Das große Firmenaufgebot offeriert ein breites Spektrum an Robotern und Lösungen. Der Export dominiert (noch) die Bilanzen.
Umsatzstarke Exportgeschäfte
Zu den wichtigsten Produkten der dänischen Robotik gehören mobile Roboter sowie sogenannte Cobots, also kollaborative Roboter, die auf die direkte Zusammenarbeit mit menschlichen Arbeitskräften ausgelegt sind. In beiden Bereichen gehören in Dänemark angesiedelte Unternehmen zu den globalen Spitzenreitern. Mehr als die Hälfte ihrer Umsätze generieren die dänischen Anbieter von Robotik, Automatisation und Drohnen jedoch außerhalb des Heimatmarktes.
Laut dem Branchencluster Odense Robotics (OR) konnten die Anbieter ihre Umsätze im Jahr 2021 um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern: auf 2,8 Milliarden Euro. Demnach sollen sich die Erlöse bis 2025 auf 5 Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Das Auslandsgeschäft wird hingegen deutlich langsamer wachsen: Von 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 1,9 Milliarden Euro vier Jahre später.
Technologien finden branchenweiten Einsatz
Sowohl im In- als auch Ausland sorgen vor allem vier Faktoren für einen Nachfragezuwachs an Robotern: Fachkräftemangel, Effizienzsteigerung, Lieferkettenprobleme sowie Nachhaltigkeitsbemühungen. Laut OR-Chef Mikkel Christoffersen führen diese Faktoren dazu, dass dänische Robotiktechnologie breiteren Einsatz findet: "[Kunden kommen] aus neuen Branchen wie Logistik, Einzelhandel, Bauwesen, Gesundheitswesen und Energie", berichtet er.
Damit sind gute Entwicklungschancen für alle Robotik-Hotspots in Dänemark gegeben. Es ergeben sich fünf geografische Schwerpunkte, in denen jeweils alle wichtigen Bereiche der Robotikproduktion abgedeckt sind:
- In der Kommune Odense werden hauptsächlich Cobots und mobile Roboter entwickelt (4X Robots; Blue Atlas; Danrobotics; Egatec; Enabled Robotics; Inrotech; Kobots; MiR; OnRobot; Spin Robotics; Universal Robots;
- In Arhus sind es ebenfalls mobile Roboter, allerdings mit dem Fokus auf den Außeneinsatz (Capra; Conpleks; Rope Robotics; TinyMobileRobots; Traqnology);
- Südjutland um Sonderborg konzentriert sich auf die Bereiche Industrieautomatisierung und Mechatronik (EasyRobotics; Holtec)
- In der Hauptstadtregion rund um Kopenhagen wird viel an Software und Dronen sowie Robotern für die Gesundheits- und Agrarwirtschaft gearbeitet (AgriRobot; Cobot Lift; DroneVolt; Nordic Wing);
- Nordjütländische Unternehmen aus Aalborg und Umgebung setzen derweil vor allem auf Drohnentechnologien (Airflight; Robotto; Talmo).
Einen guten Überblick der dänischen Robotik-Landschaft bietet die Webseite des OR. Mit über 300 Einträgen bildet sie die Mehrheit des Sektors ab. Neben Produzenten finden sich dort auch Dienstleister und Zulieferer sowie Beratungs- und Ingenieurfirmen, die einen guten Anhaltspunkt für den Markteinstieg bieten.
Ausländische Unternehmen beteiligen sich am dänischen Aufschwung
Zahlreiche deutsche Firmen haben ihren Markteinstieg längst hinter sich. So sind mit eigenen Niederlassungen in Dänemark bereits Unternehmen wie Bosch Rexroth, Festo, Hiwin, KUKA, Pepperl + Fuchs, Pilz oder Schneider Electric tätig.
Das deutsche Industrieunternehmen Bosch Rexroth, ein Großkonzern aus Lohr am Main, hat im Mai dieses Jahres seine Präsenz im nördlichen Nachbarland deutlich ausgebaut – durch eine Übernahme. "Wir freuen uns, gemeinsam mit Kassow Robots das Cobot-Geschäft weltweit auszubauen", unterstrich Enno Scharphuis, Leiter der Business Unit Assembly Technology bei Bosch Rexroth und Vorstandsvorsitzender bei Kassow Robots, nach der Finalisierung des Geschäftes. Die Zukunftspläne für den dänischen Roboterhersteller Kassow Robots sehen einen größeren Standort im Großraum Kopenhagen vor und mehr Personal um die Produktionskapazitäten zu steigern. Der Zukauf soll Bosch Rexroth neue Geschäftspotenziale in der Konsumgüter- und Mobilitätsindustrie sowie der Batterie- und Halbleiterfertigung eröffnen.
Übernahmen sind in der dänischen Robotikindustrie keine Seltenheit. Nach dem ersten großen Verkauf in 2015 rückte der Sektor ins Lampenlicht internationaler Investoren. Damals wurde der Herstellers von Leichtbaurobotern Universal Robots an die amerikanische Automatisierungsfirma Teradyne verkauft.
Einhemische Zulieferer können nicht jeden Bedarf abdecken
Interessant könnte der Sektor auch für Zulieferer sein. Die meisten dänischen Anbieter arbeiten mit universellen Standards, was die Implementierung neuer Komponenten erleichtert. Allerdings ist die Vernetzung stark und die dänische Geschäftskultur eher auf langfristige Kooperationen ausgerichtet. Nichtsdestotrotz bieten die derzeitigen Lieferengpässe sicherlich einen guten Zeitpunkt sich nach Kunden umzuschauen – vorausgesetzt zeitnahe Lieferungen und flexibler Service können gewährleistet werden.
So ist beispielsweise in den letzten fünf Jahren der dänische Importbedarf nach Elektrik- und Elektronikkomponenten deutlich gestiegen. Alleine an Schaltern, Schalttafeln, Relais und ähnlichen (SITC-Warengruppe 772) wurden 2021 nahezu 1,3 Milliarden Euro eingeführt - um 25 Prozent mehr als 2016. Die Importe von Kabeln und Isolationsmaterial (SITC 773) stiegen im gleichen Zeitraum um 60 Prozent auf knapp 580 Millionen Euro. Bei Dioden, Transistoren, integrierten Schaltungen oder piezoelektrischen Kristallen (SITC 776) war das Wachstum mit 75 Prozent auf über 550 Millionen Euro noch höher. In allen diesen Bereichen ist Deutschland die wichtigste Bezugsquelle, auch wenn vor allem bei der Elektronik China dicht auf den Fersen ist. Größere Konkurrenten sind ferner Schweden, Polen und die Niederlande. Interessierte sollten sich ferner für hydraulische und pneumatische Lösungen finden.
Von Michał Woźniak
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Stockholm