energieeffizienz der Gebäude werden in der Schweiz immer größer. Ein Beispiel ist das neue Verwaltungszentrum des Bundes am Guisanplatz in Bern, das das Bundesamt für Bauten und Logistik in mehreren Etappen errichtet. Hier haben die Bauherren den Anspruch, den nationalen Minergie-ECO-Standard, das Schweizer Label für gutes Innenraumklima und den Standard für nachhaltiges Bauen SNBS zu erfüllen.

    Die Standards verlangen, dass die Gebäude flexibel konzipiert und kreislauffähig sein müssen. Treibhausgasemissionen dürfen bei der Erstellung nur minimal auftreten, das Gebäude muss insgesamt klimafreundlich sein. Dies erhöht zum Beispiel die Anforderungen an Lüftungsanlagen und Elektroinstallationen. Auch ist der Einsatz langlebiger Materialien gefordert. 

    Vielfältige Zertifizierungen im Gebäudebau

    Energieeffizienz im Gebäudebau ist Teil der nationalen Energiestrategie. Die Erfüllung der bekannten nationalen Energieeffizienzstandards Minergie ist allerdings freiwillig. Die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards und -kriterien im Gebäudebau in der Schweiz gewährleisten nationale und internationale Zertifizierungen, darunter 

    • Minergie: Schweizer Standard für energieeffiziente Gebäude.
    • BREEAM, Bilding Research Establishment Environmental Assessment Methodology: Internationales Label für Industrie- und Logistikbauten mit geringstmöglicher Umweltbelastung.
    • LEED, Leadership in Energy and Environmental Design: International anerkanntes Gütesiegel für nachhaltige Gebäude.
    • SNBS, Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz: Übergreifendes Konzept für das nachhaltige Bauen und Sanieren in der Schweiz.

    Digitalisierung im Bau nimmt Fahrt auf

    Ein weiterer Megatrend ist die Digitalisierung im Bau, in all ihren Facetten. Auch hier bieten sich innovativen Unternehmen Chancen. Der Schweizer Baumeisterverband nennt einige wichtige digitale Trends in der Bauwirtschaft:

    • Building Information Modelling (BIM), ein digitales Verfahren, mit dem alle relevanten Bauwerksdaten in einem 3D-Modell digital modelliert, kombiniert und erfasst werden können.
    • Cloud-basierte Lösungen, mit deren Hilfe in Echtzeit alle Projektbeteiligten auf einer Baustelle kommunizieren können.
    • 3D-Druck ermöglicht die Herstellung von komplexen Bauteilen aus Beton oder anderen Materialien, was Kosten sparen und Bauzeiten verkürzen kann.
    • Big Data und Analytics, um große Datenmengen zu analysieren und Prozesse zu optimieren
    • Roboter und Drohnen zur Inspektion von Baustellen, Vermessung, Erstellung von Aufnahmen.

    Ab 2025 ist das BIM für alle Infrastrukturbauten in der Schweiz verpflichtend. Anbieter entsprechender Lösungen haben Chancen, sich in der Schweiz zu positionieren. Die Nachfrage nach entsprechenden Anwendungen wird in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen. Die Schweizer Bauunternehmen stehen unter großem Anpassungsdruck, denn um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sind mitunter umfangreiche Investitionen notwendig.

    Gefragt sind, vor dem Hintergrund eines erheblichen Fachkräftemangels in der Schweiz, auch deutsche Spezialisten im Bereich Digitalisierung, aber auch Handwerks- und Ingenieursdienstleistungen. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr deutsche Branchenbetriebe in der Schweiz engagiert, sie haben Aufträge übernommen und Niederlassungen gegründet. 

    Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

  • Hochbau: Projekte

    Auch in den bedeutendsten Bauregionen der Schweiz, den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Aargau, ist das Hochbauvolumen rückläufig. Interessante Bauvorhaben gibt es dennoch.

    In diesem Jahr wird die Entwicklung des Hochbaus in den Kantonen Zürich, Aargau und Schaffhausen schwächer, nachdem die Branche sich in den Jahren 2022 und 2023 dynamisch entwickelt hatte. Die Kantone sind die bedeutendsten Regionen für den Hochbau in der Schweiz. Ein Viertel aller Hochbauinvestitionen des Landes erfolgen hier. Von der jüngsten Entwicklung sind alle Segmente des Hochbaus betroffen, wobei es kantonale Unterschiede gibt. Ein Lichtblick sind einige Großprojekte. 

