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Israel investiert massiv in die Wasserwirtschaft
Der israelische Wasserverbrauch wird zunehmend durch Entsalzung und Abwasserbehandlung gedeckt. Dafür muss der Wassersektor schnell wachsen und viel Geld ausgeben.
16.12.2022
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Israel sieht sich einem steigenden Wasserbedarf gegenüber. Das verlangt einen anhaltenden Ausbau der Wasserwirtschaft. Dadurch können sich ausländischen Unternehmen in den kommenden Jahren neue Lieferchancen bieten.
Investitionen von 1,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr
In den kommenden Jahren will Israel durchschnittlich 4,5 Milliarden Neue Schekel - nach dem gegenwärtigen Wechselkurs rund 1,6 Milliarden US-Dollar (US$) - in seinen Wassersektor investieren. Das hat Lea Kronaveter, Direktorin der Abteilung für strategische Planung bei der israelischen Wasserbehörde (Israel Water Authority) gegenüber Germany Trade & Invest erklärt.
Im Jahr 2021 lag der israelische Wasserverbrauch bei 2,4 Milliarden Kubikmeter. Darüber hinaus lieferte Israel 91 Millionen Kubikmeter Wasser an Jordanien und 100 Millionen Kubikmeter an die palästinensische Autonomiebehörde.
Die Wasserbehörde, so Lea Kronaveter, geht davon aus, dass der durchschnittliche Wasserverbrauch je Einwohner konstant bleibt. Da die Bevölkerung aber steigt, nimmt auch der Gesamtwasserverbrauch zu und dürfte sich 2050 auf 3,7 Milliarden Kubikmeter belaufen.
Meerwasserentsalzung wird massiv ausgebaut
Gegenwärtig wird der jährliche Wasserverbrauch durchschnittlich rund zur Hälfte aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Allerdings sind diese nicht mehr ausbaufähig. Deswegen muss Wasser zunehmend aus künstlichen Quellen bereitgestellt werden.
Trinkwasser wird zu rund 70 Prozent von den gegenwärtig sechs Meerwasserentalzunsgsanlagen geliefert. Diese stellen insgesamt 585 Millionen Kubikmeter pro Jahr bereit, verfügen aber für den Bedarfsfall über Reservekapazitäten von zusätzlichen 10 Prozent.
In den kommenden Jahren sollen zwei weitere Entsalzungsanlagen mit einer jährlichen Kapazität von insgesamt 300 Millionen Kubikmeter pro Jahr hinzukommen. Zum einen handelt es sich um die bereits im Durchführungsstadium befindliche Anlage Sorek 2 im Landeszentrum. Sie ist auf eine Jahreskapazität von 200 Millionen Kubikmeter ausgelegt.
Zum anderen wurde im November 2022 die israelische Firma IDE Technologies mit dem Bau der West Galilee Desalination Plant im äußersten Norden der israelischen Mittelmeerküste beauftragt. Nach ihrer Inbetriebnahme soll sie 100 Millionen Kubikmeter pro Jahr liefern.
Damit wird die Gesamtleistungskapazität für die Entsalzung von Meerwasser auf rund 900 Millionen Kubikmeter jährlich steigen. Indessen wird diese Menge den langfristigen Bedarf nicht decken. Vielmehr geht die Wasserbehörde davon aus, dass die entsalzte Meerwassermenge bis 2050 auf 1,5 Milliarden Kubikmeter steigen muss. Deshalb wird bis dahin der Bau weiterer Anlagen mit einer Gesamtkapazität von circa 600 Millionen Kubikmetern erforderlich sein.
Tertiäre Abwasserbehandlung wird verdoppelt
Eine weitere wichtige Wasserquelle, die zwar kein Trinkwasser bereitstellt, wohl aber der Landwirtschaft zugutekommt, ist die Abwasserbehandlung. Gegenwärtig werden 94 Prozent der landesweit anfallenden Abwassermenge behandelt. Davon werden 5 Prozent primär (mechanisch), 45 Prozent sekundär (mechanisch und biochemisch) und 50 Prozent tertiär (mechanisch, biochemisch und chemisch) behandelt. Tatsächlich recycelt werden aber nur 86 Prozent der Gesamtabwassermenge, weil es bisher nicht genügend Wasserspeicher gibt, um die gesamte behandelte und wiederverwertungsfähige Wassermenge aufzufangen.
