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Special | Indonesien | Wasser - Die knappe Ressource

Indonesien plant Milliardeninvestitionen in den Wassersektor

Indonesien muss die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung in den Städten dringend ausbauen. Der größte Bedarf besteht in der Millionenmetropole Jakarta.

Von Frank Malerius | Jakarta

Der indonesische Wassersektor ist so heterogen wie die Lebensverhältnisse in dem riesigen Archipel mit seinen 280 Millionen Einwohnern und mehr als 6.000 besiedelten Inseln. Der Zugang der Indonesier zu Trinkwasser oder einer Abwasserentsorgung wird vor allem dadurch bestimmt, ob sie in Dörfern, kleineren Städten oder in Großstädten leben. Bereits mehr als die Hälfte aller Indonesier lebt in Städten, 2035 sollen es zwei Drittel sein, in absoluten Zahlen: 205 Millionen Menschen. Diese Entwicklung ist ein großer Treiber des Bedarfs an Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und -wiederaufbereitung. 

 

In vielen größeren Städten wie Jakarta, Makassar (Sulawesi), Jambi (Sumatra) oder der neuen Hauptstadt Nusantara, sind Abwasser- und Wiederaufbereitungssysteme geplant. Dafür gibt es einen großen Bedarf an Tunnelbohrungen, Wasseraufbereitungstechnologie, Leitungssystemen, Pumpen, Ventilen und Messtechnik.

Derzeit haben laut Statistikamt Badan Pusat Statistik (BPS) 92 Prozent aller Indonesier Zugang zu "improved drinking water". Knapp 41 Prozent beziehen dieses aus Plastikflaschen. Aber nur wenige Prozent haben Zugang zu einem zentralen Abwassersystem. Ein solches gibt es nur in Teilen weniger Großstädte.

Jakarta baut Trinkwasserversorgung aus

Eine besondere Situation herrscht in Jakarta. Die 10-Millionen-Metropole mit weiteren 24 Millionen Menschen im Umland sinkt ab, weil ein großer Teil der Bevölkerung über abgepumptes Grundwasser versorgt wird. Das macht die Stadt anfällig für Überschwemmungen. Gleichzeitig hat die Stadtverwaltung die Gefahrenlage über die Entmüllung der Abwasserkanäle und Flüsse, die Installation von Pumpen sowie den Bau von Dämmen in den vergangenen Jahren entschärft. Im direkt am Meer gelegenen Entwicklungsgebiet PIK2 erzielen die Landpreise Höchstwerte. 

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Die Entnahme von Grundwasser wird in Jakarta über Lizenzen geregelt, geschieht mangels Alternativen aber tausendfach illegal. Denn nur zwei Drittel der Bevölkerung sollen an das Leitungsnetz angeschlossen sein. Nach den Plänen der Provinzregierung Jakarta sollen bis 2030 alle Einwohner einen Trinkwasseranschluss haben. Dafür werden derzeit Stauseen in Westjava und in der westlich von Jakarta gelegenen Provinz Banten als Quellen erschlossen und Leitungen von dort gebaut. 

Milliardeninvestitionen in Jakartas Abwasserentsorgung

Im Abwassersektor herrscht ebenfalls eine starke Unterversorgung. In den wachsenden Städten gibt es kaum eine geregelte Abwasserentsorgung geschweige denn dessen Wiederaufbereitung. In Dörfern, Kleinstädten und an den ärmeren Rändern der größeren Städte versinkt das Abwasser einfach im Boden, für Fäkalien gibt es Sickergruben. In entwickelten urbanen Gegenden verfügen die Haushalte in der Regel über sogenannte Septic Tanks für Fäkalien, die regelmäßig geleert werden müssen. Brauchwasser fließt über unterirdische Abflüsse in Kanäle und Flüsse. 

Ein riesiges Vorhaben, das einmal die gesamte Metropole versorgen soll, ist das sogenannte Jakarta Sewerage System (JSS). Dafür wurde die Stadt in 14 Gebiete unterteilt. Fünf nördlich gelegene Gebiete sollen bis 2030 eine eigene Abwasseraufbereitung bekommen, die neun anderen bis 2050. Die Investitionssumme wird mit 5,2 Milliarden US-Dollar (US$) angegeben. Wichtigste Finanzierungsquelle soll der Haushalt der Provinz Jakarta sein. Weitere Gelder kommen von der Japan International Cooperation Agency (JICA). Aber auch private Finanzierung ist vorgesehen.

Zudem finanzieren internationale Organisationen die Abwasserentsorgung. So stellt die Asian Development Bank (ADB) derzeit einen Kredit über 420 Millionen US$ für Projekte in Semarang (Zentraljava), Pontianak (Westkalimantan) und Mataram (Lombok) zur Verfügung. Etwa 2,5 Millionen Menschen sollen damit erreicht werden.

Wasserleitungen sind in schlechtem Zustand

Auch außerhalb von Jakarta ist der Investitionsbedarf im unterentwickelten indonesischen Wassersektor enorm. Über die kommenden Jahrzehnte dürfte er bis in den dreistelligen US-Dollar-Milliardenbereich reichen. Alleine im zurückliegenden Entwicklungsplan 2020 bis 2024 waren umgerechnet 10 Milliarden US$ für den Anschluss von 10 Millionen Haushalten an Trinkwasserleitungen vorgesehen und 11 Milliarden US$ für den Zugang zur Abwasserentsorgung. Der größte Anteil davon sollte aus staatlichen Mitteln aufgebracht werden.

