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Markttrends

Generika haben einen besondere Rolle in einem insgesamt wachsenden Markt, neue Regulierungen für deren Verkauf scheiterten aber. Die Regierung bemüht sich um mehr Pharmaforschung.

Von Florian Wenke | Mumbai

Der indische Pharmasektor soll im Finanzjahr 2023/2024 (1. April bis 31. März) Waren im Wert von rund 53 Milliarden US-Dollar (US$) herstellen, meldete die Ratingagentur CARE. Etwa hälftig teilt sich dieser Wert auf den Konsum im Inland und den Export auf. Weit verbreitet ist zudem der Wert von 50 Milliarden US$ bei der Schätzung des aktuellen Produktionsvolumens. 

20 %

des weltweiten Volumens an Generika werden in Indien produziert.

Bis 2030 wird von Experten ein Produktionsanstieg auf 130 Milliarden US$ vorausgesagt. Das Bevölkerungswachstum, steigende Einkommen und eine Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Diabetes sind einige der Treiber für eine expandierende Inlandsnachfrage nach Arzneimitteln. Die Produktion dürfte auch infolge einer wieder wachsenden Auslandsnachfrage zulegen. Vor allem im wichtigsten Absatzmarkt für indische Generika, den USA, hat sich die Nachfrage nach (indischen) Medikamenten verbessert.

Die 2023 veröffentlichten National Health Accounts geben die gesamten laufenden Gesundheitsausgaben (ohne Investitionen) pro Kopf für das Finanzjahr 2019/2020 mit umgerechnet 53 US$ pro Kopf an. Indiens Regierung trägt zwar 35 Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitsbereich, allerdings sind das lediglich 1,35 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die verbleibenden Anteile an den Gesundheitsausgaben verteilen sich auf Privatausgaben durch Haushalte (Out-of-Pocket-Ausgaben (OOP); 52 Prozent) sowie sonstige Ausgaben (darunter durch Versicherungen). Zwei Jahre zuvor hatten die entsprechenden Ausgaben pro Kopf noch bei 46 US$ gelegen. Ein ähnliches Wachstum in den kommenden Jahren ist wahrscheinlich. 

Generika mit besonders starker Marktstellung

Der Großteil der verkauften Medikamente in Indien sind Generika. Das Besondere daran ist, dass es sich überwiegend um Markengenerika handelt. Wertmäßig machen diese, je nach Quelle, geschätzt zwischen 80 und 90 Prozent aus. Die Ratingagentur Fitch schätzt, dass sie mengenmäßig einen Anteil von 75 Prozent am Markt haben. Der Vertrieb unter einer Marke erlaubt es den Herstellern, Preisaufschläge durchzusetzen. Fitch schätzt diese auf bis zu 80 bis 90 Prozent im Vergleich mit einfachen, wirkstoffgleichen Generika. 

Markenfreie Generika werden hauptsächlich in Einrichtungen der öffentlichen Gesundheitsversorgung genutzt und über zentrale staatliche Stellen eingekauft. Patentgeschützte Pharmaka machen wertmäßig einen einstelligen Marktanteil aus. CARE gibt an, dass zwischen 2022 und 2026 Pharmaproduktpatente im Umfang von 224 Milliarden US$ auslaufen. Die Analysten gehen davon aus, dass Indien als großer Generikaproduzent in den kommenden 3 bis 4 Jahren daraus Kapital schlagen kann und halten zusätzliche Gewinne für die Branche im Umfang von 4 Milliarden bis 5 Milliarden US$ für möglich. 

Regulierung bei Verschreibungspraxis vorerst gescheitert

Höhere Kosten für Markengenerika belasten Konsumenten. Dem wollte die indische Regierung im Sommer 2023 einen Riegel vorschieben. Sie erließ eine Regelung, der zufolge Ärzte lediglich einen Wirkstoff und nicht einen speziellen Medikamentnamen verschreiben sollte. Allerdings führte dies zu Protesten, unter anderem bei der Ärzteschaft. Sie argumentierte, dass nicht alle Arzneimittelhersteller qualitativ einwandfreie Pharmaka herstellen und daher nur bestimmte Medikamente auch die gewollte Wirkung erzielen. Zudem monierte die Ärzteschaft die Verschiebung der Entscheidung über das tatsächlich ausgewählte Medikament hin zu den Apotheken und Arzneimittelausgabestellen. Aufgrund der anhaltenden Kritik wurde die Verordnung letztlich zurückgenommen. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass die Regierung demnächst einen neuen Versuch unternimmt, um die Ausgaben für Markengenerika zu senken.   

Neue Anreize für mehr Forschung

Im Spätsommer 2023 veröffentlichte die Regierung neue Richtlinien zu Stärkung der Forschung und Entwicklung im Bereich Pharma und Medizintechnik. Die National Policy on Research & Development and Innovation in the Pharma-Med Tech Sector ist jedoch nur ein Baustein und es bleibt abzuwarten, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden. 

Hinzu kommt das Program Promotion of Research and Innovation in Pharma-Medtech (PRIP). Das Programm hat zwei Wirkstränge. Zum einen sollen Exzellenzcenter für die Pharmagrundlagenforschung an bereits bestehenden Forschungs- und Ausbildungszentren - den National Institutes of Pharmaceutical Education & Research (NIPERs) - entstehen. Die Kosten dafür werden auf rund 84 Millionen US$ geschätzt. Ferner soll mithilfe von PRIP die Forschung in Unternehmen gestärkt werden. Ausgewählte Produktkategorien dafür sind beispielsweise Biomarker, Orphan Drugs (für die Behandlung seltener Krankheiten) und Arzneimittel für den Einsatz gegen multiresistente Keime. Unternehmen müssen sich mit entsprechenden Projekten bewerben. Auch dafür stehen mehrere Millionen US$ bereit.

Förderung lokaler Produktion dauert an

Indien bemüht sich um mehr wirtschaftliche Autonomie. Dabei soll nicht nur für den Binnenmarkt, sondern auch für den Export produziert werden. Investitionen werden mit Subventionen unterstützt. Die Production Linked Incentives (PLI) sind meist an zu steigernde Produktionsmengen und Mindestinvestitionen geknüpft. Auch für den Pharmabereich gibt es diese staatliche Unterstützung. Noch immer kommen Namen auf der Liste der zu fördernden Unternehmen hinzu. Anfang 2023 wurde eine ergänzte Übersicht mit 46 Subventionsempfängern für Pharmaka veröffentlicht. Ende 2023 veröffentlichte das Department of Pharmaceuticals eine aktuelle Liste mit 48 Unternehmen, die Zuschüsse für die Herstellung von pharmazeutischen Ausgangsmaterialien (Critical Key Starting Materials, KSMs); Zwischenprodukten (Drug Intermediates, DIs) sowie aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen (Active Pharmaceutical Ingredient, API) erhalten sollen. Insbesondere im Bereich der API erwarten Branchenexperten in den kommenden Jahren klare Produktionssteigerungen in Indien.

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