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Branche kompakt | Finnland | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Finnlands Pharmamarkt bietet mehr als Forschung

Dank der Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten für Forschung und Entwicklung ist Finnlands Pharmasektor ein spannender Markt. Doch auch als Absatzmarkt bietet das Land Chancen.

Von Niklas Becker | Helsinki

Ausblick der Pharmaindustrie in Finnland

Bewertung:

 

  • Finnlands Pharmaunternehmen investieren deutlich mehr als in den Vorjahren. Das wollen sie auch in Zukunft tun.
  • Bereits eine Reihe deutscher Hersteller vertreibt ihre Medikamente auf dem finnischen Markt.
  • Der Forschungs- und Entwicklungsbereich bietet ausreichend Kooperationsmöglichkeiten.

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Dezember 2024

  • Markttrends

    Der finnische Pharmamarkt ist in den vergangenen Jahren nur langsam gewachsen. Die Unternehmen erhöhen ihre Investitionen trotzdem deutlich. 

    Eurostat beziffert das Umsatzvolumen für Arzneimittel und sonstige medizinische Verbrauchsgüter in Finnland auf knapp 3 Milliarden Euro im Jahr 2022. Das entspricht 1,12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland waren es 1,71 Prozent und in Schweden 1,02 Prozent. Ein Vergleich mit den Vorjahren zeigt, dass die finnischen Ausgaben für Arzneimittel im EU-Vergleich weniger stark wachsen. 2022 lagen die finnischen Beiträge nominal rund 10 Prozent über dem Niveau von 2019. Lediglich in Polen, Italien und Ungarn fielen die Zuwächse in diesem Zeitraum noch geringer aus.  

    Finnlands Pharmamarkt wächst nur langsam

    Für den finnischen Pharmamarkt sprechen die vergleichsweise hohen Pro-Kopf-Ausgaben für Arzneimittel und sonstige medizinische Verbrauchsgüter. Diese lagen 2022 nach Angaben von Eurostat bei 539 Euro pro Kopf. Das ist Platz 8 im EU-Ranking. Finnland liegt damit knapp vor dem Nachbarland Schweden (538 Euro) und über dem EU-Durchschnitt (501 Euro). Deutschland führt das Ranking mit 791 Euro an.

    Hoher 65-plus-Anteil in der Bevölkerung 

    Einen starken Einfluss auf die finnische Nachfrage nach Arzneimitteln wird der demografische Wandel haben. Finnland wies 2023 den im EU-Vergleich vierthöchsten Anteil der Bevölkerung von mindestens 65 Jahren auf (23,3 Prozent). Spitzenreiter Italien kommt auf 24 Prozent Deutschland auf 22,1 Prozent. Prognosen zufolge soll der finnische Anteil der über 65-Jährigen steigen. Für 2050 erwartet Finnlands Statistikbehörde einen Wert von 25,8 Prozent.

    Investitionen legen zu

    Das finnische Pharmaunternehmen FinVector hat im Oktober 2024 seine Gentherapie-Produktionsanlage in Kuopio eröffnet. Die pharmazeutische Produktion kann nach Erhalt der behördlichen Genehmigungen beginnen. Dies soll voraussichtlich Ende 2025 oder Anfang 2026 erfolgen. Die Anlage bietet laut FinVector Verfahren für die Herstellung von Gentherapien auf Grundlage viraler Vektoren. In dem neuen Werk soll der Wirkstoff Adstiladrin® von Ferring Pharmaceuticals hergestellt werden. 

    464 Millionen Euro

    investierte die finnische Pharmabranche 2023. 

    Wie Daten des finnischen Pharmaverbandes (Lääketeollisuus, PIF) zeigen, ist FinVector mit seinem Engagement nicht allein. 2023 investierte die finnische Branche laut Verband 464 Millionen Euro. Ein nominaler Zuwachs im Jahresvergleich um 21 Prozent. Laut einer im Mai 2024 veröffentlichten Umfrage soll sich der Wachstumstrend 2024 und 2025 fortsetzen. Die Investitionen sollen in beiden Jahren um 100 Millionen Euro höher ausfallen als 2023. 

    Mit 232 Millionen Euro entfiel rund die Hälfte der Investitionen auf den Bereich Forschung und Entwicklung. Ein Schwerpunkt dabei waren klinische Studien. Die Investitionen in die Produktion beliefen sich 2023 auf 222 Millionen Euro.  

