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Beschleunigung der grünen Wende
Eine breite Parlamentsmehrheit will bis Ende dieses Jahrzehnts Erdgas aus dem dänischen Energiemix streichen. Als Ersatz sollen Solar- und Windkraft schneller ausgebaut werden.
06.07.2022
Von Michał Woźniak | Stockholm
Etwa 90 Prozent der dänischen Parlamentsabgeordneten folgten dem Aufruf der Regierung und stimmten Ende Juni 2022 für ein (unverbindliches) Abkommen, das die Abhängigkeit des Landes von Erdgas bis 2030 auf Null reduzieren soll. Der Beschluss ist eine Folge des Anfang Juni 2022 verhängten russischen Lieferstopps von Gas.
Heizen mit Fernwärme
Spätestens bis 2028 sollen demnach die derzeit 400.000 Haushalte mit Gasheizung auf alternative Wärmequellen umgestellt werden. Dazu soll von 2023 bis 2028 ein Förderprogramm laufen. In ländlichen Gebieten wird es zusätzlich ein Programm mit Vorzugskrediten geben. Vor allem im städtischen Raum soll Fernwärme das Gas ersetzen. Erzeuger, die Fernwärme noch mit Gas herstellen, sollen Ausstiegspläne aus der Erdgasnutzung erarbeiten und können gleichzeitig auf bessere Konditionen für den Ausbau grüner Energiequellen hoffen. Derzeit deckt der fossile Brennstoff noch etwa 10 Prozent des Bedarfs ab. Allerdings wird keine Frist für die Pläne genannt.
Für die Bedürfnisse der Industrie soll die Biomethanproduktion "weiterentwickelt werden", wie es im offiziellen Dokument heißt - allerdings ohne Angabe von Kapazitätszielen.
Grüner Strom vom Land
Für den Ausbau grüner, landbasierter Stromquellen gibt es solche Ziele. So sollen die Kapazitäten von Solaranlagen von 2 Gigawatt (GW) 2021 auf 20 GW in 2030 steigen, die von Windrädern im gleichen Zeitraum um 3,5 auf dann 8,2 GW. Zu diesem Zweck sollen Genehmigungen schneller und für neue Flächen erteilt werden. Außerdem wird unter anderem das Stromnetz ausgebaut und zentrale sowie lokale Fördertöpfe werden aufgestockt.
Mehr Offshore-Windkapazität
Auch der Ausbau von Windkapazitäten auf See wird beschleunigt. Hier sahen die bisherigen Pläne eine Vervierfachung der bestehenden Kapazitäten auf knapp 9 GW bis 2030 vor. Nun kündigt die Regierung an, noch schneller und noch mehr Gebiete für Offshore-Windparks auszuschreiben, um bis 2030 über knapp 13 GW Offshore-Windkapazität zu verfügen. "Vorausgesetzt, dass die Offshore-Windparks während ihrer Lebensdauer keine negative Belastung für die Staatsfinanzen darstellen", wird im Abkommen unterstrichen. Demnach soll es keine staatliche Förderung dafür geben. Damit der teure Netzausbau in Grenzen gehalten werden kann, sollte der Offshore-Wind an Power-to-X-Anlagen gekoppelt sein.
Wo und wie eventuelle Anschlüsse verlegt werden müssen, wird von der Energiebehörde Energistyrelsen untersucht. Um den Investitionsprozess zu beschleunigen, erarbeitet sie umfangreiche Machbarkeitsstudien, die unter anderem folgende zwei Punkte umfassen: Untersuchungen des Meeresbodens sollen den Entwicklern einen guten Einblick geben, wo die einzelnen Turbinen, Kabel und so weiter installiert werden können. Außerdem werden Wind- und Wellenbedingungen sowie Umweltbedingungen analysiert, die sich auf die Einrichtung von Offshore-Windparks in dem Gebiet auswirken können. Welche Gebiete zuerst untersucht werden, zeigt ein Factsheet des Klimaministeriums.