Special | Griechenland | EU-Förderung
Förderung im Rahmen der Kohäsionspolitik
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, strebt Griechenland an, moderner und digitaler zu werden. Das Land widmet sich auch dem Klimaschutz.
10.08.2022
Von Michaela Balis | Athen
Als erstes Land in der Europäischen Union (EU) legte Griechenland seine Mittelverwendung der kohäsionspolitischen Fonds für die Förderperiode 2021-2027 vor. Ende Juli 2021 genehmigte die EU-Kommission das griechische Referenzdokument. Die geplanten Investitionen werden mit rund 21 Milliarden Euro gefördert. Hinzu kommen etwa 5,3 Milliarden Euro aus dem griechischen Staatshaushalt. Somit stehen dem Land insgesamt 26,2 Milliarden Euro für den Ausbau des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts Europas zur Verfügung.
Das griechische Ministerium für Entwicklung und Investition geht davon aus, dass die insgesamt 22 Programme des Referenzdokuments bis April 2022 von der EU-Kommission genehmigt werden. Marktexperten schätzen, dass die ersten Ausschreibungen im September 2022 veröffentlicht werden.
Im Zuge der Förderpolitik 2014 bis 2020 hat Griechenland bereits rund 62 Prozent der Mittel aus dem Partnerschaftsprogramm abgerufen. Das entspricht circa 11,6 Milliarden Euro, meldet das Ministerium. Damit nimmt Griechenland den sechsten Platz gemessen am Anteil genutzter Fördergelder pro Land unter den EU-Mitgliedsstaaten ein. Im Coronajahr 2020 nutzte die griechische Regierung einen Teil der EU-Gelder, um die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie im Land zu lindern.
Griechenland wird grüner und digitaler
Die Programme aus der Partnerschaftsvereinbarung haben den ökologischen und digitalen Wandel des Landes zum Ziel. Sie sollen zur Entwicklung einer wettbewerbsfähigen, innovativen und exportorientierten Volkswirtschaft beitragen sowie das Wachstum fördern.
Etwa ein Viertel der gesamten Zuweisungen des neuen EU-Partnerschaftsvertrags, rund 5,2 Milliarden Euro, ist für grüne Investitionen geplant. Auf der Agenda stehen internationale Projekte, um die Stromnetze zu verbinden, und Investitionen in ehemalige Abbaugebiete von Kohle (Westmakedonien, Megalopoli, Inseln der Nord- und Südägäis).
Die Regierung plant die staatlichen Dienste allumfassend zu digitalisieren. Dies betrifft insbesondere den gesundheitlichen und unternehmerischen Service für kleine und mittlere Unternehmen. Weiterhin sind mit den Fördergeldern Infrastrukturprojekte geplant: Autobahnen werden ausgebaut, Häfen und das Bahnnetz modernisiert. Investitionen in Feuerschutzmaßnahmen sind vorgesehen.
Kleine und mittelständische Unternehmen können von den Fördermitteln profitieren. Insbesondere, indem sie enger mit griechischen oder ausländischen Unternehmen kooperieren. Denn der Know-how-Transfer, Start-ups und innovative Technologien werden ebenfalls unterstützt.
Programm | Geplante Vorhaben*) | Investitionssumme (in Mrd. Euro) |
---|---|---|
Soziale Kohäsion | Ausbildung für Langzeitarbeitslose und Frauen; | 4,2 |
Wettbewerbsfähigkeit, Unternehmertum und Innovation | Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen; | 3,9 |
Umwelt und Klimawandel | Förderung Energieeffizienz in Gebäuden; | 3,6 |
Transport | Modernisierung und Ausbau des Schienennetzes; | 2,2 |
Gerechter und entwicklungsfördernder Übergang | Förderung Unternehmertum; | 1,6 |
Digitale Transformation | Ausbau E-Governement und E-Health; | 1,0 |
Zivilschutz | Anschaffung Feuerschutz- und Frühwarnsysteme; | 0,7 |
Fischerei, Aquakultur und Meer | Modernisierung der Überwachung der Fischerei; | 0,5 |
Technische Hilfe | 0,5 | |
Summe | 18,2 |
Region | Investitionssumme (in Mrd. Euro) |
---|---|
Attika | 1,6 |
Zentralmakedonien | 1,4 |
Ostmakedonien und Thrakien | 0,6 |
Westgriechenland | 0,6 |
Kreta | 0,6 |
Thessalien | 0,6 |
Epirus | 0,4 |
Zentralgriechenland | 0,4 |
Peloponnes | 0,4 |
Westmakedonien | 0,4 |
Nordägäis | 0,4 |
Ionische Inseln | 0,3 |
Südägäis | 0,3 |
Summe | 8,1*) |
Informationen über die Programme und Ausschreibungen sind auf der griechischen EU-Partnerschaftsvereinbarung-Sonderseite zu finden.