    Große Wohnbauprojekte in Basel und Zürich

    Mit dem Projekt Dreispitz Nord wird in den nächsten Jahren ein neues Stadtviertel in Basel entwickelt. Es sollen ungefähr 800 Wohnungen entstehen, sowie Büros, Cafés, Restaurants und Geschäfte. Die veranschlagten Baukosten bewegen sich zwischen umgerechnet 600 und 800 Millionen Euro. Die Projektierung soll ab 2026 starten, der Beginn der Bauarbeiten ist laut Projektleitung ab 2028 "realistisch". Das Areal von etwa 50 Hektar gilt als das größte zusammenhängende Baugebiet in Basel.

    Nachhaltiges Bauprojekt für seniorengerechtes Wohnen

    In Zürich Süd steht die Fertigstellung des nachhaltigen Quartiers Greencity an. Auf dem letzten freien Baufeld  soll ein Neubau für altersgerechtes Wohnen mit Büro- und Dienstleistungsflächen entstehen. Der Komplex besteht aus 179 seniorengerechten Wohnungen. "Leichtbauwände, eine Holzfassade und ein klimaoptimiertes Energiekonzept, das zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien setzt, tragen dazu bei, dass die CO2-Emissionen bei der Erstellung stark reduziert werden und das Gebäude dem Netto-Null-Ziel im Betrieb so nahe wie möglich kommt", sagt Herbert Heinen, Projektmanager Zürich bei Losinger Marazzi. Losinger Marazzi ist der Generalunternehmer des Projekts. Die Vorbereitungen für den Baustart haben im März 2024 begonnen. Das Gebäude wurde von JSWD Architekten aus Köln entworfen. Es soll Ende 2026 fertiggestellt sein.

    In Bern entstehen 220 Genossenschaftswohnungen

    Der Energieversorger Energie Wasser Bern (EWB) plant im Quartier Außerholligen auf dem EWB-Areal in Bern drei Hochhäuser. Im unteren Teil des höchsten Gebäudes soll der neue EWB-Hauptsitz untergebracht werden, in den anderen zwei Hochhäusern sind rund 220 Genossenschaftswohnungen geplant. Um das Entwicklungsvorhaben umsetzen und die Türme bauen zu können, muss das EWB-Areal umgezont werden. Deshalb erarbeitet die Stadt eine Überbauungsordnung. Über diese wird die Berner Bevölkerung voraussichtlich 2025  abstimmen.

    Neue Wohnungen im Letzi-Gebiet in Zürich

    Im Letzi-Gebiet, einem urbanen Stadtgebiet im Südwesten von Zürich, entstehen auf einem rund 30.000 Quadratmeter großen Grundstück 360 preisgünstige Wohnungen für 900 Bewohner. Zusätzlich sind Gewerbeflächen geplant, ebenso ein öffentlicher Quartierpark mit einer Fläche von etwa 12.000 Quadratmetern. 

    Chemiekonzern Roche baut Forschungsgebäude

    Roche investiert in den nächsten Jahren umgerechnet rund 1,2 Milliarden Euro in die Erneuerung seines Standorts in Basel. Dabei geht es um ein weiteres Forschungs- und Entwicklungsgebäude, die Erneuerung der Molekül-Produktion und ein neues Gebäude für das Institut für Humanbiologie. In dem neuen wird nach Angaben des Unternehmens die Forschungsgemeinschaft, die derzeit über das gesamte Areal in Basel verteilt ist, untergebracht werden. Fertigstellung: voraussichtlich 2030.

    Bund investiert in Bildungs- und Gesundheitsbau

    Überall in der Schweiz wird der Bau von Bildungsstätten vorangetrieben. Ein Beispiel ist das Hochschulgebäude der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur. Auf dem Areal des ehemaligen Technikums in Winterthur bekommt die ZHAW School of Engineering zwei neue Laborgebäude. Die Arbeiten für den neuen Campus sollen im Mai 2024 beginnen. Die Inbetriebnahme des kleineren Laborgebäudes TT ist im Frühling 2027 vorgesehen. Das neue Laborgebäude TL soll im Herbst 2029 bezogen werden. Nach Ende der Bauarbeiten wird zudem eine Parkanlage auf dem Areal realisiert. Die Investitionen für das Gesamtprojekt werden mit umgerechnet 312 Millionen Euro angegeben. 

