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Branche kompakt | Griechenland | Chemische Industrie

Markttrends

EU-Anforderungen setzen Chemieindustrie unter Druck. Trotzdem soll der Branchenumsatz leicht wachsen. Unterstützung bieten Mittel aus dem EU-Aufbaufonds.

Von Michaela Balis | Athen

Im Jahr 2025 wird der Umsatz der chemischen Industrie laut Marktexperten um bis zu 3 Prozent steigen. Im Jahr 2024 lag der Branchenumsatz bei knapp 4 Milliarden Euro, informieren Branchenexperten. Das liegt unter anderem an der prognostizierten Steigerung der Branchenexporte: Rund 70 Prozent der Produktion werden ausgeführt, neben Pharmazeutika auch Kosmetika, Reinigungs- und Körperpflegemittel sowie Kunststoffprodukte. Zwischen 2019 und 2023 haben die Exporte etwa um die Hälfte zugelegt. 

Optimistisch stimmen auch der boomende Tourismus und die wachsende Bauwirtschaft. Die hohen Besucherzahlen stärken einerseits die Nachfrage nach Reinigungs- und Körperpflegemitteln. Zum anderen kurbelt sie den Bau neuer und die Modernisierung bestehender Hotels an. Dafür und für den öffentlichen Infrastrukturbau stehen europäische Fördermittel zur Verfügung. Davon profitiert auch die Nachfrage nach Bauchemikalien wie beispielsweise Betonzusatzmittel, Verflüssiger sowie Farben und Lacke.  

Eine große Herausforderung für den Produktionsstandort und seine mittelständisch geprägte Struktur sind die hohen Energiepreise. Sie könnten die positiven Aussichten eintrüben und die Gewinne der Branchenunternehmen beeinträchtigen. 

Das Produktionsvolumen der chemischen Industrie ging im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent zurück. Auch im Jahr 2025 soll das Produktionsvolumen moderat wachsen. Mehr als ein Drittel des Produktionsabsatzes (NACE 20) stammt von der Sparte der Seifen, Reinigungs- und Körperpflegemittel. Mit einem Viertel tragen Anstrichmittel, Druckfarben, sowie Düngemittel und Agrarchemikalien zum gesamten Produktionswert bei, so Eurostat. 

Aktuellere Zahlen für das Jahr 2024 liegen noch nicht vor. 

6 %

der griechischen Chemieunternehmen beschäftigen mehr als 50 Personen.

Chemiesparte hat hohen Energiebedarf

Der Chemiesektor einschließlich des Pharmasektors verbraucht etwa 4 Prozent der gesamten Energie der griechischen Industrie, so IOBE. Rund 45 Prozent des Energiebedarfs der Chemiebranche entfallen auf Strom, 31 Prozent auf Erdgas und rund ein Viertel auf Mineralölprodukte, vorrangig Flüssiggas (LPG). Erdgas wird auch zur Herstellung von Ammoniak, einem Grundstoff für Düngemittel, verwendet. 

In Zukunft sollen grüner Wasserstoff und Ökostrom die wichtigsten Energiequellen der chemischen Industrie sein. Damit sollen die Ziele der grünen Transition sowie die Reduzierung des CO2- Fußabdrucks in der chemischen Industrie erreicht werden. Derzeit gibt es weder ausreichende Stromnetze noch Wasserstoffpipelines, um diese Pläne zu realisieren. Hinzu kommt, dass der Ausbau der Infrastruktur kapital- und zeitintensiv ist.

Grüne und digitale Herausforderungen in der Chemieindustrie

Die angestrebte Klimaneutralität in der EU und die Klimaschutzgesetze stellen die Chemieindustrie vor neue Herausforderungen. Chemische Erzeugnisse müssen umweltfreundlicher und effizienter produziert werden. Das bedeutet höhere Kosten für Forschung, Entwicklung und Produktion. 

Hinzu kommt, dass die chemische Industrie neben der grünen auch die digitale Transformation anstrebt. Unternehmen müssen Technologien wie künstliche Intelligenz, Internet der Dinge, Robotik sowie verschlüsselte Big Data-Übertragung und -Nutzung integrieren.

"Die neuen europäischen Umweltvorschriften, die hohen Energiekosten und Zinssätze kombiniert mit der geringen Größe der meisten Unternehmen wirken sich hindernd auf die Chemieindustrie und ihre Wettbewerbsfähigkeit aus", sagt Vasilis Gounaris, Präsident der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer und Geschäftsführer und Präsident der BASF Hellas. "Um die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Chemieindustrie zu steigern, muss in die Produktion sowie in die internationale Orientierung, in die Energieeffizienz und in die Digitalisierung investiert werden. Chancen entstehen für die Chemiebranche durch die Fördermittel aus dem EU-Aufbaufonds", so Gounaris.

Weitere Finanzmittel aus dem EU-Partnerschaftsvertrag 2021-2027 sowie aus nationalen Töpfen unterstützen die Unternehmen bei ihren Vorhaben.

Kosmetikbranche wächst

Der Umsatz der Kosmetikindustrie wird nach Angaben des Panhellenischen Verbands der Kosmetik- und Parfümindustrie in den Jahren 2025 bis 2026 um bis zu sieben Prozent im Vergleich zu 2024 steigen. Der Preisdruck hielt auch im vergangenen Jahr an: Die Preise stiegen durchschnittlich um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für die Unternehmen bleibt es schwierig, die Balance zwischen günstigen Preisen und Gewinn zu finden, teilten die Branchenunternehmen mit. 

Gute Chancen haben Unternehmen, die nachhaltige und umweltfreundliche Produkte anbieten. Die griechischen Verbraucher setzen auf personalisierte Erlebnisse und Produkte. Auch kleine, innovative Marken können Marktanteile gewinnen, berichtet der Verband. Dazu zählen Produkte auf der Basis von Olivenöl oder Rosenöl und allgemein pflanzlicher Herkunft. 

Deutschland ist wichtigster Handelspartner

Deutschland blieb auch in den ersten elf Monaten des Jahres 2024 Griechenlands wichtigster Handelspartner für die Gesamtimporte chemischer Produkte. Dahinter folgten Italien, Frankreich und die Niederlande. Zwischen Januar und November 2024 importierte Griechenland chemische Erzeugnisse im Wert von rund 11,3 Milliarden Euro, etwa 2,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Rund ein Viertel davon stammte aus Deutschland.

Die Importe von Pharmaprodukten gingen um rund 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Deutschland blieb der wichtigste Lieferant von Pharmaprodukten, etwa ein Fünftel wurde aus der Bundesrepublik eingeführt.

Die Importe von Düngemitteln legten im Zeitraum Januar bis November 2024 um rund ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr zu. Wichtigster Lieferant ist Ägypten mit einem Anteil von etwa 32 Prozent, gefolgt von Deutschland (11 Prozent) und Belgien (8,5 Prozent).

In den ersten elf Monaten des Jahres 2024 stiegen die Einfuhren von Plastikprodukten in Primärform um knapp sechs Prozent. Griechenland kaufte Plastikprodukte vorrangig aus Deutschland (11 Prozent) und aus Italien (9,5 Prozent).

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