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Markttrends
Die für Finnlands Maschinenbauer entscheidende Auslandsnachfrage schwächelt. Die Stimmung in der Branche ist daher auf dem Tiefpunkt. Doch es gibt auch positive Signale.
22.11.2024
Von Niklas Becker | Helsinki
"Für uns ist der finnische Markt weiterhin sehr spannend. Wir erwarten, dass unser Finnlandgeschäft mindestens die nächsten fünf Jahre wachsen wird", berichtet Jari Kostekivi, Geschäftsführer bei KTR Finland. Seit mehr als 24 Jahren vertreibt die deutsche KTR Systems aus Rheine ihre Waren in Finnland. Das Angebot des Zulieferers für den Maschinenbau umfasst unter anderem mechanische Kupplungen, Bremsen und Kühlteile für Industrieanlagen. Zu den finnischen Kunden zählen Maschinenbauer für Bergbau- und Forstmaschinen. Ein besonderes Wachstumspotenzial sieht der Experte bei elektrischen Antrieben und erklärt: "In Finnland wird viel über die Elektrifizierung der mobilen Industrie - im Grunde alles außer Autos - gesprochen. Bisher fahren alle größeren Maschinen mit Diesel. Wir haben allerdings Kunden, die bereits hybride Antriebsformen testen."
Warten auf den Aufschwung
Insgesamt betrachtet erlebt Finnlands Maschinenbau derzeit eine konjunkturell schwache Phase. Der Auftragseingang war auch im 2. Quartal 2024 rückläufig. "Die Branche wartet auf ein positives Zeichen. Bisher gibt es das noch nicht", erklärt Petteri Rautaporras, Chefvolkswirt beim finnischen Verband der technischen Industrie (Teknologiateollisuus) und ergänzt: "Der Abwärtstrend des Sektors hat sich jedoch stabilisiert und wir scheinen an der Talsohle angekommen zu sein." Der Experte hofft, dass es zum Jahresende 2024 bessere Nachrichten geben wird. "Allerdings haben wir vor sechs Monaten auch gedacht, dass sich die Lage zeitnah verbessert", dämpft Rautaporras die Erwartungen. Vereinzelt gebe es aber durchaus auch gute Nachrichten. So verkündete beispielsweise der finnische Maschinenbauer Wärtsilä gute Geschäftszahlen.
Ein entscheidender Grund für die schwierige Situation des finnischen Maschinenbaus ist die wirtschaftliche Lage in Deutschland. "Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft spielt für die finnischen Maschinenbauer eine größere Rolle als die Entwicklung auf dem heimischen Markt", erklärt Rautaporras und ergänzt: "Besonders für die finnischen Produzenten von Zwischenprodukten für den Maschinenbau ist Deutschland ein wichtiger Markt." Sobald sich die wirtschaftliche Lage in Europa und speziell Deutschland wieder verbessert, dürfte sich also auch die Situation des Maschinenbaus in Finnland wieder aufhellen.
Fokus auf dem Export
Finnlands Maschinenbau setzt rund 90 Prozent seiner Produktion im Ausland ab. Deutschland ist nach den USA der zweitwichtigste Exportmarkt. Anders als für Deutschland vermeldet die finnische Branche für den nordamerikanischen Absatzmarkt jedoch eine positive Entwicklung. So machten die finnischen Maschinenbauexporte in die USA im ersten Halbjahr 2024 rund 11,6 Prozent aller Exporte der Branche aus. Nach Deutschland waren es 7,8 Prozent.
Neben den USA und Deutschland ist auch China ein wichtiger Markt für den finnischen Maschinenbau. Allerdings nicht als direkter Exportmarkt. Stattdessen bedient eine Reihe von finnischen Firmen den Markt über eigene Produktionsstätten im asiatischen Raum. Für Hersteller von Zwischenprodukten ist der chinesische Absatzmarkt zudem auch indirekt wichtig. So kommen beispielsweise finnische Komponenten in deutschen Maschinen zum Einsatz, die für den chinesischen Markt produziert werden.
Finnlands Nachbar Russland spielt für den heimischen Maschinenbau keine Rolle mehr. Vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verkaufte der finnische Sektor noch mehr als 7 Prozent seiner Exporte ins Nachbarland. Zwischen Januar und Juni 2024 waren es 0,1 Prozent.
Grüne Wende sorgt für eine bessere Auftragslage
Einen positiven Einfluss auf den finnischen Maschinenbau werden die Entwicklungen im Rahmen der grünen Wende haben. Viele Firmen sind in diesem Bereich direkt - beispielsweise in Form von Energiespeichern - oder indirekt - durch eine Verbesserung der Produktivität von Unternehmen - tätig. Wenn Unternehmen beispielsweise Produkte im Bereich der erneuerbaren Energien anbieten, ist das in der Regel mit einer guten Auftragslage verbunden.
Eine traditionell große Nachfrage gibt es in Finnland im Bereich der Automatisierung. Aufgrund der im EU-Vergleich hohen Arbeitskosten sowie einer vergleichsweise kleinen Zahl von potenziellen Arbeitnehmern gibt es hier einen großen Bedarf. "Wenn Sie in Finnland etwas produzieren wollen, müssen Sie automatisieren, was automatisiert werden kann", ordnet Rautaporras den Bedarf ein. Ein Teil der finnischen Maschinenbauer hat sich jedoch so stark spezialisiert, dass hoch ausgebildete Fachkräfte benötigt werden und Automatisierung keine Option ist.
Die Entwicklungen im finnischen Bergbau könnten sich in den kommenden Jahren ebenfalls positiv für den heimischen Maschinenbau auszahlen. Für die im Norden Finnlands gelegene Region Lappland wird ein Bergbauboom erwartet. In der Region sind fünf neue Bergbauprojekte geplant. Finnland ist das einzige EU-Land mit einem bedeutenden Potenzial für den Abbau von Batteriemineralien.
Einen größeren Schwerpunkt dürfte Finnlands Maschinenbau in Zukunft auf den Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) legen. Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, die F&E-Ausgaben bis 2030 auf 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. 2022 waren es 2,95 Prozent.