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Kfz-Markt 2022 verzeichnet Rekordjahr

In Indonesien verbuchen Produktion und Export Allzeit-Höchststände. In der Nische der E-Autos feiert der chinesische Kleinstwagen Air EV Verkaufserfolge.

Von Frank Malerius | Jakarta

Die indonesische Automobilindustrie hat nach Angaben des Branchenverbandes Gaikindo im Jahr 2022 eine neue Rekordanzahl von 1,47 Millionen Einheiten produziert. Das sind 31 Prozent mehr als im Jahr 2021. Grund für die Bestmarke ist vor allem die Steigerung der für den Export vorgesehenen Autos auf 474.000 Stück. Das entspricht einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von 61 Prozent. Damit wird knapp jedes dritte in Indonesien produzierte Automobil ausgeführt.

Die Exportproduktion entstammt überwiegend den Fabriken japanischer Hersteller im Land – allen voran Toyota und seiner Tochter Daihatsu. Ende des Jahres 2021 wurde in Westjava der neue Tiefseehafen Patimban eröffnet. Die Ausfuhr ist seitdem deutlich leichter geworden. Nun müssen die Transporter nicht mehr aus dem westjavanischen Karawang in Abertausenden nächtlichen Touren ausschließlich zu Jakartas Verladehafen Tanjung Priok fahren.

Die Kfz-Verkäufe im Land legten 2022 um 17 Prozent auf 1 Million Stück zu. Damit wurde das Vorkrisenniveau wieder erreicht, wenngleich noch nicht im Pkw-Segment. Der insgesamt positive Trend wird von einem realen Wirtschaftswachstum von über 5 Prozent getragen. Allerdings hinkt der private Konsum der Entwicklung der Wirtschaftsleistung noch hinterher.

Auch die Kfz-Importe legten deutlich zu und verzeichneten mit 83.000 Einheiten den besten Wert seit 2017. Ein Grund dafür waren Nachholeffekte aus den vergangenen beiden Krisenjahren. Während der vorherigen sieben Jahre sind die Einfuhren um insgesamt 80 Prozent eingebrochen. Grund waren im Jahr 2013 verhängte Steuern und Abgaben auf Importmodelle sowie die Coronakrise von 2020 und 2021. Die Regierung ist bestrebt, die Einfuhren von Kfz gering zu halten, um Hersteller zu einer Produktion vor Ort zu bewegen.

Japanische Firmen dominieren

Der indonesische Automobilmarkt befindet sich fest in japanischer Hand, sowohl in der Produktion als auch im Verkauf. Auf japanische Hersteller und ihre indonesischen Partnerunternehmen in der Montage entfallen mehr als 95 Prozent der Produktion. Im Verkauf konnten im Jahr 2022 lediglich Hyundai aus Südkorea (3,3 Prozent) und die chinesische Firma Wuling (2,4 Prozent) nennenswerte Marktanteile erobern.

Mehr als 80 Prozent der Kfz-Produktion in Indonesien entfallen auf Pkw, etwa 10 Prozent auf Pick-up-Trucks und sechs Prozent auf Lkw. Darüber hinaus wurden im Jahr 2022 etwa 2.000 Busse hergestellt. Indonesien ist im Pkw-Segment größter Produzent und Absatzmarkt in der ASEAN-Region (Association of Southeast Asian Nations), liegt bei Nutzfahrzeugen aber deutlich hinter Thailand.

Deutsche Hersteller mit geringen Verkäufen

Für die deutschen Hersteller bleibt der Archipel ein Nischenmarkt. BMW und Mercedes setzten nach Angaben von Gaikindo im Jahr 2022 jeweils etwa 3.000 Pkw ab. Das ist für beide Firmen immerhin eine Steigerung von 50 Prozent gegenüber 2021. Mercedes verkaufte darüber hinaus noch 2.700 Nutzfahrzeuge. 

Volkswagen, das bis in die 1970er Jahre noch eine der dominierenden Automobilmarken in Indonesien war, kam 2022 auf etwa 400 Pkw-Verkäufe. Die überwiegende Anzahl der deutschen Modelle wird im Land als CKD-Produktion (Completely Knocked Down) montiert. Die aus Deutschland importierten Pkw umfassten nur einige Hundert Stück.

Für Mercedes, BMW und Volkswagen entspricht Indonesien jeweils deutlich weniger als 1 Prozent des chinesischen Marktes. Aber auch im Vergleich zu anderen, deutlich kleineren Märkten aus der ASEAN-Region, hinkt die Nachfrage des Archipels nach deutschen Luxusautos hinterher.

Regierung will E-Autos stärker fördern

Elektroautos sind in Indonesien bisher nur eine kleine Nische. Laut Gaikindo wurden im Jahr 2022 rund 10.000 Stück verkauft, darüber hinaus weitere 10.000 Hybrid-Modelle. Bei den rein batteriebetriebenen Wagen dominierte Wulings Air EV mit 8.000 verkauften Einheiten, obwohl das Modell erst seit August 2022 im Verkauf ist. Gefolgt wird der Air EV vom Ioniq 5 von Hyundai. Beide Modelle werden in Westjava als CKD-Produktion montiert.

Der Air EV ist mit einem Preis von weniger als 20.000 US-Dollar (US$) für die obere Mittelschicht erschwinglich. Der Ioniq 5 spricht mit einem Verkaufspreis von über 50.000 US$ nur wohlhabende Kunden an. Beide Modelle sind im Zentrum der Hauptstadt Jakarta häufig zu sehen. Ein starkes Kaufargument ist, dass E-Autos von der sogenannten "Odd-Even"-Regelung (an wechselnden Arbeitstagen Fahrerlaubnis nur bei gerader/ungerader Zahl des Nummernschilds) für die Hauptverkehrsadern ausgenommen sind.

Die indonesische Regierung will auch mit anderen Anreizen eine Wende zur Elektromobilität einleiten, etwa die Ausnahme importierter E-Autos von der Luxussteuer. Weitere finanzielle Maßnahmen soll es bald geben: Von Kaufzuschüssen bis zu 5.000 US-Dollar ist die Rede. Die Motivation für die Förderung liegt aber nicht im Klimaschutz. Stattdessen sollen die Stromer helfen, Benzinimporte zu senken. Denn die heimische Ölförderung wird immer schwächer und der Ausbau der zu geringen Raffineriekapazitäten kommt nur schleppend voran. Deshalb muss mehr als die Hälfte der Kraftstoffe importiert werden.

Weg von Benzin - hin zu Kohlestrom

Diesel und Benzin werden staatlich subventioniert, um der breiten Masse Mobilität zu ermöglichen. Im Oktober 2022 wurden die Zuschüsse zurückgefahren, weil der Staatshaushalt diese Ausgaben nicht mehr verkraftete. In Jakarta zogen daraufhin in der Innenstadt und an Tankstellen Sicherheitskräfte auf, um mögliche Unruhen im Keim zu ersticken.

Der Strom für E-Autos wird überwiegend aus Kohle hergestellt. Insbesondere im Java-Bali-Stromnetz, das für 75 Prozent der gesamten Stromerzeugung des Archipels steht, sind Überkapazitäten entstanden, für die der staatliche Strommonopolist PLN neue Absatzmöglichkeiten sucht. Da kommt Elektromobilität gerade recht.

Insgesamt basieren zwei Drittel der indonesischen Stromerzeugung auf Kohle als Energiequelle. Das Inselreich verfügt über riesige Vorkommen und ist einer der weltgrößten Kohleexporteure.

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