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Branchenstruktur
Mit den Herstellern Stellantis und Renault verfügt Frankreich über Branchenweltkonzerne. Große Zulieferer arbeiten an der Mobilitätswende. Kleine Sektorunternehmen aber leiden.
12.08.2024
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris
Frankreich ist der 12-größte Autohersteller der Welt und der in Europa zweitgrößte Absatzmarkt. Die Weltkonzerne Stellantis und Renault produzieren auch in Frankreich Pkw- und Nutzfahrzeuge für den Weltmarkt.
Stellantis und Renault auf neuen Wegen
Die Großgruppe Stellantis vereinigt 14 Automarken, unter anderem Citroën, Peugeot und Opel, unter einem Dach. Entstanden ist sie 2021 aus dem Zusammenschluss von PSA und Fiat Chrysler (FCA).
Der Autoriese konnte sich 2023 trotz eines wirtschaftlich schwierigen Umfelds behaupten. Zu Beginn des Jahres 2024 aber schwächelt der Konzern. Im 1. Quartal brechen die weltweiten Umsätze um 12 Prozent ein. Nicht betroffen ist jedoch die Elektrosparte, die weiterhin Umsatzsteigerungen verzeichnet.
Stellantis baut um und ist dabei, seine gesamte Produktpalette auf E-Mobilität auszurichten. Bis 2030 will Stellantis in Europa ausschließlich E-Autos auf die Straße bringen. Bereits ab 2026 werden alle neuen Pkw-Modelle E-Autos oder Hybridfahrzeuge sein. Dafür baut der Konzern seine Zulieferstruktur aus. So ist Stellantis in Kooperation mit der Total-Energie-Tochter SAFT und Mercedes am ACC-Gigabatterieprojekt beteiligt. Auch orientiert sich Stellantis weiter in Richtung Wasserstoffmobilität. Im Jahr 2023 hat Stellantis erste Wasserstofffahrzeuge auf den Markt gebracht. Bis Ende 2024 erweitert Stellantis seine Wasserstoffpalette auf Lastwagen. Auch ist Stellantis neben Forvia und Michelin Anteilseigner am Wasserstoffunternehmen Symbio.
Renault fährt zweigleisig
Die Renault-Gruppe mit Untermarken wie Dacia ist zweiter großer Hersteller. Auch Renault setzt auf Elektromobilität und hat das Unternehmen in zwei Unternehmensteile aufgespalten. Der Unternehmensteil Ampère treibt die Umkehr zur E-Mobilität voran. Die drei Produktionsstandorte Douai, Ruitz und Maubeuge in der Rgion Hauts-de-France baut Renault zum "Pôle ElectricCity" und damit zum Produktionszentrum für die Elektromobilität aus. So soll in Douai der neue Renault 5 Électrique aufgelegt werden. Die Motoren für seine Elektromodelle Megane und R5 fertigt Renault in seinem für 620 Millionen Euro umgerüsteten Werk in Cleon. Bis 2030 soll die Fertigung eine Kapazität von mehr als 1 Million Motoren pro Jahr erreichen.
Gleichzeitig baut Renault seine Verbrennersparte unter dem Unternehmensteil Horse unter Beteiligung mit Geely und dem saudi-arabischen Fonds Aramco aktiv weiter aus.
Stellantis | Renault / Allianz Renault - Nissan - Mitsubishi | |
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Peugeot | Jeep | Renault |
Citroën | Lancia | Dacia |
Abarth | Maserati | Alpine |
Alfa Romeo | Opel | Mobilize (VaaS*) |
Chrysler | RAM-Trucks | Nissan (Allianz-Mitglied) |
DS Automobiles | Vauxhall | Mitsubishi (Allianz-Mitglied) |
Fiat | Leasys (Leasing-Anbieter) |
Toyota produziert ebenfalls in der Region Hauts-de-France für den europäischen Markt.
Das deutsch-britische Unternehmen Ineos baut seit 2022 seinen Geländewagen Grenadier im ehemaligen Smart-Werk von Daimler in Hambach. Ab 2024 sollen jährlich 25.000 bis 30.000 Stück vom Band rollen. Ursprünglich hatte Ineos auch ein E-Modell geplant. Angesichts hinreichender Nachfrage sind diese Pläne aber mittlerweile aufs Eis gelegt.
Daimler produziert seit Juni 2024 in Ligny-en-Barrois den E-Transporter eCitaro und ist damit das einzige deutsche Unternehmen, das in Frankreich mit einer eigenen Produktion vertreten ist.
Zulieferer müssen sich umorientieren
Der französische Zuliefersektor ist geprägt durch kleine, mittelständische Unternehmen. Anfang 2023 waren nach Angaben von der Zuliefervereinigung FIEV (Fédération des Industries des Equipements pour Véhicules) 282 Branchenunternehmen mit gut 57.000 Mitarbeiter aktiv. 128 dieser Zulieferer beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter.
