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Branchen | Sambia | Bergbau und Rohstoffe

Sambia: Aufholjagd eines Kupferproduzenten

Die Vorkommen im Kupfergürtel im Norden Sambias bilden seit Jahrzehnten das Rückgrat der Wirtschaft des Landes. Bis 2035 will die Regierung die Produktion nun verdreifachen.

Von Marcus Knupp | Berlin

Rund zwei Drittel der Exporteinnahmen Sambias entfallen auf Kupfer. In den vergangenen Jahren förderten die Minen des Landes jeweils knapp 800.000 Tonnen des Metalls. Damit ist Sambia der zweitgrößte Kupferproduzent in Afrika und belegte 2023 den 9. Platz nach Chile, Peru, der Demokratischen Republik Kongo, China, den USA, Russland, Indonesien und Australien. An der Weltproduktion von rund 22 Millionen Tonnen hatte Sambia einen Anteil von 3,5 Prozent.

Vorkommen: In Sambias Untergrund steckt nicht nur Kupfer

Umfangreiche Vorkommen mineralischer Rohstoffe konzentrieren sich im südlichen Zentralafrika im Grenzgebiet zwischen Sambia und der DR Kongo. Im so genannten Kupfergürtel befinden sich rund um die Städte Ndola, Kitwe (Sambia), Lubumbashi und Kolwezi (DR Kongo) zahlreiche Bergwerke, Schmelzen und Aufbereitungsanlagen. In Sambia haben sich die Bergbauaktivitäten in den letzten Jahren nach Nordwesten in das Gebiet um die Stadt Solwezi ausgeweitet.

Mit Blick auf die Hauptressource Kupfer haben die beiden Länder nach Schätzungen des US Geological Survey zusammen einen Anteil von 10 Prozent an den weltweit gesicherten Reserven von rund 1 Milliarde Tonnen. Ein Fünftel davon entfällt auf Sambia. Allerdings ist der Untergrund des Landes bislang nur unzureichend erforscht. Die Regierung hat daher das Projekt einer umfassenden detaillierten Kartierung gestartet. Ein Unternehmen wurde damit beauftragt, wie Bergbauminister Paul Kabuswe anlässlich des EU-Zambia Business Forum im April 2024 in Kitwe mitteilte.

Vorkommen und Produktion von Kupfer in SambiaIn 1.000 Tonnen
Kupfer

2021

2022

2023 *)

Weltanteil 2023 (in %)

Vorräte 

-

-

21.000

2,1

Produktion (Konzentrat, Cu-Gehalt)

675

797

760

3,5

Verarbeitung (Anreicherung Raffinerie)

363

349

380

1,4

* Schätzung.Quelle: US Geological Survey 2024

Andere Metalle sind oft mit Kupfererzvorkommen verbunden. Besonders im Fokus steht Kobalt, das in der Batterietechnik eingesetzt wird. Analog zur Kupferproduktion ist auch hier die Förderung in Sambia in den letzten Jahren etwas zurückgegangen, hat aber mit der Erschließung neuer Kupferlagerstätten auch wieder steigendes Potenzial. Gold wird in Sambia ebenfalls in Verbindung mit Kupfer gewonnen. Weitere Metalle, die in abbauwürdigen Mengen vorkommen, sind Mangan und Nickel.

Erschließung: Bergbaukonzerne investieren wieder

Sambia setzt bei der Entwicklung seiner Wirtschaft weiterhin auf die Nutzung seiner Bodenschätze. Diese sollen künftig aber auf breiterer Basis zur lokalen Wertschöpfung beitragen. Die Regierung will in den nächsten zehn Jahren sowohl die Exploration und Förderung mineralischer Rohstoffe, also die "upstream"-Seite, als auch die Aufbereitung und Weiterverarbeitung von Metallen wie Kupfer und Kobalt im Land, also die "downstream"-Seite, deutlich steigern. So soll sich die Kupferproduktion in diesem Zeitraum mehr als verdreifachen.

