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Wirtschaftsumfeld | Brasilien | Vertrieb

Franchising

Franchising ist eine weit verbreitete und etablierte Vertriebsform in Brasilien. Nach einem schwierigen Jahr 2020 setzt sich das Wachstum fort.

Von Johannes Dimas | Rio de Janeiro

Der brasilianische Franchisemarkt umfasste 2021 insgesamt 170.999 Verkaufseinheiten, meldet der Verband für Franchising ABF. Nach einem krisenbedingten Rückgang im Jahr 2020 liegt die Zahl damit wieder über dem Niveau von 2019 (160.958). Der Umsatz hingegen hat das Vor-Pandemie-Niveau 2021 noch nicht ganz erreicht. Gleiches gilt für die Anzahl der am Markt vertretenen Marken. Der Sektor beschäftigte 2021 laut ABF rund 1,4 Millionen Menschen.

Gute Aussichten für das Jahr 2022

Für das Jahr 2022 rechnet der ABF mit einem Wachstum bei den wichtigsten Indikatoren:

  • Umsatz: +9 Prozent auf 201,7 Milliarden R$
  • Anzahl der Marken: +5 Prozent auf 3.026
  • Verkaufseinheiten: +7 Prozent auf 182.969
  • Angestellte: + 5 Prozent auf 1,48 Millionen

Über 70 Prozent der fünfzig größten Franchiseketten in Brasilien sind gemäß ABF schon über zehn Jahre im Land vertreten. Im Jahr 2021 steigerten sie die Zahl ihrer Filialen um 23 Prozent auf 55.322. Rund 82 Prozent aller Einheiten sind Filialgeschäfte, der Rest läuft zum Beispiel über mobile Einheiten oder über Online- und Hausverkauf.

Ganze 44 Prozent der fünfzig größten Ketten stammen aus Brasilien. Auf dem zweiten Platz liegen die USA mit lediglich fünf Prozent. Fast die Hälfte der Franchisegeber hat ihren nationalen Hauptsitz im Südosten Brasiliens.

Die sechs Ketten mit den meisten Filialen im Jahr 2021

Name

Segment

Anzahl der Filialen

Boticário

Kosmetik und Parfum

3652

Cacau Show

Süßwaren

2827

McDonald’s

Fast Food

2585

Gazin Semijoias

Schmuck

2083

Ortobom

Matratzen und Betten

2078

Pit Stop Skol

Lebensmittel

1880

Quelle: ABF Associação Brasileira de Franchising


Brasilien belegt im International Franchise Attractiveness Index 2021 in der Kategorie Attraktivität den 59. Platz (2020: 55.; 2019: 43.). In der Kategorie Marktchancen liegt es auf dem 34. Platz (2020: 67.; 2019: 34.). Der Index bewertet 131 Länder als Expansionsmärkte für Franchise-Unternehmen aus den USA. Zum Vergleich: Deutschland belegte 2021 in der Kategorie Attraktivität den zweiten Platz nach den USA.

Entwicklung des Franchisesektors in Brasilien im Jahr 2021

Segment 1)

Umsatz 2021 (Millionen US$) 2)

Veränderung zum Vorjahr (in %) 3)

Veränderung der Anzahl der Filialen zum Vorjahr (in %)

Gesundheit, Schönheit und Wellness

7.226,4

10,5

10,4

Lebensmittel - Foodservice

6.076,9

5,2

7,2

Dienstleistungen und andere Unternehmen

5.487,5

11,1

22,9

Mode

4.091,9

15,2

11,0

Haus und Bau

2.749,6

19,3

6,2

Bildung

2.128,3

5,0

1,8

Lebensmittel - Handel und Vertrieb

2.031,9

12,5

7,2

Gastgewerbe und Tourismus

1.471,8

19,0

2,4

Kfz-Dienstleistungen

1.206,1

8,9

1,9

Kommunikation, Computer und Elektronik

1.152,9

2,6

-27,2

Unterhaltung und Freizeit

409,6

21,2

1,8

Reinigung und Instandhaltung

280,1

14,7

8,4

1) sortiert nach Umsatz, Umsätze hochgerechnet auf Grundlage einer Unternehmensbefragung mit 223 Teilnehmern; 2) Umrechnung mit Jahresmittelwert (Bradesco): 2021: 1 US$ = 5,39 R$; 3) auf Basis der Landeswährung RS$Quelle: ABF Associação Brasileira de Franchising

Neues Gesetz regelt Franchising genauer

Im Jahr 2019 hat Brasilien das Gesetz zum Franchising vollständig reformiert. Das neue Gesetz (Nº 13.966) regelt unter anderem die Pflichten des Franchisegebers genauer. Das betrifft zum Beispiel die Angaben in dem Angebot zum Franchising (Circular de Oferta de Franquia). Es muss in portugiesischer Sprache verfasst sein. Neu sind auch Regelungen zur Verlängerung des Hauptmietvertrages bei einem Untermietverhältnis zwischen Franchisegeber und -nehmer. Des Weiteren wird speziell auf internationale Geschäftsbeziehungen und auf Schiedsverfahren zur Streitbeilegung eingegangen. Eine eingehende Rechtsberatung bleibt unentbehrlich.

Produkte müssen regional angepasst werden

Deutsche Franchisegeber sollten kulturelle Unterschiede beachten. Das betrifft die Geschäftskultur und die Regionalisierung von Produkten oder Dienstleistungen. Ein Beispiel für eine gelungene Anpassung an den regionalen Geschmack sind die von Starbucks eingeführten Kaffeevarianten mit "doce de leite" - einer in Lateinamerika überaus beliebten Creme aus Milch, Zucker und Vanille. Einen Einblick in den Markt können deutsche Unternehmer auf der Messe ABF Franchising Expo gewinnen.

Besonderes Augenmerk verlangt die Schulung des Personals. Neben technischen Aspekten betrifft das den Umgang mit Kunden. Auch hier gilt Starbucks als gutes Beispiel. Nicht zuletzt der Schulungsbedarf legt eine angemessene Bezahlung der Angestellten nahe. Schließlich herrscht in Brasilien Mangel an Fachkräften und es gibt eine hohe Fluktuation bei Arbeitnehmern.

Brasilianische Franchise-Unternehmen internationalisieren sich

Die Initiative Franchising Brasil fördert die Internationalisierung brasilianischer Franchisegeber. Klassische Zielländer für brasilianische Unternehmen sind die USA, Portugal, Paraguay und Bolivien.

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