    Schaffhausen plant den Neubau des Kantonsspitals. Die Kosten für das Gesamtprojekt, inklusive Energiezentrale und Parkplätzen, liegen bei 243 Millionen Euro. Mit dem Bau soll 2026 begonnen werden, Ende 2029 soll er fertig sein.

    Weitere Informationen über Hoch- und Tiefbauprojekte in der Schweiz bietet das Baublatt, das führende Online-Fachmagazin der Schweizer Bauwirtschaft. 

    Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und Wirtschaftsbau in der SchweizInvestitionssumme in Millionen Euro

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Forschungs- und Entwicklungsgebäude sowie Produktionsgebäude für synthetisch-chemische Moleküle, Um- und Ausbauten

    1.200

    Baubeginn 2024; Fertigstellung 2030

    Pharmakonzern Roche

    Stadtviertel Dreispitz in Basel mit 800 Wohnungen, Cafes, Restaurants und Geschäften

    600-800

    Baubeginn 2028Kanton Basel Stadt, Christoph Merian Stiftung
    Rück- und Neubau des Doc A inkl. neuem Tower am Flughafen Zürich

    720

    Baubeginn 2030Flughafen Zürich
    Greencity Neubau mit 179 altersgerechten Wohnungen in Zürich

    k.A.

    Baubeginn 2024, Fertigstellung 2026Losinger Marazzi
    Campus T: Zwei Neue Laborgebäude für die Hochschule ZHAW Winterthur

    317,5

    Baubeginn Mai 2024; Fertigstellung 2027Kanton Zürich Baudirektion
    Bau von drei Hochhäusern auf EWB-Areal in Bern, eines mit 220 Genossenschaftswohnungen und zwei mit Büros

    k.A.

    Abstimmung über Projekt 2025EWB 
    Argoviarena: neue Sport- und Eventhalle mit 2.000 Plätzen in Aargau

    43,2

    Fertigstellung 2030Halter AG
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Baublatt 2024

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Der Tiefbau dürfte sich durch Großprojekte im Verkehrsinfrastrukturbau in den nächsten Jahren dynamisch entwickeln. 

    Tiefbau belebt die Bauindustrie

    Die Schweiz investiert massiv in ihre Verkehrsinfrastruktur. Vor allem deshalb werden die Ausgaben für den Tiefbau von 2024 bis 2030 um 1,3 Prozent per anno steigen, erwartet das Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut BAK economics. Der Tiefbau bringt positive Impulse für die Investitionen in der Bauwirtschaft, die aber in den Bereichen Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen 2024 und 2025 in etwa konstant bleiben dürften. Für 2024 rechnet die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich KOF hier mit einem Minus von 0,9 Prozent, 2025 wird ein Plus von 0,5 Prozent erwartet. 

    Der Umsatz im Tiefbau belief sich im Jahr 2023 auf rund 11,6 Milliarden Euro. Rund 3,6 Milliarden Euro entfielen auf den privaten Tiefbau, rund 8,1 Milliarden auf den öffentlichen Tiefbau. Aufträge der öffentlichen Hand sind für den Tiefbau sehr wichtig. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB CFF FFS, und das Eidgenössische Bundesamt für Straßen, ASTRA, gehören als kantonale und kommunale Auftraggeber zu den wichtigsten Kunden des Tiefbaus. 

    Bauprogramme für Nationalstraßen genehmigt

    Der Bundesrat hat zur Erhaltung des Nationalstraßennetzes das Strategische Entwicklungsprogramm Nationalstraßen (STEP) ins Leben gerufen. Mit Unterstützung des Programms soll in Betrieb, Unterhalt und punktuelle Erweiterungen der Nationalstraßen investiert werden. Insgesamt sollen laut dem Schweizerischen Department für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, bis 2030 in diesem Bereich Bauprojekte im Umfang von 11,9 Milliarden Euro realisiert werden. 

    Alleine im Jahr 2024 will die Schweiz 3 Milliarden Euro in den Straßenausbau investieren. Laut UVEK wurden auf Basis eines Parlamentsbeschlusses die folgenden Bauprogramme 2024 für Nationalstraßen genehmigt. 

    • 1,7 Milliarden Euro für Unterhalt und Modernisierung des bestehenden Nationalstraßennetzes.
       
    • 499 Millionen Euro für den punktuellen Ausbau im Rahmen des STEP und für Großprojekte, wie die zweite Röhre des Gotthard-Straßentunnels.
       
    • 461 Millionen Euro für Betrieb und Instandhaltung der Nationalstraßen, wie Winterdienst, Grünpflege, Beseitigung von Unfallschäden oder Reinigung. 
       