Die Programme verfolgen teilweise die gleichen Ziele. Je nach Schwerpunkt können die Unternehmen die Anträge den einzelnen Projekten zuordnen. Die Prioritäten sind im Einklang mit den Bestrebungen des griechischen Aufbau- und Resilienzplans. Es ist möglich, Fördermittel aus beiden EU-Töpfen gleichzeitig zu beziehen.
Geschäftschancen für deutsche Unternehmen stehen gut
Die geplanten Projekte geben deutschen Unternehmen die Möglichkeit mit griechischen Investoren zu kooperieren. Dadurch können Synergien geschaffen oder Know-how transferiert werden. Die Nachfrage nach digitalen Produkten und Dienstleistungen ist groß. Hersteller und Lieferanten grüner Technologien haben auch gute Geschäftschancen.
Großprojekte wie beispielsweise der Bau von Anlagen zur Bewirtschaftung von Abfällen, die Modernisierung regionaler Flughäfen und Häfen, der Bau neuer Autobahnen sowie die Beschaffung emissionsfreier Busse, von Feuerwehrfahrzeugen und Löschflugzeugen können auf reges Interesse stoßen.
Allerdings schrecken griechische Investoren vor zu hohen Preisen deutscher Produkte zurück. Daher könnten sie sich gegen die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen entscheiden. Trotzdem genießt die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ einen hohen Stellenwert.
Ein geringerer Bürokratieaufwand ersetzt keine Berater
In der Vergangenheit stöhnten viele Investoren aufgrund des hohen Verwaltungsaufwands bei der Antragsstellung förderfähiger Projekte. Deshalb vereinfachte die Regierung diese Verfahren und beschleunigte sie. Außerdem ist die Bewertung der Projekte transparenter geworden.
„Trotzdem bleibt die Beratung und Begleitung des Projekts von einem guten Unternehmensberater eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg“, bestätigt Prof. Dr. Athanassios Kelemis, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer. Ein erfahrener Berater kann die Fördermittel aus verschiedenen EU-Fördertöpfen, wie beispielsweise der EU-Aufbau- und Resilienzfazilität, des neuen Investitionsförderungsgesetzes oder des Gesetzes für „strategische“ Investitionen, erfolgreich kombinieren. Die AHK-Griechenland hilft bei der Suche nach Beratern.
Kriterien für Projektantrag müssen angepasst werden
Bisher schlossen die Auswahlkriterien der meisten EU-geförderten Projekten viele griechische kleine und mittelständische Unternehmen aus. Die zehnjährige Wirtschaftskrise hinterließ bei den Unternehmen bereits tiefe Spuren. Zahlreiche Unternehmen erfüllten daher aus finanzieller Sicht nicht die Bedingungen und konnten sich nicht bewerben.
„Im Rahmen der neuen EU-Partnerschaftsvereinbarung 2021-2027 müssen die Bewerbungskriterien für kleine und mittlere Unternehmen aktualisiert werden“, betont Costas Vamvakas, geschäftsführender Vorstand des griechischen Beratungsunternehmens VK PREMIUM. „In der neuen Planung müssen die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Umsätze und Gewinne der Unternehmen berücksichtigt werden", fügt er hinzu.
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