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Special | Israel | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Israel tut sich mit der Klimapolitik schwer

An sich will Israel die Treibhausgasemissionen kräftig senken. Allerdings laufen konkrete Maßnahmen schleppend an. Ein hochgestecktes Ziel der neuen Regierung ist kaum erreichbar.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Klimastrategie: Israel tut sich schwer mit der Klimapolitik

    Für 2030 hat die Regierung ehrgeizige Ziele gesetzt. Allerdings werden diese verpasst, wenn das Land keine entschlossenen Maßnahmen ergreift – und selbst dann wird es knapp.

    Die klimapolitischen Ziele der israelischen Regierung können im Jahr 2023 etwas verwirrend wirken. Die Vorgaben für eine Senkung der Treibhausgasemissionen sind nämlich nicht eindeutig.

    Im Jahr 2021 hat die damalige Regierung beschlossen, die Emissionen bis 2030 gegenüber dem Referenzjahr 2015 um mindestens 27 Prozent zu senken. Bis 2050 soll die Reduktion bei 85 Prozent liegen.

    Dieses Ziel wurde durch die neue Regierung, die ihr Amt im Dezember 2022 angetreten hat, angehoben. Laut den Regierungsrichtlinien sollen die Emissionen bis 2030 nämlich nicht bloß um 27 Prozent, sondern um 50 Prozent zurückgehen. Indessen stellen die Regierungsrichtlinien zwar eine deklarative Verpflichtung dar, haben aber nicht die bindende Wirkung eines Kabinettsbeschlusses.

    Deshalb hat der ursprüngliche Beschluss von 2021, formal gesehen, die größere Geltung. Ohnehin scheint das Ziel einer Ausstoßhalbierung bis 2030 gegenüber 2015 kaum realisierbar zu sein.

    In der Praxis wird es in den kommenden Jahren weniger auf die eine oder andere Regierungsvorgabe als auf konkrete Schritte ankommen. Ausländischen Unternehmen werden sich dabei zahlreiche Geschäftschancen auf dem Markt für relevante Anlagen und Ausrüstungen ebenso wie bei Beratungs- und Planungsdiensten bieten.

    Israel: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    Israel

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    9,4

    83,2

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI) 1)

    k.A.

    Rang: 16

    Punktezahl: 61,11

    Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in Prozent) 2)

    0,14

    1,4

    CO₂-Ausstoß gesamt (in Mio. t/Jahr)

    55

    675

    CO₂-Ausstoß pro Kopf (in t CO₂/Kopf und Jahr)

    6,1

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP 3))

    0,2

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ 4)/2017 US$ PPP 5)) 2)

    2,51

    2,76

    1 2023, Rang von 63; 2 2020; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität).Quelle: CCPI 2023; Global Carbon Atlas 2023; Climate Watch 2023; IEA 2023


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Klimaziele: Vorgaben sind schwer zu erreichen

    Die Treibhausgasemissionen gehen langsamer als geplant zurück. Die Regierung plant konsequentere Durchsetzung der Reduktionspolitik. Nullemissionen sind nicht gesetzlich verankert.

    Laut dem Regierungsbeschluss von 2021 müssten die Treibhausgasemissionen in den Jahren 2016 bis 2030 in absoluten Zahlen um 21 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente sinken. Das entspräche einer jährlichen Reduktion um durchschnittlich 1,7 Prozent.

    Emissionssenkung bleibt hinter Zielen zurück

    Indessen lag die tatsächliche Reduktion in den ersten sechs Jahren dieser Zeitspanne im Durchschnitt nur bei 0,6 Prozent pro Jahr. Damit die Reduktionsvorgabe von 21 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten erreicht wird, müsste der jährliche Rückgang zwischen 2022 und 2030 bei durchschnittlich 2,9 Prozent liegen, also fast fünfmal so schnell vor sich gehen wie es in den ersten sechs Jahren der Fall war.

    In dieser Situation ist es fraglich, ob das 2021 im Regierungsbeschluss formulierte Ziel erreicht werden kann. Das gilt erst recht für die in den Richtlinien der neuen Regierung enthaltene Vorgabe einer Ausstoßhalbierung zwischen 2015 und 2030.

    Dabei ist auch das schnelle Bevölkerungswachstum zu berücksichtigen. In den Jahren 2022 bis 2030 wird die Landesbevölkerung nach der mittleren Variante der Bevölkerungsprognose des Zentralamts für Statistik (Central Bureau of Statistics) um kumuliert 19 Prozent wachsen. Das bedeutet, dass die Reduktion je Einwohner viel schneller als der Emissionsrückgang in absoluten Zahlen verlaufen muss.

    Strengere Durchsetzung angestrebt

    Im Regierungsprogramm sind strengere Kontrollen umweltbelastender Industriebetriebe und eine konsequentere Durchsetzung der geltenden Umweltschutznormen vorgesehen. Unter anderem soll die sogenannte grüne Polizei mehr Personal erhalten. Dabei handelt es sich um eine ausführende Dienststelle, die zu Umweltschutzzwecken mit bestimmten polizeilichen Befugnissen ausgestattet ist.

