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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Außenhandel

Deutsche Exporte nach Indonesien steigen um 20 Prozent

Mehr als die Hälfte des Zuwachses im 1. Halbjahr entfallen auf Rohre aus Eisen und Stahl. Die Maschinenlieferungen erreichen das Vorkrisenniveau nicht.

Von Frank Malerius | Jakarta

Deutschland hat laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 Waren im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) (1,3 Milliarden Euro) nach Indonesien exportiert. Das ist eine Steigerung von 20,7 Prozent (in Euro: +33,0 Prozent) gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Damit erreichen die deutschen Lieferungen wieder den Wert vom Vorkrisenjahr 2019.

Das deutsche Exportplus liegt gemessen an der Entwicklung der gesamten indonesischen Importe im Durchschnitt. Denn die Einfuhren des Archipels wuchsen nach letztverfügbaren Zahlen von Januar bis Mai 2022 ebenfalls um knapp 20 Prozent. Laut indonesischer Importstatistik ist der deutsche Lieferanteil in diesem Zeitraum sogar von 1,65 Prozent auf einen neuen Tiefstand von 1,51 Prozent gesunken. Mit großem Abstand wichtigster Lieferant ist China mit einem Importanteil von 27,4 Prozent.

Indonesien verzeichnete in den ersten fünf Monaten 2022 – durch die gestiegenen Weltmarktpreise von Öl – ein hohes wertmäßiges Importplus bei Petrochemie (+92,3 Prozent) und Rohöl (+37,6 Prozent). Eine deutlich höhere Nachfrage gab es bei Industriegütern wie Straßenfahrzeugen (+72,6 Prozent), Maschinen (+26,5 Prozent), Nahrungsmitteln (+20,8 Prozent) und chemischen Erzeugnissen (+19,5 Prozent).

Einige Branchenexporte noch unter Vorkrisenniveau

Die deutsche Exportbilanz für Indonesien im 1. Halbjahr 2022 ist trotz der Steigerung mittelmäßig ausgefallen. Denn mehr als die Hälfte des wertmäßigen Lieferzuwachses entfallen auf Rohre aus Eisen und Stahl. Diese Produkte bedienen zumeist Industrieprojekte und werden im größeren Umfang nicht kontinuierlich geliefert. Größere deutsche Investitionsprojekte sind in Indonesien selten, deutsche Unternehmen sind vor allem Technologielieferanten. Zuletzt hatte aber Linde – Spezialist für Industriegase – eine Investition in eine neue Anlage für 100 Millionen US$ in Ostjava angekündigt.

Deutsche Exporteure von klassischen Technologiegütern konnten ein deutliches Plus erzielen, sei es im Bereich Maschinen, Elektronik, Elektrotechnik oder Mess- und Regeltechnik. Allerdings erreichte keiner dieser Bereiche das Vorkrisenniveau von 2019. Das gilt insbesondere für Maschinen, das wichtigste deutsche Exportgut für das Inselreich. Gerade in diesem Sektor wird die chinesische Übermacht immer erdrückender. Mittlerweile kommen etwa 40 Prozent aller Importmaschinen aus der Volksrepublik. 

Über dem Vorkrisenniveau lagen die deutschen Lieferungen von chemischen Erzeugnissen, insbesondere von Arzneimitteln. Covid-Impfstoffe wurden laut deutscher Importstatistik nicht mehr geliefert. Zwischen September und Dezember 2021 hatte es entsprechende Exporte im Wert von 210 Millionen US$ nach Indonesien gegeben.

Ein deutliches Plus gab es auch bei deutschen Kfz-Lieferungen. Jedoch ist Indonesien selbst im regionalen ASEAN-Vergleich ein ausgesprochen kleiner Absatzmarkt, denn der Archipel erhebt hohe Steuern auf Import-Pkw, um Fertigung anzulocken. Im 1. Halbjahr 2022 wurden gerade einmal 30.000 Import-Pkw ins Land gelassen.

Deutsche Lieferungen von Luftfahrzeugen und entsprechender Ausrüstung sind hingegen weiterhin nahezu nichtexistent. Die Coronakrise hat die Branche schwer getroffen. Die nationale Airline Garuda konnte nur mit Staatshilfen gerettet werden. Investitionen dürfte es in naher Zukunft nur in nötigste Anschaffungen geben.

Lieferanten von Medizintechnik in Sorge

Die deutschen Exporte von Medizintechnik nach Indonesien haben, nach dem Rekordjahr 2020 und dem Einbruch 2021, im 1. Halbjahr 2022 wieder Normalniveau erreicht. Doch die Lieferanten haben große Sorgen, da die Regierung in Jakarta zahlreiche Importgüter in der öffentlichen Beschaffung verboten hat.

Damit sollen ausländische Lieferanten dazu gezwungen werden, eine Produktion im Land aufzubauen und so Arbeitsplätze und Wertschöpfung zu schaffen. Branchenbeobachter prognostizieren, dass angesichts der allgemeinen Rechtsunsicherheit eher chinesische als westliche Medizintechnikhersteller diesen Schritt wagen werden.

Einen neuen Rekord-Halbjahreswert gab es bei den deutschen Milchlieferungen. Indonesien kann den steigenden Bedarf an Milch und Milchprodukten nicht annähernd aus eigener Produktion decken. Im Jahr 2021 waren entsprechende Waren bereits im Rekordwert von 1,4 Milliarden US$ eingeführt worden. Größte Lieferanten sind Neuseeland, die USA und Australien.

Kein baldiges Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union

Indonesien steht mit seinen 275 Millionen Einwohnern für lediglich 0,2 Prozent der deutschen Exporte. Eine Verbesserung könnte ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Indonesien bringen. Zwar wird seit 2016 verhandelt, doch ein Durchbruch ist dem Vernehmen nach nicht in Sicht. Knackpunkt ist das Thema Nachhaltigkeit, vor allem beim Palmölanbau. Indonesien befürwortet ein Abkommen mit geringer Regelungstiefe.

Ein solches ist das zwischenzeitlich geschlossene regionale Freihandelsabkommen RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership) zwischen den zehn ASEAN-Staaten, China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland. Es könnte China einen Vorteil verschaffen und für deutsche Lieferanten den Wettbewerb in Indonesien weiter verschärfen.

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