    Ausgewählte Investitionsprojekte der pharmazeutischen Industrie in FinnlandInvestitionssumme in Millionen Euro
    Akteur/ProjektInvestitionssummeProjektstandAnmerkungen
    Biovian, Fabrik für Biopharmaka in Turku

    50

    BauInbetriebnahme Anfang 2025
    FinVector, auf virusbasierte Gentherapie spezialisierte Arzneimittelfabrik in Kuopio

    k.A.

    BauInbetriebnahme Ende 2025 oder Anfang 2026, Fördermittel von Business Finland 18 Millionen Euro
    Orion, Ausbau der Produktionskapazität in Finnland

    30

    Planung, tw. BauProjektlaufzeit 2023-2026
    BioSpace, Forschungsprojekt LifeFactFuture

    k.A.

     Leitung Universität Turku, Zusammenarbeit von finnischen Life-Science-Unternehmen, Technologiefirmen und akademischen Forschern, 11,7 Millionen Euro Fördermittel von Business Finland
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Finanziell angespannte Lage des Gesundheitssystems erschwert den Marktzugang 

    In Finnland wird der Großteil der Arzneimittel in den Apotheken verkauft. Wie Tiina Aitlahti, Direktorin für Pharmazeutische Versorgung und Dienstleistungen beim finnischen Pharmaverband Lääketeollisuus, berichtet, wächst allerdings der Marktanteil von Pharmazeutika, die über die finnischen Krankenhäuser ausgegeben werden. "Mittlerweile machen sie rund ein Drittel des Gesamtumsatzes aus. Vor einigen Jahren war es noch ein Viertel", berichtet die Expertin. 

    Der Trend dürfte jedoch gestoppt sein. Die Mitgliedsunternehmen des Verbandes berichten von neuen Entwicklungen beim Verkauf von Arzneimitteln für die finnischen Krankenhäuser. Hintergrund ist die bürokratische Aufteilung der Kostenübernahme. Erstattungsfähige Medikamente für die ambulante Versorgung werden von den Apotheken ausgegebenen und von der finnischen Sozialversicherungsanstalt Kela entsprechend anteilig oder ganz erstattet. Für die Kosten von in Krankenhäusern ausgegeben Arzneimitteln ist hingegen die jeweilige Gesundheitsregion zuständig. Viele der Regionen stehen vor finanziellen Herausforderungen und versuchen ihre Kosten zu drücken. 

    Die Krankenhäuser versuchen, so die Expertin, deshalb vor allem Medikamente zu verschreiben, die in den Apotheken verkauft und damit von Kela übernommen werden. "Unsere Mitgliedsunternehmen stellen zudem fest, dass die Gesundheitsregionen die Kosten für die Einführung neuer Arzneimittel sehr streng kontrollieren. In den letzten Jahren wurde es immer komplizierter, neue Produkte für Krankenhäuser einzuführen. "Der Zwang zum Sparen schränkt die Möglichkeiten ein, neue Medikamente auf den Markt zu bringen", ergänzt Aitlahti

    Ein weiteres Ergebnis der Sparpolitik ist die Entscheidung, dass Apotheken in Finnland seit April 2024 verschriebene Biopharmaka gegen günstigere, dafür geeignete Präparate tauschen dürfen. Mit dieser Maßnahme sollen der Preiswettbewerb verstärkt und die Erstattungskosten für Medikamente gesenkt werden.

    Außerhalb von finnischen Apotheken und Krankenhäusern dürfen bisher nur Nikotinersatztherapien verkauft werden. Das könnte sich in Zukunft ändern. Eine von der finnischen Regierung beauftragte Arbeitsgruppe hat geprüft, ob häufig verwendete rezeptfreie Arzneimittel in Einzelhandelsgeschäften erhältlich sein könnten. Die Gruppe hat ihre Ergebnisse im Oktober 2024 vorgestellt. Sie spricht sich für eine kontrollierte Ausweitung des Verkaufs von rezeptfreien Präparaten aus. 

    Finnische Patienten werden stärker zur Kasse gebeten

    Private Ausgaben für Arzneimittel spielen in Finnland eine deutlich größere Rolle als in Deutschland. Das zeigen Daten von Eurostat. Rund 38 Prozent der gesamten Ausgaben für Medikamente entfielen auf Selbstzahlungen der Haushalte. In Deutschland waren es 18 Prozent. In Finnland könnte der Anteil zukünftig steigen. Denn finnische Patienten müssen beim Kauf erstattungsfähiger Medikamente jährlich zunächst einen Betrag von 50 Euro selbst zahlen, ehe die - abhängig vom Arzneimittel und Anspruch - Erstattungssätze von 40, 65 oder 100 Prozent greifen. Ab Januar 2025 wird der jährliche Selbstbehalt von 50 auf 70 Euro erhöht. 