Die Teilehersteller Valeo, Faurecia und OPMobility (ehemals Plastic Omnium) und dem Reifenhersteller Michelin zählen in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld hingegen zu den internationalen Marktführern. Die Konzerne verfolgen ehrgeizige Expansionspläne und wollen sich in wichtigen Zukunftstechnologien wie E- und Wasserstoffmobilität in der ersten Reihe positionieren.
Nordfrankreich baut am Vallée de la Battérie
Die anstehende Umstellung auf Elektromobilität stellt die Zulieferbranche vor tiefgehende Umbrüche. Sektorunternehmen sind gezwungen, sich in den Bereichen Elektrifizierung und Digitalisierung zu positionieren. Neue Technologien und Geschäftsfelder entwickeln sich in hoher Geschwindigkeit. Neben den klassischen Zulieferern erschließen auch neue Akteure wie der Batteriehersteller Verkor den Markt für E-Mobilität. Gerade die Batteriewertschöpfungskette, von der Produktion über die Materialgewinnung bis hin zum Recycling wird ausgebaut. Die Region Hauts-de-France entwickelt sich durch Gigainvestitionen zum Vallée de la Batterie. Die Regierung fördert den Aufbau der eigenen Batterie- und Zulieferinfrastruktur, um Abhängigkeiten bei Komponenten zu vermeiden.
Vorhaben | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkungen |
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ProLogium (Taiwan); Batterieproduktion; Dunkerque | 5,2 | Projektankündigung Mai 2023; Baugenehmigung beantragt Mai 2024, Produktionsbeginn geplant 2026 | Staatliche Förderung: 1,5 Milliarden Euro |
Verkor / RTE, Batterieproduktion; Dunkerque | 2,0 | Projektankündigung, Baubeginn 2023, Produktionsbeginn geplant 2025 | Staatliche Förderung: 650 Millionen |
Orano (Frankreich)/XTC New Energy Group (China), Produktion von kathodenaktiven Materialien (CAM) sowie Produktion von Vorstufen für aktive Kathodenmaterialien (PCAM); Dunkerque | 1,5 | Projektankündigung Mai 2023; Produktionsbeginn 2026 | k.A. |
Automotive Cell Company, Batterieproduktion, Hauts -de-France, Kapazitätsausbau auf gesamt 40 GWh in 2030 | 0,85 | 1. Produktionseinheit in Betrieb Ende 2023, Projektankündigung Ausbau der 2. Produktionseinheit März 2024, Produktionsbeginn 2. Produktionseinheit geplant 2026 | k.A. |
Alteo (Frankreich) / W-Scope (Korea); Produktion von Batterieseparatoren, Hauts-de-France | 0,6 | Projektankündigung Oktober 2022; Produktionsbeginn 2026 | k.A. |
EMME, Produktion zur Konversion von Mineralien für die Batterieproduktion, Gironde | 0,3 | Öffentliche Abstimmungsphase, Inbetriebnahme geplant 2027 | k.A. |
Staat unterstützt bei der Umstrukturierung
Der Automobilverband Plateforme Automobile (PFA) befürchtet, dass durch die Wende hin zur Elektromobilität in den kommenden Jahren bis zu 52.000 Arbeitsplätze in der französischen Kfz-Zulieferindustrie wegfallen. Die Regierung unterstützt den Zuliefersektor bei der Umstellung auf neue Technologien im Rahmen des Investitionsprogramms France 2030 mit 300 Millionen Euro. Im September 2023 wurden die ersten 46 Innovationsprojekte vorgestellt.
Insbesondere kleinere Zulieferer haben nach margenschwachen Jahren Schwierigkeiten, die notwendigen technologischen Anpassungen zu finanzieren. Immer wieder kommt es zu Fabrikschließungen oder Betriebsverlagerungen. Vorwiegend Gießereien und metallverarbeitende Unternehmen, aber auch die Großen der Branche, sind betroffen.
Forvia hat Ende 2023 angekündigt, in den kommenden Jahren weltweit bis zu 10.000 Arbeitsplätze abzubauen. Die Automobilzulieferer Magnetto Automotive, ein Zulieferer für Stellantis, und der letzte Felgenhersteller Frankreichs, Imperial Wheel, haben beide im Frühsommer 2024 den Geschäftsbetrieb eingestellt. Auch Bosch Frankreich hat im Mai 2024 angekündigt, zum Ende des Jahres 2024 einen Produktionsstandort in Marignier (Haute-Savoie) zu schließen. Die Zukunft weiterer Boschstandorte wie die Produktion in Rodez ist unsicher.
Einfuhren Welt | Veränderung 2023 / 2022 | aus Deutschland | Veränderung 2023 / 2022 | |
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SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 1.724,1 | 7,9 | 368,5 | 5,6 |
SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc. | 18.524,0 | 11,1 | 4.375,7 | 5,8 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 1.837,5 | 13,4 | 33,9 | 12,3 |
SITC 713.2 Motoren | 1.832,9 | 17,1 | 102,3 | -0,6 |
Summe | 23.918,5 | 11,5 | 4.880,4 | 5,6 |