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Special | Italien | Robotik

Dankbarer Abnehmer mit viel eigenem Potenzial

Italien kauft viele Roboter im Ausland, entwickelt sie aber auch selbst. So begegnen italienische Firmen dem Fachkräftemangel, Zeit- und Kostendruck und dem digitalen Wandel.

Von Oliver Döhne | Mailand

  • Branchenüberblick: Sechstgrößter Markt weltweit

    Die Zahl neu installierter Roboter in Italiens Industrie wächst stärker als in Deutschland. Besonders im Materialhandling werden vermehrt Roboter genutzt.

    Zweitgrößter Absatzmarkt in Europa

    Im Jahr 2021 wurden in Italien 11.672 neue Industrieroboter installiert. Das sind 50 Prozent mehr als in 2020 und 28,7 Prozent mehr als 2019. Das gab der italienische Robotikverband SIRI bekannt. Damit liegt Italien weiter auf dem sechsten Rang weltweit. In Europa belegt Italien den zweiten Rang, knapp hinter Deutschland. Zwischen 2015 und 2020 wurden in Italien durchschnittlich 5 Prozent neue Roboter installiert, wohingegen es in Deutschland nur 3 Prozent im selben Zeitraum waren. Die in 2021 neu installierten Industrieroboter waren wie folgt aufgeteilt: 79 Prozent artikulierte Roboter (Gelenkroboter), 11,7 Prozent Scara (Gelenkarmroboter), 5,7 Prozent kartesische Roboter (Lineare Roboter) und 3,6 Prozent Deltaroboter (Parallelarmroboter mit Stabkinetik). Den höchsten Zuwachs gegenüber 2019 erzielten Scara mit einem Plus von 51 Prozent, gefolgt von den kartesischen (+35,6 Prozent) und den artikulierten Robotern (+26,4). 

    Etwa 90 Prozent der in Italien installierten Roboter im Jahr 2021 kamen aus dem Ausland. Italienische Firmen fragten insbesondere die Gelenkarmroboter nach, da diese überwiegend für die KfZ-Industrie wichtig sind. Der Bestand der sogenannten scara lag Ende 2021 bei 86.269 Einheiten. Damit nimmt Italien, wie bei den Neuinstallationen, weltweit Rang sechs ein. Pro 10.000 Arbeitern waren 2020 in der verarbeitenden Industrie 224 Roboter installiert, womit Italien international nur auf Platz 11 liegt. In der Automobilindustrie waren 749 Roboter pro 10.000 Arbeiter im Einsatz (Rang 8) und in der übrigen Industrie 196 Roboter (Rang 6). 

    Für die kommenden Jahre sind Marktbeobachter trotz der globalen Komplikationen optimistisch, dass die Neuinstallationen von Robotern zunehmen werden. Für das Jahr 2022 erwartet SIRI weiterhin ein Plus, auch nach dem starken Wachstum aus 2021. Der Internationale Robotikverband IFR geht bis 2024 von einem Durchschnittszuwachs neuer Roboter in Italien von 3 Prozent aus. Der italienische Verband ANIE Automazione erwartet für 2022 und 2023 ebenfalls ein Absatzplus in der Industrieautomatisierung. 

    Plus in Lebensmittel-, Chemie- und Textilindustrie 

    Laut IFR waren die Metall- und Maschinenbauindustrie im Jahr 2020 die Hauptabnehmer von Industrierobotern in Italien. Das Land ist mit der Branche der fünftwichtigste Absatzmarkt weltweit. Im Zeitraum von 2015 bis 2020 wurden dort durchschnittlich 2 Prozent mehr Roboter nachgefragt. Bei Robotern in der Nahrungsmittelindustrie lag Italien auf dem dritten Rang, mit einem jährlichen Plus von 6 Prozent. In der Automobilindustrie nahmen die Monteure und Motorproduzenten 10 Prozent mehr ab, die Zulieferer hingegen 11 Prozent weniger. Angesichts der Überkapazitäten und des schwachen Inlandsmarktes könnte der dominante Automobilkonzern Stellantis an Automatisierungsinvestitionen in Italien sparen.

    Zwar auf niedrigerem Niveau aber mit höherem Zuwachs fragen auch die Textilindustrie (14 Prozent), die chemische, pharmazeutische, kosmetische und kunststofferzeugende Industrie (+13 Prozent), die Papierindustrie (+22 Prozent), die Glasindustrie (+14), die Elektroindustrie (+32 Prozent) und die Holz- und Möbelindustrie (+4 Prozent) Roboter nach.  

