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Mehr deutsche Exporte nach Indonesien
Die Ausfuhren aus Deutschland stiegen 2022 auf US-Dollar-Basis (US$) um sieben Prozent. Allerdings stünde ohne das Geschäft mit Stahlrohren ein Minus zu Buche.
28.02.2023
Von Frank Malerius | Jakarta
Für die indonesische Wirtschaft war 2022 ein gutes Jahr. Sie wuchs um 5,3 Prozent. Das ist die höchste Wachstumsrate seit 2013. Der Außenhandel insgesamt übertraf den Rekordwert von 2021 um fast 24 Prozent.
Der Archipel verzeichnete 2022 Rekordimporte im Wert von über 237 Milliarden US$. Größter Importposten waren Maschinen sowie Kfz und -Teile. Sie wurden für etwa 70 Milliarden US$ eingeführt, das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um etwa 25 Prozent. Zudem wuchsen die Importe von Rohöl und Ölprodukten um 14 Milliarden US$ auf 35,5 Milliarden US$, ein Plus von fast 70 Prozent.
Die Exporte des Landes legten um über 26 Prozent auf 291 Milliarden US$ zu. Treibende Kräfte waren vor allem die annähernde Verdoppelung der Exporterlöse von Kohle auf mehr als 50 Milliarden US$ und neue Höchstwerte bei der Ausfuhr von Palmöl und Stahl.
Deutsche Exporte steigen auf Eurobasis stärker
Deutschland hat nach Angaben von Destatis im Jahr 2022 Waren im Wert von 3,1 Milliarden US$ nach Indonesien exportiert. Das ist ein Plus von 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf Eurobasis liegt sogar eine Steigerung um über 20 Prozent auf 3 Milliarden Euro vor.
Der Grund für das deutsche Exportplus nach Indonesien liegt in einer einzigen Produktgruppe: Stahl- und Eisenrohre. Diese werden normalerweise nur im geringen Umfang dorthin geliefert, im Jahr 2022 allerdings für 370 Millionen US$. Sie dürften projektbezogen verwendet worden sein und sind wohl ausschlaggebend dafür, dass die deutschen Exporte nach Indonesien 2022 nicht geschrumpft sind. Insgesamt gingen nur 0,2 Prozent der deutschen Exporte in die mit Abstand größte Volkswirtschaft unter den Staaten der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN).
Exporte von Maschinen und Autos ziehen an
Maschinen sind nach wie vor das wichtigste deutsche Exportgut für den indonesischen Markt. Sie wurden 2022 im Wert von 870 Millionen US$ geliefert, das ist eine Steigerung um fast 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr und seit 2019 der beste Wert. Indonesiens wichtigste Bezugsquelle für Maschinen bleibt allerdings mit Abstand China.
Die zweitwichtigste Produktgruppe sind chemische Erzeugnisse. Hier sind die Lieferungen im Jahr 2022 allerdings um 26 Prozent zurückgegangen. Grund dafür sind die rückläufigen Exporte von Impfstoffen gegen SARS-Coronaviren. Diese fielen von wertmäßig 219 Millionen US$ im Jahr 2021 auf nur noch 29 Millionen US$ im darauffolgenden Jahr.
Die deutschen Exporte von Kfz in das Inselreich hingegen legten gegenüber 2021 um fast 21 Prozent zu. Bei Pkw gab es einen Zuwachs von 57 Prozent auf 30 Millionen US$. Die Steigerung liegt im Trend, denn die Nachholeffekte nach der Coronakrise haben die indonesischen Gesamt-Kfz-Importe 2022 um 75 Prozent steigen lassen. Die deutschen Automobilexporte nach Indonesien sind jedoch trotz des Lieferzuwachses ausgesprochen gering, selbst im Vergleich zu den anderen großen Volkswirtschaften der ASEAN. Nur ein paar hundert deutsche Pkw werden jährlich nach Indonesien geliefert.
SITC-Position | Warengruppe | 2021 | 2022 | Veränderung 2022/2021 |
---|---|---|---|---|
0-9 | Insgesamt | 2.918,0 | 3.128,0 | 7,2 |
71-74 | Maschinen | 785,3 | 869,4 | 10,7 |
5 | Chemie | 898,4 | 664,4 | -26,0 |
54 | Arzneimittel | 339,3 | 143,2 | -57,8 |
6 | Vorerzeugnisse | 272,9 | 621,9 | 127,9 |
64 | Papier/Pappe | 67,6 | 82,1 | 21,5 |
67 | Eisen und Stahl | 40,7 | 373,8 | 819,1 |
77 minus 776 | Elektrotechnik | 101,7 | 172,9 | 70,0 |
78 | Kfz | 103,5 | 125,5 | 21,2 |
75+76+776 | Elektronische Erzeugnisse | 143,0 | 130,6 | -8,7 |
Deutsche Medizintechnik ist gefragt
Die deutschen Medizintechnikexporte nach Indonesien legten 2022 um 16 Prozent auf 122 Millionen US$ zu. Vor Corona gab es bislang nur einmal einen höheren Wert. Grund sind vor allem größere Lieferungen von Elektrodiagnoseapparaten, also Hochtechnologie. Einfache medizintechnische Produkte hingegen will Indonesien selbst herstellen und hat deshalb für tausende Produkte ein Importverbot ausgesprochen. Deutschland ist hinter China und gemeinsam mit den USA Indonesiens zweitwichtigster Lieferant von Medizintechnik.
Deutsche Flugzeuge und deren Ausrüstung wurden 2022 kaum nach Indonesien geliefert. Die Luftfahrt war von der Coronakrise besonders betroffen und die staatliche Airline Garuda steckt in einem Restrukturierungsprozess. In naher Zukunft dürfte es nur Mittel für die dringendsten Anschaffungen geben.
Außenhandelsstatistiken widersprechen sich
Destatis weist 2022 ein Außenhandelsdefizit Deutschlands mit Indonesien in Höhe von 2,6 Milliarden US$ auf. Nur 2011 gab es ein noch größeres. Der letzte bilaterale deutsche Außenhandelsüberschuss wurde 1996 verzeichnet. Diese Zahlen werden gegenüber indonesischen Offiziellen gerne als Argument benutzt, um für eine weitere Öffnung des Marktes für deutsche Produkte zu werben.
Doch die indonesische Seite verweist auf die Zahlen des eigenen Statistikamtes Badan Pusat Statistik, denen zufolge Indonesien seit 2007 ein negativer Außenhandelssaldo mit Deutschland ausweist. Im Jahr 2022 steht demnach ein Minus von 600 Millionen US$ zu Buche. Einer der Gründe für die unterschiedlichen Außenhandelszahlen liegt in den differierenden Erhebungsmethodiken.
Indonesien ist ein schwieriger Importmarkt
Indonesien ist für deutsche Unternehmen der mit Abstand schwierigste Markt der ASEAN. Selbst in die deutlich kleineren Länder Thailand, Malaysia und Vietnam werden erheblich mehr Waren geliefert. Besonders augenfällig wird die Diskrepanz, wenn man die deutschen Exporte in ein Verhältnis zur Einwohnerzahl oder zur Wirtschaftsleistung der Zielländer stellt. Dann zeigen sich um ein Vielfaches größere deutsche Ausfuhren in die Nachbarländer.
Nicht nur für die Bundesrepublik, auch für andere Länder ist der indonesische Markt schwierig zu beliefern. Der Archipel hat eine deutlich geringere Importquote als alle anderen größeren Volkswirtschaften der Region. Indonesien ist nur marginal in internationale Lieferketten eingebunden und betreibt eine insgesamt protektionistische Handelspolitik.