Die Akteure in der sambischen Bergbauindustrie lassen sich in mehrere Gruppen unterteilen. Internationale Bergbaukonzerne betreiben in der Regel die großen Minen. In vielen Fällen ist die staatliche Zambia Consolidated Copper Mines Investments Holdings (ZCCM-IH) beteiligt. Hinzu kommen größere chinesische Unternehmen als Minenbetreiber und kleinere, oft ebenfalls chinesische Investoren mit Aufbereitungsanlagen. Diese werden zum Teil von kleinen und mittleren lokalen Bergbauunternehmen mit Erz beliefert. Kleinbetriebe (artisanal small-scale mining, ASM) bauen Baumaterialen und industrielle oder handwerkliche Vorprodukte wie Silikate, Granit oder Halbedelsteine ab.

Weiterverarbeitung: Sambia setzt auf Joint Ventures

Der Ansatz ist klar: Rohstoffe werden vor Ort abgebaut. Die Nachfrage nach den daraus hergestellten Produkten steigt weltweit an. Förderländer wie Sambia müssen Arbeitsplätze schaffen und wollen die lokale Wertschöpfung erhöhen. Da der Transport von Massengütern wie Erzen energieaufwändig ist, liegt auch aus diesem Grund eine Weiterverarbeitung im Förderland zu höherwertigen Produkten nahe.

Auf dem Weg dorthin sind allerdings mehrere Hürden zu überwinden. Es fehlt nicht nur das Kapital für Investitionen in Fertigungsanlagen. Es fehlt auch an der entsprechenden Technologie und zu einem großen Teil an Fachkräften, die diese bedienen und warten können. Um Kapital und Technologie ins Land zu holen und einheimische Unternehmen daran teilhaben zu lassen, setzt die sambische Regierung vor allem auf Joint Ventures. Europäische Unternehmen sind dabei besonders willkommen, auch um einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden.

Verwendung: Das meiste geht nach China

Nach offiziellen Angaben gingen 2023 rund 41 Prozent der Exporte Sambias in die Schweiz. Davon entfielen circa 97 Prozent auf metallische Rohstoffe. Diese gelangen jedoch in der Regel nicht physisch ins Alpenland, sondern werden über dort ansässige Händler weiterverkauft. Wichtigstes direktes Zielland für die Bergbauprodukte ist China mit einem Anteil von offiziell 18,2 Prozent der sambischen Ausfuhren, davon fast 100 Prozent metallische Rohstoffe. Auch das über die Schweiz verkaufte Kupfer wird überwiegend in China weiterverarbeitet. Wichtige Verwendungszwecke sind Rohre, Drähte, Kabel und Stromleitungen sowie Elektrogeräte und Elektromotoren für Energieanlagen, Industrie und Fahrzeugbau.

Nachhaltigkeit: Groß- und Kleinbetriebe arbeiten unterschiedlich

Nach Angaben des sambischen Statistikamtes waren 2022 etwas mehr als 65.000 Menschen im Bergbau beschäftigt. Das entsprach circa 2 Prozent der erfassten Beschäftigten. Zwei Drittel davon (65 Prozent) waren formell angestellt, 35 Prozent sind dem informellen Sektor zuzurechnen. Insbesondere letztere arbeiten zum Teil unter prekären Bedingungen, während die Arbeitsschutzstandards in den großen Bergwerken hoch sind. Kleinere chinesische Bergbau- und Hüttenbetriebe haben einen zweifelhaften Ruf.

Häufigere Trockenperioden machen den hohen Wasserverbrauch der Bergwerke beim Mahlen und Flottieren problematisch. Einige Bergwerke wie die Lumwana-Mine können aber bereits Recyclingraten von bis zu 90 Prozent des Brauchwassers vorweisen.

ESG: Stärken und Schwächen
 StärkenSchwächen
Environmental (Ökologie)Energie kommt überwiegend aus WasserkraftHoher Bedarf an Wasser für Aufbereitungsprozesse 
Social (Soziales) Relativ hoher Anteil formaler BeschäftigungEinige Betriebe missachten soziale Standards
Governance (Unternehmensführung)Bergbaugesetz wird überarbeitetIn der Vergangenheit zum Teil erratische Bestimmungen

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