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Frankreich profitiert bei Halbleitern von seiner Fachkräftebasis
Frankreich fördert die Halbleiterbranche und die nationale Forschung und Entwicklung. Das Land baut bei Halbleitern auf gut ausgebildete Fachkräfte und die rege Start-up-Szene auf.
19.09.2023
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris
Die französische Halbleiterindustrie produziert vor allem für Industrieanwendungen. Ein Fokus liegt auf der Luftfahrt- und Automobilindustrie sowie auf den Technologiesegmenten 5G und Industrie 4.0. Größtes Branchenunternehmen in Frankreich ist STMicroelectronics, ein französisch-italienischer Halbleiterhersteller mit Hauptsitz in der Schweiz, der sowohl in der Entwicklung als auch in der Produktion und Vermarktung von Halbleitern aktiv ist. Er zählt mit Infineon aus Deutschland und NXP aus den Niederlanden zu den drei größten europäischen Herstellern.
Welche Fördermittel stellt Frankreich für die Halbleiterbranche bereit?
Auf nationaler Ebene verfügt Frankreich mit dem Programm "France 2030: Stratégie pour l’électronique" über ein Förderprogramm für die Halbleiterindustrie im Umfang von 5 Milliarden Euro.
Auf europäischer Ebene sieht der European Chips Act die Aktivierung von 43 Milliarden Euro privater und öffentlicher Fördermittel vor, davon 11 Milliarden Euro direkt auf der Grundlage der "Chips for Europe Initiative". Das Programm Horizon Europe (Forschung und Entwicklung) sieht eine Gesamtförderung von 97,5 Milliarden Euro vor. Dazu gibt es erleichterte Anerkennung der Beihilfefähigkeit von Projekten mit europaweiter Dimension im Rahmen des IPCEI (Important Project of Common European Interest)-Programms.
Was macht Frankreich als Halbleiterproduktionsstandort attraktiv?
In Frankreich gibt es nationale und internationale Förderungen wie France 2030 oder Horizon Europe. Dazu kommen sehr gut ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte. Allerdings ist auch in Frankreich der Fachkräftemangel ein Problem. Darüber hinaus fördert Frankreich Forschung und Entwicklung.
Weltweit agierende Branchenunternehmen wie SOITEC oder STMicroelectronics sind im Land aktiv. Frankreich verfügt über eine lebendige Start-up-Branche mit Fokus auf industrielle Anwendungen, zum Beispiel Green Wave (Produktion von Chips mit eingebetteter KI). Daneben engagieren sich eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen im Bereich Halbleiterproduktion für spezialisierte Anwendungen, beispielsweise für die Luftfahrt und Verteidigung.
Welche Clusterstrukturen gibt es vor Ort?
Die wichtigsten Cluster finden sich im südlichen Frankreich in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Besonders aktiv ist das Cluster Minalogic um Grenoble. Nicht nur hat hier STMicroelectronics wichtige Produktionsstätten. Auch SOITEC, ein Entwickler und Hersteller von Vorprodukten für die Chipherstellung (Siliziumsubstrate), hat hier einen wesentlichen Teil der Produktion. Der Pôle SCS in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur fokussiert sich ebenfalls unter anderem auf Mikroelektronik und Chipentwicklung. Darüber hinaus finden sich landesweit Entwicklungs- und Forschungszentren (FuE). So baut Intel in Paris-Saclay ein FuE-Zentrum auf, das 2032 rund 1.000 Mitarbeitende beschäftigen soll.
Welche Allianzen strebt Frankreich an?
Frankreich strebt verstärkte europäische Kooperation im Rahmen des European Chips Act / Chips Joint Undertaking an. Dazu hat das Land im April 2023 einen Pakt für Innovation und nachhaltiges Wachstum mit den Niederlanden unterzeichnet.