Branchen | Italien | Landwirtschaft
Struktur der Landwirtschaft
Italiens Betriebe sind eher klein, aber dennoch oft multifunktional, nachhaltig und qualitativ aufgestellt.
01.02.2023
Von Oliver Döhne | Mailand
Kleine Betriebe, große Tradition
Die Landwirtschaft spielt im traditionsorientierten Italien eine wichtige Rolle. Gutem Essen von hoher Qualität kommt eine besondere Bedeutung zu. Entsprechend groß ist auch das Interesse, wo und wie die Grundstoffe produziert wurden. Noch heute herrschen in vielen Landesteilen kleinere Betriebe vor, die sich aus der Selbstversorgung langsam dem regionalen Handel geöffnet haben und nun auch weitere Kreise ziehen wollen. Mit über 1 Million Arbeitskräften ist die Landwirtschaft ein wichtiger Arbeitgeber. Viele der kleinbäuerlichen Betriebe haben Probleme beim Generationsübergang. Die Fragmentierung der Unternehmerlandschaft ist groß, die vertikale Integration entsprechend niedrig.
Die Herkunft der wichtigsten landwirtschaftlichen Inhaltsstoffe in Lebensmitteln spielt bei den Konsumenten eine zunehmende Rolle. Auch 2023 ist diese für die Hauptbestandteile auf der Verpackung anzugeben. Viele Produzenten versuchen daher verstärkt mit Made-in-Italy als Kaufargument zu werben.
Italien ist ein größerer Produzent von Wein/Prosecco, Weintrauben, Gemüse (unter anderem Mais, Zucchini, Auberginen, Tomaten, Kartoffeln), Obst/Früchten (Äpfel, Orangen, Klementinen, Kiwis), Getreide (Hart- und Weichweizen, Gerste), Ölfrüchten (Oliven, Soja) sowie von Fleisch- und Milchprodukten.
Kennziffer | 2021 |
---|---|
Einwohner (Mio.) | 59,2 |
Ackerfläche (Mio. ha) | 12,8 |
Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in %) | 2,2 |
Exporte Agrargüter in Mrd. Euro (SITC 0) | 35,2 |
Die meisten Landwirtschaftsbetriebe sind in Kooperativen (Cooperative Agricole), Verbänden (Associazioni), Unternehmernetzwerken (Reti die Imprese) oder Produzentenorganisationen (Organizazzioni di produttori) zusammengeschlossen. Besonders die Kooperativen und Produzentenorganisationen dienen vielen Höfen auch als Abnehmer. Insgesamt rund 32 Prozent des Vertriebs erfolgen so, insbesondere in der Milchwirtschaft und im Weinbau.
Viele Betriebe sind zunehmend multifunktional aufgestellt, das bedeutet sie sind neben der landwirtschaftlichen Produktion auch in den Bereichen Energie (Biogasanlagen, PV), Kreislaufwirtschaft, Tourismus/Gastronomie und Didaktik aktiv.
Betriebe in der Hand von Ausländern machten laut dem Verband Unioncamere im Jahr 2022 rund 3 Prozent aller Agrarfirmen aus.
Name | Geschäftsfeld | Umsatz 2021 |
---|---|---|
AIA und Negroni (Lebensmittel Fleisch) Veronsesi (Futtermittel) | 3.127 | |
Fleisch | 2.264 | |
Geflügelsektor | 596 | |
Apfel | 415 | |
Azienda agricola Fileni | Geflügelsektor, Biofleisch | 379 |
Milch | 307 | |
Tomate | 306 | |
Schweinefleisch | 304 | |
Apfel | 302 | |
Schweinefleisch | 160 | |
Getreide | 255 | |
Obst | 267 |
Noch zahlreiche Bremsfaktoren
Aufgrund der Struktur des Landwirtschaftssektors mit mehrheitlich kleinen Betrieben und eines laut Kritikern nicht ausreichend auf die Landwirtschaft zugeschnittenen finanziellen Instrumentariums der Banken klagen viele Agrarfirmen über finanzielle Engpässe. So können sie oft, trotz des großen Interesses an neuer Technologie, nicht ausreichend in modernes Equipment investieren. Das ist besonders tragisch, da die Zukunft des Agrarstandorts Italien in Richtung Spezialisierung und Präzision geht und laut Experten erst rund 15 Prozent des bebaubaren Landes für Früchte beispielsweise zufriedenstellend mechanisiert ist. Eine Verbesserung könnte die Ausweitung des Europäischen Agrarfonds für die rurale Entwicklung bringen. Für einen verstärkten Einsatz von moderner Agrotechnik muss auch das Telekommunikations- und Datennetz im ländlichen Raum ausgebaut werden.
Lebensmittelverarbeitung ausbaufähig
Italien verfügt über eine recht breit aufgestellte Lebensmittelindustrie, die jedoch, gemessen an der Wertschöpfung, hinter Ländern wie Frankreich und Deutschland zurückbleibt. Die meisten Firmen sind in der Teigwaren- und Gebäckindustrie, der Ölproduktion, der Milchwirtschaft, der Gastronomie und im Foodservice tätig. Die meisten Beschäftigten zählt die Milchwirtschaft, gefolgt von der Obst- und Gemüseverarbeitung und der Fleischverarbeitung. Auch beim Umsatz liegt die Milch- und Käsewirtschaft vorne, gefolgt von der Obst- und Gemüseverarbeitung, der Fleischverarbeitung und der Weinproduktion. Die höchste Wertschöpfung erzielen die Milchwirtschaft, die Gemüse- und Obstverarbeitung, die Gastronomie, die Schokoladen- und Süßwarenindustrie, die Teigwaren- und Gebäckindustrie sowie die Weinindustrie und die Fleischverarbeitung.