    Materialhandling wichtigstes Einsatzfeld

    Das wichtigste Einsatzfeld von Robotern in Italien war im Jahr 2021 laut Verband SIRI die Handhabung (Handling). Dort wurden mit 8,377 Einheiten rund 72 Prozent neue Roboter installiert. Die wichtigsten Bereiche im Handling waren mit 44,1 Prozent das Materialhandling, 22,1 Prozent das Be- und Entladen und 18,4 Prozent die Palettierung. Das zweitwichtigste Einsatzfeld von Robotern war in der Schweißerei. Italiens Industrie nutzte in diesem Bereich mit 1.239 Einheiten rund 10,6 Prozent der neu installierten Roboter. Davon handelte es sich bei 862 Einheiten um Schutzgasschweißroboter, deren Installationszahl gegenüber 2019 um 28,5 Prozent anstieg. Weitere 369 Einheiten waren Punktschweißroboter, von denen im Vergleich zu 2019 rund 11 Prozent weniger eingesetzt wurden.

    Zum automatisierten Befestigen, Einlegen und Montieren beschaffte Italien 1.149 Einheiten an Industrierobotern. Das waren 57,6 Prozent mehr als 2019. Diese unterteilen sich unter anderem in Assembly-Roboter, welche für das Einlegen und die Montage in der Industrie um 92 Prozent im Jahresvergleich zulegten. Assembly-Roboter machten im Jahr 2021 rund 69 Prozent der Schweißroboter aus. Roboter für die mechanische Montage und das Befestigen legten um 6,9 Prozent zu. Für das Schneiden kamen 203 Roboter neu zum Einsatz (-1,5 Prozent). Für die Oberflächenbehandlung, Lackierung und das Auftragen anderer Substanzen 115 Einheiten (-17,3 Prozent). Weitere 589 Roboter waren in der Statistik dem Sammelposten Andere zugeordnet und legten um fast 120 Prozent zu. 

    Logistik und Medizintechnik mit Bedarf

    Auch in der Logistik wollen Unternehmen ihre Prozesse mithilfe von Robotern optimieren. Aufgrund des wachsenden E-Commerce werden Aufträge immer kleinteiliger, Lieferzeiten kürzer und Retouren frequentierter. Arbeitskräfte für körperlich anstrengende, aber geistig weniger fordernden Tätigkeiten im Lager fehlen. Roboter bedeuten konstante und planbare Kosten, die dies ausgleichen könnten. Auch die Ausweitung der Betriebszeit (Nachtarbeit, Wochenendarbeit) ist durch Automatisierung leichter und günstiger zu realisieren. Besonders aufgrund von Italiens Status als Modeland wird die Republik ein Wachstumsmarkt für Robotik bleiben. In Zukunft weisen Experten steigende Durchsatzzahlen in der Logistik auf.

    Das hat auch das Münchener Unternehmen Magazino nach Italien gelockt. Es entwickelt und verkauft unter anderem autonome Pick-By-Roboter für Schuhkartonlager: „Das hohe Lohnniveau in Norditalien in Kombination mit vielen ungenutzten Automatisierungspotentialen ist der Grund für Magazino, Italien neben dem DACH-Raum und Benelux als Hauptzielmarkt für unsere Logistikautomatisierungslösung TORU zu betrachten“, sagt Senior Sales Manager Thomas Bielmeier. 

    Im Gesundheitssektor kommen ebenfalls mehr und mehr Roboter zum Einsatz. Laut einer Studie von Alira Health finden in Italien mithilfe von 115 chirurgischen Robotern pro Jahr rund 25.000 Eingriffe statt, mehrheitlich in der Urologie. Weitere interessante Einsatzfelder in Italien sind laut Experten die Landwirtschaft, die Reinigungswirtschaft und das Gastgewerbe. 


    Von Oliver Döhne | Mailand

  • Produktion: Italienische Roboter besonders vielfältig

    Italien produziert sowohl Industrie- als auch Serviceroboter, wenn auch nicht in großer Zahl. Expertise besteht in der Forschung von Bio- und Weltraumrobotik.  