    • 353 Millionen Euro für die Fertigstellung des 1960 beschlossenen Nationalstraßennetzes. Dies betrifft laut Medienmitteilung des Bundesrates noch einige wenige Strecken wie die A9 im Kanton Wallis oder die Neue Axenstrasse in den Kantonen Schwyz und Uri (A4).

    Massive Investitionen in den Bahnverkehr 

    Der Bundesrat hat im Juli 2022 Perspektive BAHN 2050 verabschiedet. Diese enthält die Strategie für den Bahnausbau bis zum Jahr 2050. Der Fokus liegt dabei auf dem Ausbau des Bahnverkehrs innerhalb und zwischen den Ballungsräumen. Hier sei das Potenzial, den Straßen- und Flugverkehr auf die Bahn zu verlegen, am größten, analysiert das UVEK. Es ist vorgesehen, das Angebot der Bahn auf kurzen und mittleren Distanzen zu verbessern und Vorstadt-Bahnhöfe aufzuwerten. Im Güterverkehr sollen neue Umschlags- und City-Logistik-Anlagen den Zugang zur Bahn verbessern.

    Der Ausbau der Schweizer Bahninfrastruktur erfolgt schrittweise über verschiedene Ausbauprogramme. Der Ausbauschritt 2025 umfasst rund 60 Bauprojekte für rund 5,7 Milliarden Euro.

    Ausbauprojekte im Bereich erneuerbare Energien

    Bis 2050 gilt es in der Schweiz, eine Stromlücke von mindestens 37 Terawattstunden zu schließen. Das prognostiziert der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE. Um den Ausbau der Kapazitäten voranzutreiben, setzen die Eidgenossen vornehmlich auf Wasserkraft-, Solar- und Windkraftanlagen

    Die Schweiz steigt schrittweise aus der Kernenergie aus und ersetzt nach und nach fossile Energieträger. Das Ausbautempo bei den Erneuerbaren reicht bei weitem nicht aus, um die Versorgungslücke zu schließen, warnt der VSE. Informationen zu den Energieprojekten finden sich im Abschnitt Tiefbau-Projekte.

    Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

  • Tiefbau: Projekte

    In den kommenden Jahren stehen Ausbau- und Modernisierung bei der Bahn und im Straßenbau an. Auch bei den erneuerbaren Energien besteht Erweiterungsbedarf.

    Nationalstraßennetz wird deutlich erweitert  

    Im Laufe des Jahres 2024 werden die Bauarbeiten am Nationalstraßennetz fortgeführt. Laut der Zielsetzung des Strategischen Entwicklungsprogramms Nationalstraßen (STEP) sollen bis 2030 Bauprojekte im Umfang von rund 12 Milliarden Euro realisiert werden. Das Parlament hatte bereits im September 2023 fünf baureifen Projekten zugestimmt. Dagegen hatten allerdings mehrere Verbände Einspruch erhoben, weshalb es 2024 eine Volksabstimmung dazu geben wird. 

    Zugestimmt hatte der National- und der Ständerat auf Vorschlag des Bundesrats dem Autobahnausbau auf den folgenden Abschnitten: 

    • Wankdorf–Schönbühl (BE)
    • Schönbühl–Kirchberg (BE) 
    • dritte Röhre Rosenbergtunnel, inklusive Spange Güterbahnhof (SG) 
    • Rheintunnel Basel (BS/BL), zweite Röhre Fäsenstaubtunnel (SH) 
    •  A1-Abschnitt Le Vengeron-Nyon

    Die Kosten dafür werden auf insgesamt 5,4 Milliarden Euro veranschlagt. 

    Die Bauarbeiten am Gotthard-Tunnel verlaufen planmäßig. Die Inbetriebnahme der zweiten Gotthardstraßenröhre wird voraussichtlich 2029 erfolgen. Danach wird der erste Gotthardstraßentunnel instandgesetzt. Ab 2032 dürften dann beide Tunnel zur Verfügung stehen.

    Rund 29 Milliarden Euro für den Ausbau der Bahn 

    Auch die schweizerische Bahn erweitert ihre Kapazitäten. Für deren Ausbau hat der Bundesrat Ende 2023 die "Perspektive BAHN 2050" verabschiedet. Laut Bundesamt für Verkehr hat das Schweizer Parlament mit den Ausbauschritten 2025 und 2035 sowie dem Programm ZEB (Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur) mehr als 300 Bahnausbauprojekte im Umfang von rund 29 Milliarden Euro beschlossen. 