Nur eine Minderheit der Haushalte ist an ein Wasserleitungsnetz angeschlossen, teilweise gilt das selbst für größere Städte. Sie werden von einem der etwa 380 kommunalen Wasserversorger, den sogenannten PDAMs (Perusahan Daerah Air Minum), versorgt. Deren Leitungsnetze sind in einem schlechten Zustand, laut offizieller Statistik gehen 17 Prozent der Wassermenge durch Lecks verloren. Die PDAMs versorgen die Haushalte mit Brauchwasser aus Flüssen, Seen oder Staubecken. Oft reichen die Wassergebühren nicht zur Deckung des Geschäftsbetriebs. Etwa 40 Prozent aller PDAMs gelten nach Angaben von 2021 als mindestens finanziell angeschlagen.

Das Engagement privater Unternehmen im Wassersektor ist ein sensibles Thema. Ein vielbeachtetes Urteil von 2018 hat ihren geschäftlichen Einfluss in Jakarta beschränkt. Dennoch sind Partnerschaften insbesondere mit ausländischen Playern für den Fortschritt des Sektors unerlässlich. In Teilen Jakartas etwa verwaltet das ehemals französische und heute singapurische PAM Lyonnaise Jaya (Palya) einen Teil der Wasserversorgung. Auch in anderen indonesischen Städten sind ausländische Wasserversorger aktiv.

Diese öffentlich-privaten Partnerschaften sind ein verbreitetes Geschäftsmodell in Indonesien und werden über öffentliche Ausschreibungen vergeben. Beliebt ist dabei das Modell Build-Operate-Transfer (BOT). Dabei übernimmt das private Unternehmen die Baukosten und betreibt die Anlage für einen definierten Zeitraum (in der Regel zwischen 15 und 30 Jahren). Die lokalen Wasserbehörden zahlen einen vereinbarten Preis pro Kubikmeter.

Zum größeren Anteil pumpen die Menschen ihr Brauchwasser aber einfach aus dem Boden, entweder über eine Pumpe im eigenen Haus oder über eine lokale Pumpstation, die umliegende Haushalte versorgt. Verfügen diese über Filter und andere Reinigungsinstrumente, wird Trinkwasser produziert. Zumeist wird das Wasser abgekocht.

Zuständige Behörden und Ausschreibungen

  • Die Langfristplanung des Wassersektors macht das nationale Planungsministerium BAPPENAS, konkrete öffentliche Wasserprojekte koordiniert das Bauministerium ("PUPR").

  • Öffentliche Ausschreibungen finden sich auf dem Portal LPSE

  • Mehrere internationale Geber sind im indonesischen Wassersektor involviert, unter anderem die Asian Development Bank (ADB) mit ihrem Ausschreibungsportal.

  • Indonesiens Wassersektor ist überwiegend in kommunaler Hand, in der Brauchwasserproduktion sind aber mehrere ausländische Firmen aktiv.

Hoher Verbrauch in der Landwirtschaft

Indonesien ist ein ganzjährig heißer tropischer Archipel. Die Jahreszeiten werden in Regen- und Trockenzeit unterschieden. In der Regenzeit ist Wasser im Überfluss vorhanden, es führt zu Überschwemmungen und Erdrutschen. Auch in der Trockenzeit regnet es gelegentlich. Doch längere Trockenphasen können regional zu Wasserknappheit führen. Insbesondere die östlich gelegenen kleinen Sundainseln sind davon betroffen. Das Wetterphänomen El Ninho verstärkt Trockenphasen. Dann müssen mancherorts Teile der Bevölkerung über Tanklaster mit Wasser versorgt werden. Viele große Flüsse, insbesondere auf der dichtbesiedelten Insel Java, sind stark verschmutzt und eignen sich ohne aufwendige Aufbereitung nicht für Trinkwasser. 

Auch die kleinbäuerlich geprägte Landwirtschaft und die extensive Plantagenwirtschaft benötigen große Mengen an Wasser. Die Landwirtschaft insgesamt ist laut Planungsministerium Bappenas für 80 Prozent des nationalen Wasserverbrauchs verantwortlich. In der Trockenzeit lässt sich Wasser vielerorts oberflächennah aus dem Boden pumpen. Andernorts begrenzt die mangelnde Verfügbarkeit den Anbau von Nutzpflanzen. Fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Bewässerungssysteme sind laut Bappenas in einem schlechten Zustand.

Behörden, Verbände und Messen
OrganisationAnmerkung
Nationales Planungsministerium BAPPENASZuständig für die Langfristplanung
Ministry of Public Works and Housing (PUPR)Koordiniert öffentliche Bauprojekte
Indonesian Water Association (IDWA)Gemeinnützige Organisation aus Wissenschaftlern und Unternehmen
Vereinigung der Trinkwasserproduzenten (PERPAMSI)Schnittstelle zwischen Unternehmen und Behörden
Indonesia Sanitation Association (Aksansi)Interessenvertretung der Sanitärbetreiber
Indo Water Expo & ForumJährliche Branchenmesse in Jakarta

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