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Branchenstruktur

    In der finnischen Pharmabranche stechen zwei Hersteller hervor. Mit Bayer kommt einer davon aus Deutschland. Der Sektor bietet deutschen Firmen viel Potenzial für Kooperation. 

    Finnlands Arzneimittelherstellern kommt die gleiche Relevanz zu wie ihren deutschen Kollegen. So steuerte die finnische Branche 2022 und 2023 jeweils 0,7 Prozent zur Bruttowertschöpfung des Landes bei. Bei den deutschen Kollegen waren es 0,8 Prozent im Jahr 2022. Für 2023 liegen noch keine Zahlen vor. 

    Gemessen an der Zahl der Unternehmen ist der finnische Sektor jedoch deutlich kleiner. So zählt das finnische Statistikamt für 2023 insgesamt 43 finnische Hersteller von Pharmazeutika. Mit 29 hatte mehr als die Hälfte von ihnen weniger als 10 Angestellte. Fünf Hersteller hatten 10 bis 49 und sechs Firmen 50 bis 249 Beschäftigte. Ein Unternehmen hatte 665 Personen auf der Mitarbeiterliste, bei zwei waren es mehr als 1.000. 

    Zwei Unternehmen dominieren die Branche

    Die finnische Pharmaindustrie wird hauptsächlich von zwei Unternehmen dominiert: Dem finnischen Unternehmen Orion und dem deutschen Pharmaunternehmen Bayer. Im Jahr 2023 beschäftigten diese beiden Firmen zusammen etwa 3.100 Personen. Insgesamt waren in dem Jahr rund 4.600 Mitarbeiter in der Branche tätig. Bayer produziert an seinem Standort in Turku die Hormonspirale, die anschließend in 130 Länder exportiert wird.

    Zudem übernehmen die finnischen Standorte von Bayer wichtige Forschungs- und Entwicklungsaufgaben für die globale Bayer-Gruppe. Beispielsweise steuern die Niederlassungen in Finnland die weltweiten klinischen Studien der Gruppe. Darüber hinaus sind in Finnland auch deutsche Großhändler für pharmazeutische Produkte vertreten. Beispielsweise das zum deutschen Phoenix-Konzern gehörende Unternehmen Tamro. 

    Wichtige Branchenunternehmen in FinnlandUmsatz in Millionen Euro

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2023

    OrionHerstellung von Arzneimitteln und pharmazeutischen Produkten

    1.190

    BayerHerstellung von Arzneimitteln und pharmazeutischen Produkten

    902

    Santen Herstellung von Arzneimitteln und pharmazeutischen Produkten

    150

    FinVector Herstellung von Arzneimitteln und pharmazeutischen Produkten

    46

    Quelle: Jahresabschlüsse der Unternehmen, Zeitschriften Talouselämä und Kauppalehti

    Nach Einschätzung des finnischen Pharmaverbandes (PIF) ist die Pharmaproduktion in Finnland derzeit eher gering. Die größten Produktionsanlagen seien die von Bayer in Turku, von Orion in Espoo, von Santen in Tampere und von FinVector in Kuopio. Darüber hinaus gibt es in Finnland Unternehmen, die in kleinerem Umfang rezeptfreie Medikamente produzieren sowie Vertragshersteller für Arzneimittel. Laut Verband gebe es in dem nordischen Land unter anderem aufgrund der Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitnehmern Potenzial für einen bedeutenden Ausbau der heimischen Produktion.

    Finnischer Biotechmarkt sucht neue Kooperationen

    Ein aus deutscher Sicht spannender Bereich ist der finnische biopharmazeutische Markt. "Die Branche ist keine junge Branche mehr, wir waren in der Vergangenheit allerdings nicht erfolgreich darin zu wachsen. Die Unternehmen sind nach wie vor klein", sagt Alexandra Peth, Managing Director beim finnischen Verband der Bioindustrien (Suomen Bioteollisuus). "Ein Grund dafür sind fehlende Investitionen." Finnland habe laut der Expertin zwar eine qualitativ sehr gute Forschung, habe allerdings seine Probleme mit der Kommerzialisierung. In Zukunft möchte man das gemeinsam mit der öffentlichen Hand angehen und dabei besonders die Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Ausland ausbauen. 

