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Hochbau: Marktchancen für deutsche Zulieferer
Der Bau von Gebäuden ist weitgehend in indonesischer Hand. Anspruchsvollere Vorhaben leisten Marktteilnehmer aus Japan, China und Südkorea. Deutsche Firmen liefern Bautechnik.
23.09.2024
Von Frank Malerius | Jakarta
Im indonesischen Hochbau sind überwiegend einheimische Marktteilnehmer aktiv. Technisch kompliziertere Projekte benötigen ausländische Unterstützung und vor allem ausländische Finanzierung. Es gibt keine größeren deutschen Baukonzerne im Land, die als Generalunternehmer fungieren könnten, dafür einige Spezialbaufirmen, die aber eher im Infrastrukturbau zum Zuge kommen. Darüber hinaus wird aus Deutschland in kleinem Umfang Bautechnik zugeliefert. Laut UN Comtrade kommt bis zu 80 Prozent der importierten Bautechnik aus China.
Rohbauten werden vornehmlich von indonesischen Firmen erstellt. Falls internationales Spezialwissen gefragt ist, wenden sich die Bauherren in erster Linie an Anbieter aus Japan, China oder Südkorea. Japanische Baufirmen haben schon seit Langem eine führende Position. Sie verfügen über die notwendigen Verbindungen und können für Großprojekte zinsgünstiges und langfristiges Kapital zur Verfügung stellen.
Gehobene Ausstattung ist gefragt
Seit Jahren drängen aber auch Firmen aus China vehement auf den Markt. Indonesien exportiert jährlich große Mengen an Kohle und anderen Rohstoffen in das Reich der Mitte. Die dafür ausgegebenen Devisen gilt es zurückzuholen. Chinesische Unternehmen bieten Bauvorhaben zu niedrigen Preisen an und gewähren mithilfe staatlicher Banken zinsgünstige Darlehen. Auch Anbieter aus Südkorea konnten in den letzten Jahren ihre Präsenz steigern.
Chancen gibt es für Zulieferer. Viele der geplanten Apartments, Bürogebäude oder Einkaufszentren sind Objekte im oberen Marktsegment und erhalten eine gehobene Ausstattung. So wird ein großes Spektrum an Gebäudetechnik benötigt. Es beginnt bei der Sicherheits- und Brandschutztechnik, geht über Aufzüge, Rolltreppen sowie Klimaanlagen und endet bei Sanitärtechnik und Armaturen. Die vielerorts mangelhafte Produktqualität macht sich (in Verbindung mit schlechter Verarbeitung) selbst im Luxussegment deutlich bemerkbar.
Die neue Hauptstadt soll grün werden
Energieeffizientes Bauen ist in das Blickfeld der Politik gerückt. Als Meilenstein gilt die Regierungsverordnung 77 von 2009. Diese verpflichtet energieintensive Unternehmen, ihren Energiebedarf an Regierungsstellen zu melden, sich Energie-Audits zu unterziehen und einen Energie-Manager zu beschäftigen. Seitdem hat es aber keine nennenswerten Gesetzesinitiativen mehr gegeben. Bisher existieren verpflichtende Standards für grünes Bauen nur in Metropolen wie Jakarta (seit 2012) und Bandung (seit 2016). Sie sind aber kaum überprüf-, geschweige denn bei Nichteinhaltung sanktionierbar.
Die neue Hauptstadt in Ostkalimantan soll erklärtermaßen nach grünen Kriterien gebaut werden und Symbol für die Fortschrittlichkeit des Landes sein. Das bietet ein Geschäftsfeld für deutsche Unternehmen, denn in den Bereichen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist der Archipel weitgehend auf ausländisches Know-how und importierte Technologie angewiesen.