    Die Rechtsabteilung des Umweltschutzministeriums (Ministry of Environmental Protection) soll ebenfalls verstärkt werden. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem juristisches Vorgehen gegen Umweltsünder auf zivilrechtlicher wie auf strafrechtlicher Ebene.

    Nullemissionen bisher nur als Absichtserklärung

    Im November 2021 hat der damalige Ministerpräsident Naftali Bennett erklärt, Israel wolle bis 2050 das Ziel der Netto-Nullemissionen erreichen. Israelische Umweltschützer bemängelten damals, dass es sich dabei um eine bloße Absichtserklärung handele. Diese habe weniger Gewicht als eine offizielle Regierungsentscheidung.

    Als die Regierung diesen Schritt im Oktober 2022 nachholen wollte, wurde ihr dies von ihrer eigenen Rechtsberaterin untersagt. Das hatte formale Gründe: Für den 1. November 2022 waren Parlamentswahlen angesetzt. So kurz vor dem Urnengang, so die Rechtsberaterin, dürfe eine Regierung keine bedeutenden Grundsatzbeschlüsse mehr fassen. Dennoch bleibt es prinzipiell dabei, dass Israel bis 2050 die „Netto-Null“ erreichen will.

    Auf internationaler Ebene ist Israel ein Unterzeichnerstaat des Pariser Klimaschutzabkommens. Deshalb ist es den von den Vereinten Nationen festgesetzten Zielen für nachhaltige Entwicklung verpflichtet.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Klimagesetze: Gesetzgebung zieht sich hin

    Das geplante Klimagesetz ist bisher politischen Wirren zum Opfer gefallen. Dabei wäre seine Verabschiedung von großer Bedeutung, auch für die CO₂-Steuer.

    Es gibt in Israel gesetzliche Bestimmungen, die für den Klimaschutz relevant sind. Allerdings haben sie nicht spezifisch mit dem Klima zu tun.

    Bestehende Regelungen sind notwendig, aber nicht hinreichend

    Von besonderer Bedeutung ist das Luftreinheitsgesetz (Clean Air Law). Von ihm leiten sich die meisten der für die Wirtschaft geltenden Bestimmungen zur Eindämmung der Treibhausgasemissionen ab.

    Ein weiterer Mechanismus ist das Betriebszulassungsgesetz (Licensing of Businesses Law), laut dem Unternehmen eine Betriebslizenz der für sie zuständigen Behörden benötigen. In Branchen, von denen die Gefahr von Umweltbelastungen ausgeht, ist für die Erteilung der Betriebslizenz unter anderem eine Genehmigung des Umweltschutzministeriums erforderlich. Zu den dabei überprüften Parametern gehören unter anderem die Luftbelastung und der Umgang mit Abfällen.

    Klimagesetz steckt in der Warteschleife

    Das Kernstück des gesetzlichen Klimaschutzes fehlt allerdings noch: das seit Langem geplante, bisher aber nicht verabschiedete Klimagesetz. Die Vorgängerregierung des jetzigen Kabinetts brachte zwar eine entsprechende Vorlage im Parlament ein. Diese wurde auch in erster Lesung verabschiedet.

    Indessen beschloss die jetzige Regierung in ihren Richtlinien, die ursprüngliche Version des Gesetzes nachzubessern. Im April 2023 legte das Umweltschutzministerium dem Ministerausschuss für Gesetzgebung einen neuen Entwurf des Klimagesetzes zur Beratung vor. Dieses Verfahren ist erforderlich, damit Gesetze dem Parlament zur Abstimmung zugeleitet werden können.

    Es ist zu erwarten, dass das Gesetz die Klimaneutralität der Treibhausgasemissionen (Netto-Null) als Ziel verankert wie auch eine CO₂-Steuer festsetzt. Wann es verabschiedet wird, ist dennoch unklar.

    Umweltschutzministerin Idit Silman räumte im April 2023 ein, es gebe Ministerien, die sich dem Gesetz widersetzten. Beispielsweise habe das Energieministerium gefordert, mit der Bewältigung der Klimakrise betraut zu werden.


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Investitionen: Geschäftschancen auch für deutsche Unternehmen

    Zur Erreichung der klimapolitischen Ziele werden massive Investitionen benötigt. Die dafür erforderlichen Anlagen und Ausrüstungen stammen größtenteils aus dem Ausland.

    Nach Angaben der Strombehörde (Israel Electricity Authority) waren Ende 2021 mit erneuerbaren Energien betriebene Stromerzeugungskapazitäten von 3.700 Megawatt installiert. Hiervon entfielen 3.300 Megawatt beziehungsweise 92 Prozent auf Fotovoltaik (PV).

    Solarkapazitäten müssen vervierfacht werden

    Wie aus Schätzungen des Energieministeriums hervorgeht, werden bis Ende 2030 erneuerbare Kapazitäten von 15.770 Megawatt benötigt, damit die für 2030 geltende Regierungsvorgabe, 30 Prozent der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien zu bestreiten, erfüllt wird. Hiervon werden voraussichtlich 14.400 Megawatt beziehungsweise 89 Prozent auf Fotovoltaikanlagen entfallen.