    Italiens Produktion von Industrierobotern lag im Jahr 2021 bei 2.200 Einheiten und damit etwa 15 Prozent unter dem Output von 2019. Von den 2.200 Robotern waren 1.134 artikulierte Roboter und 992 kartesische Roboter. 

    Comau ist wichtigster Hersteller von Robotern

    In Italien beschäftigen sich nach Angaben der Stiftung Symbola über 429.000 Personen mit Robotik. Der Branchenschwerpunkt ist in den Städten Mailand, Rom und Neapel angesiedelt. Gemessen am Umsatz liegt Piemont bei einem Regionenvergleich vor der Lombardei. 

    Wichtigster Hersteller ist das zur Stellantis-Gruppe gehörende Unternehmen Comau aus Turin in Piemont. Das Unternehmen produziert unter anderem Handhabungs-, Schweiß-, Palettier- und Maschinenbeschickungsroboter sowie fahrerlose Transportsysteme. Eine besondere Spezialität von Comau sind kollaborative Roboter, wie der selbst entwickelte AURA ("Advanced Use Robotic Arm"): er kann in direkter Zusammenarbeit mit einem Menschen Nutzlasten von bis zu 170 Kilogramm manövrieren. Eine weitere Entwicklung von Comau ist das Exoskelett Mate. Es unterstützt Arm- und Schulterbewegungen bei anstrengender körperlicher Arbeit. Ähnlich wie der Technologiekonzern ABB bietet Comau seine Roboter wahlweise auch ohne eigene Steuerung an.  

    In der Automatisierung in Italien sind außerdem tätig: Alumotion, AutomationWare, BM Group Polytec, BNP; Bonfiglioli, CMA Robotics, Cosberg, Danieli Telerobot Labs, Datalogic, Egicon, Fameccanica, Gaiotto Automation, Inventio, Iuvo, Loccioni, Prima Industrie, qbrobotics, Roboticom, Robox, Smart Robots, Springa, Tiesse Robot, Vision Device. Der sizilianische Systemintegrator Demur ist unter anderem im Segment Palettierung ein wichtiger Branchenakteur, besonders in der Landwirtschaft- und Lebensmittelindustrie.

    In den vergangenen Jahren hat es in Italien eine Reihe von Übernahmen durch ausländische Unternehmen gegeben. So kaufte die chinesische Efort Intelligent Equipment im Jahr 2015 den italienischen Lackierroboterproduzenten CMA, in 2016 den Systemintegrator Evolut und in 2017 den Motion Control-Experten Robox sowie den Kfz-Systemintegrator Wfc. 

    Hälfte der Produktion geht ins Ausland

    Aus der italienischen Produktion von Industrierobotern wurden im Jahr 2021 mit 1.215 Einheiten etwas mehr als die Hälfte von der eigenen Industrie behalten. Rund 1.000 Roboter wurden exportiert, unter anderem in die USA, nach Belgien aber auch nach Deutschland. Die importierten 10.457 Roboter kamen unter anderem aus Deutschland, Luxemburg, Schweden, Frankreich und den Niederlanden. Deutschland liegt somit, laut HS Klassifizierung 847950 (Industrieroboter) bei den Importen auf dem ersten Platz (32,3 Prozent) und beim Export auf dem dritten Platz (10,7 Prozent).

    Italien ist selbst ein großer Hersteller von Werkzeugmaschinen, importierte im Jahr 2021 aber dennoch solche Maschinen im Wert von 2,2 Milliarden Euro. Davon kamen knapp 684 Millionen Euro aus Deutschland. Es ist davon auszugehen, dass Spezialmaschinen aus Deutschland auch in der italienischen Roboterproduktion zum Einsatz kommen. 

    Expertise in Bio- und Weltraumrobotik

    Eine wichtige Adresse in der italienischen Roboterforschung ist das Institut für Biorobotik der Universität Sant'Anna in Pisa. Es spezialisiert sich auf die Bereiche medizinische, neurowissenschaftliche und bio-inspirierte Robotik. Dort wurde unter anderem ein chirurgischer Roboter namens Era Endoscopy entwickelt, der schmerzfreie Darmspiegelungen durchführt. Das von Sant'Anna ausgegliederte Unternehmen Prensilia konstruierte die anthropomorphe Hand Mia. Ein weiteres relevantes Forschungsinstitut ist das Istituto Italiano di Tecnologia (ITT) in Genua. Von dort ging unter anderem die Roboterprothesenhand Hannes hervor, die über einer dynamischen Anpassungsdruck verfügt. Auch der Soft-Robot Plantoid wurde im ITT geschaffen, dessen Verhalten von Pflanzen inspiriert ist. 

