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Branchen | Dänemark | Gasversorgung

Wieder mehr Gas aus der Nordsee

Auf der Suche nach alternativen Gasquellen will Dänemark seine Eigenförderung ausbauen.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Obwohl Dänemark über keine direkte Pipeline nach Russland verfügt, deckt das Gas aus dem Osten laut dem Thinktank Bruegel etwa 4 Prozent des gesamten Energiebedarfs des Landes. Entsprechend sorgte der Anfang Juni 2022 von Gazprom verhängte Lieferstopp für Aufregung. Allerdings wurde mit der Suche nach Alternativen frühzeitig begonnen. "Wir stehen fest zu unserer Weigerung, in Rubel zu zahlen. Wir haben uns aber vorbereitet und gehen davon aus, dass wir unsere Kunden weiterhin mit Gas beliefern können", beruhigte Mads Nipper, Vorstandsvorsitzender von Ørsted, dem größten Energiekonzern des Landes.

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Um die russischen Lieferungen auszugleichen, sollen gleich mehrere Quellen angezapft werden. Dänemark war laut Eurostat noch Anfang der 2000er-Jahre der fünftgrößte Gasförderer in der Europäischen Union. Mittlerweile wird allerdings nicht mal mehr ein Fünftel der damaligen Menge gefördert. Bereits Ende 2020 hat die Regierung zudem angekündigt, keine neuen Förderlizenzen zu vergeben und spätestens 2050 ganz aus der Gasförderung aussteigen zu wollen.

Mehr Förderung im Inland

Am Ausstiegsdatum ändert sich nichts. Bis der ambitionierte Ausbau erneuerbarer Quellen aber Wirklichkeit wird, "werden wir die Gasproduktion in der Nordsee vorübergehend erhöhen", kündigte Premierministerin Mette Frederiksen Mitte April 2022 an. Laut Klima- und Energieminister Dan Jorgensen kann die Produktion der vorhandenen Gasfelder in der Nordsee kurzfristig um bis zu 25 Prozent gesteigert werden.

Zusammen mit den neuen Anlagen auf dem Gasfeld Tyra II will das Land 2023 wieder zum Nettoexporteur des Brennstoffs werden. Tyras französische Betreiber TotalEnergies hofft, seine in Indonesien gebaute Förderplattform in der 2. Jahreshälfte 2022 zu erhalten und mit der Inbetriebnahme anzufangen. Insgesamt soll die dänische Förderung 2027 einen Spitzenwert von 3.200 Millionen Kubikmeter Gas erreichen.

Norwegen wird als Lieferant wichtiger

Zusätzlich wird den Plänen zufolge wieder mehr Erdgas aus Norwegen bezogen werden: über die Baltic Pipe zwischen Norwegen und Polen, die im 4. Quartal 2022 in Betrieb gehen soll. Mitte der 2010er-Jahre war das nördliche Nachbarland zwischenzeitlich Hauptlieferant für Dänemark. Wieviel Gas Norwegen künftig liefern kann, ist schwer abzuschätzen, denn für die Gasvorkommen im Europäischen Nordmeer gibt es in der Europäischen Union viele Interessenten. Die Fördermengen werden den Bedarf kurz- bis mittelfristig nicht decken können.  Bild vergrößern

Alternative Biogas

Dänemark könnte sich in der Zwischenzeit mit dem Ausbau der Biogaskapazitäten behelfen. Laut dem öffentlichen Netzbetreiber Energinet deckte der grüne Brennstoff 2021 bereits etwa ein Viertel des Gasbedarfs. "Gas im dänischen System kann nun zunehmend als erneuerbar bezeichnet werden", sagte Anfang 2022 Jeppe Danø, Vizepräsident und Leiter der Abteilungen Strom- und Gasmarkt bei Energinet. "Es ist wichtig, dass der Anteil von Biogas steigt, denn wir stehen vor einem gewaltigen Wandel unseres Energiesystems und unserer Gesellschaft", fügte er hinzu. Laut Prognosen des Unternehmens soll der Methan-Anteil schnell weiterwachsen. Die grüne Alternative soll Erdgas bis 2030 zu etwa 75 Prozent und vier Jahre später gänzlich ersetzen.

Und das, obwohl seit 2020 keine neuen Förderzusagen für die Biogasnutzung vergeben wurden. Trotzdem "besteht nach wie vor großes Interesse an Investitionen in neue Projekte zur Errichtung von Biogas-Gemeinschaftsanlagen. In ganz Dänemark werden eine Reihe von Anlagen errichtet", bestätigen Vertreter der Anwaltskanzlei Bech Brunn, die unter anderem auf diesen Bereich spezialisiert ist.

Auch wenn momentan keine Informationen über eine neue Biogasförderung vorliegen, greift die Regierung dem Sektor zumindest regulatorisch unter die Arme. Die für Mitte 2022 angesetzte Einführung neuer Auflagen bezüglich der Nutzung von Energiepflanzen, die die Herabsetzung des Oberlimits für deren Nutzung von 12 auf 8 Prozent vorsah, wird aufgeschoben.

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