    Somit ist vorgesehen, in der Zeitspanne 2022 bis 2030 Fotovoltaikkapazitäten von rund 10.700 Megawatt zu errichten. Das bedeutet einen Ausbau der fotovoltaischen Gesamtkapazität auf das 3,9-Fache des Standes von 2021.

    Speicherkapazitäten werden aufgebaut

    Damit diese Erzeugungskapazität auch außerhalb der Sonnenscheinstunden genutzt werden kann, müssen zudem bis 2030 Speicherkapazitäten von schätzungsweise 5.000 Megawatt für Solarstrom aufgebaut werden. Bei neuen Großanlagen sind Speicherkapazitäten jetzt schon Pflicht. Im Mai 2023 haben die Planungsbehörden einen Plan für den Bau von Israels erster Großspeicheranlage genehmigt. Der Plan umfasst vier Speicher mit einer Gesamtkapazität von 800 Megawatt beziehungsweise 3.200 Megawattstunden.  

    PV-Ausbau braucht Doppelnutzungsflächen

    Der Ausbau von Solarkapazitäten verläuft bisher zu langsam. Das für 2020 vorgegebene Zwischenziel, 10 Prozent der Stromerzeugung mithilfe erneuerbarer Energien zu erzeugen, wird erst 2023 erreicht. Zur Erreichung des für 2030 festgelegten Ziels, 30 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen zu bestreiten, ist deshalb eine erhebliche Beschleunigung des PV-Ausbaus erforderlich.

    Allerdings stehen in Israel nicht genug Flächen für bodengebundene Solaranlagen zur Verfügung. Nach Schätzung des Energieministeriums lassen sich deshalb nur 20 Prozent der bis 2030 geplanten neuen Fotovoltaikkapazitäten auf leerem Boden errichten. Die restlichen 80 Prozent müssen auf sogenannten Doppelnutzungsflächen installiert werden. Letztere sind hauptsächlich Dächer, Wasserreservoirs und Agrarböden.

    Anpassung des Stromnetzes erforderlich

    Die Errichtung vieler kleinerer fotovoltaischer Kapazitäten auf Doppelnutzungsflächen ist aufwendiger, als es bei bodengebundenen PV-Anlagen der Fall ist. Zudem muss jede Anlage separat ans Stromnetz angeschlossen werden.  

    Hinzu kommt, dass vor allem größere PV-Anlagen im einstrahlungsintensiven Landessüden errichtet werden. Demgegenüber konzentriert sich der Elektrizitätsverbrauch auf das Landeszentrum und die Mittelmeerküste. Das bedeutet, dass hohe Investitionen in das Stromtransportnetz erforderlich sein werden, um PV-Strom in die Hochbedarfsregionen zu leiten.

    Infrastrukturinvestitionen für E-Mobilität unerlässlich

    Der Erwerb von Elektro-Pkw nimmt rapide zu. Diese Entwicklung treibt die Errichtung von Ladestationen voran. Im öffentlichen Raum nimmt die Zahl von Ladestationen sowohl an Tankstellen als auch auf öffentlichen Parkplätzen und in Parkhäusern sowie an Arbeitsplätzen zu.

    Das trifft auch auf Heimladestationen für Elektrofahrzeuge zu. In neuen Häusern werden Ladestationen in großem Umfang bereits im Baustadium angelegt.

    Der wegen der rapiden Zunahme von Elektrofahrzeugen steigende Strombedarf erfordert indessen eine Beschleunigung des Ausbaus der Stromerzeugungskapazitäten. In den kommenden Jahren werden dafür neue Erdgaskraftwerke benötigt.

    Schiene statt Pkw

    Hohe Investitionen sind auch beim geplanten massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu erwarten. Herzstück der geplanten Entwicklung ist der Bau eines U-Bahn-Netzes im Großraum Tel Aviv mit einer Gesamtstreckenlänge von 150 Kilometern. Die Kosten des Großvorhabens werden gegenwärtig auf rund 40 Milliarden US$ geschätzt, doch könnten sie letztendlich deutlich höher ausfallen.

    Wie viele Infrastrukturvorhaben schreitet auch dieses Projekt langsamer als ursprünglich erhofft voran. Dennoch werden Fortschritte verzeichnet. Im Februar 2023 haben sich sieben Konsortien im Rahmen einer Ausschreibung um Planung und Kontrolle der Bauarbeiten am Metro-Projekt beworben.

    Ein weiteres Großprojekt ist der Bau von drei zum Teil unterirdisch verlaufenden Straßenbahnstrecken in Tel Aviv und dessen Nachbargemeinden. Trotz erheblicher Verzögerungen soll die erste Strecke 2023 und die dritte 2028 in Betrieb genommen werden. In Jerusalem wird das bereits bestehende Straßenbahnnetz ausgebaut. Auch die Eisenbahngesellschaft (Israel Railways) arbeitet am Ausbau bestehender Strecken und verlegt eine neue Trasse östlich des Tel Aviver Ballungsraums.

    Ausbaubedürftig ist auch der öffentliche Busverkehr. Allerdings stößt diese Entwicklung angesichts des völlig überbelasteten Straßennetzes auf erhebliche Hindernisse.

    Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen

    Deutschen Unternehmen eröffnen sich durch Israels klimapolitische Investitionen zahlreiche Geschäftschancen. Die großen Investitionsprogramme im Verkehrssektor bieten Zulieferchancen ebenso wie die Möglichkeit der Teilnahme an Bieterkonsortien. Letzteres gilt aber nicht für die staatseigene Israel Railways. Die Expansion der Fotovoltaik ermöglicht ausländischen Unternehmen ebenfalls die Möglichkeit zu Zulieferungen und Investitionen.

    Häufig wird beim Ausbau der Energie- und Verkehrsinfrastruktur auf Beratungs- und Planungsdienste aus dem Ausland zurückgegriffen. Der Einsatz eigener Arbeitskräfte bei der Realisierung der Projekte ist ausländischen Firmen indessen wegen restriktiver Erteilung von Arbeitsvisa kaum möglich.

    Zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen ergeben sich auch aus den Investitionen in Energieeffizienz.


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz

    Israel

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 von der DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Erdgas statt Erdöl, Sonne statt Erdgas

    Strom soll bald nur noch mit Erdgas und erneuerbaren Energien erzeugt werden. Außerhalb des Elektrizitätssektors spielen Erdöl und Kohle bisher eine bedeutende Rolle.

    Beim Energiemix setzt Israel vorwiegend auf Erdgas und Fotovoltaik. Am weitesten fortgeschritten beim Übergang auf diese Energieträger ist die Stromerzeugung. Sie soll im Laufe dieses Jahrzehnts vollständig auf Erdgas und erneuerbare Energien umgestellt werden, wobei es sich bei Letzterem fast nur um Fotovoltaik handelt.

    Energieversorgung

    Außerhalb der Stromwirtschaft sind Erdöl und Kohle noch immer wichtig

    Langsamer als bei der Stromerzeugung schreitet die Umstellung der Energieversorgung der gewerblichen Wirtschaft auf Erdgas voran. Zwar ist der Anschluss von Energiegroßverbrauchern in der Industrie an die Erdgasversorgung weitgehend abgeschlossen. Allerdings befindet sich die Umstellung bei Verbrauchern, die nicht über das Transportnetz, sondern über das unter niedrigerem Druck arbeitende Verteilungsnetz versorgt werden, erst in der Anfangsphase. Mithilfe des Verteilungsnetzes kann eine große Zahl von Kunden auf Erdgas umgestellt werden. Das gilt für die Industrie ebenso wie für andere Bereiche, beispielsweise Handelszentren, Hotels oder Krankenhäuser.

    Auf längere Sicht wird auch die Umstellung von Privathaushalten, die heute verflüssigtes Petroleumgas (LPG) nutzen, auf Erdgas angestrebt. Allerdings ist der Gasverbrauch der Haushalte relativ niedrig, sodass dieser Aufgabe wahrscheinlich keine hohe Priorität zukommen wird.

    Im Gesamtbild spielen Erdöl und Kohle bei der Gesamtenergieversorgung noch immer eine wichtige Rolle. Im Jahr 2021 entfielen auf Öl 35,7 Prozent der primären Energieversorgung, während Kohle einen Beitrag von 16,2 Prozent leistete. Erdgas schlug mit 43,1 Prozent zu Buche. Diese Zahlen zeigen, dass das Potenzial für die Umstellung der Energieversorgung auf Erdgas noch bei Weitem nicht erschöpft ist.

    Energieeffizienzprogramm braucht neue Impulse

    Grundsätzlich strebt Israel eine umfassende Erhöhung der Energieeffizienz an. Die Grundlagen der für diesen Zweck formulierten Politik wurden in einem Ende 2020 vom Energieministerium vorgelegten nationalen Programm zur Energieeffizienz festgelegt. Im Oktober 2021 wurde das Programm durch einen Regierungsbeschluss für verbindlich erklärt.

    Danach soll der Energieverbrauch 2030 um 17 Prozent niedriger liegen, als es nach dem Business-as-usual-Szenario der Fall wäre. In absoluten Zahlen sollen 2025 rund 6 Terawattstunden und 2030 bei konsequenter Durchsetzung des Programms 17,5 Terawattstunden eingespart werden.

    Den größten Beitrag zur Energieeffizienz verspricht sich die Regierung von der schnellen Markteinführung elektrischer Kraftfahrzeuge. Ein weiterer wichtiger Punkt ist höhere Energieeffizienz in der Industrie wie im Dienstleistungsbereich. Dabei fördert die Regierung, vor allem mithilfe des Energieministeriums, betriebliche Maßnahmen zu effizienterer Energienutzung.

    Energieeffizienz steigt zu langsam

    Indessen stößt das Energieeffizienzprogramm auf Schwierigkeiten. Beispielsweise hat Israel die seit Längerem anvisierte CO₂-Steuer bisher nicht eingeführt. Damit fehlt eine bedeutende Finanzierungsquelle für die Förderung der Energieeffizienz und Senkung der Treibhausgasemissionen.

    Im April 2023 erklärte das Umweltschutzministerium, Israel werde nicht ein einziges seiner klimapolitischen Ziele für 2030 erreichen, wenn die gegenwärtigen Trends anhalten. Umweltministerin Idit Silman forderte deshalb einen „entschlossenen und kontinuierlichen“ Aktionsplan und dessen konsequente Durchsetzung. Dies sei ohne die bisher ausbleibende Verabschiedung eines Klimagesetzes nicht zu erreichen.

