Branche kompakt | Griechenland | Chemische Industrie
Branchenstruktur
Mittelständische griechische Unternehmen beherrschen den Markt. Die chemische Industrie konzentriert sich auf Reinigungsmittel, Farben und Agrarchemikalien.
04.03.2025
Von Michaela Balis | Athen
Laut der Studie des griechischen Instituts für Wirtschafts- und Industrieforschung IOBE zur chemischen Industrie vom April 2024 zählte die chemische Industrie (NACE 20) im Jahr 2021 insgesamt 960 Unternehmen. Diese beschäftigen 12.300 Arbeitnehmer. Für das Jahr 2022 geht Eurostat von 982 Unternehmen mit unveränderter Arbeitnehmeranzahl aus.
Hinzu kommen noch weitere rund 1.850 Großhandelsunternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 2,6 Milliarden Euro (NACE 46.75). Sie beschäftigen etwa 7.500 Personen.
Etwa 47 Prozent der Unternehmen stellen Seifen, Reinigungs- und Körperpflegemitteln sowie Duftstoffen und Kosmetika her, so die IOBE-Studie anhand von Eurostat-Daten. Rund ein Drittel der Unternehmen stellt Agrarchemikalien, Desinfektionsmittel, Farben und Lacke her.
Die Branche ist stark von Rohstoffimporten abhängig, zum Beispiel in der Petrochemie, Kosmetik- und Kunststoffindustrie. Dadurch sind die Unternehmen anfällig für Preisschwankungen und Engpässen bei der Versorgung mit Rohstoffen.
Sparte (NACE) | 2023 | Veränderung 2023/2022 | Marktanteil |
---|---|---|---|
Körperpflegemittel und Duftstoffe (2042) | 385 | -5.8 | 25,1 |
Anstrichmitteln, Druckfarben und Kitten (203) | 321 | 3,9 | 20,9 |
Sonstige chemische Erzeugnisse a. n. g. (2059) | 248 | 0,9 | 16,2 |
Seifen, Wasch-, Reinigungs- und Poliermittel (2041) | 167 | -9,0 | 10,9 |
Düngemittel und Stickstoffverbindungen (2015) | 126 | -11,8 | 8,2 |
Industriegase (2011) | 84 | -1,3 | 5,5 |
Farbstoffe und Pigmente (2012) | 72 | -8,9 | 4,7 |
Insektizide, Rodentizide, Fungizide, Herbizide, Akarizide, Molluskizide, Bioziden (2020) | 45 | 2,7 | 2,9 |
Kunststoffe in Primärformen (2016) | 40 | -23,2 | 2,6 |
Große Unternehmen generieren fast 80 Prozent des Branchenumsatzes
Der IOBE-Studie zufolge beschäftigen die griechischen Chemieunternehmen mehrheitlich (rund 80 Prozent) bis zu neun Arbeitnehmer. Nur 18 Prozent, das sind 186 Unternehmen, beschäftigen mehr als 10 Personen und nur knapp 1 Prozent über 250 Personen.
Die Struktur der griechischen Chemieindustrie unterscheidet sich laut IOBE-Studie nicht wesentlich vom allgemeinen Marktmodell in Griechenland. Viele kleine Unternehmen sind auf dem Markt präsent, erwirtschaften aber weniger als 10 Prozent des Umsatzes. Knapp 80 Prozent des Umsatzes werden von Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten erwirtschaftet. Großunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten haben nur einen Umsatzanteil von rund 12 Prozent. Dies spricht für einen umsatzstarken Mittelstand.
Die chemische Industrie -ohne Pharma, Petrochemie und Plastikindustrie- trägt mit knapp 0,6 Prozent zur gesamten griechischen Wertschöpfung und mit knapp 6 Prozent zur Wertschöpfung des griechischen verarbeitenden Gewerbes bei, meldet das griechische Statistikamt. Der Anteil ist in den letzten Jahren überwiegend gleichgeblieben.
Kooperationen können Wettbewerbsfähigkeit steigern
Die geringe Größe der Unternehmen beeinträchtigt ihre Produktions- und Investitionsfähigkeit sowie ihre Innovationsbereitschaft. Die europäischen Vorlagen für "grüne" Produktionsverfahren und "grüne" Produkte sowie der digitale Fortschritt setzen vorrangig kleine und mittelständische Unternehmen unter Druck. Diese Investitionen sind trotz Fördermöglichkeiten mit hohen Kosten verbunden.
