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Wirtschaftsausblick | Kongo, Demokratische Republik

DR Kongo dominiert bei wichtigen Rohstoffen

Der Bergbau sorgt in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) für ein stabiles Wachstum. Möglichkeiten für ein verantwortliches Rohstoffsourcing sollten geprüft werden. 

Von Fausi Najjar | Berlin

Wirtschaftliche Entwicklung: Kupfer schiebt das Wachstum an

Vermehrt baut die DR Kongo Kupfer, Kobalt, Zinn und Lithium ab, während - wegen globaler Produktionsengpässe - die Weltmarktpreise für Kupfer dem verhaltenen Wachstum in China trotzen. Die positive Entwicklung im Bergbau wird von Investitionen im Energiesektor (vor allem Wasserkraft) und in das Schienen- und Straßennetz flankiert.

Ob der Teil des Bausektors, der nicht unmittelbar mit dem Bergbau verknüpft ist, anspringt, bleibt angesichts einer schwerfälligen Bürokratie und knapper Kassen fraglich. Präsident Félix Tshisekedi hat versprochen, 7 Milliarden US-Dollar (US$) aus einem neu ausgehandelten kongolesisch-chinesischen Bergbauabkommen für den Bau von Straßen und weiterer Infrastruktur zu verwenden. Eine zügige Umsetzung ist nicht zu erwarten.   

Nach ersten Reformschritten ziehen private Investitionen nur langsam an. Der unterwickelte Agrarsektor bleibt klimatischen Risiken ausgesetzt. Insgesamt erschwert die einseitige Ausrichtung der Wirtschaft auf den Export von Rohstoffen die Entwicklung von Landwirtschaft und dem verarbeitenden Gewerbe.  

 

Neben dem Kapazitätsausbau im Bergbau stützen Überweisungen der Diaspora und Entwicklungshilfe die Außenhandelsbilanz. Dem stehen Gewinnrückführungen von Bergbaukonzernen sowie der Import externer Dienstleistungen und Kapitalgüter gegenüber. Niedrige Weltmarktpreise für Nahrungsmittel und Energie entlasten den Konsum. Bremsend wirken geplante Subventionskürzungen für Treibstoffe. 

Der bewaffnete Konflikt zwischen Rebellengruppen und dem kongolesischen Staat hat im Osten des Flächenstaates zu einer schweren humanitären Krise mit mehr als 7 Millionen Binnenflüchtlingen geführt. Es besteht die Chance, dass die jüngst eskalierten kriegerischen Auseinandersetzungen aufgrund des verstärkten Einsatzes afrikanischer Truppenkontingente langsam abebben. Eine regionale Ausweitung des Krieges könnte das Wachstum abwürgen.

Top-Thema: Zentraler Player bei kritischen Rohstoffen 

Mit Kobalt, Kupfer, Tantal und Lithium verfügt die DR Kongo über Industriemetalle mit wirtschaftsstrategischer Bedeutung für die Elektromobilität und erneuerbaren Energien. Besonders dominiert die DR Kongo den Weltmarkt mit Kobalt. Der Anteil des zentralafrikanischen Landes an der weltweiten Förderung liegt gegenwärtig bei rund 69 Prozent. Kobalt ist ein wichtiges Batteriemineral und wird im Land gemeinsam mit Kupfer gefördert.

Bei 15 der 19 großen Kupfer-/Kobaltminen verfügen chinesische Unternehmen über dominierende Anteile. In den Abbau von Kupfer/Kobalt haben außerdem investiert: Glencore (Schweiz), Eurasian Ressource Group (Kasachstan), Ivanhoe (Kanada) und Shalina Ressources (VAE). Das Land ist größter Kupferproduzent Afrikas und war 2023 drittplatziertes Förderland hinter Chile und Peru. 2024 dürfte die DR Kongo Peru überholen. Die Kupfererze aus der DR Kongo werden weitgehend im Land zu Kathoden verarbeitet. 

Ein weiteres Schlüsselmetall, über das die DR Kongo verfügt, ist Tantal. Der Anteil an der Weltproduktion liegt laut geologischem US-Institut USGS bei 40 Prozent. Nicht mit eingerechnet sind illegal nach Ruanda ausgeführte Mengen. Tantal-Elektrolytkondensatoren werden überall in der modernen Mikroelektronik eingesetzt. Tantalerze aus dem Kongo gelten als Konfliktmineralien, weil deren Produktionsorte überwiegend in den Konfliktzonen des Ostens liegen.

Deutsche Perspektive: Es gibt Chancen beim Aufbau von Lieferketten

Aufgrund des negativen Images, das durch die sozialen Missstände und den Bürgerkrieg im Ostkongo geprägt ist, sind deutsche Unternehmen mit einem Engagement in der DR Kongo sehr zurückhaltend. Dennoch gibt es Möglichkeiten für verantwortungsvolle Investitionen und Abnahmeverträge zum Aufbau einer Lieferkette. Erst im Mai 2024 haben das belgische Recyclingunternehmen Umicore mit dem kongolesischen Bergbaukonzern Gécamines beschlossen, den kritischen Rohstoff Germanium aus Bergbauschlacke zu gewinnen. 

Lobito-Korridor eröffnet Chancen

Der jüngst sanierte Lobito-Korridor erleichtert es westlichen Ländern, Kupfer und Kobalt aus der DR Kongo direkt zu beziehen. Die Konzession für eine Zugverbindung vom Kongo (Kolwesi) zur angolanischen Hafenstadt Lobito wird von einer Gruppe europäischer Logistikunternehmen kontrolliert. Aufgrund von Defiziten im Logistikangebot und Lücken im Schienennetz ist die Strecke nicht ausgelastet. Der Ausbau und die weitere Instandsetzung des Korridors sind vorgesehen. 

Nicht zu erwarten ist, dass der Lobito-Korridor nur westliche Abnehmer bedient. Andererseits berücksichtigen chinesische Bergbauunternehmen verstärkt Auflagen für Umwelt, Soziales und Verwaltung (ESG). Der Bezug von Kupfer oder Kobalt von chinesisch dominierten Minen sollte überprüft werden.

Der artisanale Bergbau und Kleinbergbau ist wenig reguliert; die Arbeits- und Lebensbedingungen sind in der Regel katastrophal. Der Sektor stellt 10 bis 30 Prozent der Produktion im Kobaltbergbau. Die von Bergbaukonzernen, Abnehmern und NGOs getragene Fair Cobalt Alliance fördert den Kobaltabbau aus dem Klein- und Kleinstbergbau unter der Berücksichtigung international anerkannter Sozial- und Umweltstandards. Es gibt auch einen artisanalen Tantalabbau außerhalb der Konfliktzonen. Insider sehen gegenwärtig wenig Möglichkeiten, hier Reputationsrisiken zu minimieren.

Deutschland bezieht kein Kobalt direkt aus der DR Kongo, möglicherweise aber über Zwischenhändler oder Kobalt als verarbeitete Produkte. Mit Abstand wichtigstes Einfuhrgut aus der DR Kongo sind mit einem Wert von 176 Millionen Euro (2023) Kupferkathoden.  

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