    Eine verlangsamte Durchsetzung der Energieeffizienzmaßnahmen beeinträchtigt naturgemäß auch die Investitionen der gewerblichen Wirtschaft wie der Einrichtungen des öffentlichen Sektors in diesem Bereich. Das bedeutet aber nicht, dass solche Investitionen zum Stillstand kommen. Vielfach rentieren sie sich auch ohne Regierungsbeihilfen.

    Importbedarf an Investitionsgütern und Know-how

    Hinzu kommt, dass Israel Anlagen, Maschinen und Ausrüstungen für Energieeffizienzmaßnahmen weitgehend importiert. Das verschafft ausländischen Lieferanten relevanter Technik Geschäftschancen.

    In vielen Fällen werden auch technologische Lösungen und Beratungsdienste im Ausland erworben. Deutsche Klimatechnik genießt in Israel einen hervorragenden Ruf.

    Stromerzeugung

    Strom aus Erdgas und Fotovoltaik

    Im Jahr 2021 lag der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung bei 22,8 Prozent. Erdgas schlug mit 69,2 Prozent und erneuerbare Energien mit 7,7 Prozent zu Buche. Auf andere Energieträger entfielen nur 0,3 Prozent.

    Damit war Erdöl bereits ausrangiert. Bis 2030 soll auch der Anteil der Kohle auf null sinken. Zugleich steigt der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung bis 2025 laut aktueller Planung (Programm bis 2030) auf 70 Prozent. Die erneuerbaren Energien sollen am Ende des Jahrzehnts 30 Prozent bestreiten.

    Für die weitere Zukunft ist geplant, dass der Anteil erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung auf Kosten von Erdgas steigt. Vorerst aber gilt der vermehrte Rückgriff auf Erdgas als ein klimapolitischer Fortschritt, da dadurch die noch stärker umweltbelastenden Energieträger Erdöl und Kohle ersetzt werden.

    Fotovoltaische Energie hat die Nase vorn

    Trotz ihres zum Teil stockenden Ausbaus bleibt Fotovoltaik der Stützpfeiler der erneuerbaren Energien. Zum einen sind andere Arten der erneuerbaren Energien im Lande nicht vorhanden oder nicht in nennenswertem Umfang nutzbar.

    Zum anderen liegt Israel in einer der einstrahlungsintensivsten Regionen der Welt, sodass die Nutzung der Sonnenenergie geradezu zwangsläufig ist. Dabei konnte sich Fotovoltaik gegen thermosolare Technologie durchsetzen.

    Noch vor einem Jahrzehnt galt die Solarthermie als ein ernst zu nehmender Konkurrent für Fotovoltaik. Dank rapider Senkung der Erzeugungskosten fotovoltaischen Stroms erwies sich sie sich aber schnell als nicht wettbewerbsfähig. Ein Großteil der ursprünglich geplanten thermosolaren Kraftwerke wurde durch Fotovoltaikprojekte ersetzt. In absehbarer Zeit sind keine neuen thermosolaren Kapazitäten vorgesehen.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Verkehr: E-Mobilität ist Trumpf

    Israel importiert immer mehr vollelektrische Pkw. Wie schnell deren Zahl steigen kann, hängt auch von der Ladeinfrastruktur ab. Die U-Bahn wird ein großer Hit, aber erst nach 2030.

    Der Verkehrssektor ist die nach der Elektrizitätswirtschaft zweitgrößte Quelle von Treibhausgasen. Im Jahr 2021 war er für 24,7 Prozent des Ausstoßes verantwortlich.

    Zahl der E-Wagen steigt rapide

    Der zunehmende Übergang zur E-Mobilität ist der wichtigste Faktor zur Eindämmung der Treibhausgasmengen. Die verfügbaren statistischen Zahlen zur Beschaffung elektrischer Fahrzeuge sind zwar nicht einheitlich. Nach Angaben des Informations- und Forschungszentrums des israelischen Parlaments (Knesset) wurden 2022 insgesamt 37.000 vollelektrische Fahrzeuge gekauft. Demgegenüber wurden laut der Vereinigung der Kfz-Importeure in diesem Jahr nur 27.000 Elektro-Pkw zugelassen. 

    Dennoch ist unbestritten, dass die Verkaufszahlen in den kommenden Jahren steigen werden. Das Forschungs- und Informationszentrum der Knesset erwartet, dass der Bestand der elektrischen Kfz sich 2030 auf 625.000 belaufen wird.

    Gleichzeitig nimmt die Nachfrage nach Plug-in-Fahrzeugen zu. Nach Angaben der Kfz-Importeure ist die Zahl neuer Pkw dieser Kategorie von 5.600 im Jahr 2020 sprunghaft auf 13.600 im Jahr 2021 gestiegen. Anschließend hat sich der Anstieg verlangsamt: 2022 wurden 15.800 Plug-ins gekauft.

    Wie schnell der Bestand elektrisch angetriebener Kfz in den kommenden Jahren wachsen wird, hängt indessen nicht nur von der Nachfrage ab. Vielmehr kommt es auch auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur und der Stromerzeugungskapazitäten an. 