Bis 2030 soll nach Plänen der Wasserbehörde die gesamte behandelte Abwassermenge einer tertiären Reinigung unterzogen werden. Zugleich dürften bis dahin 15 Prozent mehr Abwässer als 2022 anfallen.
Daraus ergibt sich, dass die tertiäre Behandlung bis Ende des Jahrzehnts auf rund das Zweifache des gegenwärtigen Standes ausgebaut werden muss. Auf diese Weise wird die Wassermenge, die in der Landwirtschaft uneingeschränkt eingesetzt werden kann, erheblich wachsen. Gleichzeitig beabsichtigt die Wasserbehörde, die durchschnittliche Größe der Kläranlagen erheblich zu erhöhen. Ihre Gesamtzahl soll aber deutlich zurückgehen.
Gegenwärtig gibt es in Israel mehr als 100 größere Kläranlagen und eine erhebliche Zahl kleinerer Anlagen. Nach Plänen der Wasserbehörde soll es am Ende des Umstrukturierungsprozesses nur noch 40 bis 50 Kläranlagen im ganzen Land geben.
Wasserversorgungsnetz wird ausgebaut und aufgewertet
Wasser von trinkbarer Qualität wird hauptsächlich von der staatseigenen Wasserversorgungsfirma Mekorot bereitgestellt. Sie betreibt das zentrale Transportnetz, das Wasser vor allem an Kommunen liefert. Die Weiterverteilung an einzelne Kunden erfolgt durch kommunale Wasserwerke.
Das Wasserversorgungsnetz wird ständig ausgebaut. Wichtig ist dabei nicht zuletzt die Schaffung neuer Kapazitäten für den Transport von entsalztem Meerwasser von der Küste ins Landesinnere. Das bedeutet, dass neue Leitungen verlegt oder bestehende aufgewertet und neue Pumpstationen gebaut werden müssen.
Das Gros der Investitionen wird über den Wassertarif finanziert, den Wasserkunden entrichten. Laut Gesetz muss der Wasserpreis die Bereitstellungskosten von trinkbarem Wasser decken, inklusive der Entsalzung, Behandlung, Wartung, Reparaturen und der Investitionen.
Der Staatshaushalt unterstützt zum Teil Wasserprojekte, die über die Wasserversorgung hinaus zusätzlichen Wert bieten, beispielsweise bei Bereitstellung von behandeltem Abwasser zur Aufrechterhaltung der Landwirtschaft in entfernten Trockenregionen im Süden des Landes.
Kommunen für Reduzierung der Wasserverluste zuständig
Die Wasserverluste variieren innerhalb des Wasserversorgungsnetzes. Im zentralen Transportnetz liegen sie bei rund 3 Prozent. In den Kommunen belaufen sie sich im Durchschnitt auf 7 bis 8 Prozent, wobei es zum Teil große Unterschiede zwischen einzelnen Städten und Ortschaften gibt.
Die Reduzierung der Wasserverluste liegt in der Verantwortung der kommunalen Wasserwerke. Allerdings unterstützt die Wasserbehörde die Kommunen bei dieser Aufgabe durch das in ihrer Innovationsabteilung entwickelte Know-how.
Sektor | 2020 | 2021 |
---|---|---|
1. Landwirtschaft | 1.195 | 1.286 |
davon: | ||
Trinkwasser | 407 | 468 |
Sonstiges Wasser | 788 | 818 |
2. Privathaushalte, Industrie und andere Verbraucher | 1.030 | 1.063 |
3. Rückführung von Wasser in die Natur | 29 | 41 |
Insgesamt (1 bis 3) | 2.254 | 2.390 |