Wirtschaftsausblick | Kongo, Demokratische Republik
DR Kongo unter den wachstumsstärksten Volkswirtschaften Afrikas
Für die nächsten Jahre werden durchschnittliche Wachstumsraten von mehr als 6 Prozent erwartet. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt die anstehende Präsidentschaftswahl Ende 2023.
26.07.2023
Von Wolfgang Karg | Kinshasa, Abidjan
- Wirtschaftsentwicklung: Reformfortschritte lassen immer mehr Unternehmen entstehen
- Investitionen: Kapitalgeber entdecken das Potenzial jenseits des Rohstoffsektors
- Konsum: Inflation dämpft Ausgabebereitschaft, aber positiver Trend hält an
- Außenhandel: Exporte boomen, Importabhängigkeit bleibt Achillesferse
Wirtschaftsentwicklung: Reformfortschritte lassen immer mehr Unternehmen entstehen
Das zentralafrikanische Land hat sich zu einer der wachstumsstärksten Volkswirtschaften auf dem afrikanischen Kontinent entwickelt. Nach einem Einbruch während der Pandemie ist die Wirtschaft 2022 real um 8,9 Prozent gewachsen, schätzen Weltbank und Economist Intelligence Unit (EIU). Für 2023 wird ein Plus von mehr als 7 Prozent erwartet. Das Wachstum ist nicht nur eine Konsequenz der gestiegenen Rohstoffpreise auf den Weltmärkten. Es ist auch eine Folge der starken Entwicklung in den sekundären und tertiären Wirtschaftssektoren des Landes.
Dennoch bleibt die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) weiterhin geprägt von der einseitigen Abhängigkeit vom Rohstoffsektor. Die Reformschritte unter dem noch amtierenden Präsidenten Félix Tshisekedi haben seit 2018 jedoch eindeutige Fortschritte gebracht. Der Wandel ist allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Ob die Ende 2023 anstehenden Präsidentschaftswahlen und die Bildung einer neuen Regierung geordnet verlaufen, bleibt abzuwarten.
Ein weiteres Risiko bergen die sozialen Gegensätze im Land, die noch lange nicht verschwinden werden, ebenso wenig wie Amtsmissbrauch und Korruption. Hinzu kommen die Sicherheitsprobleme in drei der 26 Provinzen des Landes, besonders in der Grenzregion zu Ruanda. Auch hier erwarten Beobachter keine schnelle Lösung.
Indikator | 2021 | 2022*) | Vergleichsdaten Deutschland 2022 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 55,3 | 62,8 | 3.867 |
BIP pro Kopf (US$) | 598,9 | 658,2 | 46.149 |
Bevölkerung (Mio.) | 95,2 | 98,4 | 84,3 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 Euro = ... Kongo-Franc) | 2.291,6 | 2.068,4 | - |
Investitionen: Kapitalgeber entdecken das Potenzial jenseits des Rohstoffsektors
Die DR Kongo ist ein schwieriger, aber vielversprechender Investitionsstandort. Denn das Land versucht, seine Wirtschaft zu diversifizieren und unterstützt auch ausländische Investitionen besser als in der Vergangenheit. So hat sich der Wirtschaftsverband FEC (Fédération des Entreprises du Congo) zu einem starken Partner für Investoren entwickelt. Und die staatliche Agentur GUCE (Guichet Unique de Création d'Entreprise) bietet Unterstützug bei der Unternehmensanmeldung aus einer Hand.
Internationale Verwerfungen durch die aktuellen Krisen rücken die DR Kongo zunehmend ins Blickfeld von Investoren auch jenseits des Rohstoffsektors. Mittlerweile ist die Zahl der im Unternehmerverband FEC zusammengeschlossenen Betriebe auf mehr als 3.000 angewachsen. Darunter sind viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die den Sprung aus dem informellen Sektor in legale Strukturen wagen. Gerade lokales Unternehmertum boomt, und darauf können deutsche Wirtschaftsakteure in der DR Kongo vermehrt aufbauen.
Jenseits der Stadtzentren und Verwaltungsviertel ist die Infrastruktur zumeist marode - oder nicht vorhanden. Der Nachholbedarf ist enorm: Straßen, Kanalisation, Bahntrassen sowie See- und Flughäfen müssen instandgesetzt oder erst gebaut werden. Der Bedarf an Umwelt- und Recyclingtechnik ist riesig. Weltbank, Europäische Investitionsbank und andere internationale Geldgeber unterstützen das Land vermehrt durch Beihilfen und Kredite.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Projektträger |
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Bau des Tiefwasserhafens Banana Port am Atlantik | 1.200 | In Vorbereitung | |
Busanga Wasserkraftwerk | 600 | Im Bau | |
Mautstraße Kasomeno - Mwenda zwischen Sambia und DR Kongo | k.A. | In Vorbereitung | |
RS50 Kinshasa Solar PV Park | k.A. | In Vorbereitung | |
Öffentlich-private Infrastrukturprojekte | divers | divers |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite, Rubrik "Ausschreibungen“ und "Entwicklungsprojekte“.
Konsum: Inflation dämpft Ausgabebereitschaft, aber positiver Trend hält an
Globale Preissteigerungen haben auch in der DR Kongo Spuren hinterlassen. Die Lebenshaltungskosten für die Bevölkerung sind stark gestiegen. Zwei Drittel der Einwohner lebt allerdings auf dem Land, vom eigenen Anbau von Lebensmitteln und dem Handel, und damit weitgehend unabhängig vom internationalen Wirtschaftsgeschehen.
Die Konsumlaune der wirtschaftlich gut gestellten Mittel- und Oberschicht dürfte weiter zulegen. Die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern bleibt stark. Die EIU erwartet 2023 und 2024 reale Zuwächse beim privaten Verbrauch von 7,1 beziehungsweise 6,6 Prozent.
Außenhandel: Exporte boomen, Importabhängigkeit bleibt Achillesferse
Der Rohstoffexport bleibt der treibende Faktor für das kongolesische Wirtschaftswachstum. Der Ausbau der Kupferförderung in den Bergwerken Kamoa-Kakula und Tenke Fungurume trägt wesentlich zur erwarteten Stabilisierung des Staatshaushaltes bei. Auch bei Kobalt, Gold und seltenen Erden spielt der weltweite Anstieg der Nachfrage dem Land in die Hände. Die erwartete weitere Abwertung des Kongo-Franc wird Importe gerade von neuen Maschinen und Anlagen außerhalb des Mining-Sektors weiter verteuern. Allerdings hat der Wert der Exporte von 2021 auf 2022 mit 67 Prozent aufgrund hoher Kupferpreise kräftig zugelegt. Die Importe stiegen im gleichen Zeitraum um 25 Prozent.
2021 | 2022 | Veränderung 2022/21 | |
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Importe | 14,7 | 18,4 | 25,2 |
Exporte | 27,4 | 41,3 | 67,2 |