    U-Bahn fährt erst im nächsten Jahrzehnt

    Auch der öffentliche Verkehr soll in den kommenden Jahren einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Allerdings dürfte dieser Beitrag in diesem Jahrzehnt begrenzt sein.

    Das liegt nicht zuletzt daran, dass das U-Bahnnetz im Tel-Aviver Ballungsraum erst im nächsten Jahrzehnt in Betrieb genommen wird. Auch das Straßenbahnnetz in Tel Aviv wird – bestenfalls – 2028 voll einsatzbereit sein.


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Industrie: Dekarbonisierung lässt auf sich warten

    Das Reduktionsziel für Treibhausgase in der Industrie ist in Gefahr. Erneuerbare Energien spielen im verarbeitenden Gewerbe keine Rolle.

    An führenden Industrienationen gemessen, ist der Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung in Israel relativ niedrig. Im Jahr 2021 lag er bei 11 Prozent. Dennoch ist die Reduktion der Treibhausgasemissionen durch das verarbeitende Gewerbe ein wichtiges Ziel der israelischen Klimapolitik.

    Emissionswachstum verlangsamt

    Laut Regierungsvorgaben von 2021 sollen die Emissionen der Industrie bis 2030 gegenüber dem Stand von 2015 um 30 Prozent sinken. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, ist aber nicht sicher. Im April 2023 erklärte das Umweltschutzministerium, die Industrie habe seit 2020 das Wachstum ihrer Treibhausgasemissionen zwar verlangsamt. Das sei hauptsächlich staatlichen Fördermaßnahmen zu verdanken. Eine Reduktion des Treibhausgasausstoßes in absoluten Zahlen sei aber nicht erreicht worden.

    Wenn der bisherige Trend anhalte, so das Ministerium, werde die Industrie ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber dem Referenzjahr 2015 lediglich um 17 Prozent senken. Damit würde das Ziel einer Reduktion um 30 Prozent deutlich verfehlt werden.

    Erneuerbare Energien in der Industrie bedeutungslos

    Der Rückgriff auf erneuerbare Energiequellen spielt in der Industrie so gut wie keine Rolle. Im Jahr 2021 entfielen nur 0,3 Prozent des Energieverbrauchs des Industriesektors auf erneuerbare Energien. Dabei spielte die Energiegewinnung aus Abfällen die nahezu ausschließliche Rolle.

    Ein wichtiges Element der industriellen Klimapolitik ist der Energiemix. So senkte die Industrie in den Jahren 2017 bis 2021 ihren Erdölverbrauch um 29,7 Prozent. Die Nutzung von Kohle, die aber eine untergeordnete Rolle spielt, sank in der genannten Zeitspanne um 11,5 Prozent. Demgegenüber nahm ihr Erdgasverbrauch um 62,5 Prozent zu.

    Förderung und Beratung steigern Energieeffizienz

    Ein wichtiges Instrument der industriellen Klimapolitik sind die vom Wirtschaftsministerium gewährten Zuschüsse für Investitionen zur Senkung von Treibhausgasemissionen. Die Zuschüsse werden bei Investitionsprojekten ab 100.000 Neue Schekel (NIS, nach aktuellem Wechselkurs rund 28.000 US$) gewährt. Bis zu einem Investitionswert von 1,2 Millionen NIS (rund 330.000 US$) belaufen sie sich auf 25 Prozent. Für darüber hinausgehende Beträge, bis zu einer Obergrenze von 3,5 Millionen NIS (rund 970.000 US$) liegt der Zuschuss bei 20 Prozent.

    Eine führende Einrichtung bei energiewirtschaftlicher Beratung für Unternehmen ist das israelische Zentrum für Ressourceneffizienz (Israel Resource Efficiency Center). Das Zentrum wurde von der Regierung und Nichtregierungsorganisationen ins Leben gerufen. Es berät Industrieunternehmen beim effizienten Umgang mit einer breiten Palette von Ressourcen, inklusive der Energie. Die Regierung subventioniert die Beratungskosten des Zentrums mit 50 bis 70 Prozent.

    Für "Energiefresser" sind Verbrauchsstudien Pflicht

    Moderne Industriebetriebe stehen dem Klimaschutz generell positiv gegenüber. Das hängt sowohl mit dem allgemein steigenden Umweltbewusstsein der Israelis als auch mit der hohen Exportquote des verarbeitenden Gewerbes zusammen. Auf dem Weltmarkt aktiven Industrieunternehmen ist klar, dass ihnen bei Verstößen gegen international akzeptierte Klimaschutznormen Geschäftseinbußen drohen.

    Zudem sind energieintensive Unternehmen zu Energieverbrauchsstudien verpflichtet. Auf deren Grundlage haben sie Vorschläge für Energieeinsparungen zu formulieren und dem Energieministerium zur Genehmigung vorzulegen.

    Einsparungspotenzial bleibt noch hoch

    Trotz der klimapolitischen Fördermaßnahmen und gesetzlichen Anforderungen ist das Bewusstsein für Klimaschutz und Energieeffizienz nicht bei allen Energieverbrauchern gleichermaßen ausgeprägt. Viele Verbraucher in der gewerblichen Wirtschaft wie im öffentlichen Sektor schenken diesem Thema nicht genug Beachtung.