    Mit dem Ausbauschritt 2025 wird die Kapazität in großen Bahnknoten wie Genf, Basel und Bern, aber auch an vielen anderen Orten gesteigert. Dadurch können mehr Personen- und Güterzüge verkehren und die Bahnhöfe bieten mehr Platz für Reisende. Der Ausbauschritt 2025 umfasst Ausbauten von rund 6,6 Milliarden Euro und wird parallel zum Programm ZEB (Zukünftige Entwicklung Bahninfrastruktur) realisiert.  

    Zahlreiche Projekte im Energiesektor

    Laut einer Studie des Verbands der schweizerischen Elektrizitätsunternehmen VSEB benötigt die Schweiz bis 2050 deutlich mehr Strom. Laut VSE gilt es, bis dahin eine Stromlücke von mindestens 37 Terawattstunden zu schließen. Dies soll insbesondere mit Wasserkraft-, Solar- und Windkraftanlagen erreicht werden.

    In der Schweiz gibt es laut VSE derzeit 124 bekannte Ausbauprojekte. Darunter 

    • 40 Wasserkraftprojekte
    • 48 geplante alpine Fotovoltaikfreiflächenanlagen
    • 31 Windkraftprojekte
    • 3 Biomasse-Projekte
    • 2 Geothermie-Projekte 

    Dadurch würde insgesamt eine Jahresproduktion von 4,6 Terawattstunden erreicht und mindestens 3,8 Terawattstunden zusätzlicher Winterstrom. Vor allem im Winter kann Windenergie Lücken in der schweizerischen Stromproduktion ausgleichen.

    Solarexpress fördert alpine Fotovoltaikanlagen

    Mit dem sogenannten “Solarexpress”, den das Parlament im September 2022 verabschiedet hat, will die Regierung den Bau alpiner Fotovoltaikanlagen bis Ende 2025 fördern. Dies soll zudem die inländische Winterstromproduktion steigern und die Schweiz unabhängiger von Stromimporten aus dem Ausland machen, während gleichzeitig die Energiewende vorangetrieben wird. Der Bau dieser Anlagen soll in Etappen zwischen 2025 und 2030 erfolgen.

    Schweizer stimmen über Gesetz zur erneuerbaren Stromversorgung ab

    Am 9. Juni 2024 stimmt die Schweizer Bevölkerung über das Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien ab. Die Vorlage schafft die Grundlage, damit die Schweiz rasch mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Sonne, Wind oder Biomasse produzieren kann.

    Ausgewählte Großprojekte im Tiefbau/InfrastrukturbauInvestitionssumme in Millionen Euro

    Vorhaben

    Investitionssumme *)

    Projektstand

    Projektträger

    Perspektive Bahn 2050 umfasst rund 300 Bahn-Ausbauprojekte 

    28.400

    Ausbauschritte 2025 und 2035

     

    Bundesamt für Verkehr
    Strategisches Entwicklungsprogramm Nationalstraßen (STEP)

    11.900

    Erweiterung des Nationalstraßennetzes, Parlament hat 2023 zugestimmt, Volksabstimmung 2024UVEK
    A2 zweite Röhre Gotthardtunnel

    2.200

    2025 Vortrieb Tunnelbohrung Haupttunnel Nord und Haupttunnel Süd. Eröffnung 2. Röhre 2030Bundesamt für Straßen ASTRA
    Totalumbau des Bahnhofs Lausanne

    1.700

    Bauabschnitt 2024 Untergeschoß, Verankerungsarbeiten, Umbau der Perrons, Fertigstellung 2037 SBB, CFF, FFS
    U-Bahnhof Genf-Cornavin

    2.100

    Bau eines zweigleisigen U-Bahnhofs sowie zwei zusätzliche Personenunterführungen, Fertigstellung 2038SBB, CFF, FFS
    Engpassbeseitigung zwischen der Verzweigung Le Vengeron und dem Anschluss Nyon auf der Autobahn A1 

    983

    Baubeginn 2023, Inbetriebnahme 2041Bundesamt für Straßen ASTRA
    Glattalbahn Verlängerung Kloten

    567

    Baubeginn 2026 Die Verkehrsbetriebe Glattal AG (VBG)
    Pistenverlängerung Flughafen Kloten

    257

    Baubeginn 2030Flughafen Zürich
    * Wechselkurs: 1 Euro= 0,972 sfr (2023); Veränderungen auf Basis der Landeswährung.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    In der schweizerischen Baubranche spielen nur zwei ausländische Großkonzerne eine nennenswerte Rolle. Der Fachkräftemangel trifft die Branche massiv.