    Zum Thema Industrierobotik forschen unter anderem das Politecnico Mailand, das Politecnico Turin, das Institut STIIMA des Nationalen Wissenschaftsrats CNR sowie die Universitäten Brescia, Roma Tre, Salerno, Verona, Ancona und Parma. Die Nationale Agentur für neue Technologien (ENEA) untersucht zudem den Einsatz von Robotik zum Überwachen der nationalen Kulturerben, der Küstengewässer und der Energieinfrastruktur. Im Labor für Robotik des Technischen Kulturdistrikt Lazium wird in Zusammenarbeit mit der ENEA beim Betreuten Wohnen der Einsatz von Robotern geprüft.

    Der italienische Rüstungs-, Informationssicherheits- und Luft- und Raumfahrtkonzern Leonardo entwickelt zurzeit in Kooperation mit dem französischen Rüstungskonzern Thales Robotik-Anwendungen für die Raumfahrt. Er trägt außerdem unter anderem mit unbemanntem Bohr- und Explorationsequipment zur NASA-Mission ExoMars bei.  

    Von Oliver Döhne | Mailand

  • Strategien und Ziele: Starke Kaufanreize und hohe Fördersummen

    Italien fördert Firmen erheblich beim Kauf von Robotern. Mithilfe europäischer Fördergelder sollen künftig auch Bildung und Forschung intensiver unterstützt werden. 

    Für Italien ist der digitale Wandel ein zentrales Modernisierungsziel. Dieses beinhaltet Forschung, Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz und Robotik. Im November 2021 veröffentlichte die Regierung ein Strategiepapier für künstliche Intelligenz ("Programma Strategico di Intelligenza Artificiale 2022-24"), das folgende drei Schwerpunkte setzt: Kompetenzen, Forschung und Anwendungen. 

    Zahlreiche Anreize für mehr Know-how und Equipment

    Um die nötigen Kompetenzen für den digitalen Wandel zu schaffen, plant Italien unter anderem Stipendien für Doktorate. Diese konzentrieren sich insbesondere im Bereich öffentliche Verwaltung und Forschung. Außerdem sollen vermehrt naturwissenschaftliche und technische Fächer an Schulen angeboten werden. In Italiens Recovery Plan sind für das Thema Schule 4.0 ("Scuola 4.0") rund 2,1 Milliarden Euro für die Digitalisierung des Schulwesens eingeplant. Die Mittel sollen unter anderem für die Einrichtung von 100.000 digitalen Lernumgebungen verwendet werden, dabei liegt der Schwerpunkt auf Programmieren, Robotik, Virtueller Realität und digitaler Didaktik. Außerdem soll es hier eine direkte Verbindung zu Startups und weiteren innovativen Unternehmen geben.

    Für den Modernisierungsschwerpunkt Forschung sind unter anderem die Einrichtung einer Forschungsarchitektur mithilfe einer zentralen Integrationsplattform vorgesehen. Es sollen mehr offene Datensets und Softwares bereitgestellt werden. Diese können von Startups und Unternehmen genutzt werden, um marktreife Prototypen weiterverarbeiten zu können. Außerdem wird es mehr Ausschreibungen für öffentlich-private Entwicklungspartnerschaften und Forschungsstipendien für Pionierforschung im Bereich kreative Künstliche Intelligenz (KI) geben.

    Bezüglich der Anwendung fördert die Regierung den Kauf von Industrie 4.0-Ausrüstung über das Programm "Transizione 4.0". Unternehmen, die kollaborative Roboter (Cobots) oder andere Roboter erwerben und in der Produktion einsetzen, erhalten Steuergutschriften. Diese Gutschriften betragen im Jahr 2022 für Anschaffungen bis 2,5 Millionen Euro 40 Prozent, für Käufe zwischen 2,5 Millionen Euro und 10 Millionen Euro 20 Prozent und für solche über 10 Millionen Euro 10 Prozent. Ab 2023 sinken die genannten Fördersätze auf jeweils 20 Prozent, 10 Prozent und 5 Prozent. 

