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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Außenhandel

Importe und Handelsüberschuss erreichen Rekordwert

Indonesiens Einfuhr steigt im 1. Halbjahr 2022 um 28 Prozent. Dank starker Rohstoffexporte wird dennoch ein hoher Außenhandelsüberschuss erreicht. Deutschlands Lieferanteil sinkt.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesien hat nach Angaben des Statistikamtes BPS (Badan Pusat Statistik) von Januar bis Juni 2022 Waren im Wert von 116,2 Milliarden US-Dollar (US$) importiert. Das entspricht einem Wachstum von 27,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und ist ein neuer Halbjahres-Rekordwert. In allen größeren Produktbereichen gab es ein Importwachstum im zweistelligen Prozentbereich. Die hohen Weltmarktpreise für Öl schlugen sich in der Verdoppelung des Imports von petrochemischen Erzeugnissen nieder.  

Gleichzeitig verzeichnete der Archipel mit 141,1 Milliarden US$ einen neuen Exportrekord und mit +24,9 Milliarden US$ den größten Außenhandelsbilanzüberschuss für ein Halbjahr aller Zeiten. Grund sind die hohen Rohstoffpreise bei den Hauptexportgütern.

Nachfrage nach Maschinen boomt

Mangels eigener Herstellung sind Maschinen für Indonesien wichtigstes Importgut. Die Nachfrage legte im 1. Halbjahr 2022 gegenüber der Vorjahresperiode um ein Viertel zu. Mit großem Abstand wichtigster Lieferant ist China. Der Anteil beträgt etwa 40 Prozent. Laut Destatis steigerte Deutschland seine Maschinenlieferungen in den Archipel von Januar bis Juni 2022 lediglich um 4 Prozent. 

Zweitwichtigster Importposten ist die Petrochemie, vor allem in Form von Benzin und Diesel. Der Grund: Indonesien hat zu geringe Raffineriekapazitäten. Die hohen Weltmarktpreise für Öl belasten den Inselstaat. Der wertmäßige Import hat sich mit einem Anstieg von mehr als 95 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode fast verdoppelt.

Indonesiens Import von Kfz/-Teilen stieg im 1. Halbjahr 2022 um fast 70 Prozent – ausgehend jedoch von einem extrem niedrigen Niveau in der Coronakrise. Die entsprechenden deutschen Lieferungen stiegen laut Destatis um 56 Prozent auf 67 Millionen US$. Allerdings ist der Archipel, gemessen an seiner Marktgröße, ein ausgesprochen kleiner Markt für Luxusautos. Die deutschen Hersteller verkaufen pro Jahr nicht einmal 5.000 Einheiten. Die meisten davon werden CKD (Completely Knocked Down) importiert und vor Ort zusammengesetzt, da die Regierung auf teure Importwagen hohe Luxussteuern erhebt.

Deutschland fällt auf Rang 14 zurück

Indonesiens mit Abstand wichtigster Warenlieferant ist China, auf das mehr als ein Viertel der wertmäßigen Importe entfällt. Dieser Anteil ist gegenüber der Vorjahresperiode erstmals seit vielen Jahren gesunken. Die Ursache ist allerdings weniger eine nachlassende Nachfrage nach Gütern aus der Volksrepublik, sondern vor allem die gestiegene Einfuhr von Öl- und Gasprodukten. Abzüglich des Öl- und Gassektors lag der chinesische Importanteil im 1. Halbjahr 2022 bei 31 Prozent.

Fast alle großen Warenlieferanten Indonesiens konnten ihre wertmäßigen Lieferungen im zweistelligen Prozentbereich steigern. Deutschland rutschte auf Rang 14 der indonesischen Importstatistik ab. Der Anteil sank im Jahresvergleich laut BPS von 1,6 auf 1,5 Prozent. An Deutschland vorbei zog der Öllieferant Nigeria, genauso wie Indien. Die Einfuhren aus Indien stiegen um 50 Prozent, was fast ausschließlich auf petrochemische Erzeugnisse zurückzuführen war.  

Im regionalen Vergleich setzt sich der Trend zu mehr indonesischen Warenimporten aus der Region fort. Der Anteil der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) stieg dank starker Lieferungen aus Singapur, Malaysia und Thailand auf 22 Prozent. Führend blieb Ostasien mit 44 Prozent. Europas Anteil fiel auf 4,7 Prozent. Etwa 30 Prozent der wertmäßigen Warenimporte aus der EU kommen aus Deutschland.

Starke Exporte ermöglichen Importboom

In Indonesien wird der grenzüberschreitende Warenverkehr stark von der Regierung gesteuert. Die Außenhandelsbilanz hat eine hohe politische und psychologische Bedeutung. Negative Salden werden über einen längeren Zeitraum nicht geduldet. Die Regierung nutzt zahlreiche Instrumente, um ausländische Waren aus dem Land zu halten, seien es die beschränkte Vergabe von Importlizenzen, Local-Content-Bestimmungen, der nationale Produktstandard SNI oder kurzfristig ausgesprochene Import- oder Vertriebsbeschränkungen – wie etwa in der Medizintechnik.

Wenn die Außenhandelsbilanz hingegen positiv ist, können Lieferanten mit einem freundlicheren Umfeld rechnen. Im Jahr 2022 dürfte es den dritten positiven Saldo in Folge geben. Hauptgrund sind die hohen Rohstoffpreise, insbesondere bei den beiden Hauptexportgütern Kohle und Palmöl. Der Exportwert von Kohle hat sich im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Ebenso übertrafen die Ausfuhren von Palmöl den Rekordwert der Vorjahresperiode um 1,5 Prozent. Aber auch in Industriebrachen läuft das Exportgeschäft: Die Stahlindustrie erhöhte ihre wertmäßige Ausfuhr um 65 Prozent und die Kfz-Branche hat die Anzahl der Export-Pkw um 50 Prozent auf knapp 200.000 Stück gesteigert.

Trotz des gegenwärtigen Aufwinds im Außenhandel hat Indonesien die mit Abstand niedrigste Außenhandelsquote (Verhältnis des Außenhandels zur Wirtschaftsleistung) der sechs großen Volkswirtschaften der ASEAN. Selbst die industriell schwach entwickelten Philippinen sind weit voraus. Der Grund: Der Archipel ist kaum in internationale Lieferketten eingebunden. 

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