    Wettbewerbssituation

    Unter den zehn größten Bauunternehmen der Schweiz findet sich nur ein einziger Betrieb ohne Schweizer Wurzeln, die österreichische Strabag, die mit eigenem Namen und den von ihr mehrheitlich kontrollierten Unternehmen Baunova und Astrada auftritt. Als weiterer, größerer ausländischer Akteur ist die französische Bouygues-Gruppe mit ihrer Tochter Losinger Marazzi bekannt. Dominiert wird der Markt von heimischen Firmen. 

    In der Schweizer Baubranche waren inklusive Bauneben- und Ausbaugewerbe laut den letzten verfügbaren Angaben von 2021 rund 357.000 Mitarbeiter beschäftigt. Im Bauhauptgewerbe arbeiteten 2021 etwa 90.000 Menschen in über 8.000 Betrieben. Der Hochbau beschäftigte rund 9.100 Mitarbeiter und im Tiefbau lag die Zahl der Beschäftigten 2021 bei 20.740, ein großer Teil von ihnen im Straßenbau. 

    In den Segmenten Ausbaugewerbe, vorbereitende Baustellenarbeiten und Bauinstallation war mit rund 248.000 Personen in knapp 39.000 Betrieben die deutliche Mehrheit beschäftigt. Der Sektor ist weitgehend kleinbetrieblich organisiert. Knapp 80 Prozent der Betriebe konnten dem Handwerk zugeordnet werden. Im Hochbau beschäftigten über 80 Prozent der Betriebe weniger als 10 Mitarbeiter, im Tiefbau sind es 62 Prozent Kleinstbetriebe.

    Die zehn größten Bauunternehmen in der Schweiz 2023Umsatz in Millionen Euro *)
    Unternehmen

    Umsatz

    Anzahl Beschäftigte

    Implenia

    3.700

    9.000

    Marti Gruppe

    823

    6.000

    Frutiger

    853

    2.400

    Walo

    770

    2.600

    Halter Bau

    770

    400

    Strabag Schweiz

    300

    650

    Schmid

    270

    500

    Induni&Cie

    257

    625

    Cellere Group

    180

    600

    * Wechselkurs: 1 Euro= 0,972 sfr (2023).Quelle: Planradar 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Fachkräftemangel stellt Branche vor Herausforderungen

    Auch in der Schweiz stellt der Fachkräftemangel ein ernstes Problem für die schweizerische Baubranche dar. Laut einer Studie des Kompetenzzentrums Demografik, die der Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) in Auftrag gegeben hat, werden bis 2040 rund 5.600 Fachkräfte in der Branche fehlen, dann bliebe jede sechste Fachkraftstelle unbesetzt. Laut der Studie beträfe dieser Mangel insbesondere Maurer:innen und Bauvorarbeiter:innen.

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in der Schweiz

    Kennziffer

    2021

    2022

    2023

    Veränderung 2022/2021 2)

    Wertschöpfung im Baugewerbe, nominal in Mrd. Euro 1)

    36,9

    38,0

    k.A

    2,8

    Bauausgaben, nominal in Mrd. Euro 1)

    68,7

    69,8

    k.A

    1,5

      Hochbau

    52,4

    53,5

    k.A

    2,1

     Tiefbau

    16,4

    16,3

    k.A

    -0,4

    Umsatz im Bauhauptgewerbe (Hoch- und Tiefbau, nominal in Mrd. Euro) 1)

    23,8

    23,9

    24,1

    0,73)

    Hochbau

    12,0

    12,4

    12,5

    0,73)

      Wohnungsbau

    7,3

    7,4

    7,9

    7,33)

      Wirtschaftsbau

    3,3

    3,4

    3,1

    -10,43)

       öffentlicher Hochbau

    1,2

    1,6

    1,5

    -6,13)

     Tiefbau/Infrastrukturbau

    11,8

    11,6

    11,7

    0,73)

        öffentlich

    8,5

    8,3

    8,1

    -2,23)

        privat

    3,3

    3,3

    3,6

    8,23)

    Anzahl neu erstellter Wohnungen

    45.665

    46.666

    k.A.