    Experten stufen Strategiepapier als zu unkonkret ein

    Mit Ausnahme des Industrie 4.0-Programms beurteilen Experten das Strategiepapier der italienischen Regierung für zu unkonkret. In Anbetracht des veralteten Ausbildungssystems, der geringen Finanzierungsmittel und der fragmentierten bzw. niedrig integrierten Forschungslandschaft hat Italien auf dem Weg des digitalen Wandels noch viel vor sich. Bei einem weitreichenden Einsatz von Automatisierungstechnik muss eine Standardisierung und Digitalisierung vorausgehen. Laut der Experten ist dies in vielen Branchen erst teilweise gegeben. Oft liegt der Fokus auf Design und Produktion. Beim Einsparpotenzial durch Roboter in der Logistik besteht noch wenig Erfahrung und in den vielfach kleinen Familienbetrieben fehlt die Basisinfrastruktur. Der digitale Sprung ist trotz der Förderungen somit eher unsicher einzustufen.

    Neuer Fonds für experimentelle Entwicklung

    Ab September 2022 steht ein neuer Fonds für die Industrierecherche, experimentelle Entwicklung von Anwendungen und Organisationsinnovationen bereit. Dieser umfasst eine Größe von 45 Millionen Euro und ermöglicht Zuschüsse für Personal-, Ausrüstung-, Forschungs- und Materialkosten für Projekte zwischen 500.000 und 2 Millionen Euro. Großkonzerne können nur in Zusammenarbeit mit kleinen oder mittelgroßen Unternehmen daran teilhaben. Mit dem Fond sollen besonders die Bereiche KI, Blockchain und Internet of Things gefördert werden. Zielsektoren sind die verarbeitende Industrie, das Bildungswesen, die Landwirtschafts- und Lebensmittelindustrie, Gesundheit, Umwelt, Infrastruktur, Kultur/Tourismus, Logistik/Mobilität, IT-Sicherheit sowie Raumfahrt. 

    Für die Industrierecherche durch Mikro- und Kleinunternehmen betragen die Zuschüsse 70 Prozent und für mittlere Firmen 60 Prozent. Für die experimentelle Entwicklung liegt der Fördersatz für Mikro- und  Kleinunternehmen bei 45 Prozent, für mittlere bei 35 Prozent und für Großfirmen und Forschungszentren bei 25 Prozent. 

    Regierung schützt strategische Firmen

    Italien verfolgt eine sogenannte "Golden Power"-Politik. Mit dieser kann die Regierung Mehrheitsübernahmen strategischer Firmen durch ausländische Unternehmen blockieren, auch im Bereich Robotik. Die chinesische Firma Efort Intelligent Equipment wollte beispielsweise im Juni 2022 ihren Anteil an der piemontesischen Robox, einem Systemintegrator für die Kfz-Industrie, von 40 auf 49 Prozent erhöhen. Efort plante, Quellcodes und technische Daten für eine Software zur Optimierung der Bewegungssteuerung für Industrieroboter auf sich übertragen. Die Anteilserhöhung erfolgt, den Transfer von Knowhow stoppte die italienische Regierung jedoch.  

    Robotikverbände verfolgen vielfältige Ziele

    Mit SIRI ("Associazione Italiana di Robotica e Automazione") besteht ein eigener italienischer Fachverband für Robotik und Automatisierung. Er ist Teil des Dachverbandes für Werkzeugmaschinen, Robotik und Automatisierung (UCIMU). Erklärtes Ziel von SIRI ist es, zum Fortschritt der Robotik und damit verbundener Technologien beizutragen. Dies betrifft besonders die wissenschaftlichen, technischen, ethischen und sozialen Aspekte. Der Verband will dabei helfen, die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten mit dem Bedarf der Nutzer zu koordinieren. Dabei soll der interdisziplinäre Charakter dieses Feldes besonders beachtet werden. Außerdem sollen mögliche soziale, ethische und wirtschaftliche Probleme untersucht werden, zum Beispiel Unternehmensorganisation und Arbeitssicherung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die stärkere Ausrichtung von Schul- und Berufsbildung auf neue Technologien.

    Weitere Branchenverbände und -cluster aus Unternehmen, Forschungsinstituten und Institutionen sind das Institut I-Rim ("Istituto di Robotica e Macchine Intelligenti"), Fabbrica Intelligente, Aidam und Intellimec. 


    Ausgewählte Investitions- und oder Forschungsprojekte in der Robotik in Italien (Auswahl)

    Akteur/Projekt

    Investitionssumme in Mio. Euro 

    Anmerkungen

    Operation 2.0

    k.A.