    Der Umfang der internationalen Kooperation ist ausbaufähig. "Die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen könnte für uns sehr interessant sein", sagt Peth. Zum Branchenverband gehören neben Produzenten auch Dienstleister des Biotechmarktes. Die Mitglieder stammen dabei aus allen Bereichen des Sektors, der Gesundheitsbereich ist allerdings am stärksten vertreten. Eine Übersicht aller in Finnland tätigen Biotechnologieunternehmen will der Verband Ende Januar 2025 auf seiner Internetseite veröffentlichen. Auch der finnische Forstindustriegigant UPM stößt in den Markt vor. Das Unternehmen hat unter anderem einen Wundverband aus Nanocellulose entwickelt. 

    Ein Datenparadies für Pharmaforscher

    Finnland gilt als interessanter Markt für die pharmazeutische Forschung und Entwicklung. "Eine lange Tradition in der Spitzenforschung, ein hohes Bildungsniveau sowie optimale Voraussetzungen für die akademische und wissenschaftliche Zusammenarbeit sind die großen Pluspunkte des finnischen Pharmamarktes", sagt Christiane Temminghoff, Geschäftsführerin von Bayer in Finnland. 

    Interessant für die deutsche Pharmabranche sind die finnischen Gesundheitsdaten. Das nordische Land hat bereits in den 1990er-Jahren mit der Einführung der digitalen Patientenakte begonnen. Mittlerweile liegen 100 Prozent der medizinischen Daten der Bürger elektronisch vor. Zusammen mit den Sozialdaten werden diese anonymisiert gesammelt. Dank des sogenannten Gesetzes über die sekundäre Nutzung von Gesundheits- und Sozialdaten können Firmen für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten Zugang zu den Daten erwerben. "Dank der Daten ist eine gezieltere Forschung möglich", berichtet Temminghoff. Finnische Firmen haben Erfahrung in der Arbeit mit diesen Daten. Das bietet Möglichkeiten für Kooperation. 

    Möglichkeiten zur Finanzierung internationaler Kooperationsprojekte bietet das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM). 2025 wird es erstmals seit 2021 wieder eine Ausschreibung für deutsch-finnische Forschungs- und Entwicklungsprojekte geben. 

    Die Großen machen es vor

    Wie eine deutsch-finnische Zusammenarbeit im Pharmabereich aussehen kann, macht Bayer vor. Das Unternehmen arbeitet unter anderem eng mit dem finnischen Kollegen Orion zusammen. Im Oktober 2024 reichte Bayer einen Antrag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) ein, um die Zulassung für eine dritte Indikation von Darolutamid, einem Krebsmedikament, zu erhalten. Dieses Produkt haben Bayer und Orion gemeinsam entwickelt. Das deutsche Pharmaunternehmen hat darüber hinaus zum Jahresende 2024 die Zusammenarbeit mit der finnischen Gen- und Gesundheitsdatenbank FinnGen aufgenommen. Letztere ist laut Bayer eines der größten Genforschungsprojekte der Welt. 

    Finnland ist bereits ein guter Absatzmarkt für deutsche Pharmaunternehmen

    Finnlands Pharmamarkt ist aber nicht nur interessant für an Forschung und Entwicklung interessierte Firmen. Auch als Absatzmarkt bietet das Land Möglichkeiten für deutsche Unternehmen. Das wird beim Blick auf die Liste der erstattungsfähigen Medikamente in Finnland deutlich (Information, wie Ihre Produkte auf die Liste kommen, erhalten Sie im Abschnitt Rahmenbedingungen). Sie enthält eine Reihe von Arzneimitteln deutscher Hersteller.

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Rahmenbedingungen

    Dank EU-Mitgliedschaft ist die Zulassung von Medikamenten in Finnland für deutsche Unternehmen bekannt. Die Aufnahme in die Erstattungsliste gestaltet sich hingegen schwieriger. 

    Wie in der gesamten EU bieten sich in Finnland vier Hauptprozeduren für die Zulassung von Arzneimitteln an: nationales Verfahren, Verfahren der gegenseitigen Anerkennung, dezentralisiertes Verfahren und zentralisiertes Verfahren. Die Zuständigkeit für die Zulassung von Arzneimitteln liegt bei der finnischen Arzneimittelagentur Fimea. Die Agentur entscheidet auch, ob ein Medikament in Finnland verschreibungspflichtig ist oder nicht. Das kostenpflichtige Verfahren dauert 1 bis 6 Monate. Mehr Informationen dazu stellt die Agentur zur Verfügung. Sie überwacht auch die Aufsichts- und Registrierungspflichten von Biobanken. Auch die Erteilung von Genehmigungen für den Großhandel mit Arzneimitteln in Finnland unterliegt Fimea.