    2,2

    1 Wechselkurs: 1 Euro= 0,972 sfr (2023), 2 Veränderungen auf Basis der Landeswährung; 3 Veränderung 2023/2022.Quelle: Bundesamt für Statistik BFS; Schweizerischer Baumeisterverband SBV 2024

    Geschäftspraxis

    Sowohl kleine Handwerksbetriebe als auch große Bauunternehmen müssen sich registrieren lassen, um in der Schweiz Aufträge durchzuführen. Die Anmeldung ist zum Beispiel über die Internetseite des Staatssekretariat für Migration (http://www.sem.admin.ch, Rubrik: Einreise und Aufenthalt) möglich. Basisinformationen für eine Tätigkeit deutscher Anbieter in der Schweiz bietet die Internetplattform https://entsendung.admin.ch/.

    Unternehmen mit Sitz in Deutschland sowie selbstständige Dienstleister dürfen bis zu 90 Tage im Kalenderjahr ohne ausländerrechtliche Bewilligung in der Schweiz erwerbstätig sein. Es besteht nur eine Meldepflicht. Das 90-Tage-Kontingent gilt sowohl für den einzelnen Mitarbeiter wie auch für das Unternehmen, was bedeutet, dass ein Unternehmen nur an bis zu 90 Tagen Arbeitnehmer in die Schweiz entsenden darf.

    Verschiedene Internetportale informieren über anstehende Projekte im Land. Die Internetseite http://www.simap.ch berichtet aktuell über öffentliche Ausschreibungen des Bundes, der Kantone sowie der Städte und Gemeinden. Das Portal https://www.olmero.ch/ dient als spezielle Ausschreibungsplattform für die Bauwirtschaft und ist gleichzeitig ein digitaler Marktplatz für Handwerker der Deutschschweiz.

    Die Handwerkskammer Freiburg, Schwerpunktkammer für die Schweiz, weist darauf hin, dass Unternehmen, die in der Schweiz tätig werden möchten, eine Vielzahl an Verpflichtungen und Formalitäten sowie die Einhaltung Schweizer Mindestlöhne zu beachten haben. Dies könne zu erheblichen Mehrkosten führen. Die Kammer bietet weitergehende Informationen zu Bau- und Montagearbeiten in der Schweiz.

    Ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht stehen unter http://www.gtai.de/recht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen unter Zoll und Einfuhr kompakt Schweiz zur Verfügung.

    Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

  • Zulieferprodukte: Zement, Beton und Holz

    Die Schweiz kann ihren Zement mit eigenen Rohstoffen erzeugen. Die Branche strebt klimaneutrale Zementproduktion an. Cemsuisse fordert die Einführung von CBAM  

    Zement und Beton

    Die Schweiz verfügt über genügend einheimische Rohstoffe für die Zementherstellung, um den heimischen Bedarf weitestgehend zu decken. Zu diesen Rohmaterialien zählen vor allem Kalkstein, Ton oder Mergel. Im Lande gibt es große Vorkommen an diesen nicht metallischen Rohstoffen, besonders im Jura, der Region zwischen Genf und Basel.

    Im Jahr 2023 wurden laut schweizerischem Zementverband Cemsuisse insgesamt 4,2 Millionen Tonnen Zement in der Schweiz verbraucht, was Pro-Kopf 2023 rund 480 Kilogramm entsprach. Die Schweizer Zementindustrie lieferte im vergangenen Jahr rund 3,7 Millionen Tonnen Zement. Nur 15,6 Prozent des in der Schweiz verbrauchten Zements wurde aus dem Ausland importiert. In den Zementlieferungen spiegelten sich 2023 die Herausforderungen der heimischen Bauindustrie wider. Dazu zählten Unsicherheiten bei der Energieversorgung, die Inflation und die schwierige Planung von Bauprojekten. Laut Zementverband zeigte sich im 4. Quartal jedoch ein leichter Aufwärtstrend der Lieferungen gegenüber den vorherigen Quartalen. 

    Gegenwärtig stellen in der Schweiz sechs Fabriken mit rund 720 Beschäftigten Zement her:

    • Cornaux Juracime
    • Eclépens Holcim
    • Péry Ciments Vigier
    • Siggenthal Holcim
    • Untervaz-Holcim
    • Wildegg Jura-Cement Fabrigen

    Dekarbonisierung der Zementindustrie ist im Gange

    Am meisten nachgefragt werden aus Schweizer Zementwerken laut Fachverband zunehmend klimareduzierte Zemente wie der sogenannte CEM II/B-Zement. Er macht rund 63 Prozent der inländischen Produktion aus und ist in der Herstellung aufgrund seines geringeren Klinkeranteils weniger CO2-intensiv als die Sorten CEM I und CEM II/A. Nach Angaben von Cemsuisse haben die klimaschädlicheren Portland-Zementsorten nur noch einen Marktanteil von rund 4,1 Prozent.