    Simulationslabor für Chirurgierobotik an der Hochschule Sant'Anna in Pisa

    Joiint Lab

    k. A.

    Entwicklung maßgeschneiderter Roboter für Industrieanwendungen im Innovationspark Kilometro Rosso bei Bergamo (IIT, ABB, Brembo, Cosberg u.a.)

    InnovaMare

    5,5

    Gemeinsames EU-Projekt mit Kroatien zur Entwicklung innovativer Technologien mithilfe von Robotik und Sensoren. Unterstützt Messung und Monitoring zur künftigen Vermeidung von Unterwasserverschmutzung durch Schifffahrt und Hafenaktivitäten 

    Batterie-Gigafactory Italvolt

    3.400

    Bau der ersten Gigafactory für E-Auto-Batteriezellen in Italien. Comau liefert das Automatisierungsequipment und richtet das Forschungs- und Entwicklungslabor ein, in dem mit fortschrittlichsten Technologien an der Zukunft der Elektromobilität gearbeitet werden soll

    Terra 360 (ABB)

    k. A.

    Neues Produktions- und Exzellenzzentrum für Ladeequipment für E-Mobilität von ABB in San Giovanni Valdarno (Toskana)

    Comazzi Group

    k. A.

    Robotersystem für die Überwachung und Wartung der Brücke San Giorgio in Genua. Das Robotersystem basiert auf der Installation von vier Robotern an den Seiten der Brücke: 2 Inspektionsroboter und 2 Reinigungsroboter

    RTA Robotics  und  Universität Pavia

    k. A.

    Kooperationsvereinbarung mit der Universität Pavia für Robotikforschung, Austausch von Know-how und neue Robotikdoktorate. RTA ist Vertriebspartner der Konstanzer Fruitcore Robotics GmbH

    Quelle: Pressemitteilungen, Recherchen von Germany Trade & Invest 2022


    Von Oliver Döhne | Mailand

  • Rahmenbedingungen: Keine Marktzugangsbeschränkungen

    In Italien gelten grundsätzlich die gleichen Rahmenbedingungen wie in Deutschland. Die Europäische Union wird dahingehend ihre Maschinen- und Robotiknormen aktualisieren. 

    Gültig sind die Regeln des gemeinsamen Marktes der Europäischen Union. Marktzugangsbeschränkungen sind nicht vorgesehen. Für die Sicherheit von Robotern ist in der Europäischen Union (EU) die Verordnung 2006/42/EC richtungsweisend. Diese wird in Kürze durch eine neue Richtlinie für Maschinen, Künstliche Intelligenz und Internet of Things abgelöst. Einen schriftlichen Vorschlag brachte die Kommission am 21. April 2021 ein (COM/2021/202). 

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Oliver Döhne | Mailand

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest/Italien

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Italien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministero dello Sviluppo Economico

    Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung (Förderinstrumente)

    SIRI - Associazione Italiana di Robotica e Automazione

    Italienischer Verband für Robotik und Automatisierung

    100 Italian Robotics & Automation Stories

    Überblick über die Aktivitäten italienischer Branchenfirmen (englischsprachig)

    I-Rim

    Robotikverband

    UCIMU

    Verband italienischer Hersteller von Werkzeugmaschinen, Robotern, Automatisierungs- und Hilfsprodukten

    Programma Strategico di Intelligenza Artificiale 2022-24

    Strategieprogramm für Künstliche Intelligenz 2022-24 (englischsprachig)

    AIDAM

    Italienischer Verband für Mechatronische Automatisierung

    Intellimech

    Konsortium für Mechatronik

    JOiiNT LAB 

    Robotic Intelligence League Bergamo - Kilometro Rosso

    Fabbrica Intelligente

    Cluster Robotik

    DIH Lombardia

    Digital Innovation Hub Lombardei

    Distretto Microelettronica Pavia

    Cluster Mikroelektronik Pavia

    MUSP Tecnopolo Piacenza

    Cluster Piacenza

    33.BI-MU

    Fachmesse für Metallverarbeitungsmaschinen, Robotik, Automation und Technologien

    Fiera Milano Rho 12.-15. Oktober 2022

    Lamiera

    Fachmesse für Metallbe- und -verarbeitung, Schweißtechnik

    Fiera Milano Rho 10.-13. Mai 2023

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