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Wirtschaftsumfeld | Ghana | Arbeitskräfte

Fachkräfte

Unternehmen können auf ein relativ großes Angebot an Arbeitskräften zurückgreifen. Die Suche nach Fachkräften kann jedoch herausfordernd sein.

Von Corinna Päffgen | Accra

Die offizielle Arbeitslosenquote betrug 2023 nach Angaben des Ghana Statistical Service (GSS) 14,7 Prozent. Die ghanaische Bevölkerung gehört mit einem Durchschnittsalter von 21,5 Jahren zu den jüngsten weltweit. Fast 60 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Die offizielle Arbeitslosenquote unter den 15- bis 35-Jährigen beträgt 14,6 Prozent, davon sind schätzungsweise die Hälfte unterbeschäftigt. Hinzu kommt, dass ein Großteil der erwerbstätigen Ghanaer im informellen Sektor arbeiten, der statistisch nicht erfasst wird.

Die Schaffung formeller Arbeitsplätze mit existenzsichernder Vergütung ist eine der zentralen Herausforderungen des ghanaischen Arbeitsmarktes. Die angespannte wirtschaftliche Lage und demografische Entwicklung verschärfen die Situation weiter. 

Viele junge, gebildete Ghanaer versuchen das Land zu verlassen. Wer es sich leisten kann oder ein Stipendium bekommt, geht bereits für ein Studium ins Ausland. Vor allem der Gesundheitssektor hat mit der Abwanderung von Ärzten und Krankenschwestern zu kämpfen. Medizinisches Fachpersonal arbeitet meist im öffentlichen Sektor und klagt seit Langem über unzulängliche Arbeitsbedingungen.

Unternehmen investieren in praktische Ausbildung

Trotz des hohen Angebots an Arbeitskräften ist die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern oft zeitintensiv. Für einfache Tätigkeiten ist es kein Problem, günstige Kräfte zu finden, bei Fachkräften gestaltet sich die Lage etwas anders. In bestimmten Branchen wie im Finanzdienstleistungssektor gibt es grundsätzlich genug Fachkräfte. Bei technischen Berufen, aber auch im Handwerk und in der Gastronomie sieht es schon schwieriger aus, gut qualifiziertes Personal zu finden.

In Ghana gibt es kein duales Ausbildungssystem wie in Deutschland. Die berufliche Bildung ist im ghanaischen Schulsystem verankert. Nach der Sekundarstufe I, der allgemeinbildenden Schule, die im Alter von 15 Jahren abgeschlossen wird, können Schüler die Sekundarstufe II (Senior High School) anschließen, deren Abschluss zum Besuch einer Universität qualifiziert. Alternativ können sie eine berufliche Ausbildung an einer technisch orientierten Schule absolvieren. Die wenigsten Schüler entscheiden sich aufgrund mangelnden Ansehens dabei für eine Berufsausbildung. Wer sich die Studiengebühren leisten kann, nimmt ein Studium an einer Universität auf.

Seit einigen Jahren engagieren sich deshalb zunehmend Unternehmen, die Regierung und internationale Organisationen im Bereich beruflicher Aus- und Weiterbildung. So sieht der "Education Strategic Plan (2018 - 2030)" die Förderung und den Ausbau der beruflichen Bildung vor. Wichtige Branchen sind dabei die Energiewirtschaft, Bauindustrie, Pharmazeutik, Elektrotechnik, Industriemechanik und Informations- und Kommunikationstechnik (IKT).

Firmen bieten oftmals interne Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Manche deutsche Unternehmen, darunter Knauf und MC Bauchemie, unterhalten eigene Ausbildungszentren oder schicken ihre Mitarbeiter für spezielle Trainings nach Deutschland.

Das Kompetenzzentrum Skills Delevopment der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Ghana (AHK Ghana) bietet Unternehmen zudem eine Reihe von Maßnahmen zur Unterstützung der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften an. 

Die AHK Ghana unterstützt deutsche Unternehmen bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften:

  • Beratungsdienstleistungen aller Art zum Thema berufliche Bildung und Fachkräfte
  • Entwicklung und Durchführung von "AdA International - Ausbildung der Ausbilder"-Lehrgängen, die sich an den Standards der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) orientieren
  • Erstellung von Konzepten und Curricula für duale Qualifizierung mit deutschen Systemelementen (C-Zertifikat)
  • Vermittlung von Auszubildenden nach Deutschland

Einen guten Überblick über das ghanaische Bildungssystem und Bildungsträger bietet die iMove Marktstudie für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung.

Viele Talente im Tech-Bereich

Ghana gilt neben den sogenannten "Big Four" Ägypten, Nigeria, Kenia und Südafrika als ein Land mit einer interessanten Start-up-Szene und einer wachsenden IKT-Branche. Die hohe digitale Affinität der jungen Bevölkerung, der Ausbau der digitalen Infrastruktur und eine gute universitäre Ausbildung tragen zu dieser Entwicklung bei.

Damit wird das Land als Standort für die Auslagerung von Geschäftsprozessen (Business Process Outsourcing, BPO) und Information Technology Outsourcing zunehmend interessant. Zwei deutsche Unternehmen, AmaliTech und getINNOtized, sind bereits in Ghana vertreten und bieten IT-Dienstleistungen ghanaischer Fachkräfte an. Sie bilden Computerspezialisten aus und vermitteln Personal an deutsche und ghanaische Kunden.

Wachsendes Interesse an Ausbildung in Deutschland

Das Thema Fachkräftegewinnung aus dem Ausland gerät in Deutschland mit Blick auf den lokalen Fachkräftemangel zunehmend in den Fokus. Die AHK Ghana hat ein neues Programm "Azubis aus Ghana nach Deutschland" zur Vermittlung von ghanaischen Auszubildenden nach Deutschland ins Leben gerufen. Die jungen Ghanaer absolvieren im Vorfeld einen Deutschsprachkurs (bis B1/B2-Niveau) am Goethe-Institut, erhalten ein interkulturelles Training und werden bei der Visabeantragung unterstützt. Bislang konnten unter anderem Solartechniker, Kfz- und Anlagenmechaniker vermittelt werden. In Deutschland werden die Azubis am Anfang zudem von Mentoren des Senior Expert Service begleitet, die bei alltäglichen Fragen und praktischen Dingen wie Behördengängen unterstützen.

Ghana im weltweiten Vergleich

Folgende Karte ermöglicht den Vergleich zwischen zahlreichen Ländern weltweit. Bitte beachten Sie, dass die Werte in der Karte aus international standardisierten Quellen stammen und somit ggf. von Angaben aus nationalen Quellen im Text abweichen können.

 

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