    Auf dem Weg zur klimaneutralen Schweiz und zur Erreichung des sogenannten Netto-Null-Ziels spielt die Dekarbonisierung der Zementindustrie eine große Rolle. Um in Zukunft CO2-neutralen Zement herstellen zu können, spielen Technologien wie Carbon Capture and Storage (CCS) und Carbon Capture and Utilization (CCU) eine wesentliche Rolle. Um diese Technologien einsetzen zu können und entsprechende Investitionen vornehmen zu können, fordert der Verband klare Rahmenbedingungen seitens der Regierung.

    Schweiz verliert ohne CBAM an Wettbewerbsfähigkeit 

    So müssten laut Cemsuisse zum Beispiel beim CO2-Grenzausgleichsmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Zementindustrie wettbewerbsfähig bleibt und nicht durch Konkurrenz aus Ländern mit weniger strengen Standards beim Klima- und Umweltschutz aus dem Markt gedrängt wird. "Ohne einen Schweizer CBAM beziehungsweise ohne andere Maßnahmen mit vergleichbarer Wirkung, droht eine Abwanderung der Zementindustrie beziehungsweise der Klinkerproduktion ins Ausland," konstatieren die Autoren einer Studie zur Zukunft der Zementindustrie der schweizerischen Unternehmensberatung Polynomics. 

    Holz

    In der Schweiz sind Hochhäuser aus Holz mittlerweile Realität. Seit 2015 erlauben neue Brandschutzvorschriften den Einsatz von Holz als Baustoff in größeren Gebäuden. Mit dem Pionierprojekt "Suurstoffi 22" wurde 2018 erstmals ein 36 Meter hohes Haus in Holzbauweise fertiggestellt. Seither sind weitere Projekte in Planung. Das wohl berühmteste ist das spektakuläre Rocket-Hochhaus in Winterthur, das mit 100 Metern das derzeit weltweit höchste in Planung befindliche Wohngebäude aus Holz ist. 

    Vor allem aus Gründen der Nachhaltigkeit, so der Branchenverband Holzbau Schweiz, setzen private Bauherren, Gemeinden sowie Baugenossenschaften, Immobilienentwickler und Großfirmen vermehrt auf den nachwachsenden Baustoff Holz. Inzwischen entstehen Wohnsiedlungen, Bürokomplexe und Firmensitze aus Holzkonstruktionen. 

    Holzbau setzt auf Digitalisierung 

    Auch im Holzbau sind Spezialisten aus den Bereichen Digitalisierung und Robotik gefragt. Die Digitalisierung ist in der Branche stark verbreitet, das Building Information Modelling hat sich weitgehend durchgesetzt. Die neuen Technologien ermöglichen eine Verbesserung der Qualität der Planungs- und Führungsprozesse sowie eine Verringerung von Kosten durch Fehler und Leerlaufzeiten. BIM ermöglicht den Unternehmen, traditionelle 2D-Zeichnungen in detailreiche 3D-Pläne zu übertragen.

    Im Holzbau setzen immer mehr Unternehmen Roboter ein, um die Effizienz der Produktion zu erhöhen und Produktionskosten zu senken. Auch Datenbrillen sind nach Angaben von Holzbauexperten vielversprechend: Durch die HoloLens-Technologie können vollständige 3D-Daten ohne Informationsverlust sichtbar gemacht werden.

    Stand: Mai 2024

    Von Karl-Heinz Dahm | Bonn

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen

    Bundesamt für Wohnungswesen 

    Kompetenzzentrum des Bundes für Wohnungsfragen
    Bundesamt für Straßen ASTRAFachbehörde für Straßeninfrastruktur

    Schweizer Baumeisterverband SBV

    Verband der Bauunternehmen
    Bauen SchweizDachverband der Bauwirtschaft
    Holzbau SchweizBranchenverband Holzbau

    Baublatt

    Fachzeitschrift für Bauwesen
    Schweizer BauwirtschaftFachzeitschrift, Organ des SBV

    Swissbau

     Leitmesse der Branche, nächster Termin: 20. bis 23. Januar 2026
    Bau+Energie Messe (Bern)Bau- und Energieeffizienzmesse für die Minergie-Organisation
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