Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Land | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Branchenstruktur

Namhafte internationale Unternehmen profitieren ebenso wie Start-ups von der lukrativen niederländischen Forschungslandschaft. Generika kommen noch nicht zum Zuge.

Von Michael Sauermost | Bonn

Der niederländische Pharmamarkt ist nur mäßig fragmentiert und wird von mehreren großen, international orientierten Akteuren dominiert. Viele dieser Unternehmen tätigen strategische Akquisitionen und Joint Ventures mit lokalen Firmen, um ihre Marktposition im Land zu festigen. GlaxoSmithKline (GSK) ist sowohl im Pharmabereich als auch im Consumer-Health-Geschäft tätig. Merck & Co ist eines der wenigen multinationalen Unternehmen mit eigener Produktion auf dem Markt. Viele der Branchenführer wie Sanofi, Janssen Pharmaceutica (Tochtergesellschaft von Johnson & Johnson), Astra Zeneca, Hoffmann-La Roche oder auch Novartis investieren intensiv in Forschung und Entwicklung. Dabei steht die Onkologie häufig im Fokus. Weitere wichtige Unternehmen, die den Markt derzeit dominieren, sind Abbott Laboratories, AbbVie Inc., Amgen Inc., Astellas Pharma und Pfizer Inc.

Die Regierung setzt sich für eine allgemeine Gesundheitsversorgung ein und hat Maßnahmen zur Kostenkontrolle im Gesundheitswesen ergriffen, die sich entsprechend auf die Arzneimittelpreise und -erstattung auswirken können. Die alternde Bevölkerung in den Niederlanden treibt allerdings die Nachfrage nach Arzneimitteln, insbesondere in den Bereichen chronische Erkrankungen und Palliativmedizin, an.

Lukrative Biotech- und Biopharma-Cluster

Die Präsenz angesehener Forschungsinstitute, qualifizierter Arbeitskräfte, eines soliden Gesundheitssystems und einer innovationsfreundlichen Regierung machen das Land zu einem passenden Standort für biopharmazeutische Akteure. Das Land legt zudem großen Wert auf klinische Forschung und Innovation und bietet ein unterstützendes regulatorisches Umfeld für die Entwicklung neuer Medikamente und klinische Studien.

In der Provinz Noord-Brabant, insbesondere in Oss, gibt es ein starkes Pharmacluster. Hier arbeiten Unternehmen, Wissenschaft und staatliche Stellen zusammen, um Innovationen in den Bereichen Life Sciences und Gesundheit voranzutreiben. Der größte Life-Sciences-Cluster in den Niederlanden und einer der führenden Europas ist der Leiden Bio Science Park.

Biotech-Unternehmen, die an der Schnittstelle von Technologie und Biowissenschaften arbeiten, treffen im Utrecht Science Park auf Gleichgesinnte. Der Utrecht Science Park ist auf Biotechnologie, regenerative Medizin und personalisierte Medizin spezialisiert. Auch im Eindhoven High Tech Campus, der eigentlich für Technologie bekannt ist, arbeiten Biotechunternehmen an der Schnittstelle von Technologie und Biowissenschaften.

Die Niederlande verzeichneten im Biopharmasektor erhebliche Risikokapitalaktivitäten. Die Biotechnologie zählt zu den begehrtesten Risikokapitalsektoren des Landes. BioGeneration Ventures (BGV), eine führende Risikokapitalgesellschaft mit Sitz im niederländischen Naarden, ist auf europäische Biotech-Unternehmen in der Frühphase spezialisiert. Das Unternehmen konzentriert sich auf Branchen wie Biopharma, Medizintechnik und Diagnostik. BGV hat in namhafte Unternehmen wie AcertaPharma, Argenx und New Amsterdam Pharma investiert.

Mit Sitz in Amsterdam unterstützt INKEF junge europäische Unternehmen, darunter auch im Bereich Life Sciences. Sie bieten langfristige Investitionen und begleiten Unternehmen durch mehrere Finanzierungsrunden. Curie Capital unterstützt Startups im Frühstadium, die ihren Hauptsitz in den Niederlanden haben.

Verschreibungspflichtige Medikamente bleiben dominant

Der niederländische Pharmamarkt besteht hauptsächlich aus patentierten Arzneimitteln. Generika machen bislang einen überschaubaren, aber wachsenden Anteil am Umsatz aus. Die Regierung, beziehungsweise das Gesundheitsministerium, ist als größter Arzneimittelabnehmer weiterhin auf Kostensenkungen bedacht. Die lokale Industrie produziert einen nicht unerheblichen Anteil für das Ausfuhrgeschäft. Bei einem Teil der Exporte handelt es sich allerdings um Transitware.

Das Marktforschungsinstitut Fitch Solutions rechnet damit, dass verschreibungspflichtige Medikamente auch in den kommenden Jahren ihren hohen Marktanteil in den Niederlanden beibehalten werden. Ein gut etabliertes Gesundheitssystem, das sowohl Krankenhaus- als auch öffentliche Apotheken umfasst, werde den einfachen Zugang zu verschreibungspflichtigen Medikamenten erleichtern. Innovative, patentierte Medikamente dürften dabei den Ton angeben, auch wenn deren Marktanteil durch die zunehmende Verwendung von Generika in den kommenden Jahren leicht schrumpfen wird.

Fitch Solutions geht davon aus, dass es bei verschreibungspflichtigen Medikamenten 2024 ein Absatzwachstum von rund 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf knapp 9 Milliarden Euro gab. In Zukunft dürfte sich die zunehmende Verwendung hochwertiger Biologika, insbesondere personalisierter Medikamente, positiv auf das Wachstum auswirken.

Apothekennetz puscht den OTC-Markt

Auch der niederländische OTC-Markt wächst, wobei der Verkauf durch das gut etablierte Apothekennetz des Marktes erleichtert wird. Der Verkauf von OTC-Medikamenten wird durch die alternde Bevölkerung und nicht zuletzt dem größereren Gesundheitsbewusstsein und damit wachsenden Trend zur Selbstmedikation unterstützt. Der Markt steht jedoch weiterhin vor regulatorischen Herausforderungen, beispielsweise einer möglichen Neuklassifizierung bestimmter OTC-Produkte in den Status eines verschreibungspflichtigen Produkts.

Bis zum Jahr 2028 erwarten die Experten von Fitch Solutions in der Kategorie ein durchschnittliches, jährliches Wachstum von 1,2 Prozent auf ein Marktvolumen von 1,07 Milliarden Euro. Einige Segmente, wie etwa Vitamine, erfahren durch den Anstieg der Krankenversicherungsprämien und anderer Gesundheitskosten einen Aufschwung. Die Umsätze mit Eigenmarken haben sich in den letzten Jahren erhöht, was durch den zunehmenden Preiswettbewerb in der Branche begünstigt wurde.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.