Italien produziert sowohl Industrie- als auch Serviceroboter, wenn auch nicht in großer Zahl. Expertise besteht in der Forschung von Bio- und Weltraumrobotik.
Italiens Produktion von Industrierobotern lag im Jahr 2021 bei 2.200 Einheiten und damit etwa 15 Prozent unter dem Output von 2019. Von den 2.200 Robotern waren 1.134 artikulierte Roboter und 992 kartesische Roboter.
Comau ist wichtigster Hersteller von Robotern
In Italien beschäftigen sich nach Angaben der Stiftung Symbola über 429.000 Personen mit Robotik. Der Branchenschwerpunkt ist in den Städten Mailand, Rom und Neapel angesiedelt. Gemessen am Umsatz liegt Piemont bei einem Regionenvergleich vor der Lombardei.
Wichtigster Hersteller ist das zur Stellantis-Gruppe gehörende Unternehmen Comau aus Turin in Piemont. Das Unternehmen produziert unter anderem Handhabungs-, Schweiß-, Palettier- und Maschinenbeschickungsroboter sowie fahrerlose Transportsysteme. Eine besondere Spezialität von Comau sind kollaborative Roboter, wie der selbst entwickelte AURA ("Advanced Use Robotic Arm"): er kann in direkter Zusammenarbeit mit einem Menschen Nutzlasten von bis zu 170 Kilogramm manövrieren. Eine weitere Entwicklung von Comau ist das Exoskelett Mate. Es unterstützt Arm- und Schulterbewegungen bei anstrengender körperlicher Arbeit. Ähnlich wie der Technologiekonzern ABB bietet Comau seine Roboter wahlweise auch ohne eigene Steuerung an.
In der Automatisierung in Italien sind außerdem tätig: Alumotion, AutomationWare, BM Group Polytec, BNP; Bonfiglioli, CMA Robotics, Cosberg, Danieli Telerobot Labs, Datalogic, Egicon, Fameccanica, Gaiotto Automation, Inventio, Iuvo, Loccioni, Prima Industrie, qbrobotics, Roboticom, Robox, Smart Robots, Springa, Tiesse Robot, Vision Device. Der sizilianische Systemintegrator Demur ist unter anderem im Segment Palettierung ein wichtiger Branchenakteur, besonders in der Landwirtschaft- und Lebensmittelindustrie.
In den vergangenen Jahren hat es in Italien eine Reihe von Übernahmen durch ausländische Unternehmen gegeben. So kaufte die chinesische Efort Intelligent Equipment im Jahr 2015 den italienischen Lackierroboterproduzenten CMA, in 2016 den Systemintegrator Evolut und in 2017 den Motion Control-Experten Robox sowie den Kfz-Systemintegrator Wfc.
Hälfte der Produktion geht ins Ausland
Aus der italienischen Produktion von Industrierobotern wurden im Jahr 2021 mit 1.215 Einheiten etwas mehr als die Hälfte von der eigenen Industrie behalten. Rund 1.000 Roboter wurden exportiert, unter anderem in die USA, nach Belgien aber auch nach Deutschland. Die importierten 10.457 Roboter kamen unter anderem aus Deutschland, Luxemburg, Schweden, Frankreich und den Niederlanden. Deutschland liegt somit, laut HS Klassifizierung 847950 (Industrieroboter) bei den Importen auf dem ersten Platz (32,3 Prozent) und beim Export auf dem dritten Platz (10,7 Prozent).
Italien ist selbst ein großer Hersteller von Werkzeugmaschinen, importierte im Jahr 2021 aber dennoch solche Maschinen im Wert von 2,2 Milliarden Euro. Davon kamen knapp 684 Millionen Euro aus Deutschland. Es ist davon auszugehen, dass Spezialmaschinen aus Deutschland auch in der italienischen Roboterproduktion zum Einsatz kommen.
Expertise in Bio- und Weltraumrobotik
Eine wichtige Adresse in der italienischen Roboterforschung ist das Institut für Biorobotik der Universität Sant'Anna in Pisa. Es spezialisiert sich auf die Bereiche medizinische, neurowissenschaftliche und bio-inspirierte Robotik. Dort wurde unter anderem ein chirurgischer Roboter namens Era Endoscopy entwickelt, der schmerzfreie Darmspiegelungen durchführt. Das von Sant'Anna ausgegliederte Unternehmen Prensilia konstruierte die anthropomorphe Hand Mia. Ein weiteres relevantes Forschungsinstitut ist das Istituto Italiano di Tecnologia (ITT) in Genua. Von dort ging unter anderem die Roboterprothesenhand Hannes hervor, die über einer dynamischen Anpassungsdruck verfügt. Auch der Soft-Robot Plantoid wurde im ITT geschaffen, dessen Verhalten von Pflanzen inspiriert ist.
Zum Thema Industrierobotik forschen unter anderem das Politecnico Mailand, das Politecnico Turin, das Institut STIIMA des Nationalen Wissenschaftsrats CNR sowie die Universitäten Brescia, Roma Tre, Salerno, Verona, Ancona und Parma. Die Nationale Agentur für neue Technologien (ENEA) untersucht zudem den Einsatz von Robotik zum Überwachen der nationalen Kulturerben, der Küstengewässer und der Energieinfrastruktur. Im Labor für Robotik des Technischen Kulturdistrikt Lazium wird in Zusammenarbeit mit der ENEA beim Betreuten Wohnen der Einsatz von Robotern geprüft.
Der italienische Rüstungs-, Informationssicherheits- und Luft- und Raumfahrtkonzern Leonardo entwickelt zurzeit in Kooperation mit dem französischen Rüstungskonzern Thales Robotik-Anwendungen für die Raumfahrt. Er trägt außerdem unter anderem mit unbemanntem Bohr- und Explorationsequipment zur NASA-Mission ExoMars bei.
Von Oliver Döhne
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Mailand