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Branche kompakt | Israel | Landwirtschaft

Markttrends

Israel strebt einen möglichst hohen Grad an Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln an. Die Erreichung dieses Ziels wird eine weitere Modernisierung der Landwirtschaft erfordern.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Israel verfügt über eine moderne Landwirtschaft. Allerdings fehlt dem Agrarsektor Wachstumsdynamik. Seine Wertschöpfung in realen Binnenpreisen stagniert bereits seit Jahren. Der Agrarumsatz lag 2023 bei umgerechnet 10,2 Milliarden US-Dollar (US$).

10,2 Milliarden US$

Umsatz der israelischen Landwirtschaft 2023

Sicherung der Nahrungsversorgung ist oberstes Ziel

Das wichtigste Ziel der israelischen Agrarpolitik ist die Sicherung eines möglichst hohen einheimischen Beitrags zur Nahrungsversorgung. Damit soll das Land eventuelle Importunterbrechungen möglichst lange verkraften können, auch wenn volle Selbstversorgung nicht möglich ist.

Das Problem der Ernährungssicherheit wurde durch den im Oktober 2023 ausgebrochenen Gaza-Krieg verdeutlicht. Zwar wurden die Lieferketten für ausländische Produkte nicht unterbrochen. Dennoch erklärte das Landwirtschaftsministerium im August 2024, der Konflikt mache einen nationalen Plan für die Landwirtschaft vordringlich. Dessen Erarbeitung sei bereits in die Wege geleitet worden. Im Rahmen des Plans soll die Erhöhung der inländischen Produktion vorangetrieben werden. Dazu seien Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und der Innovationstätigkeit in der Landwirtschaft erforderlich.

Es ist daher kein Zufall, dass das Landwirtschaftsministerium im Juni 2024 seinen Namen änderte. Statt, wie bisher, mit vollem Namen "Ministerium für Landwirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raums" (Ministry of Agriculture and Rural Development) zu heißen, trägt das Ressort nunmehr den Namen "Ministerium für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit" (Ministry of Agriculture and Food Security).

Während des Gaza-Krieges verdeutlichten Personalengpässe die Notwendigkeit, arbeitskraftsparende Technologie einzusetzen. Im letzten Vorkriegsjahr, 2022, entfielen laut der Amtsstatistik 39 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte auf Beschäftigte aus Übersee und 15 Prozent auf Mitarbeiter aus den Palästinensischen Gebieten. Letztere wurden nach Kriegsausbruch ausgesperrt, während ein Großteil der Arbeitnehmer aus anderen Ländern Israel verließ.

Forschung und Entwicklung auf hohem Stand

Innovationen in der Landwirtschaft werden durch die intensive einheimische Forschung und die Entwicklung von Hightech-Lösungen für den Agrarsektor gefördert. Eine zentrale Rolle im Forschungsbereich spielt das staatliche Volcani Institute – Agricultural Research Organisation.

Das Institut ist multidisziplinär tätig und stützt sich auf Biotechnologie, Maschinenbau und Datenwissenschaft. Es spezialisiert sich unter anderem auf die Entwicklung neuer Saaten, um die Erträge zu erhöhen und die Pflanzen hitzebeständiger zu machen. Es strebt technologische Lösungen zur Erhöhung der Tierzuchteffizienz und der Qualität tierischer Erzeugnisse an. Die Forschungsergebnisse des Instituts werden dem Agrarsektor mithilfe der institutseigenen Technologiekommerzialisierungsgesellschaft, Kidum, zugänglich gemacht.

Zudem sind in Israel zahlreiche Unternehmen auf dem Gebiet der Agrartechnologie tätig. Aus der Datenbank der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central geht hervor, dass im September 2024 insgesamt 422 israelische Firmen mit der Entwicklung und Nutzung hochtechnologischer Ausrüstungen und Anwendungen für die Agrarwirtschaft befasst waren. Die Regierung fördert Partnerschaften zwischen agrartechnologischen Start-ups und Agrarbetrieben.

Smart Farming nicht universal

Smart Farming spielt eine zunehmende Rolle. Dabei wird eine breite Palette von Technologien eingesetzt. Dazu gehört die Verwendung von Satellitenbildern und Sensoren sowie Drohnen, um die Gesundheit der Pflanzen zu überwachen und die Anbaumethoden zu optimieren. Umweltfaktoren wie Boden- und Luftfeuchtigkeit und die Temperatur werden in Echtzeit überwacht. Auch die Automatisierung von Bewässerung und Düngung kommt zur Anwendung.

Indessen wird Smart Farming bisher nicht universal eingesetzt. Zu den Hauptgründen dafür gehört ein Mangel an Investitionsanreizen. Allerdings erkennt die Regierung den Bedarf an Innovationsinvestitionen an. So ist eine Expansion des Smart Farming in den kommenden Jahren wahrscheinlich.

In Israel werden 95 Prozent aller Abwässer behandelt und zu 80 Prozent für Bewässerung wiederverwendet. Ohne diese Versorgungsquelle wäre der Ackerbau in dem wasserarmen Land nur in sehr begrenztem Umfang möglich. In den kommenden Jahren soll die Nutzung gereinigten Abwassers für Bewässerungszwecke weiter ausgebaut werden. Als Quelle soll dabei die stetig steigende Abwassermenge dienen. Zudem soll der Anteil der Abwässer, die einer tertiären Behandlung unterzogen werden, steigen. Damit nimmt auch die Menge behandelten Abwassers zu, das für die Bewässerung aller Feldfruchtarten geeignet ist.

Eine Palette von Fördermaßnahmen

Die israelische Regierung unterstützt die Landwirtschaft durch eine Reihe von Fördermaßnahmen. Nicht zuletzt subventioniert sie die Einführung neuer Technologien wie etwa wassersparende Bewässerungssysteme, Bau von Gewächshäusern und Präzisionslandwirtschaft.

Das Ministerium fördert auch die landwirtschaftliche Forschung und Entwicklung. Zugleich finanziert es Fortbildung für Landwirte, um ihnen den Einsatz moderner Anbaumethoden und die Nutzung moderner Technologie zu erleichtern. Ein weiteres wichtiges Förderinstrument ist die Subventionierung der Wasserversorgung für den Agrarsektor.

5,5 Milliarden US$ für Rohstoffe

Die Investitionen der Landwirtschaft in Maschinen und Ausrüstungen beliefen sich 2023 auf umgerechnet 490 Millionen US-Dollar (US$). Die Ausgaben für Rohstoffe lagen 2023 bei umgerechnet 5,5 Milliarden US$.

Die mit Abstand wichtigste Rohstoffposition war die Beschaffung von Futter mit 2,2 Milliarden US$, gefolgt von Kraftstoffen, Schmiermitteln und Strom mit 605 Millionen US$. Pflanzenschutzmittel schlugen mit 267 Millionen US$ zu Buche. Auf Düngemittel entfielen 245 Millionen US$.

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