    Daher ist das Einsparungspotenzial, auf die Gesamtwirtschaft bezogen, hoch. Das kann ausländischen Beratungsunternehmen im Energiesektor Geschäftschancen auf dem israelischen Markt öffnen.

    Importbedarf schafft Absatzchancen

    Umwelttechnik für die Industrie stammt größtenteils aus ausländischer Produktion. Deshalb schafft der Bedarf israelischer Industriebetriebe an klimafreundlicher Ausrüstung Absatzchancen für ausländische Unternehmen.


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Gebäude: Grüne Baunorm soll für Energieeffizienz sorgen

    Nachhaltiges Bauen ist endlich Pflicht. Deren Durchsetzung kann für mehr Energiedisziplin in Gebäuden sorgen. Gasheizungen spielen keine Rolle.

    Der Bauwirtschaft kommt große Bedeutung für die Klimapolitik zu. Das schnelle Bevölkerungswachstum macht die Schaffung neuen Wohnraums zu einer der wichtigsten Aufgaben der Wirtschaftspolitik schlechthin. Hinzu kommt, dass jetzt schon schätzungsweise 250.000 Wohnungen auf dem Markt fehlen.

    Eine freiwillige Norm für nachhaltiges Bauen bestand in Israel seit 2005. Allerdings wurde sie erst 2022 von der Regierung für verbindlich erklärt. Die nunmehr verankerte Pflicht zum nachhaltigen Bauen wird in zwei Phasen eingeführt. Das erste Stadium trat im März 2022 in Kraft, das zweite läuft am 1. September 2023 an.

    Impulse für nachhaltiges Bauen

    Die israelische Nichtregierungsorganisation Israeli Green Building Council erwartet, dass die neue Verbindlichkeit der Norm umweltgerechte Bauweise auf vielen Gebieten fördern wird. Über ihre direkte Wirkung hinaus werde die „grüne Baunorm“ auch anderen relevanten Vorschriften zu mehr Geltung verhelfen. Das gelte nicht zuletzt für eine konsequente Durchsetzung der bisher nicht ausreichend beachteten Bestimmungen für die thermische Isolierung von Gebäuden.

    Eine weitere relevante gesetzliche Änderung ist die 2022 Bauunternehmen auferlegte Pflicht, Wohnungskäufern die der jeweiligen Wohnung zuerkannte Energieeffizienzstufe mitzuteilen. Auch das dürfte die Bauwirtschaft zu strengerer Beachtung der Grundsätze für energieeffizientes Bauen bewegen.

    Klimaanlagen – keine Gasheizungen

    Die Temperaturregulation von Gebäuden erfolgt nahezu ausschließlich durch Klimaanlagen. Flüssiggas (LPG) wird vor allem zu Kochzwecken genutzt, seltener zur Warmwasserbereitung oder Heizung. Die durchschnittlichen Verbrauchskosten von Gas (LPG) je Haushalt liegen bei umgerechnet rund 15 US$ pro Monat.

    Daher tragen hauptsächlich energieeffizientere Klimatechnik und erhöhte Energieeffizienz der Gebäude zur Eindämmung des Strombedarfs bei. Der Ersatz von Öl oder Gas für winterliche Beheizung ist kein bedeutendes Thema.


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Anpassung in Tierzucht und Ackerbau

    Der Klimawandel droht dem israelischen Agrarsektor schwere Schäden zuzufügen. Mehr Kühlung und Sicherung der Wasserversorgung sind vordringliche Aufgaben.

    Israel will seine Landwirtschaft vor den Folgen des Klimawandels schützen. Dazu werden Veränderungen im Ackerbau ebenso wie in der Tierzucht nötig sein.

    Klimaanlagen in Agrarbetrieben und Bäume in den Städten

    Israel gehört zu den Ländern, die von einem überdurchschnittlich schnellen Temperaturanstieg betroffen sind. Deswegen müssen große Teile des Pflanzenanbaus, der heute auf freien Agrarflächen stattfindet, in temperaturregulierte Gewächshäuser verlegt werden. Zwar baut der israelische Agrarsektor auch jetzt schon in Treibhäusern an, allerdings muss das Potenzial erheblich ausgebaut werden.  

    Zugleich setzt Israel auf die Entwicklung neuer Saatarten, die in höheren Temperaturen gedeihen können. Dabei wird dem Land sein hoch entwickeltes landwirtschaftliches Forschungs- und Entwicklungssystem zugutekommen.

    Klimakontrollierte Anlagen werden auch bei der Tierzucht an Bedeutung gewinnen, weil die Sommerhitze in bestimmten Landesteilen Tierzucht sonst verhindert. Naturgemäß sind temperaturkontrollierte Tierzuchtanlagen relativ energieintensiv. Deswegen werden Agrarbetriebe gezwungen sein, ihre Energieeffizienz zu steigern.

    Beforstung großer offener Flächen kann allein schon wegen der im Lande herrschenden Bodenknappheit keine nennenswerte klimapolitische Rolle spielen. Allerdings haben das Landwirtschaftsministerium und das Umweltschutzministerium im November 2022 ein Programm zur Baumpflanzung in Städten vorgelegt. Ziel ist es, urbane Räume zu kühlen und die Entstehung von Hitzeinseln zu verhindern.