Kooperationen mit ausländischen Unternehmen, um Skaleneffekte zu erzielen und um neue Märkte zu erobern, können die Kosten senken und neue Umsätze generieren. Europäische und nationale Fördermittel unterstützen die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen sowie Aufkäufe und Fusionen.
Infrastrukturmängel führen zu höheren Kosten
Etwa 45 Prozent der Chemieunternehmen sind in Athen und Umgebung angesiedelt. Rund ein Fünftel befindet sich in Zentralmakedonien im Norden des Landes.
Entscheidend bei der Standortwahl ist die Nähe zu den Kunden sowie zu Häfen und Flughäfen, um schnell an Rohstoffe zu kommen oder den Export zu erleichtern. Wichtig ist auch der Zugang zu gut ausgebildeten Fachkräften.
Eine unzureichend ausgebaute Infrastruktur beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit der Branche, heißt es in der IOBE-Studie. Nicht nur die Lagermöglichkeiten für chemische Produkte in der Nähe von Flughäfen und Häfen müssen ausgebaut werden, damit die Lagerung günstiger wird. Auch das Schienennetz muss modernisiert werden, um die An- und Auslieferung größerer Mengen zu erleichtern. Ein Ausbau des Zugangs zu den wichtigsten griechischen Häfen in Piräus und Thessaloniki wird von den Unternehmen gefordert. Hinzu kommt die Geographie Griechenlands mit vielen Inseln, die die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie beeinträchtigen. Nicht zu übersehen sind die relativ hohen Kreditkosten, die rund ein Prozent höher als beispielsweise in Deutschland liegen.
Unternehmen | Sparte (NACE) | Umsatz 2023 |
---|---|---|
SARANTIS S.A. | Körperpflegemittel und Duftstoffe (2042) | 190,6 |
AGROINVEST S.A. | Sonstige chemische Erzeugnisse a. n. g. (2059) | 157,3 |
RAVAGO HELLAS S.A. | Herstellung von Kunststoffen in Primärformen (2016) | 89,3 |
ISOMAT S.A. | Anstrichmittel, Druckfarben und Kitten (2030) | 86,6 |
MEGARA RESINS S.A. | Sonstige organische Grundstoffe und Chemikalien (2014) | 85,3 |
ALFA WOOD GROUP S.A. | Sonstige chemische Erzeugnisse a. n. g. (2059) | 79,5 |
KAPACHIM S.A. | Sonstige chemische Erzeugnisse a. n. g. (2059) | 72,6 |
DRUCKFARBEN S.A. | Anstrichmittel, Druckfarben und Kitten (2030) | 70,7 |
SYNGENTA HELLAS S.A. | Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmittel, Desinfektionsmittel (2020) | 69,3 |
VITEX S.A. | Anstrichmittel, Druckfarben und Kitten (2030) | 69,0 |
Griechische Unternehmen beherrschen den Markt
Die griechische Chemieindustrie ist stark exportorientiert. Wertmäßig werden rund 70 Prozent der Produktion exportiert, so die IOBE-Studie. Das erhöht allerdings den Druck auf die Branche, im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben.
In der Sparte Farben und Lacke sind zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aktiv. Wichtigste Branchenunternehmen sind die griechischen Gesellschaften Isomat, Druckfarben Hellas, Vitex und Vivechrom.
Isomat plant bis 2027 etwa 23,5 Millionen Euro zu investieren. Die Vorhaben werden bereits teilweise umgesetzt. Es handelt sich um neue Produktionsanlagen, technologische Ausrüstungen und um die Automatisierung der Logistik sowie um den Bau einer biologischen Anlage für die Behandlung von Flüssigabfällen.
In der Kosmetikbranche sind zahlreiche griechische Anbieter sowie Tochtergesellschaften multinationaler Unternehmen tätig. Die griechische Gesellschaft Frezyderm sowie Apivita, die seit 2021 hundertprozentig zum spanischen Mode- und Parfumhaus Puig gehört, sind die umsatzstärksten Unternehmen. Es folgen die Unternehmen Korres und Ecolab. Korres und Apivita konzentrieren sich auf natürliche und pflanzliche Kosmetika.
Die wichtigsten Abnehmer chemischer Produkte in Griechenland sind die Plastik- und Metallindustrie, die Gesundheitssparte sowie die Agrar- und Bauwirtschaft.