    Unterschiedliche Verfahren bei der Erstattung

    In Bezug auf die Erstattung wird in Finnland zwischen Medikamenten unterscheiden, die im Krankenhaus, und denen, die in der ambulanten Versorgung ausgegeben werden. Bei letzteren entscheidet der sogenannte Ausschuss für Arzneimittelpreise (Lääkkeiden hintalautakunta, HILA), für welche Medikamente eine Erstattung und in welcher Höhe gewährt wird. Der Ausschuss ist Teil des Ministeriums für Soziales und Gesundheit. Er legt die Erstattungs- und Großhandelspreise für Arzneimittel, klinische Ernährungsprodukte und Basiscremes fest. 

    Die Liste wird monatlich aktualisiert und auf der Internetseite des Ausschusses auf Finnisch und Englisch veröffentlicht. Die Aufnahme in die Erstattungsliste und die Festlegung des sogenannten angemessenen Großhandelspreises erfolgen auf Antrag der Unternehmen. Mehr Informationen zu dem Prozess sowie die dafür benötigten Unterlagen finden sich ebenfalls auf der Internetseite des Ausschusses. 

    Branche kritisiert Verfahren

    Wie Branchenvertreter berichten, ist die Aufnahme in die Erstattungsliste bei Medikamenten, die in Krankenhäusern ausgegeben werden, komplizierter: "Der Prozess ist sehr schwer vorauszusagen und sehr chaotisch." Eine neue Arbeitsgruppe des Gesundheitsministeriums hat sich des Themas angenommen. Ziel ist es, die Prozesse für die Aufnahme in die Erstattungsliste für Medikamente in der ambulanten Versorgung sowie in Krankenhäusern zu vereinheitlichen. 

    Zunächst erfolgt eine gesundheitstechnische Bewertungen durch Fimea. Danach gibt der sogenannte Rat für das Dienstleistungsangebot im Gesundheitswesen (Terveydenhuollon palveluvalikoimaneuvosto; PALKO) eine Empfehlung ab. Für Unternehmen besteht keine Möglichkeit, Einspruch gegen eine negative Entscheidung von PALKO zu erheben. "In den letzten Jahren war rund die Hälfte der Entscheidungen negativ", sagt die Branchenvertreterin im Gespräch mit GTAI. 

    PALKO kann eine bedingungslose oder eine bedingte positive Empfehlung aussprechen. Wie die Expertin berichtet, gab es in den letzten Jahren keine bedingungslosen Empfehlungen. Spricht der Rat eine bedingte positive Empfehlung aus, verhandelt die Apotheke des Universitätskrankenhauses Helsinki mit dem Unternehmen den Preis im Namen aller Gesundheitsregionen. "Eine der Bedingungen ist immer, dass der Preis niedriger oder gar erheblich niedriger sein muss als der Listenpreis des Medikaments", erklärt die Branchenvertreterin. Wird diese Preisvereinbarung von einer Gruppe von Chefärzten der fünf Universitätskliniken gebilligt, kann das Medikament in allen Regionen eingesetzt werden. In der Praxis ist dies jedoch - wie im Abschnitt Markttrends beschrieben - nicht der Fall.   

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Finnland

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative GesundheitswirtschaftDie Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft
    Ministerium für Soziales und Gesundheit 
    Nationales Institut für Gesundheit und Wohlfahrt (THL) 
    Finnische Arzneimittelagentur (Fimea)U.a. zuständig für die Zulassung von Arzneimitteln
    Genehmigungsbehörde für Gesundheits- und Sozialdaten (Findata)Stellt anonymisierte Gesundheitsdaten für Forschungszwecke in Finnland zur Verfügung
    FinnGenMedizinisches Forschungsprojekt in Finnland an dem sich viele finnische Biobanken beteiligen. Eine Liste dieser stellt FinnGen auf seiner Internetseite zur Verfügung. 
    FinBBFinnisches Biobanken-Netzwerk
    Verband der finnischen Pharmaindustrie 
    Verband der finnischen Bioindustrie 

     

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