Wirtschaftsumfeld | Irland | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Die Arbeitskosten in Irland sind etwas niedriger als in Deutschland. Internationale Großkonzerne treiben die Gehälter.
08.01.2025
Von Marc Lehnfeld | London
Löhne und Gehälter
Die Arbeitskosten in Irland gehören im europäischen Vergleich zu den höchsten und liegen im oberen Drittel. Mit durchschnittlichen Arbeitskosten von 40,20 Euro pro Stunde rangierte das Land im Jahr 2023 auf Platz 8 der teuersten EU-Standorte. Dieser Wert liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt von 31,80 Euro und knapp unter dem deutschen Niveau von 41,30 Euro.
Das gilt sowohl für die Industrie als auch den Dienstleistungssektor. Besonders hoch sind die Kosten im IKT-Sektor: Hier verzeichnete Irland für das Jahr 2022 mit 58,80 Euro pro Stunde die zweithöchsten Arbeitskosten in der EU, nur übertroffen von Schweden.
Ein wesentlicher Treiber der Arbeitskosten in der gewerblichen Wirtschaft sind die Lohnnebenkosten. Ihr Anteil an den Gesamtkosten stieg von 10,7 Prozent im Jahr 2020 auf 18,8 Prozent im Jahr 2023 und hat damit erheblich zugenommen.
Fachkräftemangel sorgt für hohe Lohndynamik
Die Lohndynamik bleibt auch im Jahr 2024 hoch. Im 3. Quartal 2024 lagen die Gehälter nominal 5,4 Prozent über dem Vorjahresquartal. Besonders stark war der Anstieg im sonstigen Dienstleistungssektor mit 13,8 Prozent, aber auch im Sektor Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) mit 8,9 Prozent. Die Inflation fällt als Lohntreiber aus. Die harmonisierten Verbraucherpreise lagen im November 2024 nur noch 0,5 Prozent über dem Vorjahresmonat.
Grund für das hohe Lohnwachstum ist der anhaltende Fachkräftemangel gepaart mit der guten Konjunktur. Weil sich dieser Trend auch im nächsten Jahr fortsetzt, wollen laut dem Pay Trends Report des führenden irischen Wirtschaftsverbands Ibec 84 Prozent der Arbeitgeber die Gehälter erhöhen. Dabei flacht die Dynamik allerdings etwas ab: Die Befragten gaben an, im Jahr 2024 die Gehälter im Schnitt um 4,1 Prozent erhöht zu haben und für 2025 mit einem Plus von 3,4 Prozent zu planen.
Internationale Konzerne verzerren das Bild
Innerhalb der irischen Wirtschaft gibt es große Lohnunterschiede. Vor allem internationale Großkonzerne verzerren das Bild, weil sie etwa 40 bis 60 Prozent höhere Gehälter als sonst üblich zahlen. Damit werben sie auch Beschäftigte von anderen Unternehmen ab. Der heiß umkämpfte Arbeitsmarkt wird von großen multinationalen US-Konzernen wie Google, Facebook und LinkedIn getrieben, die auf Basis einer niedrigen Unternehmensbesteuerung von Irland aus ihr weltweites Geschäft bedienen. Diese Firmen dürften für deutschsprachige Talente besonders interessant sein, die wegen ihrer Sprachkenntnisse in Dublin oder Cork händeringend gesucht werden.
Branche 1) | 3. Quartal 2024 2, 3) |
---|---|
Durchschnittslohn | 4.140 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | k. A. |
Verarbeitendes Gewerbe | 4.654 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | k. A. |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | k. A. |
Baugewerbe | 4.276 |
Groß und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 3.041 |
Transport und Lagerhaltung | 3.948 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 1.923 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 7.178 |
Finanz- und Versicherungswesen. Immobilien | 5.581 |
Auch regional sind die Gehälter sehr unterschiedlich. In der Hauptstadt Dublin liegen die Löhne etwa 14 Prozent über dem Landesschnitt. Höher sind sie auch in den Counties Kildare (+9,6 Prozent), Meath (+6,3 Prozent), Wicklow (+4,5 Prozent) und Cork (+3,9 Prozent). Die niedrigsten Löhne wiederum werden in Donegal (-18,9 Prozent), Kerry (-13,5 Prozent), Monaghan (-13 Prozent) gezahlt. Der landesweite Gender Pay Gap ist mit 23,6 Prozent groß.
Tätigkeitsspezifische Gehaltsinformationen stellen unter anderem der Salary & Recruiting Trends 2025 von HAYS, der 2024 Ireland Salary Guide von Morgan McKinley oder der 2025 Salary Guide von Robert Half zur Verfügung, die auch Personaldienstleistungen anbieten. Personaldienstleister berechnen üblicherweise ein Honorar von rund 20 bis 25 Prozent eines Bruttojahresgehalts. Auch die Deutsch-Irische Industrie- und Handelskammer bietet Personaldienstleistungen an.