    Wasserversorgung muss gesichert werden

    Die steigenden Temperaturen und die drohenden längeren Dürreperioden verlangen auch eine Absicherung der Wasserversorgung für die Landwirtschaft. Das kann einen beschleunigten Ausbau der Meerwasserentsalzung verlangen. Zum anderen muss die Qualität der Abwasserreinigung gesteigert werden. Hierzu sind entsprechende Maßnahmen bereits geplant. Konkret will die Wasserbehörde (Israel Water Authority) eine nahezu vollständige tertiäre Reinigung der landesweit anfallenden Abwassermengen erwirken.

    Zwecks besserer Nutzung plant Israel, ein landesweites Abwassertransportnetz zu errichten. Das Abwasser soll aus dem Landeszentrum in periphere Regionen befördert und dort vor allem in der Landwirtschaft wiederverwendet werden. Die zur Durchführung des Programms erforderlichen Investitionen werden auf umgerechnet 1,4 Milliarden US-Dollar geschätzt.


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Mehr Spezialisten benötigt

    Israel braucht für sein Klimaprogramm mehr Entscheidungsträger sowie Ingenieure und Techniker. Allerdings studieren viele potenzielle Klima-Fachkräfte lieber Hightech-Fächer.

    Israel braucht für sein Klimaprogramm mehr Manager sowie Ingenieure und Techniker. Zwar bieten alle israelischen Universitäten sowie zahlreiche akademische Colleges Studiengänge in den Bereichen Energie, Umwelt, Klima und Erdwissenschaften an. Ein großer Teil der Absolventen findet Beschäftigung in wirtschaftsrelevanten Positionen in der Industrie oder im Regierungsapparat. Allerdings ist dieses akademische Gebiet ausbaubedürftig.

    In Israel herrscht ein genereller Mangel an Energie- und Klimaspezialisten. Viele angehende Ingenieure studieren lieber Hightech-Fächer, sodass für andere Bereiche nicht genügend Absolventen übrigbleiben. Zudem genügt die Zahl der Hochschulabsolventen nicht, um ältere Experten zu ersetzen, die in den Ruhestand gehen.

    Ein weiteres Problem ist, dass nicht alle Energieverbraucher ein ausreichendes Bewusstsein für den Klimawandel haben. Das dämpft die Nachfrage nach Experten für diesen Bereich, was wiederum die Attraktivität entsprechender Studiengänge beeinträchtigt. Insofern entsteht in gewisser Hinsicht ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

    Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass es in Israel zahlreiche Möglichkeiten für Klima- und Umweltschutzstudien gibt. Das gilt für Universitäten ebenso wie für akademische Colleges (Colleges, die den Bachelor- und Masterabschluss anbieten). Damit ist eine akademische Infrastruktur gegeben, die bei Bedarf schnell reagieren und die Studentenzahl in den relevanten Fächern erhöhen kann.


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Kontaktadressen

    Die Zuständigkeiten für den Klimaschutz verteilen sich auf mehrere Ministerien. Zudem ist eine Reihe von Organisationen und Einrichtungen mit dem Thema befasst.

    Bezeichnung    

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK Israel

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Environmental Protection

    Umweltschutzministerium

    Ministry of Energy and Infrastructure

    Energieministerium

    Ministry of Economy and Industry

    Wirtschaftsministerium

    Ministry of Transportation and Road Safety

    Verkehrsministerium

    Ministry of Construction and Housing 

    Bauministerium

    Ministry of Agriculture and Rural Development

    Landwirtschaftsministerium

    Israel Electricity Authority



    Strombehörde (für die Durchführung der Strompolitik zuständig)

    Israel Resource Efficiency Center

    Zentrum für Ressourceneffizienz, berät Industrieunternehmen

    Israel Innovation Authority

    Innovationsbehörde (fördert Forschung und Entwicklung)

    Israel Builders Association

    Bauunternehmerverband

    Israel Manufacturers’ Association

    Industriellenvereinigung


  • Angebote der AHK

    AHK Israel

    Die AHK Israel ist lebhaft an der israelischen Klimadebatte beteiligt und unterhält Kontakte zu sämtlichen Playern zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Dank jahrelanger Aktivität in der Exportinitiative Energie und in der Arbeit mit Delegationen besteht eine kontinuierliche Netzwerkpflege zu den betreffenden Einrichtungen und Unternehmen, wobei dies hierzulande auch die virulente Start-up-Szene und deren Ökosystem beinhaltet. Die Vermittlung von Geschäftspartnern und der Austausch von Know-how kommen hierbei beiden Märkten zugute. Gegenwärtige Schwerpunktthemen sind Energiespeicherung, Ausbau der Elektrizitätsinfrastruktur inklusive Netzwerkmanagement und E-Mobilität, grüner Wasserstoff sowie Energieeffizienz. Von deutscher Seite besteht auch reges Interesse an der Cybersicherheit für kritische Infrastrukturen.


    Kontakt


    Telefon:  +972 3 680 6800

    E-Mail:  info@ahkisrael.co.il

    Homepage:   http://israel.ahk.de



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