Position | Dublin | Cork | Limerick | Galway | Waterford |
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Führungskraft (kaufmännischer Leiter:in) | 150.000 - 300.000 | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. |
Personal mit akademischer Ausbildung (Wirtschaftsanalytiker:in) | 50.000 - 70.000 | 45.000 - 55.000 | 45.000 - 55.000 | 45.000 - 55.000 | 45.000 - 55.000 |
Techniker:in (F&E Ingenieur:in) | 50.000 - 60.000 | 50.000 - 60.000 | 50.000 - 60.000 | 50.000 - 60.000 | 50.000 - 60.000 |
Unterstützende Bürokraft (Verwaltungsassistent:in) | 30.000 - 35.000 | 28.000 - 32.000 | 28.000 - 32.000 | 28.000 - 32.000 | 25.000 - 28.000 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft (Außendienstmitarbeiter:in) | 35.000 - 38.000 | 32.000 - 36.000 | 26.000 - 30.000 | 26.000 - 30.000 | 26.000 - 30.000 |
Handwerker:in (Bauingeniur:in) | 50.000 - 65.000 | 50.000 - 65.000 | 50.000 - 65.000 | 50.000 - 65.000 | 50.000 - 65.000 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft (Automatisierungsingenier:in im Life-Science-Bereich ) | 55.000 - 75.000 | 55.000 - 75.000 | 55.000 - 75.000 | 55.000 - 75.000 | 55.000 - 75.000 |
Buchhalter:in | 70.000 - 85.000 | 60.000 - 68.000 | 55.000 - 65.000 | 55.000 - 65.000 | 55.000 - 60.000 |
Weitere Lohnbestandteile
Allein ein gutes Gehalt reicht aber nicht aus, um das Personal im Unternehmen zu halten. Neben Boni gehören auch je nach Betriebszugehörigkeit gestaffelte Urlaubstage von mehr als 25 Tagen im Jahr, eine private Krankenversicherung durch den Arbeitgeber und eine betriebliche Rentenversicherung dazu. Hinzu kommen branchenabhängige Erfolgsprämien, Aktienanteile, Mitgliedschaften in Fitnessstudios oder Betriebsfeiern. Unternehmen nutzen diese Zusatzleistungen auch, um die Bindung an das Unternehmen zu erhöhen und so Abwerbungen zu verhindern.
Die irische Regierung führt außerdem zum 30. September 2025 eine verpflichtende Altersvorsorge ein. Beschäftigte, die nicht über einen anderweitigen Altersvorsorgeplan verfügen und unter anderem ein Bruttojahresgehalt von mehr als 20.000 Euro verdienen, werden im Automatic Enrolment System (AE system) angemeldet. Darin zahlen der Arbeitnehmer, der Arbeitgeber und der Staat ein. Die Beitragssätze erhöhen sich je nach Betriebszugehörigkeit und beginnen in den ersten drei Jahren mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmersätzen von jeweils 1,5 Prozent und einem staatlichen Beitrag von 0,5 Prozent.
Sozialversicherungsbeiträge
Im Vergleich zu Deutschland sind die Lohnnebenkosten in Irland geringer. Der Arbeitgeber führt die Lohnabzüge seiner Arbeitnehmer ab. Das sind vor allem die Beiträge zur Pay Related Social Insurance (PRSI), also zur Sozialversicherung. Die Beiträge fallen als Prozentsatz des Wochenlohns an und machen für Arbeitgeber je nach Bruttogehalt bis zu 11,15 Prozent aus (siehe Tabelle).
Wochenentgelt | Arbeitnehmer | Arbeitgeber | Insgesamt |
---|---|---|---|
38 bis 352 Euro | 0 | 8,8 | 8,8 |
352,01 bis 410 Euro | 4 | 8,8 | 12,8 |
410,01 bis 424 Euro | 4 | 11,05 | 15,05 |
über 424 Euro | 4 | 11,05 | 15,05 |
Irische Arbeitgeber müssen auch die Abgaben des Arbeitnehmers zur Universal Social Charge (USC) abführen. Die USC ist eine Abgabe für soziale Leistungen wie die Gesundheitsfürsorge und fällt ab einem Bruttojahreseinkommen von 13.000 Euro an. Im Jahr 2025 fällt der Beitragssatz von 4 auf 3 Prozent.
Einen Lohnbuchhaltungsservice bieten zahlreiche kommerzielle Anbieter an, darunter auch die Deutsch-Irische Industrie- und Handelskammer. Einen ersten Überblick über Lohnabschläge verschafft zum Beispiel der Salary Calculator Ireland.